Dô nam der hêrre Dietrîch · ſelbe ſîn gewant;
im half, daß er ſich wâfente, · der alte Hildebrant.
dô klagte alſô ſêre · der kreftige man,
daß daß hûs erdießen · von ſîner ſtimme began.
Do gewan er aber widere · rehten heldes muot.
in grimme wart gewâfenet · dô der degen guot.
einen ſchilt vil veſten · den nam er an die hant:
ſi giengen balde danne, · er unde meiſter Hildebrant.
Dô ſprach von Tronje Hagene: · „ich ſihe dort her gân
den hêrren Dietrîche: · der wil uns beſtân
nâch ſînem ſtarken leide, · daß im iſt hie geſchehen.
man ſol daß hiute kieſen, · wem man des beſten müge jehen.
„Jane dunket ſich von Berne · der hêrre Dietrîch
nie ſô ſtark des lîbes · und ſô gremlîch,
und wil erß an uns rechen, · daß im iſt getân,“
alſô redete Hagene, · „ich getar in harte wol beſtân.“
Diſe rede hôrte · Dietrîch und Hildebrant.
er kom, dâ er die recken · beide ſtênde vant
ûßen vor dem hûſe · geleinet an den ſal.
ſînen ſchilt den guoten · ſatzt hêr Dietrîch ze tal.
In leitlîchen ſorgen · ſprach hêr Dietrîch:
„wie habt ir ſô geworben, · Gunther, künic rîch,
wider mich ellenden? · waß het ich iu getân?
alles mînes trôſtes · des bin ich eine beſtân.
„Iuch endûhte niht der volle · an der grôßen nôt,
dô ir uns Rüedegêre · den helet ſluoget tôt:
nu habt ir mir erbunnen · aller mîner man.
jane het ich iu helden · ſolher leide niht getân.
„Gedenket an iuch ſelben · und an iuwer leit,
tôt der iuwer vriunde · und ouch diu arbeit,
ob eß iu guoten recken · beſwârt iht den muot.
ouwê, wie rehte unſanfte · mir tôt der Rüedegêres tuot!
„Eß geſchach ze dirre werlde · nie manne leider mêr.
ir gedâhtet übele · an mîn und iuwer ſêr.
ſwaß ich vreuden hête, · diu liget von iu erslagen:
ja enkan ich nimmer mêre · die mîne mâge verklagen.“
„Jane ſî wir niht ſô ſchuldec,“ · ſprach dô Hagene.
„eß giengen ze dem hûſe · die iuwer degene
gewâfent wol ze vlîße · mit einer ſchar ſô breit.
mich dunket, daß diu mære · iu niht rehte ſint geſeit.“
„Waß ſol ich mêr gelouben? · mir ſagt Hildebrant:
dô mîne recken gerten · von Amelunge lant,
daß ir in Rüedegêre · gæbet ûß dem ſal,
dô bütet ir niuwan ſpotten · den mînen recken her ze tal.“
Dô ſprach der vogt von Rîne: · „ſi jâhen, wolden tragen
Rüedegêr von hinne: · den hieß ich in verſagen
Etzeln ze leide · und niht den dînen man,
unz daß dô Wolfhart · dar umbe ſchelten began.“
Dô ſprach der helt von Berne: · „eß muoſe et alſô ſîn.
Gunther, künic edele, · durch die zühte dîn
ergetze mich der leide, · die mir ſint getân,
und ſüene eß, rîter küene, · ſô wil ich gar die ſchulde lân.
„Ergip dich mir ze gîſel, · du und dîn man:
ſô wil ich iuch behüeten, · ſo ich aller beſte kan,
daß dir hie zen Hiunen · niemen niht entuot.
du ſolt an mir niht vinden · niuwan triuwe und alleß guot.“
„Daß enwelle Got von himele,“ · ſprach dô Hagene,
„daß ſich dir ergæben · zwêne degene,
die du ſô werlîche · noch ſiheſt gewâfent ſtân.
daß hieße ein michel ſchande · und wær ouch übele getân.“
„Irn ſult eß niht verſprechen,“ · ſprach aber Dietrich.
„Gunther unde Hagene, · jâ habt ir beide mich
ſô ſêre beſwæret, · daß herze und ouch den muot,
und welt ir michs ergetzen, · daß irß vil billîchen tuot.
„Ich gibs iu mîne triuwe · und ſicherlîche hant,
daß ich mit iu wider heim · rîte in iuwer lant.
ich geleite iuch nâch den êren · oder ich gelige tôt
und wil durch iuch vergeßßen · der mînen grœßlîchen nôt.“
„Nu enmuotet ſîn niht mêre,“ · ſprach aber Hagene.
„von uns enzimt daß mære · niht wol ze ſagene,
daß ſich iu ergæben · zwên alſô küene man.
nu ſiht man bî iu niemen · wan eine Hildebrande ſtân.“
Des antwurte Hildebrant: · „iuch möhte wol gezemen
den vride mînes hêrren · ob ir den ruochtet nemen:
eß kumt noch an die ſtunde · vil lîhte in kurzer zît,
daß ir in gerne næmet · und in iu danne niemen gît.“
„Jâ næme ich ê die ſuone,“ · ſprach ab Hagene,
„ê ich ſô leſterlîche · von eime degene
vlühe, meiſter Hildebrant, · als ir hie habt getân:
ich wânde ûf mîne triuwe, · ir kundet baß gein vînden ſtân.“
Dô ſprach meiſter Hildebrant: · „zwiu verwîßet ir mir daß?
nu wer was, der ûfme ſchilde · vor dem Wasgenſteine ſaß,
dô im von Spâne Walther · ſô vil der mâge ſluoc?
ouch habt ir noch ze zeigen · an iu ſelben genuoc.“
Dô ſprach der hêrre Dieterîch: · „daß enzimt niht helde lîp,
daß ſi ſuln ſchelden · ſam diu alten wîp.
ich verbiute iu, meiſter Hildebrant, · daß ir iht ſprechet mêr.
mich ellenden recken · twinget grœßlîchiu ſêr.
„Lât hœren, vriunt Hagene,“ · ſprach dô Dietrîch,
„waß ir ê redetet, · ir recken lobelîch,
dô ir mich gewâfent · zuo iu ſâhet gân?
ir jâhet, daß ir eine · mit ſtrîte woldet mich beſtân.“
„Jane lougent iu des niemen,“ · ſprach Hagene der degen,
„ich enwelleß hie verſuochen · mit den ſtarken ſlegen,
eß enſî, daß mir zebreſte · daß Niblunges ſwert.
mir iſt zorn, daß unſer beider · hie ze gîſel iſt gegert.“
Dô Dietrîch gehôrte · den grimmen Hagnen muot,
den ſchilt vil balde zucte · der ſnelle degen guot.
wie balde gein im Hagene · von der ſtiegen ſpranc!
Niblunges ſwert daß guote · vil lûte ûf Dietrîch erklanc.
Dô weſſe wol hêr Dieterîch, · daß der küene man
vil grimmes muotes wære: · ſchirmen im began
der hêrre von Berne · vor angeſtlîchen ſlegen.
vil wol erkander Hagenen: · er was ein ûßerwelter degen.
Ouch vorht er Balmunge, · ein wâfen ſtarc genuoc.
under wîlen Dietrîch · mit liſten wider ſluoc,
unz daß er Hagenen · mit ſtrîte doch betwanc.
er ſluog im eine wunden, · diu was tief unde lanc.
Do gedâht der hêrre Dieterîch: · „du biſt in nôt erwigen;
ich hâns lützel êre, · ſoltu nu tôt geligen.
ich wil eß ſus verſuochen, · ob ich entwingen kan
dich mir zeinem gîſel.“ · daß wart mit ſorgen getân.
Den ſchilt ließ er vallen: · ſîn ſterke diu was grôß;
Hagnen von Troneje · mit armen er beslôß.
des wart dô betwungen · von im der küene man.
Gunther der edele · dar umbe trûren began.
Hagene bant dô Dieterîch · und vuorte in, dâ er vant
die edelen küneginne, · und gab ir bî der hant
den küeniſten recken, · der ie ſwert getruoc.
nâch ir vil ſtarkem leide · dô wart ſi vrœlîch genuoc.
Vor liebe neic dem degene · daß Etzelen wîp:
„immer ſî dir ſælec · dîn herze und ouch dîn lîp.
du hâſt mich wol ergetzet · aller mîner nôt:
daß ſol ich immer dienen, · mich enſûme der tôt.“
Dô ſprach der hêrre Dieterîch: · „ir ſult in lân geneſen,
vil edeliu küneginne. · eß mac vil wol noch weſen,
daß iuch ſîn dienſt ergetzet, · daß er iu hât getân:
er ſol des niht enkelten, · daß irn gebunden ſehet ſtân.“
Dô hieß ſi vüeren Hagenen · an ſînen ungemach,
dâ er lac besloßßen · und dâ in niemen ſach.
Gunther der künic edele · rüefen dô began.
„war kom der helt von Berne? · der hât mir leide getân.“
Dô gie im hin engegene · der hêrre Dietrîch.
Guntheres ellen · daß was vil lobelîch;
do enbeit ouch er niht mere, · er lief her vür den ſal.
von ir beiden ſwerten · huob ſich ein grœßlîcher ſchal.
Swie vil der hêrre Dieterîch · lange was gelobt,
Gunther was ſô ſêre · erzürnet und ertobt:
wan er nâch ſtarkem leide · dô ſîn vîent was.
man ſagt eß noch ze wunder, · daß dô hêr Dietrîch genas.
Ir ellen und ir ſterke · beide wâren grôß.
palas und türne · von ir ſlegen dôß,
dô ſi mit ſwerten hiuwen · ûf die helme guot.
eß hete der künic Gunther · einen hêrlîchen muot.
Sît twanc in der von Berne, · als Hagnen ê geſchach.
daß bluot man durch die ringe · dem helde vließen ſach
von einem ſtarken ſwerte, · daß truoc hêr Dietrîch.
doch het gewert hêr Gunther · nâch müede loblîchen ſich.
Der hêrre wart gebunden · von Dietrîches hant,
ſwie künege niene ſolden · lîden ſolhiu bant.
er dâht, ob er ſi ließe, · den künec und ſînen man,
alle, die ſi vünden, · die müeſen tôt vor in beſtân.
Dietrîch von Berne · der nam in bî der hant:
dô vuorte er in gebunden, · da er Kriemhilde vant.
dô was mit ſîme leide · ir ſorge ein teil benomen.
ſi ſprach: „künic Gunther, · ſît mir grôße willekomen.“
Er ſprach: „ich ſold iu nîgen, · vil edel ſweſter mîn,
ob iuwer grüeßen mehte · genædeclîcher ſîn.
ich weiß iuch, küneginne, · ſô zornec gemuot,
daß ir mich und Hagenen · vil ſwacheß grüeßen getuot.“
Dô ſprach der helt von Berne: · „vil edel küneges wîp,
eß enwart nie gîſel mêre · ſô guoter rîter lîp,
als ich iu, vrouwe hêre, · an in gegeben hân.
nu ſolt ir die ellenden · mîn vil wol genießen lân.“
Si jach, ſi tæte eß gerne. · dô gie hêr Dietrîch
mit weinenden ougen · von den helden lobelîch.
ſît rach ſich grimmeclîche · daß Etzelen wîp:
den ûß erwelten degenen · nam ſi beiden den lîp.
Si lie ſi ligen ſunder · durch ir ungemach,
daß ir ſît dewedere · den andern nie geſach.
unz ſi ir bruder houbet · hin vür Hagenen truoc.
der Kriemhilde râche · wart an in beiden genuoc.
Dô gie diu küneginne, · dâ ſi Hagnen ſach;
wie rehte vîntlîche · ſi zuo dem recken ſprach:
„welt ir mir geben widere, · daß ir mir habt genomen,
ſô megt ir noch wol lebende · heim zuo den Burgunden komen.“
Dô ſprach der grimme Hagene: · „diu rede iſt gar verlorn,
vil edeliu küneginne. · jâ hân ich des geſworn,
daß ich den hort iht zeige: · die wîle daß ſi leben,
deheiner mîner hêrren, · ſo enwirt er nieman gegeben.“
„Ich bringeß an ein ende,“ · ſô ſprach daß edel wîp.
dô hieß ſi ir bruoder · nemen dâ den lîp.
man ſluoc im ab daß houbet: · bî hâre ſi eß truoc
vür den helt von Troneje: · dô wart im leide genuoc.
Alſô der ungemuote · ſîns hêrren houbet ſach,
widre Kriemhilde · dô der recke ſprach:
„du hâſt eß zeinem ende · nâch dîme willen brâht,
und iſt ouch rehte ergangen, · als ich mir hête gedâht.
„Nu iſt von Burgunde · der edel künic tôt,
Gîſelher der junge · und ouch Gêrnôt.
den ſchatz weiß nu nieman · wan Got unde mîn:
der ſol dich vâlentinne · immer gar verholn ſîn.“
Si ſprach: „ſô habt ir übele · geltes mich gewert;
ſô wil ich doch behalten · daß Sîvrides ſwert.
daß truoc mîn holder vriedel, · dô ich in jungiſt ſach,
an dem mir herzen leide · vor allem leide geſchach.“
Si zôch eß von der ſcheide: · daß kunder niht erwern.
dô dâhte ſi den recken · des lebenes behern.
ſi huob eß mit ir handen, · daß houbet ſi im abe ſluoc.
daß ſach der künic Etzele: · dô was im leide genuoc.
„Wâfen,“ ſprach der vürſte, · „wie iſt nu tôt gelegen
von eines wîbes handen · der aller beſte degen,
der ie kom ze ſturme · oder ie ſchilt getruoc!
ſwie vîent ich im wære, · eß iſt mir leide genuoc.“
Dô ſprach meiſter Hildebrant: · „ja geniußet ſi es niht,
daß ſi in ſlahen torſte; · ſwaß halt mir geſchiht,
ſwie er mich ſelben brâhte · in angeſtlîche nôt,
iedoch ſô wil ich rechen · des küenen Tronjæres tôt.“
Hildebrand mit zorne · ze Kriemhilde ſpranc:
er ſluoc der küneginne · eines ſwertes ſwanc.
jâ tet ir diu ſorge · von dem degene wê;
waß maht ſi gehelfen, · daß ſi vil grœßlîchen ſchrê?
Dô was gelegen über al · dâ der veigen lîp:
ze ſtucken lac gehouwen · dô daß edel wîp.
Etzel unde Dietrîch · weinen dô began:
ſi klageten jæmerlîche · beide mâge unde man.
Diu vil mîchel êre · was dâ gelegen tôt:
die liute heten alle · jâmer unde nôt.
mit leide was verendet · des küneges hôhgezît,
als ie diu liebe leide · an dem ende gerne gît.
Ine kan iu niht beſcheiden, · waß ſider dâ geſchach,
wan kriſten unde heiden · weinen man dâ ſach,
wîb unde knehte · und manege ſchœne meit:
die heten nâch ir vriunden · diu allergrœßiſten leit.
Ine ſage iu nu niht mêre · von der grôßen nôt;
die dâ erslagen wâren, · die lâßen ligen tot —
wie ir dinc aneviengen · ſît der Hiunen diet,
hie hât daß mære ein ende: · daß iſt der Nibelunge liet.
Statt der letzten fünf Strophen hat b folgende ſechs, die beiden letzten übereinſtimmend mit A.
Hilprant mit zorne · ze Kriemhilden ſpranc.
er ſluoc der küneginne · einen ſwæren ſwertes ſwanc,
enmitten dâ der borte · ir den lîp het umbegeben.
dô muoſe diu küneginne · verlieſen dâ ir werdeß leben.
Daß ſwert daß ſneit ſô drâte, · daß ſi ſîn niht enphant,
daß ſi het gerüeret · unſanft; ſi ſprach zehant:
„dîn wâfen iſt verplawen: · du ſolteß von dir legen;
eß zimt niht wol ze tragene · eim als zierlîchen degen.“
Dô zôch er von dem vinger · einen rinc rôt guldîn;
er warf in ir vor die vüeße: · „hebt ir daß vingerlîn
ûf von der erden, · ſô habt ir wâr, edel wîp.“
ſi neic ſich nâch dem golde: · dô viel entzwei ir werder lîp.
Nu iſt ouch gelegen Kriemhilt, · ouwê der nôt:
wie rehte gar unmüeßec · was dâ der tôt!
Dietrîch und Etzel · ſêre weinen dô began:
ſi klagten inneclîche · beide wîp unde man.
Diu vil michel êre · was dâ gelegen tôt.
die liute heten alle · jâmer unde nôt.
mit leide was verendet · des küneges hôchzît,
als ie diu liebe leide · ze aller jungiſte gît.
Ich enkan iu niht beſcheiden, · waß ſider dâ geſchach,
wan rîter unde knehte · weinen man dâ ſach,
dar zuo die edeln knehte, · ir lieben vriunde tôt.
hie hât daß mær ein ende: · ditze iſt der Nibelunge nôt.