Gunther und Hagene · die recken vil balt
lobeten mit untriuwen · ein pirſen in den walt.
mit ir ſcharphen gêren · ſi wolden jagen ſwîn,
beren unde wiſende: · waß kunde küeners geſîn?
Dâ mite reit ouch Sîvrit · in êrlîchem ſite.
maneger hande ſpîſe · die vuorte man in mite.
zuo eime kalten brunnen · verlôs er ſît den lîp.
daß hete gerâten Prünhilt, · künic Guntheres wîp.
Dô gie der degen küene, · da er Kriemhilde vant.
dô was nû ûf geſoumet · ſîn edel pirsgewant
und ouch der geſellen: · ſi wolden über Rîn.
do endorfte Kriemhilde · nimmer leider geſîn.
Sîne triutinne · kuſt er an den munt:
„Got lâße mich dich, vrouwe, · geſehen noch geſunt
und mich ouch dîniu ougen. · mit holden mâgen dîn
ſoltu kurzwîlen: · ine mac heime niht geſîn.“
Dô dâhtes an diu mære, · ſi entorſte ir niht ſagen,
diu ſi Hagenen ſeite: · dô begunde klagen
diu edel küneginne, · daß ſi ie gewan den lîp.
dô weinde âne mâße · daß vil wunderſchœne wîp.
Si ſprach zuo dem recken: · „lât iuwer jagen ſîn.
mir troumde hînt leide, · wie iuch zwei wildiu ſwîn
jageten über heide: · dâ wurden bluomen rôt.
daß ich ſô ſêre weine, · des gêt mir armen wîbe nôt.
„Jâ vürhte ich harte ſêre · etelîchen rât,
ob man der deheinen · miſſedienet hât,
die uns gevüegen kunnen · vîentlîchen haß.
belîbet, lieber hêrre, · mit triuwen râte ich iu daß.“
„Mîn liebiu triutinne, · ich kume in kurzen tagen.
ine weiß hie niht der liute, · die mir iht haßßes tragen.
alle dîne mâge · ſint mir gemeine holt;
ouch hân ich an den degenen · hie niht anders verſolt.“
„Neinâ, hêrre Sîvrit, · jâ vürhtich dînen val.
mir troumde hînt leide, · wie obe dir ze tal
vielen zwêne berge: · ine ſach dich nimmer mê.
wiltu von mir ſcheiden, · daß tuot mir inneclîchen wê.“
Er umbevie mit armen · daß tugentrîche wîp,
mit minneclîchem küſſen · er trûte ir ſchœnen lîp.
mit urloube er dannen · ſchiet in kurzer ſtunt.
ſine geſach in leider · dar nâch nimmer mêr geſunt.
Dô riten ſi von dannen · in einen tiefen walt
durch kurzewîle willen; · vil manec rîter balt
riten mit dem wirte; · man vuorte ouch mit in dan
vil der edelen ſpîſe, · die die helden ſolden hân.
Geladen vil der roſſe · kom vor in über Rîn,
diu den jeitgeſellen · truogen brôt unt wîn,
vleiſch mit den viſchen · und ander manegen rât,
den ein künic ſô rîche · harte billîchen hât.
Si hießen herbergen · vür den grüenen walt
gêns wildes abeloufe · die ſtolzen jegere balt,
dâ ſi dâ jagen ſolden, · ûf einen wert vil breit.
dô was ouch komen Sîvrit: · daß wart dem künige geſeit.
Von den jeitgeſellen · wurden dô beſtân
die warte an allen ende. · dô ſprach der küene man,
Sîvrit der vil ſtarke: · „wer ſol uns in den walt
wîſen nâch dem wilde, · ir degne küene unde balt?“
„Welle wir uns ſcheiden,“ · ſprach dô Hagene,
„ê daß wir beginnen · hie ze jagene:
dâ bî mugen bekennen · ich und der hêrre mîn,
wer die beſten jegere · an diſer waltreiſe ſîn.
„Liute unde hunde · ſuln wir teilen gar:
ſô kêre ieslîcher, · dar er gerne var.
der danne jage beſte, · der ſol des haben danc.“
dô was der jeger bîten · bî ein ander niht lanc.
Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „ich hân der hunde rât
wan einen bracken, · der ſô genoßßen hât,
daß er die verte erkenne · der tiere durch den tan.
wir komen wol ze jeide,“ · ſprach der Kriemhilde man.
Dô nam ein alter jegere · einen ſpürhunt:
er brâhte den hêrren · in einer kurzen ſtunt,
dâ ſi vil tiere vunden: · ſwaß der von leger ſtuont,
diu erjeiten die geſellen, · ſô noch guote jeger tuont.
Swaß ir der bracke erſprancte, · diu ſluoc mit ſîner hant
Sîvrit der küene, · der helt von Niderlant.
ſîn ros lief ſô ſêre, · daß ir im niht entran.
den lop er vor in allen · an dem gejeide gewan.
Er was an allen dingen · biderbe genuoc.
ſîn tier daß êrſte, · daß er ze tôde ſluoc,
was ein ſtarkeß halpswuol, · mit der ſîner hant;
dar nâch er vil ſchiere · einen grimmen leuwen vant.
Der bracke den erſprancte: · er ſchôß in mit dem bogen.
eine ſcharfe ſtrâle · hete er dar in gezogen:
der leuw lief nâch dem ſchußße · wan drîer ſprünge lanc.
ſîne jeitgeſellen · die ſeiten Sîvride danc.
Dar nâch ſluoc er ſchiere · einen wiſent und einen elch,
ſtarker ûre viere · und einen grimmen ſchelch.
ſîn ros truoc in ſô balde, · daß im niht entran.
hirße oder hinde · kunde im wênec enkân.
Einen eber grôßen · vant der ſpürhunt.
als er begunde vliehen, · dô kom an der ſtunt
des gejeides meiſter · beſtuont in ûf der ſlâ.
daß ſwîn zorneclîchen · lief an den küenen degen ſâ.
Dô ſluoc in mit dem ſwerte · Kriemhilde man:
eß hete ein ander jegere · ſô ſanfte niht getân.
dô ern hete ervellet, · man vie den ſpürhunt.
dô wart ſîn rîch gejeide · allen Burgunden kunt.
Dô ſprâchen ſîne jegere: · „mag eß mit vuoge weſen,
ſô lât uns, hêr Sîvrit, · der tier ein teil geneſen:
ir tuot uns hiute lære · den berc und ouch den walt.“
des begonde ſmielen · der degen küene unde balt.
Si hôrten allenthalben · ludem unde dôß.
von liuten und von hunden · der ſchal was ſô grôß,
daß in dâ von antwurte · der berc und ouch der tan.
vier und zweinzec ruore · die jeger hêten verlân.
Dô muoſen vil der tiere · verlieſen dâ daß leben.
dô wânden ſi vüegen, · daß man ſolde geben
in den prîs des jeides: · des kunde niht geſchehen,
dô der ſtarke Sîvrit · wart zer viurſtat geſehen.
Daß jeit was ergangen · unde doch niht gar.
die zer viurſtat wolden, · die brâhten mit in dar
vil maneger hande hiute · und wildes genuoc.
hei, waß des ze kuchen · des küneges ingeſinde truoc!
Dô hieß der künic künden · den jegern wol geborn,
daß er enbîßen wolde. · dô wart lûte ein horn
zeiner ſtunt geblâſen: · dâ mite wart erkant,
daß man den vürſten edele · dâ zen herbergen vant.
Dô ſprach ein Sîvrides jegere: · „hêrre, ich hân vernomen
von eines hornes dußße, · daß wir nu ſuln komen
zuo den herbergen: · antwurten ich des wil.“
dô wart nâch den geſellen · gevrâget blâſende vil.
Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „nu rûme wir den tan!“
ſîn ros truoc in ebene: · ſi îlten mit im dan.
ſi erſprancten mit ir ſchalle · ein tier gremelich,
einen bern wilden. · dô ſprach der degen hinder ſich:
„Ich wil uns hergeſellen · kurzwîle wern.
ir ſolt den bracken lâßen: · ich ſihe einen bern;
der ſol mit uns hinnen · zen herbergen varn.
ern vliehe danne ſêre, · ern kan ſichs nimmer bewarn.“
Der bracke wart verlâßen, · der ber ſpranc von dan.
dô wolde in errîten · Kriemhilde man.
er kom in ein gevelle: · done kunde eß niht weſen;
daß ſtarke tier dô wânde · vor den jegeren geneſen.
Dô ſpranc von ſîme roſſe · der ſtolze rîter guot,
er begunde nâch loufen. · daß tier was unbehuot,
eß enkunde im niht entrinnen: · dô vie erß ſâ zehant;
ân alle wunden · der helt eß ſchiere gebant.
Krazen noch gebîßen · kunde eß niht den man.
er band eß zuo dem ſatele: · ûf ſaß der ſnelle ſân,
er brâhte eß an die viuwerſtat · durch ſînen hôhen muot
zeiner kurzwîle, · der degen küene unde guot.
Wie rehte hêrlîche · er ze herbergen reit!
ſîn gêr was vil michel, · ſtarc unde breit;
im hie ein zier wâfen · nider ûf den ſporn.
von rôteme golde · der hêrre vuorte ein ſchœne horn.
Von beßßerm pirsgewæte · hôrte ich nie geſagen.
einen roc ſwarz phellîn · ſach man in tragen
und einen huot von zobele, · der rîche was genuoc.
hei, waß er borten · an ſîme kochære truoc!
Von eineme pantel · dar über was gezogen
ein hût durch die ſüeße. · ouch vuorter einen bogen,
den man mit antwerke · muoſe ziehen dan,
der in ſpannen wolde, · ern heteß ſelbe getân.
Von einer ludmes hiute · was alleß ſîn gewant;
von houbet unz anß ende · geſtreut man drûfe vant.
ûß der liehten riuhe · vil manec goldes zein
ze beiden ſînen ſîten · dem küenen jegermeiſter ſchein.
Ouch vuorte er Balmungen, · ein ziere wâfen breit:
daß was alſô ſcherphe, · daß eß nie vermeit,
ſwâ manß ſluoc ûf helme: · ſîn ecke wâren guot.
der hêrlîche jegere · was vil hôhe gemuot.
Sît ich iu diu mære · gar beſcheiden ſol,
im was ſîn edel kocher · guoter ſtrâle vol,
von guldînen tüllen, · diu ſahs wol hende breit.
eß muoſte balde erſterben, · ſwaß er dâ mit verſneit.
Dô reit der rîter edele · vil weidenlîche dan.
in ſâhen zuo in komende · Guntheres man:
ſi liefen im enkegene · und enphiengen im daß marc:
dô vuorte er bî dem ſatele · den beren grôß unde ſtarc.
Als er geſtuont von roſſe, · dô lôſte er im diu bant
von vuoße und ouch von munde. · do erlûte ſâ zehant
vil lûte daß gehünde, · ſwaß es den bern ſach.
daß tier ze walde wolde: · die liute hetens ungemach.
Der ber von dem ſchalle · durch die kuche geriet:
hei, waß er kuchenknehte · von dem viuwer ſchiet!
vil keßßele wart gerüeret, · zervüeret manec brant;
hei, waß man guoter ſpîſe · in dem aſchen ligen vant!
Dô ſprungen von dem ſedele · die hêrren und ir man.
der ber begunde zürnen; · der künic hieß dô lân
alleß daß gehünde, · daß an ſeilen lac;
und wære eß wol verendet, · ſi heten vrœlîchen tac.
Mit bogen und mit ſpießen, · niht langer man daß lie,
dar liefen dô die ſnellen, · dâ der bere gie.
dô was ſô vil der hunde, · daß dâ nieman ſchôß.
von des liutes ſchalle · daß gebirge alleß erdôß.
Der ber begunde vliehen · vor den hunden dan:
im kunde niht gevolgen · wan Kriemhilde man.
er erlief in mit dem ſwerte, · ze tôde er in dô ſluoc.
hin zuo dem viure · man den beren wider truoc.
Dô ſprâchen, die daß ſâhen, · er wære ein kreftec man.
die ſtolzen jeitgeſellen · hieß man ze tiſche gân.
ûf einen ſchœnen anger · ſaß ir dâ genuoc.
hei, waß man rîterſpîſe · dô den ſtolzen jegern truoc!
Die ſchenken kômen ſeine, · die tragen ſolden wîn;
eß enkunde baß gedienet · nimmer helden ſîn.
heten ſi dar under · niht ſô valſchen muot,
ſô wæren wol die recken · vor allen ſchanden behuot.
Done hete niht der ſinne · der küene veige man,
daß er ir untriuwe · kunde ſich verſtân.
er was in ganzen tugenden · alles valſches blôß;
ſîns tôdes muoſe engelten ſît, · der ſîn nie niht genôß.
Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „wunder mich des hât,
ſît man uns von kuchen · gît ſô manegen rât,
war umbe uns die ſchenken · dar zuo niht bringen wîn:
man phlege baß der jegere, · ich wil niht jeitgeſelle ſîn.
„Ich hete wol verdienet, · daß man mîn næme war.“
der künic von dem tiſche · ſprach in valſche dar:
„man ſol iu gerne büeßen, · ſwes wir gebreſten hân.
eß iſt von Hagnen ſchulde: · der wil uns erdürſten lân.“
Dô ſprach von Troneje Hagene: · „lieber hêrre mîn,
ich wânde, daß pirſen · ſolde hiute ſîn
dâ zem Spehtsharte: · den wîn den ſande ich dar.
ſîn wir hiut ungetrunken, · wie wol ich mêre daß bewar.“
Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „ir lîp der habe undanc.
man ſold mir ſiben ſoume · met und lûtertranc
haben her gevüeret. · dô des niht mohte ſîn,
dô ſold man uns geſidelet · haben nâher an den Rîn.“
Dô ſprach von Troneje Hagene: · „ir edelen rîter balt,
ich weiß hie vil nâhen · einen brunnen kalt:
daß ir niht enzürnet: · dâ ſul wir hine gân.“
der rât wart manegem degene · ze grôßen ſorgen getân.
Sîvriden den recken · twanc des durſtes nôt;
den tiſch er deſte zîter · ruken dan gebôt:
er wolde vür die berge · zuo dem brunnen gân.
dô was der rât mit meine · von den degenen getân.
Diu tier hieß man ûf wägenen · und vüeren in daß lant,
diu dâ hete verhouwen · Sîvrides hant.
man jach im grôßer êren, · ſwer eß ie geſach.
Hagne ſîne triuwe · ſêre an Sîvride brach.
Dô ſi wolden dannen · zuo der linden breit,
dô ſprach von Troneje Hagene: · „mir iſt des vil geſeit,
daß niht gevolgen kunde · dem Kriemhilde man,
ſwenne er welle gâhen; · hei! wolde er uns daß ſehen lân!“
Dô ſprach von Niderlande · der küene Sîvrit:
„daß muget ir wol verſuochen, · welt ir mir volgen mit
ze wette zuo dem brunnen. · ſô daß iſt getân,
dem ſol man jehen danne, · den man ſiht ze vorderſt ſtân.“
„Nu welle wirß verſuochen,“ · ſprach Hagne der degen.
dô ſprach der ſtarke Sîvrit: · „ſô wil ich mich legen
vür iuwer vüeße · nider an daß gras.“
dô er daß gehôrte, · wie liep daß Gunthere was!
Dô ſprach der degen küene: · „ich wil iu mêre ſagen:
alleß mîn gewæte · wil ich mit mir tragen,
den gêr zuo dem ſchilde · und mîn pirsgewant.“
den kocher zuo dem ſwerte · vil ſchier er umbe gebant.
Dô zugen ſi diu kleider · von dem lîbe dan:
in zwein wîßen hemden · ſach man ſi beide ſtân.
ſam zwei wildiu pantel · ſi liefen durch den klê;
doch ſach man bî dem brunnen · den küenen Sîvriden ê.
Den prîs an allen dingen · truoc er vor manegem man.
daß ſwert lôſte er ſchiere, · den kocher leit er dan,
den ſtarken gêr er leinde · an der linden aſt:
bî des brunnen vlußße · ſtuont der hêrlîche gaſt.
Die Sîvrides tugende · wâren harte grôß.
den ſchilt er leite nidere, · dâ der brunne vlôß:
ſwie harte ſô in durſte, · der helt doch niht entranc,
ê der künec getrunke: · des ſeit er im vil bœſen danc.
Der brunne was küele, · lûter unde guot.
Gunther ſich dô neigete · nider zuo der vluot.
als er hete getrunken, · dô rihte er ſich von dan:
alſam het ouch gerne · der küene Sîvrit getân.
Do engalt er ſîner zühte. · den bogen und daß ſwert
daß truoc alleß Hagene · von im danwert
und ſpranc dâ hin widere, · da er den gêre vant.
er ſach nâch einem bilde · an des küenen gewant.
Dô der hêrre Sîvrit · ob dem brunnen tranc,
er ſchôß in durch daß kriuze, · daß von der wunden ſpranc
daß bluot von dem herzen · vaſte an Hagnen wât.
ſolher miſſewende · ein helt nu nimmer begât.
Den gêr im gên dem herzen · ſtecken er dô lie.
alſô grimmeclîche · ze flühte Hagne nie
gelief in der werlde · vor deheinem man.
dô ſich der ſtarke Sîvrit · der grôßen wunden verſan,
Der hêrre tobelîchen · von dem brunnen ſpranc;
im ragete von den herten · ein gêrſtange lanc.
der vürſte wânde vinden · bogen oder ſwert:
ſô müeſe weſen Hagene · nâch ſîme dienſte gewert.
Dô der ſêre wunde · des ſwertes niht envant,
done het et er niht mêre · wan des ſchildes rant:
er zuct in von dem brunnen, · dô lief er Hagnen an:
done kunde im niht entrinnen · des künic Guntheres man.
Swie wunt er was zem tôde, · ſô krefteclîch er ſluoc,
daß ûßer dem ſchilde · dræte genuoc
des edelen geſteines; · der ſchilt vil gar zerbraſt.
ſich hete gerne errochen · der vil hêrlîche gaſt.
Hagene muoſe ſtrûchen · vor ſîner hant ze tal;
von des ſlages krefte · der wert vil lûte erhal.
het er ſîn ſwert enhende, · ſô wær eß Hagenen tôt.
ſêre zurnde der wunde, · des twanc in êhaftiu nôt.
Erblichen was ſîn varwe: · ern mohte niht geſtên.
ſînes lîbes ſterke · muoſte gar zergên,
wande er des tôdes zeichen · in liehter varwe truoc.
ſît wart er beweinet · von ſchœnen vrouwen genuoc.
Dô viel in die bluomen · der Kriemhilde man.
daß bluot von ſîner wunden · ſach man vaſte gân.
dô begunder ſchelten, · des twanc in grôßiu nôt,
die ûf in gerâten · heten ungetriuwe den tôt.
Dô ſprach der verchwunde: · „jâ ir bœſen zagen,
waß helfent mîniu dieneſt, · ſît ir mich habet erslagen?
ich was iu ie getriuwe: · des ich enkolten hân.
ir habt an iuwern vriunden · leider übele getân.
„Die ſint dâ von beſcholden, · ſwaß ir wirt geborn
her nâch diſen zîten. · ir habt iuwern zorn
gerochen al ze ſêre · an dem lîbe mîn.
mit laſter geſcheiden · ſult ir von guoten recken ſîn.“
Die rîter liefen alle, · dâ er erslagen lac.
eß was ir genuogen · ein vreudelôſer tac.
die iht triuwe hêten, · von den wart er gekleit:
daß het ouch wol gedienet · umb alle liute der helt gemeit.
Der künec von Burgunden · klagte ouch ſînen tôt.
dô ſprach der verchwunde: · „daß iſt âne nôt,
daß der nâch ſchaden weinet, · der in dâ hât getân:
der dienet michel ſchelten: · eß wære beßßer verlân.“
Dô ſprach der grimme Hagene: · „jane weiß ich, waß ir kleit.
eß hat nu alleß ende an uns, · ſorge unde leit.
wir vinden ir nu wênec, · die getürren uns beſtân;
wol mich, deich ſîner hêrſchaft · hân ze râte getân.“
„Ir muget iuch lîhte rüemen,“ · ſprach dô Sîvrit.
„het ich an iu erkunnet · den mortlîchen ſit,
ich hete wol behalten · vor iu mînen lîp.
mich riuwet niht ſô ſêre · ſô vrou Kriemhilt mîn wîp.
„Nu müeße Got erbarmen, · deich ie gewan den ſun,
dem man itewîßen · ſol daß her nâch tuon,
daß ſîne mâge ieman · mortlîch hânt erslagen.
möhte ichß verenden, · daß ſolde ich pillîche klagen.
„Zer werlde wart nie mêre · grœßer mort begân,“
ſprach er zuo dem künege, · „denne an mir iſt getân.
ich behielt iu lîp und êre · in angeſtlîcher nôt;
ich hâns engolten ſêre, · daß ichß iu ie ſô wol erbôt.“
Dô ſprach jæmerlîche · der verchwunde man:
„welt ir, künic edele, · triuwen iht began
in der werlde an iemen, · lât iu bevolhen ſîn
ûf iuwer genâde · die lieben triutinne mîn.
„Lât ſi des genießen, · daß ſi iuwer ſweſter ſî:
durch aller vürſten tugende · wont ir mit triuwen bî.
mir müeßen warten lange · mîn vater und mîne man:
eß enwart nie vrouwen leider · an liebem vriunde getân.“
Er ramph ſich bitterlîche, · als im diu nôt gebôt,
und ſprach dô jæmerlîche: · „der mortlîche tôt
mag iuch wol geriuwen · her nâch diſen tagen:
geloubt an rehten triuwen, · daß ir iuch ſelben habt erslagen.“
Die bluomen allenthalben · von bluote wâren naß.
dô ranger mit dem tôde, · unlange tet er daß,
wan des tôdes wâfen · ie ze ſêre ſneit.
dô mohte reden niht mêre · der recke küene unde gemeit.
Dô die hêrren ſâhen, · daß der helt was tôt,
ſi leiten in ûf einen ſchilt, · der was von golde rôt,
und wurden des ze râte, · wie daß ſolde ergân,
daß man eß verhæle, · daß eß Hagne hete getân.
Dô ſprâchen ir genuoge: · „uns iſt übel geſchehen.
ir ſult eß heln alle · und ſult gelîche jehen:
da er jagen rite aleine, · Kriemhilde man,
in ſlüegen ſchâchære, · dâ er vüere durch den tan.“
Dô ſprach von Troneje Hagene: · „ich bring in in daß lant.
mir iſt vil unmære, · wirt eß ir bekant,
diu ſô hât betrüebet · den Prünhilde muot.
eß ahtet mich vil ringe, · ſwaß ſi nu weinen getuot.“
Von dem ſelben brunnen, · dâ Sîvrit wart erslagen,
ſult ir die rehten wârheit · von mir hœren ſagen:
vor dem Otenwalde · ein dorf lît, Otenheim:
dâ vliußet noch der brunne, · des iſt zwîvel dehein.