Der Nibelunge liet Vollſtändig, mit Benutzung mehrerer Handſchriften zuſammengeſtellt von Karl Simrock, nachbearbeitet. https://archive.org/details/dernibelungelie00unkngoog http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/nib/uebersicht.html 1. Âventiure // von den Nibelungen. Uns iſt in alten mæren · wunders vil geſeit // von helden lobebæren, · von grôßer kuonheit, // von vreude und hôhgezîten, · von weinen und von klagen, // von küener recken ſtrîten · muget ir nu wunder hœren ſagen. // Es wuohs in Burgunden · ein edel magedîn, // daß in allen landen · niht ſchœners mohte ſîn; // Kriemhilt was ſi geheißen, · ſi wart ein ſchœne wîp. // dar umbe muoſen degene · vil verlieſèn den lîp. // Der minneclîchen meide · triuten wol gezam; // ir muoten küene recken; · niemen was ir gram. // âne mâßen ſchœne · ſô was ir edel lîp. // der juncvrouwen tugende · zierten anderiu wîp. // Ir phlâgen drî künege · edel unde rîch, // Gunther unde Gêrnôt, · die recken lobelîch, // und Gîſelhêr der junge, · ein ûßerwelter degen. // diu vrouwe was ir ſweſter, · die vürſten hetens in ir phlegen. // Die hêrren wâren milte, · von arte hôch geborn, // mit krefte unmâßen küene, · die recken ûß erkorn. // dâ zen Burgunden · ſô was ir lant genant; // ſi vrumten ſtarkiu wunder · ſît in Etzelen lant. // Ze Wormße bî dem Rîne · ſi wonden mit ir kraft; // in diende von ir landen · vil ſtolziu rîterſchaft // mit lobelîchen êren · unz an ir endes zît. // ſît ſturbens jâmerlîche · von zweier edelen vrouwen nît. // Ein rîchiu küneginne · vrou Uote ir muoter hieß: // ir vater hieß Dancrât, · der in diu erbe ließ // ſît nâch ſînem lebene, · ein ellens rîcher man, // der ouch in ſîner jugende · grôßer êren vil gewan. // Die drî künege wâren, · als ich geſaget hân, // von vil hôhem ellen; · in wâren undertân // ouch die beſten recken, · von den man hât geſaget, // ſtark und vil küene, · in allen ſtrîten unverzaget. // Daß was von Troneje Hagene · und ouch der bruoder ſîn, // Dancwart der ſnelle, · von Metzen Ortwîn, // die zwêne marcgrâven · Gêre und Eckewart, // Volkêr von Alzeije, · mit ganzen ellen wol bewart, // Rûmolt der kuchenmeiſter, · ein tiuwerlîcher degen, // Sindolt und Hûnolt: · die hêrren muoſen phlegen // des hoves und der êren, · der drîer künege man; // ſi heten noch manegen recken, · der ich genennen niht enkan. // Dancwart der was marſchalc; · dô was der neve ſîn // trúhs̀æße des küneges, · von Metzen Ortwîn; // Sindolt der was ſchenke, · ein wætlîcher degen; // Hûnolt was kamerære: · ſi kunden hôher êren phlegen. // Von des hoves koſte · und von ir wîten kraft, // von ir vil hôhen werdekeit · und von ir rîterſchaft, // der die hêrren phlâgen · mit vreuden al ir leben, // des enkunde iu ze wâre · niemen gar ein ende geben. // In ir hôhen êren · troumde Kríemhildè, // wie ſi züge einen valken · ſtárc ſchœn und wíldè, // den ir zwên arn erkrummen, · daß ſi daß muoſe ſehen. // ir enkunde in dirre werlde · leider nimmer geſchehen. // Den troum ſi dô ſagete · ir muoter Úotèn; // ſine kunde in niht beſcheiden · baß der gúotèn: // „der valke, den du ziuheſt, · daß iſt ein edel man: // in welle Got behüeten, · du muoſt in ſchiere vloren hân.“ // „Waß ſaget ir mir von manne, · vil liebiu muoter mîn? // âne recken minne · ſô wil ich immer ſîn. // ſus ſchœn ich wil belîben · unz an mînen tôt, // daß ich von recken minne · ſol gewinnen nimmer nôt.“ // „Nu verſprich eß niht ze ſêre“, · ſprach ir muoter dô, // „ſoltu immer herzenlîche · zer werlde werden vrô, // daß geſchiht von mannes minne: · du wirſt ein ſchœne wîp, // ob Got dir noch gevüeget · eins rehte guoten rîters lîp“. // „Die rede lât belîben, · vil liebiu muoter mîn: // eß iſt an manegen wîben · vil dicke worden ſchîn, // wie liebe mit leide · zu jungeſt lônen kan: // ich ſol ſi mîden beide, · ſon kan mir nimmer miſſegân“. // Kriemhilt in ir muote · ſich minne gar bewac. // ſît lebete diu vil guote · vil manegen lieben tac, // daß ſi weſſe niemen, · den minnen wolde ir lîp. // ſît wart ſi mit êren · eins vil werden recken wîp. // Der was der ſelbe valke, · den ſi in ir troume ſach, // den ir beſchiet ir muoter. · wie ſêre ſi daß rach // an ir næhſten mâgen, · die in ſluogen ſint! // durch ſîn eines ſterben · ſtarp vil maneger muoter kint. // 2. Âventiure // von Sîvride. Dô wuohs in Niderlanden · eins rîchen küneges kint, // des vater hieß Sigemunt, · ſîn muoter Sigelint, // in einer bürge rîche, · wîten wol bekant, // niden bî dem Rîne, · diu was ze Santen genant. // Ich ſage iu von dem degene, · wie ſchœnè der wart. // ſîn lîp vor allen ſchanden · was vil wol bewart. // ſtark unde mære · wart ſît der küene man. // hei, waß er grôßer êren · ze diſer werlde gewan! // Sîvrit was geheißen · der ſnelle degen guot. // er verſuohte vil der recken · durch ellenthaften muot. // durch ſînes lîbes ſterke · reit er in menegiu lant. // hei, waß er ſneller degene · ſît zen Burgunden vant! // Ê daß der degen küene · vol gewuohs ze man, // dô hete er ſolhiu wunder · mit ſîner hant getân, // dâ von man immer mêre · mac ſingen unde ſagen, // des wir in diſen ſtunden · müeßen vil von im gedagen. // In ſînen beſten zîten, · bî ſînen jungen tagen, // man mohte michel wunder · von Sîvride ſagen, // waß êren an im wüehſe · und wie ſchœne was ſîn lîp; // des heten in ze minne · diu vil wætlîchen wîp. // Man zôch in mit dem vlîße, · als im daß wol gezam: // von ſîn ſelbes muote · waß tugende er an ſich nam! // des wurden ſît gezieret · ſînes vater lant, // daß man in ze allen dingen · ſô rehte hêrlîchen vant. // Er was nu ſô gewahſen, · daß er ze hove reit. // die liute in gerne ſâhen: · manec vrouwe und manec meit // im wunſchten, daß ſîn wille · in immer trüege dar. // holt wâren im genuoge: · des wart der hêrre wol gewar. // Vil ſelten âne huote · man rîten lie daß kint. // in hieß mit kleidern zieren · Sigmunt und Sigelint. // ſîn phlâgen ouch die wîſen, · den êre was bekant: // des mohte er wol gewinnen · beidiu liute unde lant. // Nu was er in der ſterke, · daß er wol wâfen truoc: // ſwes er dar zuo bedorfte, · des lag an im genuoc. // dô begunde er ſinnen · werben ſchœniu wîp: // die trûten wol mit êren · den ſînen wætlîchen lîp. // Dô hieß ſîn vater Sigemunt · künden ſînen man, // er wolde hôhgezîte · mit lieben vriunden hân. // diu mære man dô vuorte · in ander künege lant. // den vremden und den kunden · gab er ros unt gewant. // Swâ man vant deheinen, · der rîter ſolde ſîn // von arte der ſînen mâge, · diu edelen kindelîn // ladet man zuo dem lande · durch die hôhgezît: // mit dem jungen künege · ſwert genâmen ſi ſît. // Von der hôhzîte · man wunder möhte ſagen. // Sigmunt unde Sigelint · die mohten wol bejagen // mit guote michel êre: · des teilte vil ir hant. // des ſach man vil der vremden · zuo in rîten in daß lant. // Vier hundert ſwertdegene · die ſolten tragen kleit // mit dem jungen künege; · vil manec ſchœniu meit // von werke was unmüeßec, · wan ſi im wâren holt. // vil der edelen ſteine · die vrouwen leiten in daß golt, // Die ſi mit borten wolden · wurken ûf ir wât // den jungen ſtolzen recken; · des enwas niht rât. // der wirt der hieß dô ſidelen · vil manegem küenen man // zeinen ſunewenden, · dâ Sîvrit rîters namen gewan. // Dô gie zeime münſter · vil manec rîcher kneht // und vil der edelen rîter; · die wîſen heten reht, // daß ſi den tumben dienden, · als in was ê getân. // ſi heten kurzwîle · und ouch vil maneger vreuden wân. // Gote man dô zen êren · eine meſſe ſanc. // dô huop ſich von den liuten · vil michel gedranc, // dô ſi ze rîter wurden · nâch rîterlîcher ê // mit alſô grôßen êren, · daß wætlîch nimmer mêre ergê. // Si liefen, dâ ſi vunden · geſatelt manec marc. // in hove Sigmundes · der buhurt wart ſô ſtarc, // daß man erdießen hôrte · palas unde ſal: // die hôch gemuoten degene · heten vrœlîchen ſchal. // Von wîſen und von tumben · man hôrte manegen ſtôß, // daß der ſchefte brechen · gein dem lufte dôß. // trunzûne ſach man vliegen · vür den palas dan. // dâ ſâhen kurzwîle · beide wîp und ouch die man. // Der wirt bat eß lâßen: · dâ zôch man dan diu marc. // man ſach ouch dâ zebrochen · vil manege buckel ſtarc // und vil der edelen ſteine · gevellet ûf daß gras // abe liehten ſchildes ſpangen; · von hurte daß geſchehen was. // Dô giengen ſwirtes geſte, · dâ man in ſitzen riet. // vil der edelen ſpîſe · ſi von ir müede ſchiet // und wîn der aller beſte, · des man in vil getruoc. // den vremden und den kunden · bôt man êren dâ genuoc. // Swie vil ſi kurzwîle · phlâgen al den tac, // vil der varnden diete · ruowe ſich bewac: // ſi dienden nâch der gâbe, · die man dâ rîche vant. // des wart mit lobe gezieret · alleß Sigmundes lant. // Der hêrre hieß dô lîhen · Sîvrit den jungen man // lant unde bürge, · als er hete ê getân. // ſînen ſwertgenôßen · den gap dô vil ſîn hant: // dô liebete in diu reiſe, · daß ſi kômen in daß lant. // Diu hôhgezît werte · unz an den ſibenden tac. // Siglint diu rîche · nâch alten ſiten phlac // durch ir ſunes liebe · teilen rôteß golt. // ſi kunde eß wol gedienen, · daß im die liute wâren holt. // Vil lützel der varenden · man dâ armen vant. // ros unde kleider · daß ſtoub in von der hant // ſam ſi ze lebene hêten · niht mêr wan einen tac. // ich wæn nie ingeſinde · grœßer milte gephlac. // Mit lobelîchen êren · ſchiet ſich diu hôhzît. // von den rîchen hêrren · hôrte man wol ſît, // daß ſi den jungen wolden · zeime hêrren hân: // des gerte niht Sîvrit, · der vil wætlîche man. // Sît daß noch beide lebten, · Sigmunt und Sigelint, // niht wolde tragen krône · ir beider liebeß kint; // doch wolde er weſen hêrre · vür allen den gewalt, // des in den landen vorhte · der degen küene unde balt. // In dorfte niemen ſchelten: · ſît dô er wâfen nam, // jâ geruowete vil ſelten · der recke lobeſam // ſuohte niuwan ſtrîten; · ſîn ellenthaftiu hant // tet in zallen zîten · in vremden rîchen wol bekant. // 3. Âventiure // wie Sîvrit ze Wormße kom. Den hêrren muoten ſelten · deheiniu herzeleit. // er hôrte ſagen mære, · wie ein ſchœniu meit // wær in Burgunden, · ze wunſche wolgetân, // von der er ſît vil vreuden · und ouch arbeit gewan. // Diu ir unmâßen ſchœne · was vil wîten kunt, // und ir hôhgemüete · zuo der ſelben ſtunt // an der juncvrouwen · ſô manec helt ervant: // eß ladete vil der geſte · in daß Guntheres lant. // Swaß man nâch ir minne · der werbenden ſach, // Kriemhilt in ir ſinne · ir ſelber nie verjach, // daß ſi deheinen wolde · ze triutenne hân. // er was ir noch vil vremde, · dem ſi wart ſider undertân. // Dô dâhte ûf hôhe minne · daß Siglinde kint. // Eß was ir aller werben · wider in ein wint. // er mohte wol verdienen · ſchœner vrouwen lîp. // Sît wart diu edel Kriemhilt · des küenen Sîvrides wîp. // Im rieten ſîne mâge · und ander ſîne man, // ſît er ûf ſtæte minne · tragen wolde wân, // daß er dan eine wurbe, · diu im möhte zemen. // Dô ſprach der edel Sîvrit: · „ſô wil ich Kriemhilden nemen, // „Die edeln juncvrouwen · von Burgunden lant, // durch ir vil grôßen ſchœne; · daß iſt mir wol bekant, // nie keiſer wart ſô rîche, · der wolde haben wîp, // im zæme wol ze minne · der rîchen küneginne lîp.“ // Diſiu ſelben mære · gehôrte Sigmunt. // eß reiten ſîne liute: · dâ von wart im kunt // der wille ſînes kindes · was im harte leit, // daß er werben wolde · die vil hêrlîchen meit. // Eß gevrieſch ouch Sigelint, · des edelen küneges wîp. // ſi hete grôße ſorge · umb ir kindes lîp, // wan ſi wol erkande · Gunthern und ſîne man. // den gewerp man dem degene · ſêre leiden began. // Dô ſprach der küene Sîvrit: · „vil lieber vater mîn, // ân edeler vrouwen minne · wolde ich immer ſîn, // ich enwurbe dar mîn herze · vil grôße liebe hât.“ // ſwaß iemen reden kunde, · des was deheiner ſlahte rât. // „Und wiltu niht erwinden,“ · ſprach der künic dô, // „ſô bin ich dînes willen · wærlîchen vrô // und wil dirß helfen enden, · ſo ich aller beſte kan: // doch hât der künic Gunther · vil manegen hôhverten man. // „Ob eß anders nieman wære · wan Hagene der degen, // der kan mit übermüete · wol hôhverte pflegen, // daß ich des ſêre vürhte, · eß müge uns werden leit, // ob wir werben wellen · die vil hêrlîchen meit.“ // „Waß mag uns daß gewerren?“ · ſprach dô Sîvrit, // „ſwaß ich vriuntlîche · niht ab in erbit, // daß mac ſus erwerben · mit ellen dâ mîn hant. // ich trouwe an im ertwingen · beidiu liute unde lant.“ // Dô ſprach der vürſte Sigemunt: · „dîn rede iſt mir leit. // wan wurden diſiu mære · ze Rîne geſeit, // dune dörfteſt nimmer rîten · in Guntheres lant. // Gunther unde Gêrnôt · die ſint mir lange bekant. // „Mit gewalte niemen · erwerben mac die maget,“ // ſô ſprach der künic Sigmunt, · „daß iſt mir wol geſaget; // wil aber du mit recken · rîten in daß lant, // ob wir iht haben vriunde, · die werdent ſchiere beſant.“ // „Des eniſt mir niht ze muote,“ · ſprach aber Sîvrit, // „daß mir ſüln ze Rîne · recken volgen mit // durch deheine hervart, · daß wære mir vil leit, // dâ mit ich ſolde ertwingen · die vil hêrlîchen meit. // „Si mac wol ſus erwerben · dâ mîn eines hant. // ich wil ſelbe zwelfter · in Guntheres lant. // dar ſult ir mir helfen, · vater Sigmunt.“ // dô gab man ſînen degenen · ze kleidern grâ unde bunt. // Do vernam ouch diſiu mære · ſîn muoter Siglint. // ſi begunde trûren · umbe ir liebeß kint: // daß vorhte ſi verlieſen · von Guntheres man. // diu edel küneginne · vil ſêre weinen began. // Sîvrit der hêrre · gie, dâ er ſi ſach; // wider ſîne muoter · er güetlîchen ſprach: // „vrouwe, ir ſult niht weinen · durch den willen mîn: // jâ wil ich âne ſorge · vor allen wîganden ſîn. // „Nu helfet mir der reiſe · in Burgunden lant, // daß ich und mîne recken · haben ſölch gewant, // daß alſo ſtolze degene · mit êren mügen tragen. // des wil ich iu genâde · mit triuwen wærlîchen ſagen.“ // „Sît du niht wil erwinden,“ · ſprach vrou Siglint, // „ſô hilfe ich dir der reiſe, · mîn einigeß kint, // mit der beſten wæte, · die rîter ie getruoc, // dir und den dînen degenen: · ir ſult ir vüeren genuoc.“ // Dô neic der küneginne · Sîvrit der junge man. // Er ſprach: „ich wil zer verte · niemen mêre hân // niuwan zwelef recken: · den ſol man brüeven wât. // ich wil daß ſehen gerne, · wieß umbe Kriemhilde ſtât.“ // Dô ſâßen ſchœne vrouwen · naht unde tac, // daß lützel ir deheiniu · ruowe gephlac, // unze man geworhte · die Sîvrides wât. // er wolde ſîner reiſe · haben deheiner ſlahte rât. // Sîn vater hieß im zieren · ſîn rîterlîch gewant, // dâ mite er wolde rûmen · daß Sigmundes lant. // die ir vil liehten brüneje · die wurden ouch bereit // und ir veſte helmen, · ir ſchilde ſchœne unde breit. // Dô nâhte in ir reiſe · ze den Burgunden dan. // umb ſi begunde ſorgen · wîb unde man, // ob ſi immer komen ſolden · heim wider in ir lant. // die helde in hießen ſoumen · beide wâfen und gewant. // Ir ros diu wâren ſchœne, · ir gereite goldes rôt. // lebt iemen übermüeter, · des enwas niht nôt, // danne wære Sîvrit · und die ſîne man. // urloubes er dô gerte · zuo den Burgunden dan. // In werte trûreclîche · der künic und ſîn wîp. // er trôſte minneclîche · dô ir beider lîp. // er ſprach: „ir ſult niht weinen · durch den willen mîn: // immer âne ſorge · ſult ir mînes lîbes ſîn.“ // Eß was leit den recken; · eß weinte ouch manec meit. // ich wæne, in hete ir herze · rehte daß geſeit, // daß in ſô vil der vriunde · dâ von gelæge tôt. // von ſchulden ſi dô klageten: · des gie in wærlîchen nôt. // An dem ſibenden morgen · ze Wormeß ûf den ſant // riten die vil küenen; · alleß ir gewant // was von rôtem golde, · ir gereite wolgetân; // ir ros in giengen ebene, · des küenen Sîvrides man. // Ir ſchilde wâren niuwe, · lieht unde breit, // und vil ſchœne ir helmen, · dô ze hove reit // Sîvrit der vil küene · in Guntheres lant. // man geſach an helden · nie ſô hêrlîch gewant. // Diu ort der ſwerte giengen · nider ûf die ſporn: // eß vuorten ſcharphe gêren · die rîter ûz erkorn. // Sîvrit der vuorte ir einen · wol zweier ſpannen breit, // der ze ſînen ecken · vil harte vreislîchen ſneit. // Die goltvarwen zoume · vuortens an der hant, // ſîdîniu vürbüege: · ſus kômens in daß lant. // daß volc ſi allenthalben · kaphen an began: // dô liefen in enkegene · vil der Guntheres man. // Die hôch gemuoten recken, · rîter unde kneht, // die giengen zuo den hêrren, · daß was michel reht, // und enphiegen die geſte · in ir hêrren lant; // ſi nâmen in die mœre · mit den ſchilden von der hant. // Diu ros ſi wolten dannen · ziehen an gemach: // Sîvrit der vil küene · wie ſnelle er dô ſprach: // „Lât uns noch die mœre · eine wîle ſtân: // wir wellen ſchiere hinnen; · des ich guoten willen hân. // „Man ſol ouch unſer ſchilde · ninder von uns tragen; // wâ ich den künic vinde, · kan mir daß iemen ſagen, // Gunthern den rîchen · ûß Burgunden lant? // dô ſagete eß im einer, · dem eß rehte was bekant. // „Welt ir den künic vinden, · daß mac vil wol geſchehen; // in jenem ſale wîten · hân ich in geſehen // bî den ſînen helden: · dâ ſult ir hine gân: // dâ muget ir bî im vinden · manegen hêrlîchen man.“ // Dô wâren ouch diu mære · dem künege geſeit, // ûf ſînem hove wæren · rîter vil gemeit: // die vuorten liehte brünne · und hêrlîch gewant; // ſi derkande nieman · in der Burgunden lant. // Den künic nam des wunder, · von wannen kœmen dar // die hêrlîchen recken · in wæte lieht gevar // und mit ſô guoten ſchilden · niuwe unde breit. // daß im daß nieman ſagete, · daß was Gunthere leit. // Des antwurte dem künege · von Metzen Ortwîn; // ſtarc unde küene · mohte er vil wol ſîn. // „ſît wir ir niht erkennen, · ſô ſult ir heißen gân // nâch mînem œheim Hagenen: · den ſult ir ſi ſehen lân. // „Dem ſint kunt diu rîche · und elliu vremdiu lant. // ſîn im die hêrren künde, · daß tuot er uns bekant.“ // der künic bat in bringen · und die ſîne man: // man ſach in hêrlîche · mit recken hin ze hove gân. // Waß ſîn der künic wolde, · des vrâgte Hagene. // „eß ſint in mîme hûſe · unkunde degene, // die niemen hie bekennet: · ob ir ſi ê geſehen // habt in vremden landen, · des ſult ir, Hagene, mir verjehen.“ // „Daß tuon ich,“ ſprach Hagene: · zeim venſter er dô gie, // ſîn ougen er dâ wenken · zuo den geſten lie. // wol behagete im ir geverte · und ouch ir gewant: // ſi wâren im vil vremde · in der Burgunden lant. // Er ſprach, von ſwannen kœmen · die recken an den Rîn, // eß möhten ſelbe vürſten · oder vürſten boten ſîn. // „ir ros diu ſint ſchœne, · ir kleider harte guot; // ſwannen ſi joch rîten, · ſi ſint vil hôhe gemuot.“ // Alſô ſprach dô Hagene: · „als ich mich kan verſtân, // ſwie ich Sîvriden · noch nie geſehen hân, // ſô wil ich wol gelouben, · ſwie eß dar umbe ſtât, // daß eß ſî der recke, · der dort ſô hêrlîchen gât. // „Er bringet niuwiu mære · her in ditze lant. // die küenen Niblunge · ſluoc des heldes hant, // Schilbunc und Niblungen, · des rîchen küneges kint. // er vrumte ſtarkiu wunder · mit ſîner grôßen krefte ſint. // „Dô der helt aleine · ân alle helfe reit, // er vant vor einem berge, · als mir iſt geſeit, // bî Niblunges horde · vil manegen küenen man: // die wârn im ê vil vremde, · unz er ir künde dâ gewan. // „Hort der Niblunges · der was gar getragen // ûß eime holn berge. · nu hœret wunder ſagen, // wie in wolden teilen · der Niblunge man. // daß ſach der degen Sîvrit: · den helt es wundern began. // „Er kom zuozin ſô nâhen, · daß er die helde ſach // und ouch in die degene. · ir einer drunder ſprach: // „hie kumet der ſtarke Sîvrit, · der helt von Niderlant.“ // vil ſeltſæniu mære · er an den Niblungen vant. // „Den recken wol enphiengen · Schilbunc und Nibelunc. // mit gemeinem râte · die edelen vürſten junc // den ſchaz in bâten teilen · den wætlîchen man // und gerten des mit vlîße, · unz erß in loben dô began. // „Er ſach ſô vil geſteines, · ſô wir hœren ſagen, // hundert kanzwagene · eß heten niht getragen; // noch mê des rôten goldes · von Niblunge lant; // daß ſolt in alleß teilen · des küenen Sîvrides hant. // „Dô gâben ſi im ze miete · daß Niblunges ſwert. // ſi wâren mit dem dienſte · vil übele gewert, // den in dâ leiſten ſolde · Sîvrit der helt guot: // ern kunde eß niht verenden: · ſi wâren zornec gemuot. // „Den ſchaz er ungeteilet · belîben muoſe lân. // do begunden mit ihm ſtrîten · der zweier künege man: // mit ir vater ſwerte, · daß Balmunc was genant, // erſtreit ab in der küene · den hort und Nibelunge lant. // Si heten dâ ir vriunde · zwelf küener man, // daß ſtarke riſen wâren: · waß kundeß ſi vervân? // die ſluoc ſît mit zorne · diu Sîvrides hant, // und recken ſiben hundert · twang er von Nibelunge lant // „Mit dem guoten ſwerte, · daß hieß Balmunc. // durch die ſtarken vorhte · vil manec recke junc, // die ſi ze dem ſwerte hêten · und an den küenen man, // daß lant zuo den bürgen · ſi im tâten undertân; // „Dar zuo die rîchen künege · die ſluog er beide tôt. // er kom von Albrîche · ſît in grôße nôt. // der wânde ſîne hêrren · rechen dâ zehant, // unz er die grôßen ſterke · ſît an Sîvride vant. // „Done kunde im niht geſtrîten · daß ſtarke getwerc. // alſam die leuwen wilde · ſi liefen an den berc, // dâ er die tarnkappe · ſît Albrîche an gewan. // dô was des hordes hêrre · Sîvrit der vreislîche man. // „Die dâ torſten vehten, · die lâgen alle erslagen. // den ſchaz den hieß er balde · vüeren unde tragen, // dâ in dâ vor nâmen · die Niblunges man. // Albrîch der vil ſtarke · dô die kameren gewan. // „Er muos im ſweren eide, · er diende im ſô ſîn kneht: // aller hande dinge · was er im gereht.“ // ſô ſprach von Tronje Hagene: · „daß hât er getân; // alſô grôßer krefte · nie mêr recke gewan. // Noch weiß ich an im mêre, · daß mir iſt bekant: // einen lintrachen · ſluoc des heldes hant; // er badete in dem bluote: · ſîn hût wart hurnîn. // des ſnîdet in kein wâfen: · daß iſt dicke worden ſchîn. // „Wir ſuln den jungen hêrren · enphâhen deſter baß, // daß wir iht verdienen · des ſnellen recken haß. // ſîn lîp der iſt ſô küene, · man ſol in holden hân; // er hât mit ſîner krefte · ſô manegiu wunder getân.“ // Dô ſprach der künic rîche: · „du maht wol haben wâr: // nu ſich, wie degenlîche · er ſtêt gein ſtrîtes vâr, // er und die ſînen degene, · der vil küene man. // wir ſuln im engegene · hin nider zuo dem recken gân.“ // „Daß mugt ir,“ ſprach dô Hagene, · „wol mit êren tuon. // er iſt von edelem künne, · eins rîchen küneges ſun. // er ſtêt in der gebære, · mich dunket, wißße Kriſt, // eß enſîn niht kleiniu mære, · dar umber her geriten iſt.“ // Dô ſprach der künec des landes: · „nu ſî uns willekomen. // er iſt edel und küene: · daß hân ich wol vernomen. // des ſol ouch er genießen · in Burgunden lant.“ // dô gie der hêrre Gunther, · dâ er Sîvriden vant. // Der wirt und ſîne recken · enphiengen ſô den gaſt, // daß in an ir zühten · vil lützel iht gebraſt. // des begunde in nîgen · der wætlîche man. // man ſach in zühteclîche · mit den ſînen recken ſtân. // „Mich wundert dirre mære,“ · ſprach der wirt zehant, // „von wanne ir, edel Sîvrit, · ſît komen in ditze lant, // oder waß ir wellet werben · ze Wormeß an den Rîn.“ // dô ſprach der gaſt ze dem künege: · „daß ſol iuch unverdaget ſîn. // „Mir wart geſaget mære · in mînes vater lant, // daß hie bî iu wæren, · daß hete ich gerne erkant, // die küeneſten recken, · des hân ich vil vernomen, // die ie künec gewünne: · dar umbe bin ich her bekomen. // „Ouch hœre ich iu ſelben · der degenheite jehen, // daß man künec deheinen · küener hab geſehen. // des redent vil die liute · über elliu diſiu lant: // nune wil ich niht erwinden, · unz eß mir werde bekant. // „Ich bin ouch ein recke · und ſolde krône tragen. // ich wil daß gerne vüegen, · daß ſi von mir ſagen, // daß ich habe von rehte · liute unde lant; // dar umbe ſol mîn êre · und ouch mîn houbet weſen phant. // „Nu ir ſît ſô küene, · als mir iſt geſeit, // nune ruoche ich, iſt eß ieman · lieb oder leit: // ich wil an iu ertwingen, · ſwaß ir muget hân, // lant unde bürge, · daß ſol mir werden undertân.“ // Den künic hete wunder · und ſîne man alſam // umbe ſolhiu mære, · als er hie vernam, // daß er des hete willen, · er næme im ſîniu lant. // daß hôrten ſîne degene: · dô wart in zürnen bekant. // „Wie hete ich daß verdienet,“ · ſprach Gunther der degen, // „des mîn vater lange · mit êren hât gephlegen, // daß wir daß ſolden vlieſen · von iemannes kraft? // wir ließen übele ſchînen, · daß wir ouch phlegen rîterſchaft.“ // „Ich enwil es niht erwinden,“ · ſprach der küene man. // „eß enmüge von dînen ellen · dîn lant den vride hân, // ich wil es alles walten; · und ouch diu erbe mîn, // erwirbeſt dus mit ſterke, · diu ſuln dir undertænec ſîn. // „Dîn erbe und ouch daß mîne · ſuln gelîche ligen: // ſweder unſer einer · ame anderen mac geſigen, // dem ſoll eß alleß dienen, · die liute und ouch diu lant.“ // daß widerredet Hagne dâ · unde Gêrnôt zehant. // „Wir hân des niht gedingen,“ · ſprach dô Gêrnôt, // „daß wir iht lande ertwingen, · daß iemen drumbe tôt // gelige vor heldes handen. · wir haben rîchiu lant: // diu dienent uns ze rehte, · ze niemen ſint ſi baß bewant.“ // Mit grimmegem muote · dâ ſtuonden vriunde ſîn. // dô was ouch dar under · von Metzen Ortwîn: // der ſprach: „diſiu ſuone · iſt mir harte leit; // iu hât der ſtarke Sîvrit · unverdienet widerſeit. // „Ob ir und iuwer bruoder · hetet niht die wer, // und ob er danne hête · ein ganzeß küneges her, // ich trûte wol erſtrîten, · daß der küene man // diſe ſtarke übermüete · von wâren ſchulden müeſe lân.“ // Daß zurnde harte ſêre · der helt von Niderlant: // er ſprach: „ſich ſol vermeßßen · niht wider mich dîn hant: // ich bin ein künic rîche, · ſô biſtu küneges man: // jan dorften mich dîn zweleve · mit ſtrîte nimmer beſtân.“ // Nâch ſwerten rief dô ſêre · von Metzen Ortwîn: // er mohte Hagnen ſweſterſun · von Tronje vil wol ſîn. // daß der ſô lange dagete, · daß was dem künege leit. // dô underſtuont eß Gêrnôt, · ein rîter küene und gemeit. // Er ſprach zuo Ortwîne: · „lât iuwer zürnen ſtân. // uns hât der hêrre Sîvrit · ſolhes niht getân. // wir mügenß noch wol ſcheiden · mit zühten, dêſt mîn rât, // und haben in ze vriunde; · daß uns noch lobelîcher ſtât.“ // Dô ſprach der ſtarke Hagene: · „uns mac wol weſen leit, // allen iuwern degenen, · daß er ie gereit // durch ſtrîten her ze Rîne. · er ſoldeß haben lân: // im heten mîne hêrren · ſolher leide niht getân.“ // Dô ſprach aber Sîvrit, · der kreftige man: // „müet iuch daß, hêr Hagene, · daß ich geſprochen hân, // ſô ſol ich lâßen kieſen, · daß die hende mîn // wellent vil gewaltec · hie zen Burgunden ſîn.“ // „Daß ſol ich eine wenden,“ · ſprach dô Gêrnôt. // allen ſînen degenen · reden er verbôt // iht mit übermüete, · des im wære leit. // dô gedâhte ouch Sîvrit · an die vil hêrlîchen meit. // „Wie zæme uns mit iu ſtrîten?“ · ſprach aber Gêrnôt. // „ſwaß helde nu dar under · müeſen ligen tôt, // wir hetens lützel êren · und ir vil kleinen vrun.“ // des antwurte im dô Sîvrit, · des küneges Sigmundes ſun: // „War umbe bîtet Hagene · und ouch Ortwîn, // daß er niht gâhet ſtrîten · mit den vriunden ſîn, // der er hie ſô manegen · ze den Burgunden hât?“ // ſi muoſen rede vermîden: · daß was Gêrnôtes rât. // „Ir ſult uns weſen willekomen“, · ſô ſprach daß Uoten kint, // „und iuwer hergeſellen, · die hie mit iu ſint. // wir ſuln iu gerne dienen, · ich und die mâge mîn.“ // dô hieß man den geſten · ſchenken Guntheres wîn. // Dô ſprach der wirt des landes: · „alleß, daß wir hân, // geruochet irs nâch êren, · daß ſî iu undertân // und ſî mit iu geteilet · lîp unde guot!“ // dô wart der hêrre Sîvrit · ein lützel ſanfter gemuot. // Dô hieß man in behalten · alleß ir gewant. // die beſten herberge · man ſuohte, die man vant, // Sîvrides knehten: · man ſchuof in guot gemach. // den gaſt man ſît vil gerne · dâ zen Burgunden ſach. // Man bôt im michel êre · dâ nâch ze manegen tagen, // tûſent ſtunden mêre, · danne ich iu kan geſagen. // daß hete verſolt ſîn ellen, · ir ſult gelouben daß; // in ſach vil lützel iemen, · der im wære gehaß. // Sich vlißßen kurzwîle · die künege und ouch ir man, // ſô was er ie der beſte, · ſwes man dâ began: // des enkunde im volgen niemen, · ſô michel was ſîn kraft, // ſô ſi den ſtein wurfen · oder ſchußßen den ſchaft. // Swâ ſi bî den vrouwen · durch ir höfſcheit // kurzwîle phlâgen, · die rîter vil gemeit, // dâ ſach man ie vil gerne · den helt von Niderlant. // er hete ûf hôhe minne · ſîne ſinne gewant. // Ze hove die ſchœnen vrouwen · vrâgèten mærè, // wer der ſtolze vremde · recke wære? // „ſîn lîp der iſt ſô ſchœne, · vil rîch iſt ſîn gewant!“ // dô ſprâchen ir genuoge; · „eß iſt der künec von Niderlant.“ // Swes man ie begunde, · des was ſîn lîp bereit. // er truog in ſîme ſinne · ein minneclîche meit // und ouch in ein diu vrouwe, · die er noch nie geſach, // diu im in heimlîche · vil dicke güetlîchen ſprach. // Swenn ûfem hove wolden · ſpilen dâ diu kint, // rîter unde knehte, · daß ſach vil dicke ſint // Kriemhilt durch diu venſter, · diu küneginne hêr; // deheiner kurzwîle · bedorfte ſi in den zîten mêr. // Weſter, daß ſi in ſæhe, · die er in herzen truoc, // dâ het er kurzwîle · immer von genuoc. // ſæhen ſi ſîn ougen, · ich wil wol wißßen daß, // daß im in dirre werlde · nimmer kunde werden baß. // Swenne er bî den helden · ûf dem hove ſtuont, // alſô noch die liute · durch kurzewîle tuont, // ſô ſtuont ſô minneclîche · daß Siglinde kint, // daß in von herzeliebe · trûte manec vrouwe ſint. // Er gedâht ouch manege zîte: · „wie ſol daß geſchehen, // daß ich die maget edele · mit ougen müge ſehen, // die ich von herze minne · und lange hân getân? // diu iſt mir noch vil vremede: · des muoß ich trûrec geſtân.“ // Sô ie die künege rîche · riten in ir lant, // ſô muoſen ouch die recken · mit in al zehant. // dâ mite muoſte ouch Sîvrit: · daß was der vrouwen leit; // er leit ouch von ir minne · dicke michel arbeit. // Sus wonde er bî den hêrren, · daß iſt alwâr, // in Guntheres lande · volleclîch ein jâr, // daß er die minneclîchen · die zît nie geſach, // dâ von im ſît vil liebe · und ouch vil leide geſchach. // 4. Âventiure // wie Sîvrit mit den Sahſen ſtreit. Dô kômen vremdiu mære · in Guntheres lant // von boten, die in verre · wurden dar geſant // von unkunden recken, · die in truogen haß. // dô ſi die rede vernâmen, · leit was in inneclîche daß. // Die wil ich iu nennen: · eß was Liudgêr // ûßer Sahſen lande, · ein rîcher vürſte hêr, // und ouch von Tenemarke · der künic Liudgaſt. // die brâhten in ir reiſe · vil manegen hêrlîchen gaſt. // Ir boten komen wâren · in Guntheres lant, // die ſîne vîende · heten dar geſant. // dô vrâgte man der mære · die unkunden man. // man hieß die boten balde · ze hove vür den künic gân. // Der künec ſi gruoßte ſchône, · er ſprach: „ſît willekomen! // wer iuch her habe geſendet, · desn hân ich niht vernomen: // daß ſult ir lâßen hœren“, · ſprach der künic guot. // Dô vorhten ſi vil ſêre · den grimmen Guntheres muot. // „Welt ir, künec, erlouben · daß wir iu mære ſagen, // diu wir iu dâ bringen, · ſone ſuln wir niht verdagen. // wir nennen iu die hêrren, · die uns her hânt geſant: // Liudgaſt und Liudgêr, · die welnt iuch ſuochen inß lant. // „Ir habet ir zorn verdienet: · jâ hôrten wir wol daß, // daß iu die hêrren beide · tragent grôßen haß. // ſi wellent herverten · ze Wormeß an den Rîn; // in hilfet vil der degene: · des ſult ir gewarnet ſîn. // „Inre zwelf wochen · diu reiſe muoß geſchehen; // habt ir iht guoter vriunde, · daß lâßet balde ſehen, // die iu vriden helfen · die bürge und iuriu lant: // hie wirt von in verhouwen · vil manec helme unde rant. // „Oder welt ir mit in dingen, · ſo enbietet eß in dar; // ſone rîtent iu ſô nâhen · niht die manegen ſchar // der iuwer ſtarken vînde · ûf herzenlîchiu leit, // dâ von verderben müeßen · vil guote rîter gemeit.“ // „Nu bîtet eine wîle · (ich kündiu mînen muot), // unz ich mich baß verſinne,“ · ſprach der künic guot. // „hân ich guoter iemen, · die ſol ich niht verdagen, // diſiu ſtarken mære · ſol ich mînen vriunden klagen.“ // Gunther dem rîchen · leide wart genuoc; // die rede er tougenlîchen · in ſîme herze truoc. // er hieß gewinnen Hagenen · und ander ſîne man // und bat ouch harte balde · ze hove nâch Gêrnôten gân. // Dô kômen dar die beſten, · ſwaß man der dâ vant. // er ſprach: „man wil uns ſuochen · her in unſer lant // mit ſtarken herverten; · daß lât iu weſen leit. // eß iſt gar âne ſchulde, · daß ſi uns habent widerſeit.“ // „Daß wer ot wir mit ſwerten,“ · ſô ſprach Gêrnôt. // dâ ſterbent wan die veigen: · die lâßen ligen tôt. // dar umbe ich niht vergeßßen · mac der êren mîn: // die unſer vîende · ſuln uns willekomen ſîn.“ // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „daß endunket mich niht guot. // Liudegaſt und Liudegêr · die tragent übermuot. // wir mugen uns niht beſenden · in ſô kurzen tagen,“ // ſô ſprach der küene recke: · „ir ſult eß Sîvride ſagen.“ // Die boten herbergen · hieß man in die ſtat. // ſwie vîent man in wære, · vil ſchône ir phlegen bat // Gunther der rîche, · daß was wol getân, // unz er ervant an vriunden, · wer im dâ wolde geſtân. // Dem künege in ſînen ſorgen · was iedoch vil leit. // dô ſach in trûrende · ein rîter vil gemeit, // der niht wißßen kunde, · waß im was geſchehen: // dô bat er im der mære · den künic Gunther verjehen. // „Mich nimt des michel wunder,“ · ſprach dô Sîvrit, // „wie ir ſô habet verkêret · die vrœlîchen ſit, // der ir mit uns nu lange · habt alher gephlegen.“ // des antwurte ime dô Gunther, · der vil zierlîche degen: // „Jane mac ich allen liuten · die ſwære niht geſagen, // die ich muoß tougenlîche · in mîme herzen tragen: // man ſol ſtæten vriunden · klagen herzenôt.“ // diu Sîvrides varwe · wart dô bleich unde rôt. // Er ſprach zuo dem künege: · „ich hân iu niht verſeit. // ich ſol iu helfen wenden · elliu iuriu leit. // welt ir vrîunt ſuochen, · der ſol ich einer ſîn // und trûwe eß wol volbringen · mit êren an daß ende mîn.“ // „Nu lône iu Got, hêr Sîvrit, · diu rede mich dunket guot; // und ob mir nimmer helfe · iur ellen getuot, // ich vreu mich doch der mære, · daß ir mir ſît ſô holt. // lebe ich deheine wîle, · eß wirt wol umb iuch verſolt. // „Ich wil iuch hœren lâßen, · war umbe ich trûric ſtân. // von boten mîner vînde · ich daß vernomen hân, // daß ſi mich wellent ſuochen · mit herverte hie; // daß getâten uns noch degene · her zuo diſen landen nie.“ // „Daß lât iuch ahten ringe,“ · ſprach dô Sîvrit, // „ſenftet iur gemüete, · tuot, des ich iuch bit: // lât mich iu erwerben · êre unde vrumen, // ê daß iuwer vînde · her ze diſen landen kumen. // „Swenne iuwer ſtarke vînde · ze helfe möhten hân // drîßec tûſent degene, · ſô woldich ſi beſtân, // und het ich niht wan tûſent: · des lât iuch an mich.“ // dô ſprach der künic Gunther: · „daß dienich immer umbe dich.“ // „Sô heißet mir gewinnen · tûſent iuwer man, // ſît daß ich der mînen · bî mir niht enhân // niuwan zwelf recken: · ſô wer ich iuwer lant. // iu ſol mit triuwen dienen · immer Sîvrides hant. // „Des ſol uns helfen Hagene · und ouch Ortwîn, // Dancwart und Sindolt, · die lieben recken dîn. // ouch ſol dâ mit rîten · Volkêr der küene man: // der ſol den vanen vüeren: · baß ichs nieman engan. // „Und lât die boten rîten heim · in ir hêrren lant; // daß ſi uns dâ ſehen ſchiere, · daß tuo man in bekant, // ſô daß unſer bürge · müeßen vride hân.“ // dâ hieß der künec beſenden · beide mâge unde man. // Die boten Liudegêres · ze hove giengen dô; // daß ſi ze lande ſolden, · des wâren ſi vil vrô. // dô bôt in rîche gâbe · Gunther der künic guot // und ſchuof in ſîn geleite: · des ſtuont in hôhe der muot. // „Nu ſaget,“ ſprach dô Gunther, · „den ſtarken vînden mîn, // ſi mugent mit ir reiſe · wol dâ heime ſîn; // weln aber ſi mich ſuochen · her in mîniu lant, // mirn zerinne mîner vriunde, · in wirt arbeit bekant.“ // Den boten rîche gâbe · man dô vür truoc: // der het in ze gebene · Gunther genuoc. // dine torſten niht verſprechen · die Liudgêres man. // urloub ſi dô nâmen · und vuoren vrœlîche dan. // Dô die boten wâren · ze Tenemarke komen, // und der künic Liudegaſt · hete daß vernomen, // waß ſi ze Rîne redeten, · als im daß wart geſeit, // ir ſtarkeß übermüeten · was im wærlîche leit. // Si ſagten, daß ſi hêten · vil manegen küenen man: // „dar under ſach man einen · vor Gunthere ſtân, // der was geheißen Sîvrit, · ein helt ûß Niderlant.“ // eß leidete Liudgaſte, · dô er daß mære bevant. // Dô die von Tenemarke · ditze hôrten ſagen, // dô îlten ſi der vriunde · deſte mê bejagen, // unz daß er Liudegaſt · ſîner küenen man // zweinzec tûſent degene · ze ſîner reiſe gewan. // Do beſande ouch ſich von Sahſen · der künic Liudegêr, // unz ſi vierzec tûſent · heten unde mêr, // mit den ſi wolden rîten · in Burgunden lant. // dô hete ouch ſich hie heime · der künic Gunther beſant // Mit den ſînen mâgen · und ſîner bruoder man, // die ſi wolden vüeren · durch urliuge dan, // und ouch die Hagenen recken: · des gie den helden nôt. // dar umbe muoſen degene · ſider kieſen den tôt. // Si vlißßen ſich der reiſe, · dô ſi wolden dan. // den vanen muoſe leiten · Volkêr der küene man, // alſô ſi wolten rîten · von Wormeß über Rîn. // Hagene von Troneje · der muoſe ſcharmeiſter ſîn. // Dâ mite reit ouch Sindolt · und der küene Hûnolt, // die wol gedienen kunden · rîcher künege golt. // Dancwart, Hagnen bruoder, · und ouch Ortwîn // die mohten wol mit êren · in der herverte ſîn. // „Her künic, ſît hie heime,“ · ſprach dô Sîvrit. // „ſît daß mir iuwer recken · wellent volgen mit, // belîbet bî den vrouwen · und traget hôhen muot. // ich trou iu wol behüeten · beide êre unde guot. // „Die iuch dâ wolden ſuochen · ze Wormeß an den Rîn, // daß wil ich wol behüeten, · daßs iu iht ſchade ſîn. // wir ſulen in gerîten · ſô nâhen in ir lant, // daß in ir übermüeten · ze ſorgen werde bewant.“ // Von Rîne ſi durch Heſſen · mit ir helden riten // gegen Sahſen lande: · dâ wart ſît geſtriten. // mit roube und mit brande · wuoſten ſi daß lant, // daß eß den vürſten beiden · wart mit arbeit bekant. // Si kômen ûf die marke: · die knehte zogten dan. // Sîvrit der vil ſtarke · vrâgen des began: // „wer ſol des geſindes · uns nu hüeten hie?“ // jâne wart den Sahſen · geriten ſchedlîcher nie. // Si ſprâchen: „lât die tumben · hüeten ûf den wegen // den küenen Dancwarten, · der iſt ein ſneller degen. // wir vlieſen deſte minner · von Liudgêres man; // lât in und Ortwînen · hie die nâchhuote hân.“ // „Sô wil ich ſelbe rîten,“ · ſprach Sîvrit der degen, // „unde wil der warte · gein den vînden phlegen, // unz ich rehte ervinde, · wâ die recken ſint.“ // dô wart gewâfent ſchiere · der ſchœnen Siglinden kint. // Daß volc bevalher Hagenen, · dô er wolde dan, // unde Gêrnôte, · dem vil küenen man. // dô reit er eine danne · in der Sahſen lant, // dâ er diu rehten mære · wol mit êren ſît ervant. // Dô ſach er her daß grôße, · daß ûf dem velde lac, // daß wider ſîner helfe · mit ungevüege wac: // des was wol vierzec tûſent · oder dannoch baß. // Sîvrit in hôhem muote · ſach vil vrœlîchen daß. // Dô hete ſich ouch ein recke · von den vînden dar // erhaben ûf die warte, · der was ze vlîße gar: // den ſach der hêrre Sîvrit · und in der küene man; // ieweder dô des andern · mit nîde hüeten began. // Ich ſagiu, wer der wære, · der hie der warte pflac; // ein liehter ſchilt von golde · im vor der hende lac. // eß was der künic Liudegaſt: · der huote ſîner ſchar. // dirre gaſt vil edele · ſprancte hêrlîchen dar. // Nu het ouch in hêr Liudegaſt · vîentlîche erkorn: // diu ros ſi nâmen beide · zen ſîten mit den ſporn; // ſi neigten ûf die ſchilde · die ſchefte mit ir kraft: // des wart der künic hêre · mit grôßen ſorgen behaft. // Diu ros nâch ſtichen truogen · diu rîchen küneges kint // beide vür ein ander, · ſam ſi wæte ein wint; // mit zoumen wart gewendet · vil rîterlîchen dan: // mit ſwerten eß verſuohten · die zwêne grimmege man. // Dô ſluoc der hêrre Sîvrit, · daß al daß velt erdôß. // dô ſtoup ûß dem helme, · ſam von brenden grôß, // die viuwerrôte vanken · von des heldes hant. // dô ſtreit vil mehteclîchen · der küene vogt ûß Niderlant. // Ouch ſluog im hêr Liudegaſt · vil manegen grimmen ſlac; // ir ieweders ellen · ûf ſchilden vaſte lac. // dô heten dar gehüetet · wol drîßec ſîner man: // ê im der helfe kœme, · den ſic doch Sîvrit gewan // Mit drin ſtarken wunden, · die er dem künege ſluoc // durch eine wîße brünne, · diu was guot genuoc. // daß ſwert an ſînen ecken · brâht ûß wunden bluot. // des gewan der künic Liudegaſt · einen trûregen muot. // Er bat ſich leben lâßen · und bôt im ſîniu lant // und ſagte im, daß er wære · Liudegaſt genant. // dô kômen ſîne recken: · die heten wol geſehen, // waß dâ von in beiden · ûf der warte was geſchehen. // Er wolt in vüeren dannen: · dô wart er an gerant // von drîßec ſînen mannen: · dô werte des heldes hant // ſînen rîchen gîſel · mit ungevüegen ſlegen. // ſît tet ſchaden mêre · der vil zierlîche degen. // Die drîßec er ze tôde · werlîche ſluoc. // er ließ ir leben einen: · balde er reit genuoc // und ſagte hin diu mære, · waß hie was geſchehen; // ouch mohte mans die wârheit · an ſîme rôten helmen ſehen. // Den von Tenemarke · was vil grimme leit, // ir hêrre was gevangen, · dô in daß was geſeit. // man ſagte eß ſînem bruoder: · toben er began // von ungevüegem zorne, · wan im was leide getân. // Liudegaſt der rîche · was gevüeret dan // von Sîvrides gewalte · zuo Guntheres man. // er bevalch in Hagenen: · der küene recke guot, // dô er vernam diu mære, · dô wart er vrœlîch gemuot. // Man hieß den Burgunden · ir vanen binden an. // „wol ûf,“ ſprach Sîvrit, · „hie wirt noch mê getân, // ê ſich der tac verende, · ſol ich haben den lîp: // daß gemüet in Sahſen lande · vil manec wætlîcheß wîp. // „Ir helde von dem Rîne, · ir ſult mîn nemen war: // ich kan iuch wol geleiten · in Liudgêres ſchar. // ſô ſehet ir helme houwen · von guoter helde hant. // ê daß wir wider wenden, · in wirdet ſorge bekant.“ // Zen roſſen gâhte Gêrnôt · und die ſîne man. // den vanen zucte balde · der küene ſpilman, // Volkêr der hêrre: · dô reit er vor der ſchar. // dô was ouch daß geſinde · ze ſtrîte êrlîchen gar. // Si vuorten doch niht mêre · niuwan tûſent man, // dar über zwelf recken. · ſtieben dô began // diu molte von den ſtrâßen: · ſi riten über lant. // dô ſach man von in ſchînen · vil manegen hêrlîchen rant. // Dô wâren ouch die Sahſen · mit ir ſcharn komen, // mit ſwerten wole wahſen, · daß hân ich ſît vernomen. // diu ſwert diu ſniten ſêre · den helden an der hant: // dô wolten ſi den geſten · weren bürge unde lant. // Der hêrren ſcharmeiſter · daß volc dô vuorten dan. // dô was ouch komen Sîvrit · mit den zwelef man, // die er mit im brâhte · ûßer Niderlant. // des tages wart in ſturme · vil manec bluotegiu hant. // Sindolt und Hûnolt · und ouch Gêrnôt // die vrumten in dem ſtrîte · vil manegen helt tôt, // ê ſi rehte ervunden, · wie küene was ir lîp: // daß muoſe ſît beweinen · vil manec wætlîcheß wîp. // Volkêr und Hagene · und ouch Ortwîn // laſchten in dem ſtrîte · vil maneges helmes ſchîn // mit vlißendem bluote, · die ſturmküene man. // dô wart von Dancwarten · vil michel wunder getân. // Die von Tenemarke · verſuohten wol ir hant; // dô hôrte man von hurte · erdießen manegen rant // und ouch von ſcharphen ſwerten, · der man dâ vil gesluoc. // die ſtrîtküenen Sahſen · tâten ſchaden ouch genuoc. // Dô die von Burgunden · drungen in den ſtrît, // von in wart erhouwen · vil manec wunde wît: // dô ſach man über ſatele · vließen daß bluot; // ſus wurben nâch den êren · die rîter küene unde guot. // Man hôrt dâ lût erhellen · den helden an der hant // diu vil ſcharphen wâſen, · dô die von Niderlant // drungen nâch ir hêrren · in die herten ſchar; // ſi kômen degenlîche · mit ſamt Sîvride dar. // Volgen der von Rîne · niemen man im ſach. // man mohte kieſen vließen · den bluotegen bach // durch die liehten helme · von Sîvrides hant, // end er Liudgêren · vor ſînen hergeſellen vant. // Drî widerkêre · het er nu genomen // durch daß her anß ende. · nu was ouch Hagene komen: // der half im wol ervollen · in ſturme ſînen muot. // des muoſe dâ erſterben · vor in vil manec rîter guot. // Dô der ſtarke Liudegêr · Sîvriden vant, // und daß er alſe hôhe · truoc an ſîner hant // den guoten Balmungen · und ir ſô manegen ſluoc, // dar umbe wart der küene · vor leide zornec genuoc. // Dô wart michel dringen · und grôßer ſwerte klanc, // dâ ir ingeſinde · zuo ein ander dranc. // do verſuohten ſich die recken · beide deſte baß. // die ſchar begunden wîchen; · ſich huob dâ grœßlîcher haß. // Dem vogte von den Sahſen · was daß wol geſeit, // ſîn bruoder was gevangen: · daß was im harte leit; // niht weſſer, daß eß tæte · daß Siglinde kint. // man zêch es Gêrnôten: · wol ervant er eß ſint. // Die ſlege Liudgêres · die wâren alſô ſtarc, // daß Sîvride under ſatele · ſtrûhte daß marc; // doch ſich daß ros erholte: · der küene Sîvrit // der gewan in dem ſturme · einen vreislîchen ſit. // Des half im Hagene · und ouch Gêrnôt, // Dancwart und Volkêr: · des lac ir vil dâ tôt. // Sindolt und Hûnolt · und Ortwîn der degen // die kunden in dem ſtrîte · zem tôde manegen nider legen. // In ſturme ungeſcheiden · wârn die vürſten hêr. // dô ſach man über helme · vliegen manegen gêr // durch die liehten ſchilde · von der helde hant; // man ſach dâ var nâch bluote · vil manegen hêrlîchen rant. // In dem ſtarken ſturme · erbeißte manec man // nider von den roſſen. · ein ander liefens an // Sîvrit der küene · und ouch Liudgêr; // man ſach dâ ſchefte vliegen · und vil manegen ſcharphen gêr. // Dô vlouc daß ſchiltgeſpenge · von Sîvrides hant. // den ſic gedâhte erwerben · der helt von Niderlant // an den küenen Sahſen; · die dolten ungemach. // hei, waß dâ liehter ringe · der küene Dancwart zebrach! // Dô het der hêrre Liudegêr · ûf eime ſchilte erkant // gemâlet eine krône · vor Sîvrides hant: // wol weſſer, daß eß wære · der kreftige man. // der helt zuo ſînen vriunden · lûte ruofen began: // „Geloubet iuch des ſtrîtes, · alle mîne man. // ſun den Sigmundes · ich hie geſehen hân, // Sîvriden den ſtarken · hân ich hie bekant. // in hât der übel tiuvel · ze den Sahſen geſant.“ // Die vanen hieß er lâßen · in dem ſturme nider. // vrides er dô gerte; · des werte man in ſider; // doch muos er werden gîſel · in Guntheres lant: // daß hete an im ertwungen · diu küene Sîvrides hant. // Mit gemeinem râte · ſô ließen ſi den ſtrît. // dürkel vil der helme · und der ſchilte wît // ſi leiten von den handen: · ſwaß ſô man der vant, // die truogen bluotes varwe · von der Burgunden hant. // Si viengen, ſwen ſi wolden: · des heten ſi gewalt. // Gêrnôt und Hagene, · die recken vil balt, // die wunden hießen bâren: · ſi vuorten mit in dan // gevangen zuo dem Rîne · fünf hundert wætlîcher man. // Die ſiglôſen recken · ze Tenemarken riten. // done heten ouch die Sahſen · ſô hôhe niht geſtriten, // daß man in lobes jæhe: · daß was den helden leit. // dô wurden ouch die veigen · von vriunden ſêre gekleit. // Si hießen ir gewæfen · ſoumen an den Rîn. // eß hete wol geworben · mit den helden ſîn // Sîvrit der ſtarke · der hete eß guot getân, // des im jehen muoſen · alle Guntheres man. // Gegen Wormeß ſande · der hêrre Gêrnôt: // heim ze ſînem lande · den vriunden er enbôt, // wie gelungen wære · im und ſînen man: // eß heten die vil küenen · wol nâch êren getân. // Die garzûne liefen, · von den wart eß geſeit. // dâ vreuten ſich von liebe, · die ê heten leit, // dirre lieben mære, · diu in dâ wâren komen. // dâ wart von edelen vrouwen · michel vrâgen vernomen, // Wie gelungen wære · des rîchen küneges man. // man hieß der boten einen · vür Kriemhilde gân. // daß geſchach vil tougen, · jan torſtes überlût: // wan ſi hete dar under · ein vil liebeß herzen trût. // Dô ſi den boten komende · zir kemenâte ſach, // Kriemhilt diu ſchœne · vil güetlîchen ſprach: // „nu ſag an liebiu mære: · jâ gib ich dir mîn golt; // tuoſtuß âne triegen, · ich wil dir immer weſen holt. // „Wie ſchiet ûß dem ſtrîte · mîn bruoder Gêrnôt // und ander mîne vriunde? · iſt uns iht maneger tôt? // oder wer tet daß beſte? · daß ſoltu mir ſagen.“ // dô ſprach der bote biderbe: · „wir heten ninder einen zagen. // „Ze vorderſt in dem ſtrîte · reit niemen alſô wol, // vil edeliu küneginne, · ſît ich iuß ſagen ſol, // ſô der gaſt vil edele · ûßer Niderlant: // dâ worhte michel wunder · des küenen Sîvrides hant. // „Swaß die recken alle · in ſtrîte hân getân, // Dancwart und Hagene · und ander ſküneges man, // ſwaß iemen ſtreit nâch êren, · daß was gar ein wint // wan aleine Sîvrit, · des künic Sigmundes kint. // „Si vrumten in dem ſturme · der helde vil derslagen: // doch möhte iu ditze wunder · niemen vol geſagen, // was dâ worhte Sîvrit, · ſwenne er ze ſtrîte reit. // den vrouwen an ir mâgen · tet er diu grœßlîchen leit. // „Ouch muoſte dâ belîben · vil maneger vrouwen trût. // ſîne ſlege man hôrte · ûf helmen alſô lût, // daß ſi von wunden brâhten · daß vließende bluot: // er iſt an allen tugenden · ein rîter küene unde guot. // „Dô hêt ouch vil begangen · von Metzen Ortwîn: // ſwaß er ir mohte erlangen · mit dem ſwerte ſîn, // die muoſen wunt belîben · oder meiſtec tôt. // dâ tet iuwer bruoder · die aller grœßiſten nôt, // „Diu immer in den ſtürmen · kunde ſîn geſchehen: // man muoß der wârheite · dem ûß derwelten jehen. // die ſtolzen Burgunden · habent ſô gevarn, // daß ſi vor allen ſchanden · ir êre kunden bewarn. // „Man ſach dâ von ir handen · vil manegen ſatel blôß, // dâ von liehten ſwerten · daß velt ſô lûte erdôß. // die recken von dem Rîne · die habent ſô geriten, // daß eß ir vîenden · wære beßßer vermiten. // „Die küenen Tronejære · die vrumten grôßiu leit, // dô mit volkes kreften · daß her ze ſamne reit. // dâ vrumte manegen tôten · des küenen Hagnen hant, // des vil ze ſagene wære · her in Burgunden lant. // „Sindolt und Hûnolt, · die Gêrnôtes man, // und Rûmolt der küene · die hânt ſô vil getân, // daß eß Liudgêre · mag immer weſen leit, // daß er den mînen hêrren · het ze Rîne widerſeit. // „Strît den aller hœhſten, · der inder dâ geſchach // ze jungeſt und zem êrſten, · den iemen dâ geſach, // den tet vil degenlîchen · diu Sîvrides hant. // er bringet rîche gîſele · her in Guntheres lant. // „Die twanc mit ſînen ellen · der wætlîche man; // des ouch der künic Liudegaſt · muoß den ſchaden hân // und ouch von Sahſen landen · ſîn bruoder Liudgêr. // nu hœret mîniu mære, · edel küneginne hêr. // „Si hât gevangen beide · diu Sîvrides hant. // nie ſô manegen gîſel · man brâhte in ditze lant, // ſô von ſînen ſchulden · nu kumt an den Rîn.“ // ir enkunden diſiu mære · nimmer lieber geſîn. // „Man bringet der geſunden · fünf hundert oder baß // und der verchwunden, · wißßet, vrouwe, daß, // wol ahzec rôte bâre · her in unſer lant, // die meiſtec hat verhouwen · des küenen Sîvrides hant. // „Die durch übermüete · widerſeiten an den Rîn, // die müeßen nu gevangen · die Guntheres ſîn. // die bringet man mit vreuden · her in ditze lant.“ // do erblüete ir liehte varwe, · dô ſi diu mære rehte ervant. // Ir ſchœneß antlütze · daß wart rôſenrôt, // dô mit lîbe was geſcheiden · ûß ſô grôßer nôt // Sîvrit der junge, · der wætlîche man. // ſi vreute ouch ſich ir vriunde: · daß was von ſchulden getân. // Dô ſprach diu minneclîche: · „du hâſt mir wol geſeit. // du ſolt hân dar umbe · ze miete rîchiu kleit, // und zehen marc von golde · die heiß ich dir tragen.“ // des mac man ſolhiu mære · rîchen vrouwen gerne ſagen. // Man gab im ſîne miete, · daß golt und ouch diu kleit. // dô gie an diu venſter · vil manec ſchœniu meit: // ſi warten ûf die ſtrâße: · rîten man dô vant // vil der hôch gemuoten · in der Burgunden lant. // Dâ kômen die geſunden, · die wunden tâten ſam; // ſi mohten grüeßen hœren · von vriunden âne ſcham. // der wirt gên ſînen geſten · vil vrœlîchen reit: // mit vreuden was verendet · ſîn vil grœßlîcheß leit. // Do enphie er wol die ſîne, · die vremden tet er ſam, // wan dem rîchen künege · anders niht enzam // wan danken güetlîche · den, die im wâren komen, // daß ſi den ſic nâch êren · in ſturme hêten genomen. // Gunther bat im mære · von ſînen vriunden ſagen, // wer im an der reiſe · ze tôde wær erslagen: // dô het er vlorn niemen · niuwan ſehzec man. // verklagen man die muoſe, · ſô ſît vil helde ſint getân. // Die geſunden brâhten · zerhouwen manegen rant // und helme vil verſchrôten · in Guntheres lant. // daß volk erbeißte nidere · vür des küneges ſal; // ze liebem antphange · man hôrte vrœlîchen ſchal. // Dô hieß man herbergen · die recken in die ſtat. // der künic ſîner geſte · vil ſchône phlegen bat; // er hieß der wunden hüeten · und ſchaffen guot gemach. // wol man ſîne tugende · an ſînen vîenden ſach. // Er ſprach zuo Liudegêre: · „nu ſît mir willekomen! // ich hân von iuwern ſchulden · ſchaden vil genomen: // der wirt mir nu gebüeßet, · ob ich gelücke hân. // Got lône mînen vriunden: · ſi hânt mir liebe getân.“ // „Ir muget in gerne danken,“ · ſprach dô Liudgêr, // alſô hôher gîſel · gewan nie künic mêr. // umbe ſchœne huote · wir bieten michel guot, // daß ir genædeclîche · an mir und mînen vriunden tuot.“ // „Ich wil iuch beide lâßen,“ · ſprach er, „ledec gên; // daß mîne vîende · hie bî mir beſtên, // des wil ich haben bürgen, · daß ſi mîniu lant // iht rûmen âne hulde.“ · des ſichert dô ir beider hant. // Man brâhte ſi ze ruowe · und ſchuof in ir gemach. // den wunden man gebettet · vil güetlîchen ſach; // man ſchancte den geſunden · met und guoten wîn: // dô kunde daß geſinde · nimmer vrœlîcher ſîn. // Ir zerhouwen ſchilde · man behalten truoc. // vil bluoteger ſetele, · der was dâ genuoc: // die hieß man verbergen, · daß weinten niht diu wîp. // dâ kom vil hermüede · maneges guoten rîters lîp. // Der künec phlac ſîner geſte · vil grœßlîche wol. // der vremden und der kunden · diu lant wâren vol. // er bat der ſêre wunden · vil güetlîchen phlegen. // dô was ir übermüeten · vil harte ringe gelegen. // Die erzenîe kunden, · den bôt man rîchen ſolt, // ſilber âne wâge, · dar zuo daß liehte golt, // daß ſi die helde nerten · nâch des ſtrîtes nôt; // dar zuo der künec den geſten · gâbe grœßlîchen bôt. // Die wider heim ze hûſe · heten reiſe muot, // die bat man noch belîben, · ſô man vriunden tuot. // der künic gie ze râte, · wie er lônde ſînen man: // ſi heten ſînen willen · nâch grôßen êren getân. // Dô ſprach der hêrre Gêrnôt: · „man ſol ſi rîten lân: // über ſehs wochen · ſî in daß kunt getân, // daß ſi kumen widere · zeiner hôhgezît; // ſo iſt maneger geheilet, · der nu vil ſêre wunder lît.“ // Dô gerte ouch urloubes · Sîvrit von Niderlant. // dô der künic Gunther · den willen ſîn ervant, // er bat in minneclîchen · noch bî im beſtân. // niuwan durch ſîn ſweſter, · ſône wæreß niht getân. // Dar zuo was er ze rîche, · daß er iht næme ſolt; // er heteß wol verdienet. · der künic was im holt; // ſam wâren ſîne mâgen, · die heten daß geſehen, // waß von ſînen handen · in dem ſtrîte was geſchehen. // Durch der ſchœnen willen · gedâhte er noch beſtân, // ob er ſi ſehen möhte. · ſît wart eß getân: // wol nâch ſînem willen · wart im diu maget bekant. // ſît reit er vrœlîche · heim in ſînes vater lant. // Der wirt hieß zallen zîten · rîterſchefte phlegen: // daß tet vil willeclîchen · dô manec junger degen. // die wîle hieß er ſidelen · vor Wormeß an den ſant // den, die im komen ſolden · in der Burgunden lant. // In den ſelben zîten, · dô ſi nu ſolden komen, // dô hete diu ſchœne Kriemhilt · diu mære wol vernomen, // er wolde hôhgezîte · durch liebe vriunde hân. // dô wart vil michel vlîßen · von ſchœnen vrouwen getân // Mit wæte und mit gebende, · daß ſi dâ ſolten tragen. // Uote diu vil rîche · diu mære hôrte ſagen // von den ſtolzen recken, · die dâ ſolden komen: // dô wart ûß der valde · vil rîcher kleider genomen. // Durch ir kinde liebe · hieß ſi bereiten kleit; // dâ mite wart gezieret · vil vroun und manec meit // und vil der jungen recken · ûß Burgunden lant. // ſi hieß ouch vil der vremden · brüeven hêrlîch gewant. // 5. Âventiure // wie Sîvrit Kriemhilt êrſte geſach. Man ſach ſi tegelîchen · nu rîten an den Rîn, // die zer hôhgezîte · gerne wolden ſîn. // die durch der künege liebe · kômen in daß lant, // den bôt man ſumelîchen · beidiu ros und gewant. // In was ir geſidele · allen wol bereit, // den hôhſten und den beſten, · als uns daß iſt geſeit, // zwein und drîßec vürſten, · dâ zer hôhgezît: // dâ zierten ſich engegene · alle vrouwen wider ſtrît. // Eß was dâ vil unmüeßec · Gîſelher daß kint. // die geſte mit den kunden · vil güetlîchen ſint // die enphieng er und Gêrnôt · und ouch ir beider man: // jâ gruoßten ſi die degene, · als eß nâch êren was getân. // Vil goltrôter ſetele · ſi vuorten in daß lant, // zierlîche ſchilde · und êrlîch gewant // brâhten ſi ze Rîne · zuo der hôhgezît. // manegen ungeſunden · ſach man vrœlîchen ſît. // Die in den betten lâgen · und heten wunden nôt, // die muoſen des vergeßßen, · wie herte was der tôt. // die ſiechen ungeſunden · muoſen ſi verklagen: // ſi vreuten ſich der mære · gên der hôhgezîte tagen, // Wie ſi leben wolden · dâ ze der wirtſchaft. // wünne âne mâße, · mit vreuden überkraft // heten al die liute, · ſwaß man ir dâ vant: // des huop ſich michel wünne · über al daß Guntheres lant. // An einem phingeſtmorgen · ſach man vür gân // gekleidet wünneclîche · vil manegen küenen man, // fünf tûſent oder mêre, · dâ zer hôhgezît. // ſich huob diu kurzewîle · an manegen enden wider ſtrît. // Der wirt der hete die ſinne, · im was daß wol erkant, // wie rehte herzenlîche · der helt von Niderlant // ſîne ſweſter trûte, · die er noch nie geſach, // der man ſô grôßer ſchœne · vor allen juncvrouwen jach. // Er ſprach: „nu râtet alle, · mâge und mîne man, // wie wir die hôhgezîte · ſô lobelîche hân, // daß man uns drumbe iht ſchelte · her nâch dirre zît; // ein ieslîch lop vil ſtæte · ze jungeſt an den werken lît.“ // Dô ſprach zuo dem künege · der degen Ortwîn: // „welt ir mit vollen êren · ze der hôhzîte ſîn, // ſô ſult ir lâßen ſchouwen · diu wünneclîchen kint, // die mit ſô grôßen êren · hie zen Burgunden ſint. // „Waß wære mannes wünne, · wes vreute ſich ſîn lîp, // eß entæten ſchœne meide · und hêrlîchiu wîp? // lâßet iuwer ſweſter · vür iuwer geſte gân!“ // der rât was ze liebe · manegem helde getân. // „Des wil ich gerne volgen,“ · ſprach der künic dô. // alle, dieß ervunden, · wârens harte vrô. // ernbôt eß vroun Uoten · und ir tohter wolgetân, // daß ſi mit ir megeden · hin ze hove ſolde gân. // Dô wart ûß den ſchrînen · geſuochet guot gewant, // ſwaß man in der valde · der guoten wæte vant, // die bouge mit den borten; · des was in vil bereit. // ſich zierte minneclîche · vil manec wætlîchiu meit. // Vil manec recke tumber · des tages hete muot, // daß er an ze ſehene · den vrouwen wære guot, // daß er dâ vür niht næme · eins rîchen küneges lant. // ſi ſâhen die vil gerne, · die ſi heten nie bekant. // Dô hieß der künic rîche · mit ſîner ſweſter gân, // die ir dienen ſolden, · hundert ſîner man, // ir und ſîner muoter: · die truogen ſwert enhant. // daß was daß hofgeſinde · in der Burgunden lant. // Uoten die vil rîchen · ſach man mit ir komen. // diu hete ſchœner vrouwen · geſelleclîch genomen // hundert oder mêre: · die truogen rîchiu kleit. // ouch gie dâ nâch ir tohter · vil manec wætlîchiu meit. // Von einer kemenâten · ſach man ſi alle gân: // dô wart vil michel dringen · von helden dar getân, // die des gedinge hêten, · ob kunde daß geſchehen, // daß ſi die maget edele · ſolden vrœlîche ſehen. // Nu gie diu minneclîche, · alſô der morgen rôt // tuot ûß trüeben wolken. · dô ſchiet von maneger nôt, // der ſi da truoc in herzen · und lange hete getân. // er ſach die minneclîchen · nu vil hêrlîchen ſtân. // Jâ lûhte ir von ir wæte · vil manec edel ſtein: // ir rôſenrôtiu varwe · vil minneclîchen ſchein. // ob ieman wünſchen ſolde, · der kunde niht gejehen, // daß er ze dirre werlde · hete iht ſchœners geſehen. // Sam der liehte mâne · vor den ſternen ſtât, // des ſchîn ſô lûterlîche · ab den wolken gât, // dem ſtuont ſi nu gelîche · vor andern vrouwen guot. // des wart dâ wol gehœhet · den zieren helden der muot. // Die rîchen kamerære · ſach man vor ir gân. // die hôch gemuoten degene · wolden des niht lân, // ſin drungen, dâ ſi ſâhen · die minneclîchen meit. // Sîvride dem hêrren · wart beide lieb unde leit. // Er dâhte in ſînem muote: · „wie kunde daß ergân, // daß ich dich minnen ſolde? · daß iſt ein tumber wân; // ſol aber ich dich vremden, · ſô wære ich ſamfter tôt.“ // er wart von gedanken · dicke bleich unde rôt. // Dô ſtuont ſô minneclîche · daß Siglinde kint, // ſam er entworfen wære · an ein permint // von guotes meiſters liſten, · ſô man im verjach, // daß man helt neheinen · nie ſô ſchœnen geſach. // Die mit der vrouwen giengen, · die hießen von den wegen // wîchen allenthalben: · daß leiſte manec degen. // diu hôch tragenden herzen · vreuten manegen lîp; // man ſach in grôßen zühten · vil manec hêrlîcheß wîp. // Dô ſprach von Burgunden · der hêrre Gêrnôt: // „der iu ſînen dieneſt · ſô güetlîchen bôt, // Gunther, lieber bruoder, · dem ſult ir tuon alſam // vor allen diſen recken: · des râts ich nimmer mich geſcham. // „Ir heißet Sîvriden · zuo mîner ſweſter kumen, // daß in diu maget grüeße; · des habe wir immer vrumen: // diu nie gegruoßte recken, · diu ſol in grüeßen phlegen; // dâ mite wir hân gewunnen · den vil zierlîchen degen.“ // Dô giengen ſwirtes mâgen, · dâ man den helt vant. // ſi ſprâchen zuo dem recken · ûßer Niderlant: // „iu hât der künec erloubet, · ir ſult ze hove gân, // ſîn ſweſter ſol iuch grüeßen: · daß iſt iu zêren getân.“ // Der hêrre in ſînem muote · was des vil gemeit. // dô truoc er in dem herzen · lieb âne leit, // daß er ſehen ſolde · der ſchœnen Uoten kint. // mit minneclîchen tugenden · ſi gruoßte Sîvriden ſint. // Dô ſi den hôch gemuoten · vor ir ſtênde ſach, // do erzunde ſich ir varwe; · diu ſchœne meit ſprach: // „ſît willekomen, er Sîvrit, · ein edel rîter guot.“ // dô wart im von dem gruoße · wol gehœhet der muot. // Er neig ir minneclîchen, · genâde er ir bôt. // ſi twanc gên ein ander · der ſeneden minne nôt; // mit lieben ougen blicken · ein ander ſâhen an // der hêrre und ouch diu vrouwe: · daß wart vil tougen getân. // Wart dâ vriuntlîche · getriutet (ir vil) wîßiu hant // von herzen lieber minne, · daß iſt mir niht bekant. // doch wil ich niht gelouben, · daß eß wurde lân: // zwei minne gerndiu herze · heten anders miſſetân. // Bî der ſumerzîte · und gên des meijen tagen // dorft er niht mêre · in ſîme herze tragen // ſô vil hôher vreude, · ſô er dâ gewan, // dô im diu gie an hende, · die er ze trûte gerte hân. // Dô dâhte manec recke: · „hei, wær mir ſam geſchehen, // daß ich ir gienge nebene, · als ich in hân geſehen, // oder bî ze ligene! · daß ließe ich âne haß!“ // eß gediende noch nie recke · nâch einer küneginne baß. // Von ſwelher künege lande · die geſte kômen dar, // die nâmen al gelîche · niuwan ir zweier war. // ir wart erloubet küſſen · den wætlîchen man: // im wart ze dirre werlde · nie ſô liebe getân. // Der künec von Tenemarke · ſprach dô ſâ zeſtunt: // „des vil hôhen gruoßes · lît vil maneger wunt, // des ich dâ wol enphinde, · von Sîvrides hant: // Got lâße in nimmer mêre · ze Tenemarke in daß lant!“ // Man hieß dô allenthalben · wîchen von den wegen // der ſchœnen Kriemhilde; · manegen küenen degen // ſach man zühteclîche · ze kirche mit ir gân. // ſît wart von ir geſcheiden · der vil wætlîche man. // Dô gie ſi zuo dem münſter, · ir volgete manec wîp. // dâ was ouch wol gezieret · der küneginne lîp, // daß dô hôher wünſche · maneger wart verlorn. // ſi was ze ougen weide · manegem recken erkorn. // Vil kûme erbeite Sîvrit, · daß man dâ geſanc. // er mohte ſînen ſælden · immer ſagen danc, // daß im diu was ſô wæge, · die er in herzen truoc: // ouch was er der ſchœnen · holt von ſchulden genuoc. // Dô ſi kom ûz dem münſter, · als er hete ê getân, // man ſach in vriuntlîche · zuo Kriemhilde gân. // alrêſt begunde im danken · diu minneclîche meit, // daß er vor den recken · ſô rehte wîclîchen ſtreit. // „Nu lôn iu Got, er Sîvrit,“ · ſprach daß ſchœne kint, // „daß ir daß habt verdienet, · daß iu die recken ſint // ſô holt in guoten triuwen, · ſô ich ſi hœre jehen.“ // do begunde er minneclîche · an vroun Kriemhilde ſehen. // „Ich ſol in immer dienen“, · ſprach Sîvrit der degen, // „und enwil mîn houbet · nimmer ê gelegen, // ich enwerbe nâch ir willen, · ſol ich mîn leben hân. // daß muoß iu ſîn ze dienſte, · mîn vrou Kriemhilt, getân.“ // Inre tage zwelven, · der tage al ieslîch, // ſach man bî dem degene · die maget lobelîch, // ſô ſi ze hove ſolde · vor ir vriunden gân. // der dienſt wart dem recken · durch grôße liebe getân. // Vreude unde wünne · und michelen ſchal // ſach man tegelîche · vor Guntheres ſal, // dar ûße und ouch dar inne · von manegem küenen man. // Ortwîn und Hagene · vil grôßer wunder began. // Swes iemen phlegen ſolde, · des wâren ſi bereit // mit volleclîcher mâße, · die helde vil gemeit. // des wurden von den geſten · die recken wol bekant; // dâ von ſô was gezieret · alleß Guntheres lant. // Die ê dâ wunde lâgen, · die ſach man vüre gân: // ſi wolden kurzewîle · mit dem geſinde hân, // ſchirmen mit den ſchilden · und ſchießen manegen ſchaft. // des hulfen in genuoge; · ſi heten michele kraft. // In der hôhzîte · der wirt hieß ir phlegen // mit der beſten ſpîſe. · er hete ſich bewegen // aller ſlahte ſchande, · die ie künec gewan. // man ſach in vriuntlîche · zuo den ſînen geſten gân. // Er ſprach: „ir guoten recken, · ê daß ir ſcheidet hin, // ſô nemet ir mîne gâbe: · alſô ſtêt mîn ſin, // daß ichß immer diene; · verſmâhe iu niht mîn guot: // daß wil ich mit iu teilen: · des hân ich willigen muot.“ // Die von Tenemarken · ſprâchen ſâ zehant: // „ê daß wir wider rîten · heim in unſer lant, // wir gern ſtæter ſuone: · des iſt uns recken nôt: // wir hân von iuwern degenen · manegen lieben vriunt tôt.“ // Liudegaſt geheilet · ſîner wunden was: // der vogt von den Sahſen · nâch ſtrîte wol genas. // etelîche tôten · ſi ließen dâ ze lant. // dô gie der künic Gunther, · dâ er Sîvriden vant. // Er ſprach zuo dem recken: · „nu rât, wie ich tuo. // unſer geſte wellent · rîten morgen vruo // und gerent ſtæter ſuone · an mich und mîne man: // nu râtâ, degen küene, · waß dich des dünke guot getân. // „Waß mir die hêrren bieten, · daß wil ich dir ſagen: // ſwaß vünf hundert mære · goldes mügen tragen, // daß gebent ſi mir gerne, · wil ich ſi ledic lân.“ // dô ſprach Sîvrit: · „daß wær übele getân. // „Ir ſult ſi ledeclîchen · hinnen lâßen varn: // und daß die recken edele · vürbaß bewarn // vîentlîcheß rîten · her in iuwer lant, // des lât iu ſicherheit · geben beider hêrren hant.“ // „Des râtes wil ich volgen.“ · dâ mite ſi giengen dan. // den ſînen widerwinnen · wart daß kunt getân, // ir goldes gerte niemen, · daß ſi dâ büten ê. // dâ heime ir lieben vriunden · was nâch den hermüeden wê. // Manegen ſchilt vollen · man dar ſchatzes truoc; // er teilt es âne wâge · den vriunden genuoc, // bî vünf hundert marken · und eteslîchen baß. // Gêrnôt der vil küene · der riet Gunthere daß. // Urloup ſi dô nâmen, · alſô ſi wolden dan. // dô ſach man die geſte · vür Kriemhilde gân // und ouch, dâ vrou Uote · diu küneginne ſaß. // eß enwart nie degenen · mêre geurloubet baß. // Herberge wurden lære, · dô ſi dannen riten. // doch beſtuont dâ heime · mit hêrlîchen ſiten // der künic mit den ſînen · und manec edel man: // die ſach man tegelîche · vür vroun Kriemhilde gân. // Urloup nemen wolde ouch · Sîvrit ein helt guot: // er wânde niht erwerben, · des er hete muot. // der künic ſagen hôrte, · daß er wolde dan: // Gîſelher der junge · in von der reiſe gewan. // „War woldet ir nu rîten, · edel Sîvrit? // belîbet bî den recken, · tuot, des ich iuch bit, // bî Gunther dem künege · und bî ſînen man. // hie ſint vil ſchœne vrouwen, · die man iuch ſol ſehen lân.“ // Dô ſprach der ſtarke Sîvrit: · „ſô lât diu ros ſtân. // ich wolde hinne rîten; · des wil ich abe gân; // und traget hin die ſchilde. · jâ wolde ich in mîn lant: // des hât mich her Gîſelher · mit grôßen triuwen erwant.“ // Sus beleip der küene · durch vriunde liebe dâ. // jâ wær er in den landen · niender anderswâ // geweſen alſe ſanfte: · dâ von daß geſchach, // daß er nu tegelîche · die ſchœnen Kriemhilde ſach. // Durch ir unmâßen ſchœne · der hêrre dâ beleip. // mit maneger kurzwîle · man nu die zît vertreip; // wan daß in twanc ir minne: · diu gab im dicke nôt; // dar umbe ſît der küene · lac vil jæmerlîchen tôt. // 6. Âventiure // wie Gunther gên Iſenlande nâch Prünhilt vuor. Iteniuwiu mære · ſich huoben über Rîn: // man ſeite, daß dâ wære · manec magedîn. // der dâhte im eine werben · des künic Gunthers muot. // daß dûhte ſîne recken · und die hêrren alle guot. // Eß was ein küneginne · geſeßßen über ſê, // ir gelîche · was deheiniu mê. // ſi was unmâßen ſchœne, · vil michel was ir kraft; // ſi ſchôß mit ſnellen degenen · umbe minne den ſchaft. // Den ſtein warf ſi verre, · dar nâch ſi wîten ſpranc. // ſwer ir minne gerte, · der muoſe âne wank // driu ſpil an gewinnen · der vrouwen wol geborn: // gebraſt im an eime, · er het daß houbet verlorn. // Des het diu juncvrouwe · unmâßen vil getân, // do gevrieſch eß bî dem Rîne · ein rîter wol getân. // der wande ſîne ſinne · an daß ſchœne wîp; // des muoſen vil helde · ſît verlieſen den lîp. // Dô ſi eines tages ſâßen, · der künec und ſîne man, // manegen ende ſi eß mâßen · beidiu wider unde dan, // welhe ir hêrre möhte · zeinem wîbe nemen, // diu im ze vrouwen töhte · und ouch dem lande möhte zemen. // Dô ſprach der vogt von Rîne: · „ich wil an den ſê // hin zuo Prünhilde, · ſwie eß mir ergê. // ich wil umbe ir minne · wâgen den lîp: // den wil ich verlieſen, · ſine werde mîn wîp.“ // „Daß wil ich widerrâten,“ · ſprach dô Sîvrit. // „jâ hât diu küneginne · ſô vreislîchen ſit, // ſwer ir minne wirbet, · daß eß im hôhe ſtât. // des muget ir der reiſe · haben wærlîchen rât.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „nie geborn wart ein wîp // ſô ſtark und ouch ſô küene, · ine wolde wol ir lîp // in ſtrîte betwingen · mit mîn ſelbes hant.“ // „ſwîget,“ ſprach dô Sîvrit, · „iu iſt ir ellen unbekant. // „Und wæren iuwer viere, · dine kunden niht geneſen // von ir vil grimmen zorne: · ir lât den willen weſen, // daß rât ich iu mit triuwen; · welt ir niht ligen tôt, // ſone lât iuch nâch ir minne · niht ze ſêre weſen nôt.“ // „Nu ſî ſwie ſtark ſi welle, · ine lâße der reiſe niht // hin ze Prünhilde, · ſwaß halt mir geſchiht. // durch ir unmâßen ſchœne · muoß eß gewâget ſîn: // waß, ob mir Got gevüeget, · daß ſi mir volget an den Rîn?“ // „Sô wil ich iu daß râten,“ · ſprach dô Hagene, // „ir bitet Sîvride · mit iu ze tragene // die vil ſtarken ſorge: · daß iſt nu mîn rât, // ſît im daß iſt ſô kündec, · wieß umbe Prünhilde ſtât.“ // Er ſprach: „wiltu mir helfen, · vil edel Sîvrit, // die minneclîchen werben? · tuo, des ich dich bit. // und wirt mir ze trûte · daß hêrlîche wîp, // ich wil durch dînen willen · wâgen êre unde lîp.“ // Des antwurte Sîvrit, · Sigmundes ſun: // „gîſtu mir dîn ſweſter, · ſô wil ich eß tuon, // die ſchœnen Kriemhilde, · ein küneginne hêr: // ſô gere ich niht lônes · nâch mînen arbeiten mêr.“ // „Daß lobe ich,“ ſprach Gunther, · „Sîvrit, an dîne hant. // und kumet diu ſchœne Prünhilt · her in ditze lant, // ſô wil ich dir ze wîbe · mîne ſweſter geben: // ſô mahtu mit ir · immer vrœlîchen leben.“ // Des ſwuoren ſi dô eide, · die recken vil hêr. // des wart ir arbeite · verre deſter mêr, // ê ſi die wolgetânen · brâhten an den Rîn: // des muoſen die küenen · ſît in grôßen nœten ſîn. // Von wilden getwergen · hân ich gehœret ſagen, // ſi ſîn in holen bergen · und (daß ſi) ze ſcherme tragen // eineß, heißet tarnkappen, · von wunderlîcher art: // ſwerß hât an ſîme lîbe, · der ſol vil gar wol ſîn bewart // Vor ſlegen und vor ſtichen; · in müge ouch niemen ſehen, // ſwenne er ſî dar inne; · beide hœren unde ſpehen // mag er nâch ſînem willen, · daß in doch niemen ſiht; // er ſî ouch verre ſterker, · als uns diu âventiure giht. // Sîvrit muoſe vüeren · die kappen mit im dan, // die der helt küene · mit ſorge gewan // ab eime getwerge, · daß hieß Albrîch. // ſich garten zuo der verte · die recken küene unde rîch. // Alſô der ſtarke Sîvrit · die tarnkappen truoc, // ſô hete er dar inne · krefte genuoc, // zwelf manne ſterke, · als uns iſt geſeit. // er gewan mit grôßen liſten · die vil hêrlîchen meit. // Ouch was diu tarnhût · alſô getân, // daß dar inne worhte · ein ieslîcher man, // ſwaß er ſelbe wolde, · daß in niemen ſach. // dâ mit gewan er Prünhilt; · dâ von im leide geſchach. // „Du ſolt mir ſagen, Sîvrit, · ê unſer vart ergê, // wie wir mit vollen êren · komen an den ſê? // ſuln wir rîter vüeren · in Prünhilde lant? // drîßec tûſent degene, · die werdent ſchiere beſant.“ // „Swie vil wir volkes vüeren,“ · ſprach aber Sîvrit, // „eß phligt diu küneginne · ſô vreislîcher ſit, // die müeſen doch erſterben · von ir übermuot. // ich wil iuch baß bewîſen, · degen küene unde guot. // „Wir ſuln in recken wîſe · varn ze tal den Rîn. // die wil ich iu nennen, · die daß ſulen ſîn: // zuo uns zwein noch zwêne · unde niemen mê; // ſo erwerben wir die vrouwen, · ſwie eß uns dar nâch ergê. // „Der geſellen bin ich einer, · der ander ſoltu weſen, // der drite daß ſî Hagene: · wir ſuln wol geneſen; // der vierte daß ſî Dancwart, · der vil küene man. // uns geturren ander tûſent · mit ſtrîte nimmer beſtân.“ // „Diu mære weſſe ich gerne,“ · ſprach der künic dô, // „ê wir hinnen vüeren, · des wære ich harte vrô, // waß wir kleider ſolden · vor Prünhilde tragen, // diu uns dâ wol zæmen: · Sîvrit, daß ſoltu mir ſagen.“ // „Wât die aller beſte, · die man ie bevant, // treit man zallen zîten · in Prünhilde lant: // des ſuln wir rîche kleider · vor der vrouwen tragen, // daß wirs iht haben ſchande, · ſô man diu mære hœre ſagen.“ // Dô ſprach der degen guoter: · „ſô wil ich ſelbe gân // ze mîner lieben muoter, · ob ich erwerben kan, // daß uns ir ſchœnen meide · helfen brüeven kleit, // diu wir tragen mit êren · vür die hêrlîchen meit.“ // Dô ſprach von Troneje Hagene · mit hêrlîchen ſiten: // „zwiu welt ir iuwer muoter · ſölher dienſte biten? // lât iuwer ſweſter hœren, · wes ir habet muot: // ſi iſt ſô kunſtrîche, · daß diu kleider werdent guot.“ // Do enbôt er ſîner ſweſter, · daß er ſe wolde ſehen // und ouch der degen Sîvrit. · ê daß was geſchehen, // dô hete ſich diu ſchœne · ze lobe wol gekleit. // daß die hêrren kômen, · daß was ir mæßlîchen leit. // Nu was ouch ir geſinde · geziert, als im gezam. // die vürſten kômen beide: · dô ſi daß vernam, // dô ſtuont ſi von dem ſedele: · mit zühten ſi dô gie, // dâ ſi den gaſt vil edele · und ouch ir bruoder enphie. // „Sî willekomen, mîn bruoder · und der geſelle ſîn. // diu mære ich weſte gerne,“ · ſprach daß meidîn, // „waß ir hêrren woldet, · ſît ir ze hove gât. // lât ir mich hœren, · wieß iu edelen recken ſtât.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „vrouwe, ich wilß iu ſagen. // wir müeßen michel ſorge · bî hôhme muote tragen; // wir wellen hübſchen rîten · verre in vremdiu lant: // wir ſolden zuo der reiſe · haben zierlîch gewant.“ // „Nu ſitzet, lieber bruoder,“ · ſprach daß küneges kint. // „lât mich rehte hœren, · wer die vrouwen ſint, // der ir gert ze minne · in ander künege lant.“ // die ûßerwelten beide · nam diu vrouwe bî der hant. // Si gie mit den degenen, · dâ ſi ê dâ ſaß // ûf matraze rîche, · ich wil wißßen daß, // geworht mit guoten bilden, · mit golde wol erhaben. // ſi mohten bî der vrouwen · guote kurzwîle haben. // Vriuntlîche blicke · und güetlîchen ſehen, // daß mohte von in beiden · harte vil geſchehen. // er truoc ſi in dem herzen, · ſi was im ſô der lîp. // er erwarp mit ſtarkem dienſte, · daß ſi ſider wart ſîn wîp. // Dô ſprach der künic rîche: · „vil liebiu ſweſter mîn, // âne dîne helfe · kunde eß niht geſîn. // wir wellen kurzwîlen · in Prünhilde lant: // da bedorften wir ze tragene · vor vrouwen hêrlîch gewant.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „vil lieber bruoder mîn, // ſwaß der mînen helfe · dar an kan geſîn, // des bringe ich iuch wol innen, · daß ich iu bin bereit. // verſagt iu ander iemen, · daß wære Kriemhilde leit. // „Ir ſult mich, rîter edele, · niht ſorgende biten, // ir ſult mir gebieten · mit hêrlîchen ſiten: // ſwaß iu von mir gevalle, · des bin ich iu bereit // und tuon eß willeclîche,“ · ſprach diu wünneclîchiu meit. // „Wir wellen, liebiu ſweſter, · tragen guot gewant. // daß ſol helfen brüeven · iuwer wîßiu hant; // des vlîßen ſich iur megede, · daß eß uns rehte ſtât, // wande wir der verte · hân deheiner ſlahte rât.“ // Dô ſprach diu juncvrouwe: · „nu merket, waß ich ſage. // wir hân ſelbe ſîden; · nu ſchaffet, daß man trage // geſtein uns ûf den ſchilden, · ſô würken wir diu kleit, // daß ir ſi tragt mit êren · vür die hêrlîchen meit.“ // „Wer ſint die geſellen,“ · ſprach diu künegîn, // „die mit iu gekleidet · ze hove ſulen ſîn?“ // er ſprach: „ich ſelbe vierde. · zwêne mîne man, // Dancwart und Hagene, · ze hove ſulen mit mir gân. // „Nu merket, liebiu ſweſter, · rehte, waß wir ſagen: // daß wir vier geſellen · ze vier tagen tragen // ie drîer hande kleider · und alſô guot gewant, // daß wir âne ſchande · rûmen Prünhilde lant!“ // Daß lobte ſi den recken; · die hêrren ſchieden dan. // dô hieß ir juncvrouwen · drîßec meide gân // ûß ir kemenâten · Kriemhilt diu künegîn, // die zuo ſolhem werke · heten grœßlîchen ſin. // Die Arâbiſchen ſîden · wîß alſô der ſnê // unde von Zazamanc · der grüenen ſô der klê, // dar în ſi leiten ſteine: · des wurden guotiu kleit; // ſelbe ſneit ſi Kriemhilt, · diu vil hêrlîche meit. // Von vremder viſche hiuten · bezoc wolgetân, // ze ſehene vremd den liuten, · ſwaß man der gewan, // die dacten ſi mit ſîden; · golt dar în getragen: // man mohte michel wunder · von der liehten wæte ſagen. // Von Marroch dem lande · und ouch von Libîân // die aller beſten ſîden, · die ie mêr gewan // deheines küneges künne, · der heten ſi genuoc. // wol lie daß ſchînen Kriemhilt, · daß ſi in holden willen truoc. // Sît ſis zer hovereiſe · heten ſô gegert, // hermîne vedere · dûhten ſi unwert; // phelle dar ûfe lâgen · ſwarz alſam ein kol, // daß noch ſnellen degenen · ſtüende in hôhzîten wol. // Ûß Arâbiſchem golde · vil geſteines ſchein; // der vrouwen unmuoße · was niht ze klein. // inre ſiben wochen · bereiten ſi diu cleit; // dô was ouch gewæfen · den guoten recken bereit. // Dô ſi bereit wâren, · dô was in ûf dem Rîn // gemachet vlîßeclîchen · ein ſtarkeß ſchiflîn, // daß ſi tragen ſolde · nider an den ſê. // den edelen juncvrouwen · was von arbeiten wê. // Dô ſagte man den recken, · in wæren nu bereit, // diu ſi dâ vüeren ſolden, · ir zierlîchen kleit. // alſô ſi dâ gerten, · daß was nu getân: // done wolden ſi niht langer · bî dem Rîne beſtân. // Nâch den hergeſellen · wart bote ſâ geſant, // ob ſi wolden ſchouwen · niuweß ir gewant, // ob eß den helden wære · ze kurz oder ze lanc. // eß was in rehter mâße: · des ſeiten ſi den vrouwen danc. // Vür alle die ſi kômen, · die muoſen in des jehen, // daß ſi zer werlde hêten · beßßers niht geſehen. // des möhten ſi ſe gerne · dâ ze hove tragen: // von beßßerr recken wæte · kunde niemen niht geſagen. // Vil michel danken · wart dâ niht verdeit. // dô gerten urloubes · die recken vil gemeit; // in rîterlîchen zühten · die hêrren tâten daß. // des wurden liehtiu ougen · von weinen trüebe unde naß. // Si ſprach: „vil lieber bruoder, · ir möhtet noch beſtân // und wurbet ander vrouwen: · daß hieße ich wol getân; // und dâ iu niht enſtünde · en wâge ſô der lîp. // ir muget hie nâhen vinden · ein als hôch geboren wîp.“ // Ich wæne, in ſagt daß herze, · daß in dâ von geſchach. // ſi weinten al gelîche, · ſwaß ieman geſprach. // ir golt in vor den brüſten · wart vor trähen ſal: // die vielen in genôte · von den ougen ze tal. // Si ſprach: „hêrre Sîvrit, · lât iu bevolhen ſîn // ûf triuwe und ûf genâde · den lieben bruoder mîn, // daß im iht werre · in Prünhilde lant.“ // daß lobte ir der küene · mit guotem willen an die hant. // Dô ſprach der degen rîche: · „ob mir mîn lîp beſtât, // ſô ſult ir aller ſorge, · vrouwe, haben rât: // ich bringen iu geſunden · her wider an den Rîn. // daß habt ûf mîme lîbe.“ · im neic daß ſchœne magedîn. // Ir goltvarwen ſchilde · man truoc in ûf den ſant // und brâht in zuo dem ſchiffe · alleß ir gewant. // ir ros hieß man in ziehen: · ſi wolden varn dan. // dô wart von ſchœnen vrouwen · vil michel weinen getân. // Dô ſtuonden in diu venſter · diu minneclîchen kint. // ir ſchif mit dem ſegele · ruorte ein hôher wint. // die ſtolzen hergeſellen · ſâßen ûf den Rîn; // dô ſprach der künic Gunther: · „wer ſol nu ſchifmeiſter ſîn?“ // „Daß wil ich,“ ſprach Sîvrit: · „ich kan iuch ûf der vluot // hinnen wol gevüeren, · daß wißßet, helde guot; // die rehten waßßerſtrâße · ſint mir wol bekant.“ // mit vreuden ſi dô ſchieden · ûß der Burgunden lant. // Sîvrit dô balde · ein ſchalten gewan, // von ſtade er ſchieben · vaſte began. // Gunther der küene · ein ruoder ſelbe nam. // dô huoben ſich von lande · die ſnellen rîter lobeſam. // Si vuorten rîche ſpîſe, · dar zuo guoten wîn, // den beſten, den man kunde · vinden umben Rîn. // ir ros ſtuonden ebene, · ſi heten guot gemach. // ir ſchif gienc ouch ebene: · lützel leides in geſchach. // Ir (vil) ſtarken ſegelſeil · wurden in geſtraht: // ſi vuoren zweinzec mîle, · end eß wurde naht, // mit eime guoten winde · nider gein dem ſê; // ir ſtarkes arbeiten · tet ſît ſchœnen vrouwen wê. // An dem zwelften morgen, · ſô wir hœren ſagen, // heten ſi die winde · verre dan getragen // gegen Iſenſteine · in Prünhilde lant; // daß was niemen mêre · wane Sîvride bekant. // Dô der künic Gunther · ſô vil der bürge ſach // und ouch der wîten marke, · wie balde er dô ſprach: // „ſaget mir, vriunt, hêr Sîvrit, · iſt iu daß bekant? // wes ſint diſe bürge · und ouch daß hêrlîche lant? // „Ine hân bî mînen zîten, · ine wolde lüge jehen, // ſô wol erbouwen bürge · mêre nie geſehen // in deheinem einlande, · als ir hie vor uns ſtât: // er mac wol weſen rîche, · der ſi hie gebouwen hât.“ // Des antwurte Sîvrit: · „eß iſt mir wol bekant: // eß iſt Prünhilde, · bürge unde lant // und Iſenſtein diu veſte, · als ir mich hœret jehen. // dâ muget ir noch hiute · vil ſchœner vrouwen geſehen. // „Ich wil iu helden râten, · ir habet einen muot, // ir jehet al gelîche: · jâ dunket eß mich guot. // ſwenne wir noch hiute · vür Prünhilde gân, // ſô müeßen wir mit ſorgen · vor der küneginne ſtân. // „Sô wir die minneclîchen · bî ir geſinde ſehen, // ſô ſult ir helde mære · wan einer rede jehen: // Gunther ſî mîn hêrre · unde ich ſîn man; // des er hât gedingen, · daß wirt alleß getân.“ // Des wâren ſi bereite, · des er ſi loben hieß: // durch ir übermüete · deheiner eß niht ließ. // ſi jâhen, ſwes er wolde; · dâ von in wol geſchach, // dô der künic Gunther · die ſchönen Prünhilde ſach. // „Jane lobe ichß niht ſô verre · durch die liebe dîn, // ſô durch dîne ſweſter, · daß ſchœne magedîn. // diu iſt mir ſam mîn ſêle · und ſô mîn ſelbes lîp; // ich wil daß gerne dienen, · daß ſi werde mîn wîp.“ // 7. Âventiure // wie Gunther Prünhilde gewan. In der ſelben zîte · dô was ir ſchif gegân // der burc alſô nâhen: · dô ſach der künic ſtân // oben in den venſtern · manec ſchœne meit. // daß er ſi niht erkande, · daß was im wærlîche leit. // Er vrâgte Sîvriden, · den geſellen ſîn: // „iſt iu iht daß künde · umb diſiu magedîn, // die dort nider ſchouwent · gên uns ûf die vluot? // ſwie ir hêrre geheiße, · ſi ſint vil hôhe gemuot.“ // Dô ſprach der küene Sîvrit: · „nu ſult ir tougen ſpehen // under den juncvrouwen · und ſult mir danne jehen, // welhe ir nemen woldet, · hetet irs gewalt.“ // „daß tuon ich,“ ſprach Gunther, · ein rîter küene unde balt. // „Sô ſihe ich ir eine · in jenem venſter ſtân // in ſnêwîßer wæte: · diu iſt ſô wol getân: // die welent mîniu ougen · durch ir ſchœnen lîp: // ob ich gewalt des hête, · ſi müeſe werden mîn wîp.“ // „Dir hât erwelt vil rehte · dîner ougen ſchîn: // eß iſt diu edel Prünhilt, · daß ſchœne magedîn, // nâch der dîn herze ringet, · dîn ſin und ouch dîn muot.“ // elliu ir gebærde · dûhte Gunthere guot. // Dô hieß diu küneginne · ûz den venſtern gân // ir minneclîchen meide; · ſine ſolden dâ niht ſtân // den vremden an ze ſehene: · des wâren ſi bereit. // waß dô die vrouwen tâten, · daß iſt uns ſider ouch geſeit. // Gên den unkunden · ſtrichen ſi ir lîp, // des ie ſite hêten · wætlîchiu wîp. // an diu engen venſter · kômen ſi gegân, // dâ ſi die helde ſâhen: · daß was durch ſchouwen getân. // Ir wâren niuwan viere, · die kômen in daß lant. // Sîvrit der küene · ein ros zôch ûf den ſant. // daß ſâhen durch diu venſter · diu wætlîchen wîp: // des dûhte ſich getiuret · des künic Guntheres lîp. // Er habte im dâ bî zoume · daß zierlîche marc, // guot unde ſchœne, · michel unde ſtarc, // unz der künic Gunther · in den ſatel geſaß. // alſô diente im Sîvrit, · des er doch ſider gar vergaß. // Dô zôch er ouch daß ſîne · von dem ſchiffe dan: // er het ſolhen dieneſt · vil ſelten ê getân, // daß er bî ſtegereife · geſtüende helde mêr. // daß ſâhen durch diu venſter · die vrouwen ſchœn unde hêr. // Rehte in einer mâße · den helden vil gemeit // von ſnêblanker varwe · ir ros und ouch ir kleit // wâren vil gelîche, · ir ſchilde wol getân: // die lûhten von den handen · den vil wætlîchen man. // Ir ſetele wol geſteinet, · ir vürbüege ſmal: // ſi riten hêrlîche · vür Prünhilde ſal; // dar an ſô hiengen ſchellen · von liehtem golde rôt. // ſi kômen zuo dem lande, · als eß ir ellen in gebôt, // Mit ſpern niuwe ſliffen, · mit ſwerten wol getân, // diu ûf die ſporen giengen · den wætlîchen man. // diu vuorten die vil küenen · ſcharph unde breit. // daß ſach alleß Prünhilt, · diu vil hêrlîche meit. // Mit in kom dô Dancwart · und ouch Hagene: // wir hœren ſagen mære, · wie die degene // von rabenſwarzer varwe · truogen rîchiu kleit. // ir ſchilde wâren niuwe, · michel, guot unde breit. // Von Indîâ dem lande · ſach man ſi ſteine tragen, // die kôs man an ir wæte · vil hêrlîchen wagen. // ſi ließen âne huote · daß ſchiffel bî der vluot: // ſus riten zuo der bürge · die helde küene unde guot. // Sehs und ahzec türne · ſi ſâhen drinne ſtân, // drî palas wîte · und einen ſal wol getân // von edelem marmelſteine · grüene alſam ein gras, // dar inne diu küneginne · mit ir ingeſinde was. // Diu burc was entsloßßen, · vil wîte ûf getân. // dô liefen in enkegene · die Prünhilde man // und enphiengen die geſte · in ir vrouwen lant. // ir ros man hieß behalden · und ir ſchilde vor der hant. // Dô ſprach ein kamerære: · „gebet uns diu ſwert // und die liehten brünne.“ · „des ſît ir ungewert,“ // ſprach von Troneje Hagene, · „wir wellens ſelbe tragen.“ // dô begunde Sîvrit · im den hoveſite ſagen. // „In dirre burc phliget man, · daß wil ich iu ſagen, // daß neheine geſte · ſulen wâfen tragen: // lât ſi tragen hinnen, · daß iſt wol getân.“ // des volgte ungerne · Hagne Guntheres man. // Man hieß den geſten ſchenken · und ſchaffen guot gemach. // manegen ſnellen recken · man ze hove ſach // in vürſtlîcher wæte · allenthalben gân; // doch wart michel ſchouwen · an die küenen getân. // Dô wart vroun Prünhilde · geſaget mit mæren, // daß unkunde recken · dâ komen wæren // in hêrlîcher wæte · gevloßßen ûf der vluot. // dâ von begonde vrâgen · diu maget ſchœne unde guot: // „Ir ſult mich lâßen hœren,“ · ſprach diu künegîn, // „wer die unkunden · recken mügen ſîn, // die ich ſô hêrlîche · dort ſihe ſtân, // und durch wes liebe · die helde her gevarn hân.“ // Dô ſprach ein ir geſinde: · „vrouwe, ich mac wol jehen, // daß ich ir deheinen · mêre habe geſehen, // wan Sîvride gelîche · einer drunder ſtât: // den ſult ir wol enphâhen: · daß iſt mit triuwen mîn rât.“ // Der ander der geſellen · der iſt ſô lobelîch: // „ob er gewalt des hæte, · wol wær er künic rîch // ob wîten vürſten landen · und mohte er diu hân. // man ſiht in bî den andern · ſô rehte hêrlîche ſtân. // „Der drite der geſellen · der iſt ſô gremlîch // und doch mit ſchœnem lîbe, · küneginne rîch, // von ſwinden ſînen blicken, · der er ſô vil getuot. // er iſt in ſînen ſinnen · ich wæne grimme gemuot. // „Der jungeſte dar under · der iſt ſô lobelîch: // magtlîcher zühte · ſihe ich den degen rîch // mit guotem gelæße · ſô minneclîche ſtân. // wir möhtenß alle vürhten, · hete im hie iemen iht getân. // „Swie blîde er phlege der zühte · und ſwie ſchœne ſî ſîn lîp, // er möhte wol erweinen · vil wætlîchiu wîp, // ſwenne er begonde zürnen. · ſîn lîp iſt ſô geſtalt, // er iſt in allen tugenden · ein degen küene unde balt.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „Nu brinc mir mîn gewant: // und iſt der ſtarke Sîvrit · komen in mîn lant // durch willen mîner minne, · eß gât im an den lîp. // ich vürhte in niht ſô ſêre, · daß ich werde ſîn wîp.“ // Prünhilt diu ſchœne · wart ſchiere wol gekleit. // dô gie mit ir dannen · manegiu ſchœniu meit, // wol hundert oder mêre; · gezieret was ir lîp. // die geſte wolden ſchouwen · diu vil wætlîchen wîp. // Dâ mite giengen degene · ûß Iſenlant, // Prünhilde recken: · die truogen ſwert enhant, // vünf hundert oder mêre. · daß was den geſten leit: // dô ſtuonden von dem ſedele · die küenen helde gemeit. // Dô diu küneginne · Sîvriden ſach, // zuo deme gaſte · ſi zühteclîchen ſprach: // „ſît willekomen, hêr Sîvrit, · her in ditze lant! // waß meinet iuwer reiſe? · daß hete ich gerne bekant.“ // „Vil michel genâde, · vrou Prünhilt, // daß ir mich ruochet grüeßen, · vürſten tohter milt, // vor diſem edelen recken, · der hie vor mir ſtât: // wan der iſt mîn hêrre; · der êren hete ich gerne rât. // „Er iſt künec ze Rîne: · waß ſol ich ſagen mêr? // durch dîne liebe · ſîn wir gevarn her. // er wil dich gerne minnen, · ſwaß im dâ von geſchiht. // bedenke dichs bezîte: · er enlât dich ſîn niht. // „Er iſt geheißen Gunther, · ein künec rîch unde hêr. // erwurb er dîne minne, · ſone gerte er niht mêr. // durch dich mit im · ich her gevarn hân; // wærer niht mîn hêrre, · ich heteß nimmer getân.“ // Si ſprach: „iſt er dîn hêrre · unde du ſîn man, // wil er mîn geteiltiu ſpil · alſô beſtân, // behabe er die meiſterſchaft, · ſô wird ich ſîn wîp: // gewinne aber ich ir eineß, · eß gêt iu allen an den lîp.“ // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „vrouwe, lât uns ſehen // iuwer ſpil geteiltiu. · end iu müeſte jehen // Gunther mîn hêrre, · dâ mües eß herte ſîn. // er trouwet wol erwerben · ein alſe ſchœne magedîn.“ // „Den ſtein ſol er werfen · und ſpringen dar nâch, // den gêr mit mir ſchießen. · lât iu niht ſîn ze gâch. // ir muget hie wol verlieſen · die êre und ouch den lîp: // des ſult ir iuch bedenken,“ · ſprach daß minneclîche wîp. // Sîvrit der ſnelle · zuo dem künege trat, // allen ſînen willen · er in reden bat // gên der küneginne: · er ſolde ân angeſt ſîn: // „ich ſol dich wol behüeten · vor ir mit den liſten mîn.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „küneginne hêr, // nu teilt, ſwaß ir gebietet. · und wæres dannoch mêr, // ich beſtüende eß alleß · durch iuwern ſchœnen lîp. // mîn houbet ich verliuſe, · ir enwerdet mîn wîp.“ // Dô diu küneginne · ſîne rede vernam, // der ſpile bat ſi gâhen, · als ir daß gezam. // ſi hieß ir ze ſtrîte · bringen ir gewant, // ein brünne von golde · und einen guoten ſchildes rant. // Ein wâfenhemde ſîdîn · leite an diu meit, // daß in deheime ſtrîte · wâfen nie verſneit, // von phelle ûßer Libîâ; · eß was wol getân: // von borten lieht gewürhte · ſach man ſchînen dar an. // Die zît wart den recken · in gelfe vil gedreut. // Dancwart und Hagene · wâren ungevreut. // wie eß dem künege ergienge, · des ſorget in der muot. // ſi dâhten: „unſer reiſe · iſt uns geſten niht ze guot.“ // Die wîle was ouch Sîvrit, · der liſtige man, // end eß iemen weſſe, · zuo dem ſchiffe gegân, // dâ er die tarnkappe · verborgen ligen vant. // dar în ſlouf er ſchiere: · dô was er niemen bekant. // Er îlte hin widere: · dô vant er recken vil, // dâ diu küneginne · teilte ir hôhiu ſpil. // dâ gie er tougenlîchen, · daß in dâ niemen ſach // aller, die dâ wâren, · vone liſten daß geſchach. // Der rinc was bezeiget, · dô ſoldeß ſpil geſchehen // vor manegem küenen recken, · die daß ſolden ſehen. // wol ſiben hundert · ſach man wâfen tragen: // ſwer daß ſpil gewünne, · daß ſi die wârheit ſolden ſagen. // Dô was ouch komen Prünhilt: · gewâfent man die vant, // ſam ob ſi wolde ſtrîten · umbe elliu küneges lant. // jâ truoc ſi ob den ſîden · manegen goldes zein, // dar under minneclîchen · ir vil liehtiu varwe ſchein. // Dô kom ir geſinde · und truogen dar zehant // von alrôtem golde · einen ſchildes rant // mit ſtahelherten ſpangen, · michel unde breit, // dar under ſpilen wolde · diu vil minneclîche meit. // Der meide ſchiltveßßel · ein edel borte was, // dar ûfe lâgen ſteine · grüene alſam ein gras: // der lûhte maneger leije · mit ſchîne widerß golt. // er müeſte weſen küene, · dem diu vrouwe wurde holt. // Der ſchilt was under buckeln, · als uns daß iſt geſeit, // drîer ſpannen dicke, · den tragen ſolt diu meit: // von ſtâle und ouch von golde · rîch er was genuoc, // den ir kamerære · ſelp vierde kûme getruoc. // Alſô der ſtarke Hagene · den ſchilt dar tragen ſach, // in grôßem unmuote · der helt von Troneje ſprach: // „wâ nu, künic Gunther, · wie vlieſe wir den lîp? // der ir dâ gert ze minnen, · diu iſt des tiuveles wîp.“ // Vernemt noch von ihr wæte: · der hæte ſi genuoc. // von Azagouc der ſîden · einen wâfenroc ſi truoc, // edel unde rîche, · ab des varwe ſchein // von der küneginne · vil manec hêrlîcher ſtein. // Dô truoc man der vrouwen · ſwære unde grôß // einen vil ſcharfen gêr, · dens zallen zîten ſchôß, // ſtark und ungevüege, · michel unde breit, // der ze ſînen ecken · vile vreislîchen ſneit. // Von des gêres ſwære · hœret wunder ſagen. // vierdehalp meſſe · was dar zuo geslagen. // den truogen kûme drîe · Prünhilde man. // Gunther der edele · dar umbe ſorge gewan. // Er dâhte in ſînem muote: · „waß ſol ditze weſen? // der tiuvel ûß der helle · (wie) kunde er dâ vor geneſen? // wære ich ze Burgunden · mit dem lebene mîn, // ſi müeſte hie vil lange · vrî vor mîner minne ſîn.“ // Im was in ſînen ſorgen, · daß wißßet, leit genuoc. // alleß ſîn gewæfen · man im einen truoc. // dâ wart der künic rîche · wol gewâfent in. // vor leide hete Hagene · vil nâch verwandelt den ſin. // Dô ſprach Hagnen bruoder, · der küene Dankwart: // „mich riuwet inneclîchen · diſiu hovevart. // nu hießen wir ie recken! · wie vlieſe wir den lîp! // ſuln uns in diſem lande · nu verderben diu wîp? // „Mich müet harte ſêre, · daß ich kom in daß lant. // hete mîn bruoder Hagene · ſîn wâfen an der hant // und ouch ich daß mîne, · ſô möhten ſamfte gân // mit ir übermüete · alle Prünhilde man. // Daß wißßet ſicherlîchen, · ſi ſoldenß wol bewarn. // und hete ich tûſent eide · zeinem vride geſwarn, // ê daß ich ſterben ſæhe · den lieben hêrren mîn, // jâ müeſen lîp verlieſen · daß vil ſchœne magedîn.“ // „Wir ſolden ungevangen · wol rûmen ditze lant,“ // ſprach ſîn bruoder Hagene, · „hete wir daß gewant, // des wir ze nôt bedurfen, · und diu ſwert vil guot, // ſô wurde wol geſenftet · der ſchœnen vrouwen übermuot.“ // Wol hôrt diu maget edele, · waß der degen ſprach. // mit ſmielendem munde · ſi über ahſel ſach: // „nu er dunket ſich ſô küene, · ſô traget in ir gewant, // ir vil ſcharfen wâfen · gebet den helden an die hant. // „Mir iſt alſe mære, · daß ſi gewâfent ſîn, // als ob ſi blôße ſtüenden,“ · ſô ſprach diu künegîn. // „ich envürhte niemens ſterke, · den ich noch habe bekant: // ich getrouwe wol gedingen · in ſtrîte vor ſîn eines hant.“ // Dô ſi diu ſwert gewunnen, · ſô diu meit gebôt, // der vil küene Dancwart · wart von vreuden rôt: // „nu ſpilen, ſwes ſi wellen,“ · ſprach der küene man. // „Gunther iſt unbetwungen, · ſît wir unſer wâfen hân.“ // Prünhilde ſterke · grœßlîchen ſchein. // man truog ir zuo dem ringe · einen ſwæren ſtein, // grôß und ungevüege, · michel unde wel: // in truogen kûme zweleve · der küenen helde unde ſnel. // Den warf ſi zallen zîten, · ſô ſi den gêr verſchôß. // der Burgunden ſorge · was vil harte grôß. // „wâfen!“ ſprach Hagene, · „waß hât der künec ze trût! // jâ ſol ſi in der helle · ſîn des übelen tiuvels brût.“ // An ir vil wîße arme · ſi die ermel want, // ſi begunde vaßßen · den ſchilt an der hant, // den gêr ſi hôhe zucte: · dô gie eß an den ſtrît. // die ellenden geſte · vorhten Prünhilde nît. // Unde wære im Sîvrit · niht dâ ze helfe komen, // ſô hete ſi Gunther · ſînen lîp benomen. // er gie dar tougenlîche · und ruort im ſîne hant. // Gunther ſîne liſte · harte ſorclîch ervant. // „Waß hât mich gerüeret?“ · dâht der küene man. // dô ſach er allenthalben: · er vant dâ niemen ſtân. // er ſprach: „ich pinß, Sîvrit, · der liebe vriunt dîn. // vor der küneginne · ſoltu gar âne angeſt ſîn.“ // (Er ſprach): „gip mir von handen · den ſchilt lâ mich tragen, // unde merke rehte, · waß du mich hœreſt ſagen. // nu habe du die gebærde, · diu werk wil ich begân.“ // dô er in bekande, · eß was im liebe getân. // „Nu hil du mîne liſte, · daß iſt uns beiden guot: // ſone mac diu küneginne · ir ſtarke übermuot // an dir iht verenden, · des ſi doch willen hât: // nu ſihtu, wie diu vrouwe · vor dir unſorclîchen ſtât.“ // Dô ſchôß vil krefteclîchen · diu hêrlîche meit // ûf einen ſchilt niuwen, · michel unde breit; // den truoc an ſîner hende · daß Siglinde kint. // daß viur ſpranc von ſtahele, · ſam eß wâte der wint. // Des ſtarken gêres ſnîde · al durch den ſchilt gebrach, // daß man daß viuwer lougen · ûß den ringen ſach. // des ſchußßes beide ſtrûchten · die kreftige man: // wan diu tarnkappe, · ſi wæren tôt dâ beſtân. // Sîvride dem küenen · von munde braſt daß bluot. // vil balde ſpranc er widere: · dô nam der helt guot // den gêr, den ſi geſchoßßen · im hete durch den rant: // den ſchôß ir dô hin widere · des ſtarken Sîvrides hant. // Er dâhte: „ich wil niht ſchießen · daß ſchœne magedîn.“ // er kêrte des gêres ſnîde · hindern rücke ſîn; // mit der gêrſtangen · er ſhôß ûf ir gewant, // daß eß erklanc vil lûte · von ſîner ellenthaften hant. // Daß fiuwer ſtoub ûß ringen, · als ob eß tribe der wint. // den gêr ſchôß mit ellen · daß Sigmundes kint: // ſine mohte mit ir kreften · des ſchußßes niht geſtân; // eß enhete der künic Gunther · in triuwen nimmer getân. // Prünhilt diu ſchœne · balde ûf ſpranc: // „edel rîter Gunther, · des ſchußßes habe danc.“ // ſi wânde, daß erß hête · mit ſîner kraft getân; // nein, ſi hete gevellet · ein verre kreftiger man. // Dô gie ſi hin balde, · zornec was ir muot: // den ſtein huop vil hôhe · diu edel maget guot. // ſi ſwanc in krefteclîche · verre von der hant: // dô ſpranc ſi nâch dem wurfe, · daß lûte erklang ir gewant. // Der ſtein was gevallen · zwelf klâfter dan: // den wurf brach mit ſprunge · diu maget wol getân. // dar gie der ſnelle Sîvrit, · dâ der ſtein gelac: // Gunther in wegete, · der helende werfennes phlac. // Sîvrit was küene, · kreftec unde lanc: // den ſtein warf er verrer, · dar zuo er wîter ſpranc. // von ſînen ſchœnen liſten · het er kraft genuoc, // daß er mit dem ſprunge · den künic Gunthere truoc. // Der ſprunc was ergangen, · der ſtein was gelegen: // dô ſach man ander niemen · wan Gunther den degen. // Prünhilt diu ſchœne · wart in zorne rôt; // Sîvrit hete geverret · des künic Guntheres tôt. // Zuo ir ingeſinde · ein teil ſi lûte ſprach, // dô ſi ze ende des ringes · den helt geſunden ſach: // „balde komet her nâher, · mâge und mîne man: // ir ſult dem künic Gunther · alle werden undertân.“ // Dô leiten die vil küenen · diu wâfen von der hant, // ſi buten ſich ze vüeßen · von Burgunden lant // Gunther dem rîchen, · vil manec küener man: // ſi wânden, er hête · mit ſîner kraft diu ſpil getân. // Er gruoßtes minneclîche: · jâ was er tugende rîch. // dô nam in bî der hende · diu maget lobelîch: // ſi erloubte im, daß er ſolde · haben dâ gewalt. // des vreute ſich dô Hagene, · der degen küene unde balt. // Si bat den rîter edele · mit ir dannen gân // in den palas wîten: · dâ was vil manec man. // durch vorhte manß dem degene · deſte baß erbôt. // von Sîvrides ellen · ſi wâren komen ûßer nôt. // Sîvrit der ſnelle, · wîſe er was genuoc, // ſîne tarnkappen · er ze behalten truoc. // dô gie er hin widere, · dâ manec vrouwe ſaß; // er ſprach zuo dem künege · und tet vil kündeclîche daß: // „Wes pîtet ir, mîn hêrre, · wan beginnet ir der ſpil, // der iu diu küneginne · teilet alſô vil? // und lât uns balde ſchouwen, · wie diu ſîn getân.“ // ſam ers niht enweſte, · gebârt der liſtige man. // Dô ſprach diu küneginne: · „wie iſt daß geſchehen, // daß ir habt, hêr Sîvrit, · der ſpil niht geſehen, // diu hie hât errungen · diu Guntheres hant?“ // des antwurte ir Hagene · ûßer Burgunden lant: // Er ſprach: „dâ het ir, vrouwe, · betrüebet uns den muot: // dô was bî dem ſcheffe · Sîvrit der helt guot, // dô der vogt von Rîne · diu ſpil iu an gewan: // des iſt eß im unkündec,“ · ſprach der Guntheres man. // „Sô wol mich dirre mære,“ · ſprach Sîvrit der degen, // „daß iuwer hôchverten · alſô iſt gelegen, // „daß iemen lebet, der iuwer · meiſter müge ſîn. // nu ſult ir, maget edele, · uns hinnen volgen an den Rîn.“ // Dô ſprach diu wol getâne: · „des mac niht ergân. // eß müeßen ê bevinden · mâge und mîne man. // jane mag ich alſô lîhte · gerûmen niht mîn lant: // die mîne hôhſten vriunde · müeßen werden ê beſant.“ // Dô hieß ſi boten rîten · allenthalben dan: // ſi beſande ir vriunde, · mâg unde man. // die bat ſi ze Iſenſteine · komen unerwant, // und hieß in geben allen · rîch und hêrlîch gewant. // Si riten tegelîche · ſpâte unde vruo // Prünhilde bürge · ſcharhafte zuo. // „jarîâ,“ ſprach Hagene, · „waß habe wir getân! // wir erbeiten hie übele · der ſchœnen Prünhilde man. // „Sô ſi nu mit ir krefte · koment in daß lant, // der küneginne wille · iſt uns unbekant: // waß, ob ſi alſô zürnet, · daß wir ſîn verlorn? // ſô iſt diu maget edel uns · ze grôßen ſorgen geborn.“ // Dô ſprach der ſtarke Sîvrit: · „daß ſol ich underſtên. // des ir dâ habet ſorge, · des lâße ich niht ergên. // ich ſol iu helfe bringen · her in ditze lant // von ûß erwelten recken, · die ſint iu noch unbekant. // „Ir ſult nâch mir niht vrâgen: · ich wil hinnen varn. // Got müeße iuwer êre · die zît wol bewarn. // ich kume ſchiere widere · und bringiu tûſent man // der aller beſten degene, · der iemen künde gewan.“ // „Sone ſît et niht ze lange,“ · ſprach der künic dô. // „wir ſîn iuwer helfe · billîchen vrô“. // er ſprach: „ich kume widere · in vil kurzen tagen. // daß ir mich habet geſendet, · ſult ir der küneginne ſagen.“ // 8. Âventiure // wie Sîvrit nâch den Nibelungen vuor. „Dannen gie dô Sîvrit · zer porten ûf den ſant // in ſîner tarnkappen, · dâ er ein ſchiffel vant. // dar an ſô ſtuont vil tougen · daß Sigmundes kint: // er vuorte eß balde dannen, · als ob eß wæte der wint. // Den ſchifmeiſter niemen ſach; · daß ſchiffel ſêre vlôß // von Sîvrides kreften: · die wâren alſô grôß. // ſi wânden, daß eß vuorte · ein ſunder ſtarker wint: // nein, eß vuorte Sîvrit, · der ſchœnen Siglinde kint. // Bî des tages zîte · und bî der einen naht // kom er zeime lande · mit michelre maht, // hundert langer raſte · und dannoch lîhte baß; // daß hieß Niblunge, · dâ er den grôßen hort beſaß. // Der helt vuor aleine · ûf einen wert breit: // daß ſchif gebant vil balde · der rîter vil gemeit. // er gie zuo eime berge, · dar ûfe ein burc ſtuont, // und ſuohte herberge, · ſô die wegemüede tuont. // Dô kom er vür die porten: · versloßßen im diu ſtuont: // jâ huoten ſi ir êre, · ſô noch die liute tuont. // anß tor begunde bôßen · der unkunde man: // daß was wol behüetet; · dô vant er innerthalben ſtân // Einen ungevüegen, · der der burc phlac, // bî dem zallen zîten · ſîn gewæfen lac. // der ſprach: „wer iſt der bôßet · ſô vaſte an daß tor?“ // dô wandelte ſîne ſtimme · der küene Sîvrit dâ vor // Und ſprach: „ich bin ein recke: · nu ſliuß ûf daß tor. // ich erzürne eteslîchen · noch hiute dâ vor, // der gerne ſamphte læge · und hete ſîn gemach.“ // daß muote den portenære, · dô daß Sîvrit geſprach. // Nu hete der riſe küene · ſîn wæfen an getân, // ſîn helmen ûf ſîn houbet: · der vil ſtarke man // den ſchilt vil balde zucte, · daß tor er ûf ſwief: // wie rehte gremlîchen · er dô an Sîvriden lief! // Wie er getorſte wecken · ſô manegen küenen man? // dô wurden ſlege ſwinde · von ſîner hant getân. // dô begunde im ſchirmen · der hêrlîche gaſt; // doch ſchuof der portenære, · daß ſîn geſpenge zebraſt // Von einer îſenſtangen: · des gie dem helde nôt. // ein teil begunde vürhten · der helt den grimmen tôt, // dô der portenære · ſô krefteclîchen ſluoc. // dar umbe was im wæge · ſîn hêrre Sîvrit genuoc. // Si ſtriten alſô ſêre, · daß al diu burc erſchal: // dô hôrte man daß dießen · in Niblunge ſal. // er twanc den portenære, · daß er in ſît gebant; // diu mære wurden künde · in al der Niblunge lant. // Dô hôrte daß ſtrîten · verre durch den berc // Albrîch der küene, · ein wildeß getwerc. // Er wâfent ſich balde · und lief, dâ er dâ vant // diſen gaſt vil edele, · dâ er den riſen vaſte gebant. // Albrîch was küene, · dar zuo ſtark genuoc. // helm unde ringe · er an dem lîbe truoc // und eine geiſel ſwære · von golde an ſîner hant. // dô lief er harte ſwinde, · dâ er Sîvriden vant. // Siben knöphe ſwære · hiengen vor dar an, // dâ mit er umb die hende · den ſchilt dem küenen man // ſluoc ſô bitterlîchen, · daß im des vil zebraſt. // des lîbes kom in ſorge · dô der wætlîche gaſt. // Den ſcherm er von der hende · gar zebrochen ſwanc: // dô ſtieß er in die ſcheide · ein wâfen, daß was lanc. // ſînen kamerære · wold er niht ſlahen tôt: // er ſchônde ſîner liute, · als im tugent daß gebôt. // Mit ſtarken ſînen handen · lief er Albrîchen an // und vie bî dem barte · den altgrîſen man: // er zogte in ungevuoge, · daß er vil lûte erſchrê. // zuht des jungen heldes · diu tet Albrîche wê. // Lûte rief der küene: · „nu lâßet mich geneſen. // und möhte ich iemens eigen · ân einen recken weſen // (dem ſwuor ich des eide, · ich wær im undertân), // ich diente iu, ê ich ſturbe,“ · ſprach der liſtige man. // Er bant ouch Albrîchen · ſam den riſen ê: // die Sîvrides krefte · tâten im vil wê. // daß twerc begunde vrâgen: · „wie ſît ir genant?“ // er ſprach: „ich heiße Sîvrit: · ich wânde, ich wære iu wol bekant.“ // „Sô wol mich dirre mære,“ · ſprach Albrîch daß getwerc. // „nu hân ich wol ervunden · diu hêrlîchen werc, // daß ir von wâren ſchulden · muget landes hêrre weſen, // ich tuon, ſwaß ir gebietet, · daß ir lât mich geneſen.“ // Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „ir ſult vil balde gân // und bringet mir der beſten · recken, die wir hân, // tûſent Niblunge, · daß mich die hie geſehen: // ſô wil ich iu leides · lâßen hie niht geſchehen.“ // Dem riſen und Albrîche · lôſte er dô diu bant. // dô lief Albrîch balde, · dâ er die recken vant: // ſorgende wacter · der Niblunge man. // er ſprach: „wol ûf, ir helde, · ir ſult ze Sîvride gân. // Si ſprungen von den betten · und wâren vil bereit. // tûſent rîter ſnelle · die wurden wol gekleit. // ſi giengen, dâ ſi vunden · Sîvriden ſtân. // dô wart ein ſchœne grüeßen, · ein teil mit werken getân. // Vil kerzen was enzündet, · man ſchancte im lûtertranc. // daß ſi kômen ſchiere, · er ſeit ins allen danc. // er ſprach: „ir ſult hinnen · mit ſamt mir über vluot.“ // des vant er vil bereite · die helde küene unde guot. // Wol drîßec tûſent recken · wâren ſchiere komen: // ûß den wurden tûſent · der beſten dô genomen. // den brâhte man ir helme · und ander ir gewant, // wan er ſi vüeren wolde · in daß Prünhilde lant. // Er ſprach: „ir guoten rîter, · daß wil ich iu ſagen, // ir ſult vil rîchiu kleider · dâ ze hove tragen, // wan uns dâ ſehen müeßen · vil minneclîchiu wîp. // dar umbe ſolt ir zieren · mit guoter wæte den lîp.“ // Nu ſprichet lîhte ein tumber: · „eß mac wol lüge weſen: // wie möhte ſô vil rîter · bî ein ander ſîn geneſen? // wâ nâmen ſi die ſpîſe, · wâ nâmen ſi gewant? // ſine kundenß niht verenden, · und ob in dienten drîßec lant.“ // Sîvrit was ſô rîche, · als ir wol habt gehôrt. // im diente daß künecrîche · und Nibelunge hort: // des gaber ſînen degenen · vil volleclîch genuoc, // wan ſîn wart doch niht minre, · ſwie vil man von dem ſchatze truoc. // An einem morgen vrüeje · huoben ſi ſich dan: // waß ſneller geverten · Sîvrit dô gewan! // ſi vuorten ros diu guoten · und hêrlîch gewant: // ſi kômen weigerlîchen · in daß Prünhilde lant. // Dô ſtuonden in den zinnen · diu minneclîchen kint. // dô ſprach diu küneginne: · „weiß iemen, wer die ſint, // die ich dort ſihe vließen · ſô verre ûf dem ſê? // ſi vüerent ſegel rîche, · diu ſint noch wîßer danne ſnê.“ // Dô ſprach der vogt von Rîne: · „eß ſint mîne man; // die hete ich an der verte · hie nâhen bî verlân. // die hân ich beſendet: · die ſint nu, vrouwe, komen.“ // der hêrlîchen geſte · wart mit zühten war genomen. // Dô ſach man Sîvriden · vor ime ſchiffe ſtân // in hêrlîcher wæte · und ander manegen man. // dô ſprach diu küneginne: · „her künec, ir ſult mir ſagen, // ſol ich die geſte grüeßen · oder ſol ich grüeßen ſi verdagen?“ // Er ſprach: „ir ſult enkegen · in vür daß palas gên, // ob ir ſi ſehet gerne, · daß ſi daß wol verſtên.“ // dô tete diu küneginne, · als ir der künic riet; // Sîvriden mit dem gruoße · ſi von den anderen ſchiet. // Man ſchuof in herberge · und behielt in ir gewant. // dô was ſô vil geſte · komen in daß lant, // daß ſi ſich allenthalben · drungen mit ir ſcharn. // dâ wolden die vil küenen · heim zen Burgunden varn. // Dô ſprach diu küneginne: · „ich wolde im weſen holt, // der geteilen kunde · mîn ſilber und mîn golt // mîn und des küneges geſten, · des ich ſô vil hân.“ // dô antwurte Dankwart, · des küenen Gîſelhêres man: // „Vil edel küneginne, · lât mich der ſlüßßel phlegen. // ich trûweß ſô geteilen,“ · ſprach der küene degen, // „ſwaß ich erwerbe ſchande, · die lât mîn eines ſîn.“ // daß er milte wære, · daß tete er grœßlîchen ſchîn. // Dô ſich Hagenen bruoder · der ſlüßßele underwant, // ſô manege rîche gâbe · bôt des heldes hant: // der einer mark gerte, · dem wart ſô vil gegeben, // daß die armen alle · muoſen vrœlîchen leben. // Wol bî hundert phunden · gab er âne zal. // genuoge in rîcher wæte · giengen vor den ſal, // die nie dâ vor getruogen · ſô hêrlîchiu cleit. // daß gevrieſch diu künegîn: · eß was ir ſwære unde leit. // Dô ſprach diu küneginne: · „hêr künic, ich het des rât, // daß iuwer kamerære · mir wil mîner wât // lâßen niht belîben: · er ſwendet gar mîn golt. // derß noch underſtüende, · dem wolde ich immer weſen holt.“ // „Er gît ſô rîche gâbe, · jâ wænet des der degen, // ich habe geſant nâch tôde: · ich wils noch lenger phlegen. // ouch trûwe ichß wol verſwenden, · daß mir mîn vater lie.“ // ſô milten kamerære · gewan noch küneginne nie. // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „vrouwe, iu ſî geſeit, // eß hât der künic von Rîne · golt unde kleit // alſô vil ze gebene, · daß wir des haben rât, // daß wir von hinnen vüeren · iht der Prünhilde wât.“ // „Nein, durch mîne liebe,“ · ſprach diu künegîn, // „nu lât mir ervüllen · zweinzec leitſchrîn // von golde und ouch ſîden, · daß geben ſol mîn hant, // ſô wir über komen heim · in der Burgunden lant.“ // Mit edelem geſteine · ladet man ir diu ſchrîn. // ir ſelber kamerære · dâ mite muoſen ſîn: // ſine wolde es niht getrouwen · dem Gîſelhêres man. // Gunther und Hagene · dar umbe lachen began. // Dô ſprach diu küneginne: · „wem lâße ich mîniu lant? // diu ſol ê hie beſtiften · mîn und iuwer hant.“ // dô ſprach der künic edele: · „nu heißet her gân, // der iu dar zuo gevalle, · den ſul wir voget weſen lân.“ // Ein ir hôhſten mâge · diu vrouwe bî ir ſach, // er was ir muoter bruoder, · zuo dem diu maget ſprach: // „nu lât iu ſîn bevolhen · mîn bürge und ouch daß lant, // unze daß hie rihte · des künic Guntheres hant.“ // Dô welt ſi ir geſindes · zweinzec hundert man, // die mit ir ze Rîne · ſolden varn dan, // zuo jenen tûſent recken · ûß Nibelunge lant. // ſi rihten ſich zer verte: · man ſach ſi rîten ûf den ſant. // Si vuorte mit ir dannen · ſehs und ahzec wîp, // dar zuo hundert meide: · vil ſchœne was der lîp. // ſin ſûmten ſich niht langer, · ſi wolden gâhen dan. // die ſi dâ heime ließen, · hei, waß der weinen began! // In tugentlîchen zühten · diu vrouwe rûmte ir lant: // ſi kuſte ir næhſten vriunde, · die ſi bî ir vant. // mit guotem urloube · ſi kômen ûf den ſê; // zuo ir vater lande · kom diu vrouwe nimmer mê. // Man hôrte ûf ir verte · maneger hande ſpil; // aller kurzwîle · der hêten ſi vil. // ouch kom in zuo ir reiſe · ein rehter waßßerwint. // ſi vuoren von dem lande: · daß beweinde maneger muoter kint. // Doch wolde ſi den hêrren · niht minnen ûf der vart: // eß wart ir kurzwîle · unz in ir hûs geſpart // ze Wormeß zuo der bürge · an eine hôhzît, // dar ſi vil vreuden rîche · kômen mit ir helden ſît. // 9. Âventiure // wie Sîvrit ze Wormeß geſant wart. Dô ſi gevarn wâren · volle niun tage, // dô ſprach von Troneje Hagene: · „nu hœret, waß ich ſage. // wir ſûmen uns mit den mæren · ze Wormeß an den Rîn: // iuwer boten ſolden · nu ze Burgunden ſîn.“ // Dô ſprach künic Gunther: · „ir habet wâr geſeit. // uns wære ze der verte · niemen ſô bereit // als ir, vriunt Hagene: · nu rîtet in mîn lant. // unſer hovereiſe · tuot in nieman baß bekant.“ // „Nu wißßet, lieber hêrre, · ich bin niht bote guot: // lât mich phlegen der kamere, · belîben ûf der vluot. // jâ wil ich bî den vrouwen · behüeten ir gewant, // unz wir ſi bringen · in der Burgunde lant.“ // „Nu bitet Sîvriden · vüern die botſchaft: // der kan ſi wol gewerben · mit ellenhafter kraft. // verſeit er iu die reiſe, · ir ſult mit guoten ſiten // durch iuwer ſweſter liebe · der verte in vriuntlîchen biten.“ // Er ſande nâch dem recken: · der kom, dô man in vant. // er ſprach: „ſît wir nâhen · heim in mîniu lant, // ſô ſolde ich boten ſenden · der lieben ſweſter mîn // und ouch mîner muoter, · daß wir nâhen an den Rîn. // „Des ger ich an iu, Sîvrit, · daß ir die reiſe tuot, // daß ich eß immer diene,“ · ſprach der degen guot. // dô widerredetß Sîvrit, · der vil küene man, // unz daß in künic Gunther · ſêre vlêgen began. // Er ſprach: „ir ſult rîten · durch den willen mîn // und ouch durch Kriemhilde, · daß ſchœne magedîn, // daß eß mit mir verdiene · diu hêrlîche meit.“ // dô daß erhôrte Sîvrit, · dô was der recke vil bereit. // „Enbietet, ſwaß ir wellet: · des wirt niht verdaget. // ich wil eß werben gerne · durch die ſchœne maget. // zwiu ſolde ich die verzîhen, · die ich in herzen hân? // durch ſi, ſwaß ir gebietet, · daß iſt alleß getân.“ // „Sô ſaget Uoten, · der rîchen künegîn, // daß wir an dirre verte · hôhes muotes ſîn. // lât wißßen mîne bruoder, · wie wir geworben hân; // ir ſult ouch unſer vriunde · diſiu mære hœren lân. // „Mîne ſchœne ſweſter · ſult ir niht verdagen, // ir ſult ir Prünhilde · und mînen dieneſt ſagen // und ouch dem geſinde · und allen mînen man. // dar nâch ie ranc mîn herze, · wol ich daß verendet hân. // „Und ſaget Ortwîne, · dem lieben neven mîn, // daß er heiße rihten · ſidel an dem Rîn, // und ander mîne mâge · die ſol man wißßen lân, // ich wil mit Prünhilde · grôße hôhgezîte hân. // „Und ſaget mîner ſweſter, · ſô ſi habe vernomen, // daß ich mit mînen geſten · ſî ze lande komen, // daß ſi wol enphâhe · die triutinne mîn: // daß wil ich immer diende · umbe Kriemhilde ſîn.“ // Sîvrit der hêrre · balde urloup nam // vrouwen Prünhilde, · als im daß wol gezam, // und zallem ir geſinde: · dô reit er an den Rîn. // eß enkunde in dirre werlde · ein bote beßßer niht geſîn. // Mit vier und zweinzec recken · ze Wormeß er dô reit; // des küneges kom er âne: · dô daß wart geſeit, // alleß daß gedigene · muote jâmers nôt: // ſi vorhten, daß ir hêrre · dort belîben wære tôt. // Si erbeißten von den roſſen, · hôhe ſtuont ir muot; // ſchiere kom in Gîſelhêr, · der junge künic guot, // und Gêrnôt ſîn bruoder: · wie balde er dô ſprach, // dô er den künic Gunther · niht bî Sîvride ſach: // Sît willekomen, hêr Sîvrit; · ir ſult mich wißßen lân, // war ir mînen bruoder, · den künic, habet getân? // Prünhilde ſterke · in wæn uns habe benomen: // „ſô wære ir hôhiu minne · uns ze grôßen ſchaden komen.“ // Die angeſt lât belîben: · iu und den mâgen ſîn // enbiutet ſînen dieneſt · der hergeſelle mîn. // den lie ich wol geſunden: · er hât mich iu geſant, // daß ich ſîn bote wære · mit mæren her in iuwer lant. // „Ir ſult daß ahten ſchiere, · ſwie ſô daß geſchehe, // daß ich die küneginne · und iuwer ſweſter ſehe. // die ſol ich lâßen hœren, · waß iu enboten hât // Gunther und Prünhilt: · ir dinc in beiden hôhe ſtât.“ // Dô ſprach der junge Gîſelher: · „dâ ſult ir zuo ir gân; // dâ habet ir mîner ſweſter · liebe an getân. // ſi treit michel ſorge · umbe den bruoder mîn: // diu meit ſihet iuch gerne: · des wil ich iuwer bürge ſîn.“ // Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „ſwâ ich ir dienen kan, // daß ſol willeclîchen · mit triuwen ſîn getân. // wer ſeit nu den vrouwen, · daß ich wil dar gân?“ // des wart dô bote Gîſelher, · der vil wætlîche man. // Gîſelher der junge · zuo ſîner muoter ſprach // und ouch zuo ſîner ſweſter, · dâ er ſi beide ſach: // uns iſt komen Sîvrit, · der helt ûß Niderlant: // in hât mîn bruoder Gunther · her ze Rîne geſant. // „Er bringet uns diu mære, · wieß umbe den künic ſtê; // nu ſult ir im erlouben, · daß er ze hove gê: // er ſeit diu rehten mære · her von Iſenlant.“ // noch was den edelen vrouwen · michel ſorgen bekant. // Si ſprungen nâch ir wæte · und leiten ſich an. // ſi bâten Sîvriden · hin ze hove gân: // daß tete er willeclîchen, · wande er ſi gerne ſach. // Kriemhilt diu edele · zuo im vil güetlîchen ſprach: // „Sît willekomen, hêr Sîvrit, · rîter lobelîch. // wâ iſt mîn bruoder Gunther, · der edel künic rîch? // von Prünhilde ſterke · den wæn wir hân verlorn. // ouwê mir armer meide, · daß ich zer werlde ie wart geborn.“ // Dô ſprach der rîter küene: · „gebet mir boten brôt: // ir vil ſchœnen vrouwen · weinet âne nôt. // ich lie in wol geſunden: · daß tuon ich iu bekant: // er hât mich iu beiden · mitten mæren her geſant. // „Mit vriuntlîcher liebe, · vil edel künegîn, // enbiutet iu ir dieneſt · er und diu wine ſîn. // nu lât iuwer weinen: · ſi wellent ſchiere komen.“ // ſi hete in manegen zîten · ſô lieber mære niht vernomen. // Mit ſnêwîßen gêren · ir ougen wol getân // wiſchte ſi nâch trehenen. · danken ſi began // dem boten dirre mære, · diu ir dâ wâren komen. // dô was ir michel trûren · unde weinen benomen. // Si bat den boten ſitzen: · des was er vil bereit. // dô ſprach diu minneclîche: · „mir wære niht ze leit, // ob ich ze boten miete · iu ſolte geben mîn golt: // dar zuo ſît ir ze rîche: · ich wil iu ſuſt weſen holt.“ // „Ob ich nu eine hête,“ · ſprach er, „drîßec lant, // ſo enphienge ich doch gerne · gâbe ûß iuwer hant.“ // dô ſprach diu tugentrîche: · „ſô ſol eß ſîn getân.“ // ſi hieß ir kamerære · nâch der boten miete gân. // Vier und zweinzec bouge · mit geſteine guot // gap ſi im ze miete. · ſô ſtuont des heldes muot, // er woldeß niht behalten, · er gab eß ſâ zehant // ir vil ſchœnen meiden, · die er ze kemenâten vant. // „Ir muoter bôt ir dieneſt · im güetlîchen an. // „ich ſol iu ſagen mêre,“ · ſprach der küene man, // „wes iuch der künic bittet, · ſo er kumet an den Rîn: // ob ir daß, vrouwe, leiſtet, · er welle iuch immer wæge ſîn. // „Sîne rîche geſte, · hôrte ich in gern, // daß ir die wol enphâhet, · und ſult in des gewern, // daß ir gên im rîtet · vür Wormeß ûf den ſant. // des ſît ir von dem künege · mit guoten triuwen gemant.“ // Dô ſprach diu minneclîche: · „des bin ich bereit. // ſwaß ich im kan dienen, · daß iſt im unverſeit: // mit vriuntlîchen triuwen · ſô ſol eß ſîn getân.“ // dô mêrte ſich ir varwe, · die ſi vor liebe gewan. // Eß enwart nie bote enphangen · deheines vürſten baß: // getorſte ſi in hân küſſet, · daß hete ſi âne haß; // anders minneclîchen · er von der vrouwen ſchiet. // dô tâten die Burgunden, · als in Sîvrit geriet. // Sindolt und Hûnolt · und Rûmolt der degen // vil grôßer unmuoße · muoſen ſi dô phlegen, // rihten daß geſidele · vor Wormeß ûf den ſant; // des küneges ſchaffære · man mit arbeiten vant. // Ortwîn und Gêre · dine wolden daß niht lân, // ſi ſanden nâch den vriunden · allenthalben dan // und kunten in die hôhgezît, · diu dâ ſolde ſîn. // dâ zierten ſich engegene · diu vil ſchœnen magedîn. // Der palas und die wende · was alleß über al // gezieret gên den geſten: · der Guntheres ſal // wart vil wol bezimbert · durch manegen vremden man. // diſiu ſtarke hôhgezît · huop ſich vil vrœlîchen an. // Dô riten allenthalben · die wege durch daß lant // der drîer künege mâge · hete man beſant, // daß ſi den ſolden warten, · die in dâ ſolden komen. // dô wart ûß der valde · rîcher wæte vil genomen. // Dô ſeite man diu mære, · daß man rîten ſach // Prünhilde vriunde: · dô huop ſich ungemach // von des volkes krefte · in Burgunden lant. // hei, waß man küener degene · dâ ze beiden ſîten vant! // Dô ſprach diu ſchœne Kriemhilt: · „ir, mîne magedîn, // die an dem antphange · mit mir wellen ſîn, // die ſuochen ûß den kiſten · diu aller beſten kleit: // ſô wirt uns von den geſten · lob und êre geſeit.“ // Dô kômen ouch die recken · und hießen tragen dar // hêrlîche ſetele · von rôtem golde gar, // die die vrouwen ſolden rîten · ze Wormeß an den Rîn. // beßßer phertgereite · kunde nimmer geſîn. // Hei, waß dâ liehtes goldes · von den mœren ſchein! // in lûhte von den zoumen · vil manec edel ſtein; // die guldînen ſchæmele · ob liehtem phelle guot // die brâhte man den vrouwen: · ſi wâren vrœlîch gemuot. // Ûf dem hove wâren · diu vrouwen phert bereit // den edelen juncvrouwen, · als ich iu hân geſeit. // diu ſmalen vürbüege · ſach man die mœre tragen // von den beſten ſîden, · dâ von iu iemen kunde ſagen. // Sehs und ahzec vrouwen · ſach man vür gân, // die gebende truogen. · zuo Kriemhilde dan // kômen die vil ſchône · und truogen rîchiu kleit; // dar kom ouch wol gezieret · vil manec wætlîchiu meit, // Funfzec unde viere · von Burgunde lant: // eß wâren ouch die beſten, · die man iender vant. // die ſach man valevahſe · under liehten porten gân. // des ê der künic gerte, · daß wart mit vlîße getân. // Si truogen rîche phelle, · die beſten, die man vant, // vor den vremden recken, · ſô manec guot gewant, // daß ir ſchœnen varwe · ze rehte wol gezam. // er wære in ſwachem muote, · der ir deheiner wære gram. // Von zobel und von harme · vil kleider man dâ vant. // dâ wart vil wol gezieret · manec arm unde hant // mit pougen ob den ſîden, · die ſi ſolden tragen. // iu enkunde ditze vlîßen · ze ende niemen geſagen. // Vil manegen gürtel ſpæhe, · rîch unde lanc, // über liehtiu kleider · manec hant dô ſwanc // ûf edel röcke ferrans · von phelle ûß Arabîn, // daß ſi in al der werlde · niht beßßer kunden geſîn. // Eß wart in vürgeſpenge · manec ſchœniu meit // genæt vil minneclîche. · eß möhte ir weſen leit, // der ir liehtiu varwe · niht lûhte gên der wât. // ſô ſchœnes ingeſindes · nu niht küneges künne hât. // Dô die minneclîchen · nu truogen ir gewant, // die ſi dâ vüeren ſolden, · die kômen dar zehant, // der hôch gemuoten recken · ein vil michel kraft; // man truoc ouch dar mit ſchilden · manegen eſchînen ſchaft. // 10. Âventiure // wie Prünhilt ze Wormeß enphangen wart. Anderthalp des Rînes · ſach man mit manegen ſcharn // den künec mit ſînen geſten · zuo dem ſtade varn. // man ſach ouch dâ bî zoume · leiten manec meit. // die ſi enphâhen ſolden, · die wâren alle bereit. // Dô die von Iſenlande · zen ſchiffen kômen dan // und ouch von Niblunge · Sîvrides man, // ſi gâhten zuo dem lande, · unmüeßec was ir hant, // dâ man des küneges vriunde · anderthalp des ſtades vant. // Nu hœrt ouch diſiu mære · von der künegîn, // Uoten der vil rîchen, · wie ſi diu meidîn // gevrumte von der bürge, · dar ſi dâ ſelbe reit. // da gewan ein ander künde · vil manec rîter unde meit. // Der marcgrâve Gêre · Kriemhilt zoumte dan // niuwan vür daß bürgetor: · Sîvrit der küene man // der muoſte ir vürbaß dienen; · ſi was ein ſchœne kint. // des wart im wol gelônet · von der juncvrouwen ſint. // Ortwîn der küene · bî vroun Uoten reit // und vil geſelleclîchen · manec rîter unde meit. // ze ſolhem antphange, · des mac man wol verjehen, // wart nie ſô vil der vrouwen · bî ein ander geſehen. // Vil manegen buhurt rîchen · ſach man dâ getriben // von helden lobelîchen · (niht wol wær eß beliben) // vor Kriemhilt der ſchœnen · zuo den ſchiffen dan. // dô huob man von den mœren · manege vrouwen wol getân. // Der künec was komen übere · und manec werder gaſt. // hei, waß ſtarker ſchefte · vor den vrouwen braſt. // man hôrt dâ hurtlîchen · von ſchilden manegen ſtôß. // hei, waß rîcher buckeln · vor gedrange lûte erdôß! // Die vil minneclîchen · ſtuonden an der habe; // Gunther mit ſînen geſten · gie von ſchiffen abe: // er vuorte Prünhilde · ſelbe an ſîner hant. // dâ lûhte wider ein ander · vil liehte ſteine und gewant. // Mit vil grôßen zühten · vrou Kriemhilt dô gie, // dâ ſi vroun Prünhilde · und ir geſinde enphie. // man ſach dâ ſchapel rücken · mit wîßen henden dan, // dâ ſi ſich kuſten beide: · daß wart durch liebe getân. // Dô ſprach gezogenlîchen · Kriemhilt daß meidîn: // „ir ſult zuo diſen landen · uns willekomen ſîn // mir und mîner muoter · und allen, die wir hân // der getriuwen vriunde.“ · dô wart dâ nîgen getân. // Die vrouwen ſich beviengen · mit armen dicke hie. // ſô minneclîch enphâhen · gehôrte man noch nie, // ſô die vrouwen beide · der briute tâten kunt, // vrou Uote und ir tohter: · ſi kuſten dicke ir ſüeßen munt. // Dô Prünhilde vrouwen · volkômen ûf den ſant, // dâ wart minneclîchen · genomen bî der hant // von wætlîchen recken · manec wîp wol getân. // man ſach die edelen meide · vor vrou Prünhilde ſtân. // Ê daß ir gruoß ergienge, · daß was ein lengiu ſtunt. // jâ wart dâ geküſſet · manec rôter munt. // noch ſtuonden bî ein ander · die künege tohtre rîch: // daß liebet an ze ſehene · manegen recken lobelîch. // Dô ſpehten mit den ougen, · die ê hôrten jehen, // daß ſi alſô ſchœnes · heten niht geſehen // ſô die vrouwen beide: · des ſach man âne lüge. // man kôs an ir lîbe · dâ deheiner ſlahte trüge. // Die vrouwen ſpehen kunden · und minneclîchen lîp, // die lobten durch ir ſchœne · daß Guntheres wîp; // doch ſprâchen dâ die wîſen, · die hetenß baß beſehen, // man möhte Kriemhilde · für vroun Prünhilde jehen. // Wider ein ander giengen · maget unde wîp; // man ſach dâ wol gezieret · vil manegen ſchœnen lîp. // dâ ſtuonden ſîden hütten · und manec rîch gezelt: // der was dâ gar ervüllet · vor Wormeß alleß daß velt. // Von des küneges mâgen · wart dringen niht verlân. // man hieß die küneginne · beide dannen gân // und mit in al die vrouwen, · dâ man ſchate vant; // dar brâhten ſi die degene · ûßer Burgunden lant. // Nu wâren ouch die geſte · ze roſſen alle komen; // vil manec rîchiu tjoſte · durch ſchilde wart genomen. // daß velt begunde ſtouben, · ſam ob al daß lant // mit louge wære enbrunnen. · dâ wurden helde wol bekant. // Des dâ die recken phlâgen, · daß ſach vil manec meit. // mich dunket, daß er Sîvrit · mit ſînen degen reit // vil manege widerkêre · vür die hütten dan. // er vuort der Nibelunge · tûſent wætlîcher man. // Dô kom von Troneje Hagene, · als im der wirt geriet: // den buhurt minneclîchen · dô der helt geſchiet, // daßs ungeſtoubet ließen · diu vil ſchœnen kint. // des wart dô von den geſten · gevolget güetlîchen ſint. // Dô ſprach der hêrre Gêrnôt: · „diu ros lâßet ſtân, // unz eß beginne kuolen, · ſô ſul wir ane vân // dienen ſchœnen wîben · vür den palas wît; // ſo der künic welle rîten, · daß ir vil bereite ſît.“ // Der buhurt was zergangen · über al daß velt. // dô giengen kurzwîlen · under manec hôch gezelt // die rîter zuo den vrouwen · ûf hôher vreuden wân. // da vertriben ſi die ſtunde, · unz man rîten wolde dan. // Vor âbende nâhen, · dô diu ſunne nider gie // und eß begunde kuolen, · niht lenger man daß lie, // ſich huoben gên der bürge · manec man unde wîp. // mit ougen wart getriutet · vil maneger ſchœnen vrouwen lîp. // Dô wart von guoten knehten · vil kleider ab geriten // vor den hôch gemuoten · nâch des landes ſiten // biß vür den palas, · da der künic nider ſtuont. // dâ wart gedienet vrouwen, · ſô helde hôch gemuote tuont. // Dô wurden ouch geſcheiden · die rîchen künegin. // vrou Uote und ir tohter · die giengen beide hin // mit ir ingeſinde · in ein vil wîteß gadem. // dô hôrte man allenthalben · ze vreuden grœßlîchen kradem. // Gerihtet was geſidele: · der künic wolde gân // ze tiſche mit den geſten. · dô ſach man bî im ſtân // die ſchœnen Prünhilde. · krône ſi dô truoc // in des küneges lande: · jâ was ſi rîche genuoc. // Vil manec hêr geſidele · mit guoten taveln breit // vol ſpîſe wart geſetzet, · als uns daß iſt geſeit. // des ſi dâ haben ſolden, · wie wênec des gebraſt! // dô ſach man bî dem künege · gar manegen hêrlîchen gaſt. // Des wirtes kamerære · von golde in pecken rôt // daß waßßer vür truogen. · des wære lützel nôt, // ob iu daß iemen ſeite, · daß man diende baß // ze vürſten hôhgezîte: · ich wolde niht gelouben daß. // Ê daß der vogt von Rîne · waßßer dô genam, // dô tet der hêrre Sîvrit, · als im daß gezam, // er mande in ſîner triuwe, · wes er im verjach, // ê daß er Prünhilde · dâ heime in Iſenlande ſach. // Er ſprach: „ir ſult gedenken, · wes mir ſwuor iuwer hant, // ſwenne daß vrou Prünhilt · kœme in ditze lant, // ir gæbt mir iuwer ſweſter: · war ſint die eide komen? // ich hân an iuwer reiſe · vil michel arbeit genomen.“ // Dô ſprach der künec zem gaſte: · „ir habt mich rehte ermant. // jane ſol niht meineide · werden des mîn hant: // ich wilß iu helfen vüegen, · ſô ich beſte kan.“ // dô hieß man Kriemhilde · ze hove vür den künic gân. // Mit ir vil ſchœnen meiden · ſi kom vür den ſal. // dô ſpranc von einer ſtiegen · Gîſelher ze tal: // „Nu heißet wider wenden · diſiu magedîn: // niuwan mîn ſweſter eine · ſol hie bî dem künege ſîn.“ // Dô brâht man Kriemhilde, · dâ man den künic vant: // dô ſtuonden rîter edele · von maneger vürſten lant. // in dem ſal enmitten · man hieß ſi ſtille ſtân; // ouch was Prünhilt · nu zuo tiſche gegân. // Sine weſſe niht der mære, · waß man dô wolde tuon. // dô ſprach zuo ſînen mâgen · der Dankrâtes ſun: // „helft mir, daß mîn ſweſter · Sîvriden neme ze man.“ // ſi ſprachen al gelîche: · „ſi mag in wol mit êren hân.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „ſweſter vil gemeit, // durch dîn ſelber tugende · lœſe mînen eit. // ich ſwuor dich eime recken, · und wirdet er dîn man, // ſô hâſtu mînen willen · mit grôßen triuwen getân.“ // Dô ſprach diu maget edele: · „lieber bruoder mîn, // irn ſult mich niht vlêgen: · jâ wil ich immer ſîn, // ſwie ir mir gebietet: · daß ſol ſîn getân. // ich wil in loben gerne, · den ir mir, hêrre, gebt ze man.“ // Von liebe und ouch von vreuden · wart Sîvrides varwe rôt. // ze dienſte ſich der recke · vroun Kriemhilde bôt. // man hieß ſi zuo ein ander · an dem ringe ſtân: // man vrâgt ſi, ob ſi wolde · den vil wætlîchen man. // In meitlîchen zühten · ſi ſchamte ſich ein teil; // doch ſô was gelücke · und Sîvrides heil, // daß ſi in niht verſprechen · wolde dâ zehant; // ouch lobte ſi ze wîbe · der edel künec von Niderlant. // Dô er ſi gelobete · und ouch in diu meit, // güetlîchen umbevâhen · was dâ vil bereit // von Sîvrides armen · daß minneclîche kint. // vor helden wart geküſſet · diu edel küneginne ſint. // Sich teilte daß geſinde, · alſô daß geſchach; // an daß gegenſidele · man Sîvriden ſach // ſitzen mit Kriemhilde. · im diende manec man. // man ſach die Niblunge · mit Sîvrit an den ſedel gân. // Der künic was geſeßßen · und Prünhilt diu meit. // dô ſach ſi Kriemhilde · (ir wart nie ſô leit) // bî Sîvride ſitzen: · weinen ſi began, // ir vielen heiße trähene · über liehtiu wange dan. // Dô ſprach der wirt des landes: · „waß iſt iu, vrouwe mîn, // daß ir ſô lâßet truoben · liehter ougen ſchîn? // ir ſult iuch vreuwen balde: · iu iſt undertân // mîn lant und rîche bürge · unde manec wætlîch man.“ // „Ich mac wol weinen balde,“ · ſprach diu ſchœne meit. // „umbe dîne ſweſter · iſt mir von herzen leit. // die ſihe ich ſitzen nâhen · dem eigen holden dîn: // daß muoß ich immer weinen, · ſol ſi ſô verderbet ſîn. // Dô ſprach der künic Gunther: · „ir ſult des ſtille dagen, // ich wil iu zandern zîten · diſiu mære ſagen, // war umbe ich mîne ſweſter · Sîvride hân gegeben. // jâ mac ſi mit dem recken · immer vrœlîche leben.“ // Si ſprach: „mich riuwet immer · ir ſchœne und ouch ir zuht. // weſſich, war ich mehte, · ich hete gerne vluht, // daß ich iu nimmer wolde · geligen nâhen bî, // irn ſaget mir, wâ von Kriemhilt · wine Sîvrides ſî.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „ich tuonß iu wol bekant. // er hât als ich wol bürge · unde wîtiu lant. // daß wißßet ſicherlîchen, · er iſt ein künic rîch: // des gan ich im ze minnen · die ſchœnen magt lobelîch.“ // Swaß ir der künic ſeite, · doch hete ſi trüeben muot. // dô gâhte von den tiſchen · manec rîter guot: // ir buhurt wart ſô herte, · daß al diu burc erdôß. // den wirt bî ſînen geſten · harte ſêre verdrôß. // Er dâhte: „ich læge ſanfter · der ſchœnen vrouwen bî.“ // dô was er des gedingen · niht gar in herzen vrî, // im müeſe von ir minne · liebe vil geſchehen. // er begunde vriuntlîchen · an vrou Prünhilde ſehen. // Rîterſchaft die geſte · bat man abe lân: // der künec mit ſîme wîbe · ze bette wolde gân. // vor des ſales ſtiegen · geſamden ſich dô ſît // Kriemhilt und Prünhilt; · noch was eß ân ir beider nît. // Dô kom ir ingeſinde: · die ſûmten ſich des niht, // ir rîche kamerære · die brâhten in diu lieht. // ſich teilten dô die recken, · der zweier künege man. // dô ſach man vil degene · dan mit Sîvride gân. // Die hêrren kômen beide, · dâ ſi ſolden ligen. // dô dâhte ir iewedere · mit minnen an geſigen // den wætlîchen vrouwen, · daß ſenftet in den muot. // Sîvrides kurzwîle · diu wart grœßlîchen guot. // Dô der hêrre Sîvrit · bî Kriemhilde lac // und er ſô minneclîche · der juncvrouwen phlac // mit ſîner edelen minne, · ſi wart im ſô ſîn lîp: // er næme vür ſi eine · niht tûſent anderiu wîp. // Ich ſage iu niht mêre, · wie er der vrouwen phlac. // nu hœret diſiu mære, · wie Gunther gelac // bî vrouwen Prünhilde: · der zierlîche degen // hæte dicke ſanfter · bî anderen wîben gelegen. // Daß volc was im entwichen, · vrouwen unde man: // dô wart diu kemenâte · balde zuo getân. // er wânde, er ſolde triuten · ir minneclîchen lîp: // jâ was eß noch unnâhen, · ê ſi wurde ſîn wîp. // In ſabenwîßen hemede · ſi an daß bette gie. // dô dâhte der rîter edele: · „nu hân ichß alleß hie, // des ich ie dâ gerte · in allen mînen tagen.“ // ſi muos im durch ir ſchœne · von grôßen ſchulden behagen. // Diu lieht begunde bergen · des edelen küneges hant. // dô gie der degen küene, · dâ er die vrouwen vant. // er leite ſich ir nâhen: · ſîn vreude diu was grôß, // die vil minneclîchen · der helt mit armen umbeslôß. // Minneclîche triuten · des kunder vil begân, // ob in diu edele vrouwe · hete lâßen daß getân: // dô zurnde ſi ſô ſêre, · daß in gemuote daß: // er wânde vinden vreude, · dô vant er vîntlîchen haß. // Si ſprach: „rîter edele, · ir ſult eß lâßen ſtân. // des ir dâ habet gedingen, · jane mages niht ergân. // ich wil noch meit belîben, · ir ſult wol merken daß, // unz ich diu mære ervinde.“ · des wart ir Gunther gehaß. // Dô rang er nâch ir minne · und zervuorte ir diu kleit. // dô greif nâch eime gürtel · diu hêrlîche meit, // eime ſtarken borten, · dens umbe ir ſîten truoc: // dô tet ſi dem künege · grôßer leide genuoc. // Die vüeße und ouch die hende · ſi im zeſamne bant, // ſi truog in zeime nagele · und hieng in an die want. // dô er ſi ſlâfes irte, · minne ſi im verbôt. // jâ hete er von ir krefte · nâch gewunnen den tôt. // Dô begunde vlêgen, · der meiſter ſolde ſîn. // „nu lœſet mîn gebende, · vil edel künegîn: // ine trouwiu, ſchœne vrouwe, · nimmer an geſigen // und ſol ouch harte ſelten · iu ſô nâhen bî geligen.“ // Sine ruohte, wie im wære, · want ſi vil ſanfte lac. // dort muoſte er alleß hangen · die naht unz an den tac, // unz der liehte morgen · durch diu venſter ſchein. // ob er ie kraft gewünne, · diu was an ſîme lîbe klein. // „Nu ſaget mir, er Gunther, · iſt iu daß iht leit, // ob iuch gebunden vindent,“ · ſprach diu ſchœne meit, // „iuwer kamerære · von einer vrouwen hant?“ // dô ſprach der rîter edele: · „daß wurde iu übele bewant. // „Ouch hete ichs wênec êre,“ · ſprach der edel man: // „durch iuwer tugende · lât mich nu zuoziu gân. // ſît iu mîne minne · ſint ſô ſtarke leit, // ich ſol mit mînen handen · ſelten rüeren iuwer kleit.“ // Dô lôſte ſi in balde, · ûf ſi in verlie. // wider an daß bette · er zuo der vrouwen gie. // er leite ſich ſô verre, · daß er ir ſchœne wât // dar nâch ſelten ruorte: · ouch wolde ſi des haben rât. // Dô kom ouch ir geſinde: · die brâhten niuwe kleit: // der was in an dem morgen · harte vil bereit. // ſwie wol man dâ gebârte, · trûrec was genuoc // der edel wirt des landes, · ſwie er des tages krône truoc. // Nâch ſiten, der ſi phlâgen · und man durch reht begie, // Gunther unde Prünhilt · niht langer daß verlie: // ſi giengen zuo dem münſter, · dâ man die meſſe ſanc. // dar kom ouch er Sîvrit: · dô huop ſich michel gedranc. // Nâch küneclîchen êren · was in dar bereit, // ſwaß ſi haben ſolden, · ir krône und ouch ir kleit. // dô wurden ſi gewîhet. · dô daß was getân, // dô ſach man under krône · elliu vieriu ſchône ſtân. // Vil degen ſwert dâ nâmen, · ſehs hundert oder baß, // den künigen ze êren, · ir ſult wißßen daß. // ſich huop michel vreude · in Burgunden lant: // man hôrte ſchefte breſten · an der ſwertdegen hant. // Dô ſâßen in den venſtern · diu ſchœnen magedîn. // ſi ſâhen vor in liuhten · maneges ſchildes ſchîn. // dô hete ſich geſundert · der künec von ſînen man: // ſwes iemen dâ begunde, · man ſach in trûrende gân. // Im unde Sîvride · ungelîche ſtuont der muot; // wol wiſte, waß im würre, · der edel rîter guot. // er gie zuo dem künege, · vrâgen er began: // „wie iſt iu hînt gelungen? · daß ſult ir mich wißßen lân.“ // Dô ſprach der wirt zem gaſte: · „laſter unde ſchaden // hân ich an mîner vrouwen · ze hûſe heim geladen. // dô ich ſe wânde minnen, · vil ſêre ſi mich bant: // ſi truoc mich zeime nagele · und hienc mich hôch an die want. // „Dâ hieng ich angeſtlîchen · die naht unz an den tac, // ê ſi mich enbunde: · wie ſanfte ſi dô lac! // daß ſol dir vriuntlîchen · tougen ſîn gekleit.“ // dô ſprach der ſtarke Sîvrit: · „daß iſt mir wærlîchen leit. // „Des bringe ich iuch wol innen, · lât irß âne nît. // ich ſchaffe, daß ſi hînaht · ſô nâhen bî iu lît, // daß ſi iuch ir minne · geſûmet nimmer mêr.“ // der rede was dô Gunther · nâch ſînen arbeiten hêr. // „Nu ſchouwe mîne hende, · wie die geſwollen ſint: // die twanc ſi mir ſô ſêre, · als ob ich wære ein kint, // daß mir bluot zen nagelen · allenthalben dranc. // ich hete ze mîme lebene · harte kleinen gedanc.“ // Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „du maht wol geneſen, // ich wæne, uns ungelîche · hînaht ſî geweſen. // mir iſt dîn ſweſter Kriemhilt · lieber danne der lîp. // eß muoß diu vrouwe Prünhilt · noch hînte werden dîn wîp.“ // Er ſprach: „ich kume noch hînte · zer kemenâten dîn // alſô tougenlîche · in der tarnkappe mîn, // daß ſich mîner liſte · niemen mac verſtên. // ſô lâ die kamerære · zuo den herbergen gên. // „Sô leſche ich den kinden · diu lieht an der hant: // bî diſem wortzeichen · ſol dir ſîn bekant, // daß ich bî dir ſî nâhen. · jâ twing ich dir dîn wîp, // daß du ſi hînte minneſt, · oder ich verliuſe den lîp.“ // „Ane daß du iht triuteſt,“ · ſprach der künic dô, // „mîne lieben vrouwen; · anders bin ichs vrô: // ſô tuo ir, ſwaß du welleſt; · und næmeſtu ir den lîp, // daß ſolde ich wol verkieſen: · ſi iſt ein angeſtlîcheß wîp.“ // „Daß nim ich,“ ſprach Sîvrit, · „ûf die triuwe mîn, // daß ich ir niht enminne: · diu liebe ſweſter dîn // iſt mir vor in allen, · die ich noch ie geſach.“ // vil wol geloubetß Gunther, · ſwaß dô Sîvrit geſprach. // Dâ was von kurzewîle · vreude unde nôt. // buhurt unde ſchallen · man alleß verbôt. // dô die vrouwen ſolden · gegen dem ſale gân, // dô hießen kamerære · die liute von den wegen ſtân. // Von roſſen und von liuten · gerûmet wart der hof. // der vrouwen ieslîche · vuorte ein biſchof, // dô ſi vor den künegen · ze tiſche ſolden gân. // in volgte an daß geſidele · vil manec wætlîcher man. // Der künic in guotem wâne · dô vroelîchen ſaß: // daß im gelobte Sîvrit, · wol dâhte er ane daß. // der eine tac in dûhte · wol drîßec tage lanc: // an Prünhilde minne · ſtuont im aller ſîn gedanc. // Der künic erbeite kûme, · daß man von tiſche gie. // die ſchœnen Prünhilde · man dô komen lie // und ouch Kriemhilde, · beide an ir gemach: // hei, waß man küener degene · vor den küneginnen ſach! // Sîvrit der hêrre · vil minneclîchen ſaß // bî ſîme ſchœnen wîbe · mit vreuden âne haß. // ſi trûte ſîne hende · mit ir vil wîßen hant, // unz er ir vor den ougen · ſine weſſe wenne verſwant. // Dô ſi mit im ſpilte · und ſi ſîn niht enſach, // zuo ſîme ingeſinde · diu küneginne ſprach: // „mich hât des michel wunder: · war iſt der künic komen? // wer hât die ſînen hende · ûß den mînen genomen?“ // Die rede ſi lie belîben. · dô was er hin gegân, // dâ er die kamerære · vant mit liehten ſtân: // diu begunde er leſchen · den kinden an der hant: // daß eß wære Sîvrit, · daß was dô Gunther bekant. // Wol weſſer, waß er wolde: · dô hieß er dannen gân // meide unde vrouwen. · dô daß was getân, // der edel künic dô ſelbe · vil wol beslôß die tür: // ſtarker rigele zwêne · warf er balde dervür. // Diu lieht verbarg er ſchiere · under die bettewât. // eines ſpils begunde, · des enwas niht rât, // Sîvrit der ſtarke · und ouch diu ſchœne meit: // daß was dem künege Gunther · beide lieb unde leît. // Sîvrit ſich dô leite · der küneginne bî. // ſi ſprach: „nu lâtß, er Gunther, · als liep iu daß ſî, // daß ir iht arbeite · lîdet alſam ê, // oder iu geſchihet hie · von mînen handen wider wê.“ // Dô hal er ſîne ſtimme, · daß er niht enſprach. // Gunther wol hôrte, · ſwie er ſi niht enſach, // daß dâ heimlîche · von in niht geſchach; // ſi heten an dem bette · harte kleinen gemach. // Er gebârte, ſam eß wære · Gunther der künic rîch; // er umbeslôß mit armen · die maget lobelîch. // ſi warf in ûß dem bette · dâ bî ûf eine banc, // daß ſîn houbet lûte · an eime ſchamel im erklanc. // Wider ûf mit kreften · ſpranc der küene man: // er woldeß baß verſuochen: · dô er des began, // daß er ſi wolde twingen, · dar umbe wart im wê. // ſolich wer an vrouwen · ich wæne nimmer ergê. // Dô er niht wolde erwinden, · diu maget ûf ſpranc: // „iu zimet niht zefüeren · mîn hemde ſô blanc. // ir ſît ungevüege: · daß ſol iu werden leit. // des bringe ich iuch wol innen,“ · ſprach diu wætlîche meit. // Si beslôß mit armen · den tiuwerlîchen degen // und wold in gebunden · alſam den künic legen, // daß ſi an dem bette · hete guot gemach. // daß er ir wât zervuorte, · diu vrouwe eß grœßlîchen rach. // Waß half dô ſîn ſterke · und ouch ſîn kraft? // wan ſi im erzeigte · ir lîbes meiſterſchaft. // ſi truoc in mit gewalte, · daß muos et alſô ſîn, // und dructe in ungevuoge · bî dem bette an einen ſchrîn. // „Ouwê,“ gedâht der recke, · „ſol ich nu mînen lîp // von einer meit verlieſen, · ſô mugen elliu wîp // dar nâch immer mêre · tragen gelphen muot // gegen ir manne, · diu ſus eß nimmer getuot.“ // Der künic eß wol hôrte; · er angſtete umbe den man. // Sîvrit ſich ſchamte, · zürnen er began. // mit ungevüeger krefte · ſatzter ir ſich wider; // verſuochende angeſtlîchen · an vroun Prünhilde ſider. // Swie vaſte ſi ûf im læge, · ſîn zorn in dô twanc // und ouch ſîn ſtarkeß ellen, · daß er âne ir danc // ſich wider ûf gerihte; · ſîn angeſt diu was grôß. // ſi tâten in dem gademe · her und dar vil manegen ſtôß. // Ouch was der künic Gunther · niht âne angeſt gar: // er muoſe dicke wenken · vor in her und dar. // ſi rungen alſô ſtarke, · daß eß grôß wunder was, // daß ir ieslîcheß · vor dem andern ie genas. // Den künic muote ſêre · beidenthalp diu nôt; // doch vorhte er michels mêre · den Sîvrides tôt. // wand ſi het dem degene · den lîp nâch benomen: // wan daß er niht getorſte, · er wær ze helfe im gerne komen. // Jâ werte harte lange · under in der ſtrît; // doch brâhte er die vrouwen · wider an daß bette ſît: // ſwie vaſte ſi ſich werte, · ir wer wart (ze iungeſt) kranc. // der künec in ſînen ſorgen · hete manegen gedanc. // In dûhte harte lange, · unz er ſi betwanc. // ſi druhte ſîne hende, · daß ûß den nagelen ſpranc // daß bluot von ir krefte: · daß was dem helde leit. // dâ brâhte er an ein lougen · die vil hêrlîchen meit // Ir ungevüeges willen, · des ſi ê dâ jach. // der künic eß alleß hôrte, · ſwie er niht enſprach. // er dructes an daß bette, · daß ſi es vil lûte erſchrê; // ir tâten ſîne krefte · harte grœßlîchen wê. // Dô greif ſi zuo der ſîten, · dâ ſi den porten vant, // und wolde in hân gebunden: · dô werteß ſô ſîn hant, // daß ir diu lit erkrachten, · dar zuo al der lîp. // des wart der kriec geſcheiden: · dô wart ſi Guntheres wîp. // Si ſprach: „künic edele, · du ſolt mich leben lân: // eß wirt wol verſüenet, · ſwaß ich dir hân getân. // ich were mich nimmer mêre · der edelen minne dîn: // ich hân wol ervunden, · daß du kanſt vrouwen meiſter ſîn.“ // Sîvrit der ſtuont dannen, · ligen lie er die meit, // ſam ober von im ziehen · wolde ſîniu kleit. // er zôch ir ab der hende · ein guldîn vingerlîn, // daß es dâ nie wart innen · diu vil edel künegîn. // Dar zuo nam er ir gürtel: · daß was ein borte guot. // ich enweiß, ob er daß tæte · durch ſînen hôhen muot. // er gab in ſînem wîbe: · daß wart im ſider leit. // dô lâgen bî ein ander · der künic und diu ſchœne meit. // Er phlac ir minneclîchen, · als im daß gezam: // dâ muoſe ſi verkieſen · ir zorn und ouch ir ſham. // von ſîner heimlîche · ſi wart ein lützel bleich. // Hei, waß ir von der minne · ir vil grôßen krefte entweich! // Done was ouch ſi niht ſterker · danne ein ander wîp. // er trûte minneclîchen · ir vil ſchœnen lîp; // ob ſiß verſuochte mêre, · waß kunde eß ſi vervân? // daß het ir alleß Gunther · mit ſînen minnen getân. // Wie rehte minneclîche · er bî der vrouwen lac // mit vriuntlîcher liebe · biß an den liehten tac! // nu was der hêrre Sîvrit · wider ûß gegân, // dâ er wart wol enphangen · von einer vrouwen wol getân. // Er underſtuont ir vrâge, · der ſi hete gedâht; // er hal ſi ſît vil lange, · daß er ir hete brâht. // diz kleinœt er dâ heime · ir doch ze jungeſt gap: // daß vrumte vil der degene · mit ſamt im ſelben in daß grap. // Der wirt wart an dem morgen · verre baß gemuot, // danner vore wære: · des wart diu vreude guot // in allen den landen · von manegem edelen man. // die er ze hûſe ladete, · den wart vil dienſte getân. // Diu hôhzît diu werte · den vierzehenden tac, // daß in al der wîle · der ſchal nie gelac // von aller hande vreuden, · der iemen ſolde phlegen. // dâ wart des küneges koſte · vil harte hôhe gewegen. // Des edelen wirtes mâge, · als eß der künic gebôt, // gâben durch ſîn êre · kleider und golt rôt, // ros und dar zuo ſilber · manegem vremden man. // die gâbe nemen wolden, · die ſchieden vrœlîchen dan. // Ouch der hêrre Sîvrit · ûßer Niderlant // mit tûſent ſînen mannen, · alleß daß gewant, // daß ſi ze Rîne brâhten, · daß wart gar hin gegeben, // ſchœniu ros mit ſetelen: · ſi kunden hêrlîchen leben. // Ê man die rîchen gâbe · alle dâ verſwanc, // die wider ze lande wolden, · die dûhte des ze lanc. // eß enwart nie geſindes · mêre baß gephlegen. // ſô endete ſich diu hôhgezît: · eß ſchiet von dannen manec degen. // 11. Âventiure // wie Sîvrit ze lande mit ſînem wîbe kom. Dô die geſte wâren · alle dan gevarn, // dô ſprach zuo ſîm geſinde · Sigmundes barn: // „wir ſuln ouch uns bereiten · heim in unſer lant.“ // liep was eß ſînem wîbe, · dô eß diu mære rehte ervant. // Si ſprach zuozir manne: · „wenne ſul wir varn? // daß ich ſô harte gâhe, · daß heiße ich wol bewarn: // mir ſuln ê mîne bruoder · teilen mit diu lant.“ // leit was eß Sîvride, · dô erß an Kriemhilt ervant. // Die vürſten zuozim giengen · und ſprâchen alle drî: // „nu wißßet daß, hêr Sîvrit, · daß iu immer ſî // mit triuwen unſer dieneſt · bereit unz in den tôt.“ // dô neiger den hêrren, · dô man imß ſô wol erbôt. // „Wir ſuln ouch mit iu teilen,“ · ſprach Gîſelher daß kint, // „lant unde bürge, · die unſer eigen ſint: // ſwaß der wîten rîche · uns iſt undertân, // der ſult ir teil vil guoten · mit ſamt Kriemhilde hân.“ // Sun der Sigmundes · zuo den vürſten ſprach, // dô er den guoten willen · an den hêrren ſach: // „Got lâße iu iuwer erbe · immer ſælec ſîn // und ouch die liute drinne; · ja getuot diu liebe wine mîn // „Des teiles wol ze râte, · den ir ir woldet geben: // dâ ſi ſol tragen krône, · und ſul wir daß geleben, // ſi muoß werden rîcher, · dan iemen lebender ſî. // ſwaß ir ſus gebietet, · des bin ich iu dienſtlîchen bî.“ // Dô ſprach diu vrouwe Kriemhilt: · „habet ir der erbe rât, // umb Burgunden degene · eß niht ſô lîhte ſtât, // ſi müge ein künic gerne · vüeren in ſîn lant: // jâ ſol ſi mit mir teilen · mîner lieben bruoder hant.“ // Dô ſprach der hêrre Gêrnôt: · „nim dir, ſwen du wil. // die gerne mit dir rîten, · der vindeſtu hie vil. // ûß drîßec hundert recken · nim dir tûſent man: // die ſîn dîn heimgeſinde.“ · Kriemhilt ſenden began // Nâch Hagenen von Troneje · und nâch Ortwîn, // ob die und ir mâge · Kriemhilde wolden ſîn. // do gewan dar umbe Hagene · ein zornlîcheß leben: // er ſprach: „jâ mag uns Gunther · zer werlde niemen gegeben. // „Ander ingeſinde · lât iu volgen mite, // wan ir wol bekennet · der Tronejære ſite: // wir müeßen bî den künegen · hie ze hove beſtân. // wir ſuln in langer dienen, · den wir her gevolget hân.“ // Daß ließen ſi belîben · und bereiten ſich dan. // ir edel ingeſinde · vrou Kriemhilt zir gewan, // zwô und drîßec meide · und fünf hundert man; // Eckewart der grâve · volgete Kriemhilde dan. // Urloup ſi dô nâmen, · rîter unde kneht, // meide unde vrouwen: · daß was vil michel reht. // geſcheiden küſſende · wurden ſi zehant: // ſi rûmten vrœlîchen · des künic Guntheres lant. // Do beleiten ſi ir mâge · verre ûf den wegen. // man hieß in allenthalben · ir nahtſelde legen, // ſwâ ſis gerne nâmen, · durch der künege lant. // boten wurden balde · Sigemunde dan geſant, // Daß er wißßen ſolde · und ouch vrou Sigelint, // daß ſîn ſun komen wolde · und vrou Uoten kint, // Kriemhilt diu vil ſchœne, · von Wormeß über Rîn. // done kunden in diu mære · nimmer lieber geſîn. // „Wol mich,“ ſprach dô Sigemunt, · „daß ich gelebet hân, // daß diu ſchœne Kriemhilt · ſol hie gekrônet gân: // des müeßen wol getiuret · ſîn diu erbe mîn. // mîn ſun Sîvrit · ſol hie ſelbe künic ſîn.“ // Dô gap diu vrouwe Sigelint · manegen ſamît rôt, // ſilber und golt ſwære · was ir botenbrôt. // ſi vreute ſich der mære, · diu ſi dô vernam. // alleß ir geſinde · mit vlîße kleiden ſich began. // Man ſeite, wer dâ kœme · mit Sîvride in daß lant. // dô hieß ſi geſidele · rihten ſâ zehant, // dar zuo er under krône · vor vriunden ſolde gân. // dô riten in engegene · des künic Sigmundes man. // Iſt iemen baß enphangen, · dêſt mir unbekant, // danne die helde · in Sigmundes lant. // Siglint diu ſchœne · Kriemhilde gegen reit // mit maneger ſchœnen vrouwen · unde rîtern gemeit // In einer tageweide, · dâ man die geſte ſach. // die kunden und die vremden · liten ungemach, // unze ſi kômen · zeiner bürge wît, // diu was geheißen Santen, · dâ ſi krône truogen ſît. // Mit lachendem munde · Siglint und Sigmunt // kuſten Kriemhilde · durch liebe manege ſtunt // und ouch Sîvriden: · in was ir leit benomen. // alleß ir geſinde · was in grôße willekomen. // Dô brâhte man die geſte · vür Sigmundes ſal. // die ſchœnen juncvrouwen · huop man dâ ze tal // nider von den mœren. · dâ was manec man, // der den ſchœnen wîben · mit vlîße dienen began. // Swie grôß ir hôhzîte · bî Rîne was bekant, // noch gap man hie den helden · vil beßßer gewant, // denne ſi ie getrüegen noch · bî allen ir tagen. // man mohte michel wunder · von ir rîcheite ſagen. // Dôs in ir grôßen êren · ſâßen und heten genuoc, // waß goltvarwer gêren · ir ingeſinde truoc, // borten und edel geſteine · verwieret wol dar în! // ſus phlac vlîßeclîchen · ir diu edel künegîn. // Dô ſprach vor ſînen vriunden · der hêrre Sigmunt: // „allen mînen vriunden · ſol daß weſen kunt, // daß Sîvrit mîne krône · hinnen vür ſol tragen.“ // diu mære hôrten gerne · die von Niderlanden ſagen. // Er bevalch im ſîne krône, · gerihte unde lant: // ſît was er ir hêrre. · die er ze rehte vant // und dar er rihten ſolde, · daß wart alſô getân, // daß man ſêre vorhte · der ſchœnen Kriemhilde man. // In diſen hôhen êren · lebter, daß iſt wâr, // und rihte ouch under krône · unz in daß zehende jâr, // daß diu ſchœne vrouwe · einen ſun gewan: // daß was des küneges mâgen · nâch ir willen wol ergân. // Den îlte man dô toufen · und gab im einen namen, // Gunther, nâch ſînem œheim; · des dorfte er ſich niht ſchamen. // geriet er nâch den mâgen, · er wurde ein küene man. // dô zôch man in mit vlîße: · daß was von ſchulden getân. // In den ſelben zîten · ſtarp vrou Sigelint: // dô nam den gwalt mit alle · der edelen Uoten kint, // der ſô rîcher vrouwen · ob landen wol gezam. // daß klageten genuoge, · dô ſi der tôt von in genam. // Nu hete ouch dort bî Rîne, · ſô wir hœren ſagen, // bî Gunther dem rîchen · einen ſun getragen // Prünhilt diu ſchœne · in Burgunden lant. // durch des heldes liebe · wart er Sîvrit genant. // Wie rehte vlîßeclîche · man ſîn hüeten hieß! // Gunther der edele · im magezogen ließ, // dieß kunden lêren tugende, · gewüehſeß zeinem man. // hei, waß im ungelücke · ſît der vriunde an gewan! // Mære zallen zîten · wart ſô vil geſeit, // wie rehte lobelîchen · die recken vil gemeit // lebten zallen ſtunden · in Sigmundes lant. // alſam tet ouch Gunther · mit ſînen mâgen ûß erkant. // Daß lant ze Niblunge · Sîvride diende hie, // rîcher ſîner mâge · wart deheiner nie, // und Schilbunges recken · und ir beider guot. // des truoc der vil küene · deſte hôher den muot. // Hort den aller meiſten, · den ie helt gewan, // âne dies ê phlâgen, · hete der küene man, // den er vor eime berge · mit ſîner hende erſtreit, // dar umbe er ſluoc ze tôde · manegen rîter gemeit. // Er hete den wunſch der êren, · und wær des niht geſchehen, // ſô müeſe man von ſchulden · dem edelen recken jehen, // daß er wær der beſte, · der ie ûf ors geſaß. // man vorhte ſîne ſterke · und tet vil billîchen daß. // 12. Âventiure // wie Gunther Sîvriden zuo der hôhzît bat. Dô dâhte ouch alle zîte · daß Guntheres wîp: // „wie treit et alſô hôhe · vrou Kriemhilt den lîp? // nu iſt doch unſer eigen · Sîvrit ir man: // er hât uns nu lange · lützel dienſte getân.“ // Daß truoc ſi in ir herzen · und wart ouch wol verdeit; // daß ſi ir vremde wâren, · daß was der vrouwen leit. // daß ſi niht zinſes hête · von des vürſten lant, // wâ von daß wære, · daß hete ſi gerne bekant. // Si verſuochte eß an dem künege, · ob daß möhte geſchehen, // daß ſi Kriemhilde · ſolde noch geſehen. // ſi reite eß heimlîche, · des ſi dâ hete muot. // dô dûhte den hêrren · diu rede mæßlîchen guot. // „Wie möhten wir ſi bringen,“ · ſprach der künic rîch, // „her zuo diſem lande? · daß wær unmügelîch. // ſi ſitzent uns ze verre: · ich getarſes niht gebiten.“ // des antwurt im Prünhilt · in vil hôhverten ſiten: // „Swie hôhe rîche wære · deheines küneges man, // ſwaß im gebüte ſîn hêrre, · daß ſolde er doch niht lân.“ // des erſmielte Gunther, · dô ſi daß geſprach: // ern jachs im niht ze dienſte, · ſwie dicke er Sîvriden ſach. // Si ſprach: „lieber hêrre, · durch den willen mîn, // hilf mir, daß Sîvrit · und diu ſweſter dîn // komen zuo dem lande, · daß wir ſi hie geſehen: // ſone kunde mir ze wâre · nimmer lieber geſchehen. // „Dîner ſweſter zühte, · ir wol gezogen muot, // ſô ich dar an gedenke, · wie ſanfte mir daß tuot; // wie wir enſament ſâßen, · dô ich wart dîn wîp! // ſi mac mit êren minnen · des küenen Sîvrides lîp.“ // Si gertes alſô lange, · unz der künic ſprach: // „nu wißßet, daß ich geſte · ſô gerne nie geſach. // ir muget mich ſanfte vlêgen: · ich wil die boten mîn // nâch in beiden ſenden, · daß ſi her komen an den Rîn.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „ſô ſult ir mir ſagen, // wenne ir ſi welt beſenden, · oder in welhen tagen // unſer liebe vriunde · ſuln komen in daß lant. // die ir dar welt ſenden, · die lât mir werden bekant.“ // „Daß tuon ich,“ ſprach der fürſte: · „drîßec mîner man // wil ich dar lân rîten.“ · die hieß er vür ſich gân: // bî den enbôt er mære · in Sîvrides lant. // ze liebe gab in Prünhilt · vil harte hêrlîch gewant. // Dô ſprach der künec: „ir recken · ſult von mir ſagen, // daß ich dar enbiete, · des ſult ir niht verdagen, // dem ſtarken Sîvride · und der ſweſter mîn, // daß in darf zer werlde · niemen holder geſîn. // „Und bitet, daß ſi beidiu · uns komen an den Rîn: // daß welle ich und mîn vrouwe · immer diende ſîn. // vor diſen ſunewenden · ſol er und ſîne man // ſehen hie vil manegen, · der in grôßer êren gan. // „Dem künic Sigmunde · ſaget den dienſt mîn, // daß ich und mîne vriunde · im immer wæge ſîn, // und ſaget ouch mîner ſweſter, · daß ſi niht lâße daß, // ſine rîte zuo ir vriunden: · ir zaeme nie hôhzîte baß.“ // Prünhilt und Uote · und ſwaß man vrouwen vant, // die enbuten ir dieneſt · in Sîvrides lant // den minneclîchen vrouwen · und manegem küenen man. // mit des küneges râte · die boten huoben ſich dan. // Si vuoren reislîche; · ir phert und ir gewant // daß was in komen allen: · dô rûmten ſi daß lant. // in zogte wol ir verte, · dar ſi dâ wolden varn. // der künic mit geleite · bat die boten wol bewarn. // Inre tagen zwelven · ſi kômen in daß lant, // ze Niblunges bürge: · dar wâren ſi geſant. // ze Norweg in der marke · vunden ſi den degen. // ros und liute wâren · müede von den langen wegen. // Sîvride und Kriemhilde · wart beiden dô geſeit, // daß rîter komen wæren, · die trüegen ſolhiu kleit, // ſam man zen Burgunden · dâ der ſite phlac. // ſi ſpranc von eime bette · dâ ſi ruowende lac. // Dô bat ſi zeime venſter · eine maget gân. // diu ſach den küenen Gêren · an dem hove ſtân, // in und die geſellen, · die wâren dar geſant. // gegen ir herzeleide · wie liebiu mære ſi bevant! // Si ſprach zuo dem künege: · „ſeht ir, wâ ſi ſtênt, // die mit dem ſtarken Gêren · ûf dem hove gênt, // die uns mîn bruoder Gunther · ſendet nider Rîn.“ // dô ſprach der ſtarke Sîvrit: · „der ſol uns willekomen ſîn.“ // Alleß daß geſinde · lief, dâ man ſi ſach. // ir ieslîch beſunder · vil güetlîche ſprach // daß beſte, daß ſi kunden, · zuo den boten dô. // Sigmunt der hêrre · was ir künfte harte vrô. // Dô wart geherberget · Gêre und ſîne man; // diu ros man hieß behalten. · die boten giengen dan, // dâ hêr Sîvrit · bî Kriemhilde ſaß. // ſi ſâhen in vil gerne, · daß ſult ir wißßen, âne haß. // Der wirt mit ſînem wîbe · ſtuont ûf ſâ zehant. // wol wart enphangen Gêre · ûß Burgunden lant // und ſîne hergeſellen, · Guntheres man, // Gêren den vil rîchen · bat man an den ſedel gân. // „Erloubet uns die botſchaft, · ê wir ſitzen gên, // uns wegemüede geſte · lât uns die wîle ſten. // wir ſuln iu ſagen mære, · waß iu enboten hât // Gunther und Prünhilt, · der dinc vil zierlîche ſtât, // „Unde waß vrou Uote, · iur muoter, her enbôt, // Gîſelher der junge · und ouch er Gêrnôt // und iuwer beſten mâge · habent uns her geſant: // die enbietent iu ir dieneſt · ûßer Burgunden lant.“ // „Nu lôn in Got,“ ſprach Sîvrit, · „ich getrûwe in wol // triuwen unde guotes, · alſô man vriunden ſol. // ſam tuot ouch ir ſweſter; · man ſol uns mêre ſagen, // ob unſer lieben vriunde · daheim iht hôhes muotes tragen. // „Sît wir von in ſchieden, · hât man in iht getân // mînen kone mâgen? · daß lâßet mich verſtân. // daß wil ich in mit triuwen · immer helfen tragen, // unz daß ir vîende · mînen dienſt müeßen klagen.“ // Dô ſprach der marcgrâve · Gêre, ein rîter guot: // „ſi ſint in allen tugenden · mit vreuden wol gemuot. // ſi ladent iuch ze Rîne · zeiner hôhgezît. // ſi ſæhen iuch vil gerne, · daß ir des âne zwîvel ſît. // „Si bitent mîne vrouwen, · ſi ſül mit iu dar komen. // ſwenne der winder · ein ende habe genomen, // vor diſen ſunewenden · wolden ſi iuch ſehen.“ // dô ſprach der ſtarke Sîvrit: · „daß kunde müelîch geſchehen.“ // Dô ſprach aber Gêre · von Burgunden lant: // „iuwer muoter Uote · diu hât iuch gemant, // Gêrnôt unde Gîſelher, · ir ſült in niht verſagen. // daß ir in ſît ſô verre, · daß hœre ich tegelîche klagen. // Prünhilt mîn vrouwe · und ir magedîn // vreuwent ſich der mære: · ob daß mehte ſîn, // daß ſi iuch noch ſæhen, · daß gæbe in hôhen muot.“ // dô dûhten diſiu mære · die ſchœnen Kriemhilde guot. // Gêre was ir ſippe: · der wirt in ſitzen hieß; // den geſten hieß er ſchenken: · niht langer man daß ließ. // dô kom ouch dar Sigmunt, · dâ er die boten ſach: // der hêrre vriuntlîche · zuo den Burgunden ſprach: // „Sît willekomen, ir recken, · Guntheres man. // ſît daß Kriemhilde · ze wîbe gewan // mîn ſun Sîvrit, · man ſolde iuch dicker ſehen // hie in diſem lande, · wolt ir uns vriuntſchefte jehen.“ // Si ſprâchen, ſwenne er wolde, · ſi ſolden gerne komen. // in wart michel müede · mit vreuden benomen. // die boten bat man ſitzen, · ſpîſe man in truoc: // der hieß dô geben Sîvrit · den lieben geſten genuoc. // Si muoſen dâ belîben · bevollen niun tage. // des heten endelîchen · die ſnellen rîter klage, // daß ſi niht wider rîten · ſolden in ir lant. // dô hete der künic Sîvrit · nâch ſînen vriunden geſant. // Er vrâgte, waß ſi rieten: · er ſold an den Rîn. // „eß hât nâch mir geſendet · Gunther der vriunt mîn, // er und ſîne mâge, · durch eine hôhzît: // nu kœm ich im vil gerne, · wan daß ſîn lant ze verre lît. // „Si bitent Kriemhilde, · daß ſi mit mir var. // nu râtet, lieben vriunde, · wie ſol ſi komen dar? // ſold ich herverten · durch ſi in drîßec lant, // dâ müeſe in dienen gerne · hin diu Sîvrides hant.“ // Dô ſprâchen ſîne recken: · „habet ir der reiſe muot // hin zer hôhzîte, · wir râten, waß ir tuot: // ir ſult mit tûſent recken · rîten an den Rîn: // ſô muget ir wol mit êren · dâ zen Burgunden ſîn.“ // Dô ſprach von Niderlanden · der hêrre Sigmunt: // „welt ir zer hôhzîte, · wan tuot ir mir daß kunt? // obeß iu niht verſmâhet, · ſô rîte ich mit iu dar. // ich vüere hundert degene, · dâ mite mêre ich iuwer ſchar.“ // „Welt ir mit uns rîten, · lieber vater mîn,“ // ſprach der küene Sîvrit, · „vil vrô ſol ich des ſîn. // inre tagen zwelfen · ſô rûme ich mîniu lant.“ // alle, die es gerten, · den gap man ros und ouch gewant. // Dô der künic edele · der reiſe hete muot, // dô hieß man wider rîten · die ſnellen degne guot. // ſînen konemâgen · enbôt er an den Rîn, // er wolde harte gerne · bî ir hôhgezîte ſîn. // Sîvrit und Kriemhilt, · ſô wir hœren ſagen, // ſô vil den boten gâben, · daß eß niht mohten tragen // ir mœre heim ze lande: · er was ein rîcher man. // ir ſtarken ſoumære · treip man vrœlîchen dan. // Ir volk kleidete Sîvrit · und ouch Sigemunt. // Eckewart der grâve · der hieß an der ſtunt // vrouwen kleider ſuochen, · diu beſten, die man vant // oder inder kunde erwerben · über Sîvrides lant. // Die ſetel zuo den ſchilden · bereiten man began. // rîtern und vrouwen, · die mit im ſolden dan, // den gap man, ſwaß ſi wolden, · daß in niht gebraſt. // er brâhte ſînen vriunden · manegen hêrlîchen gaſt. // Die boten zogten ſêre · ze lande ûf den wegen. // dô kom zen Burgunden · Gêre der degen. // er wart vil wol enphangen: · do erbeißten ſi ze tal // von roſſen und von mœren · vür den Guntheres ſal. // Die tumben zuo den wîſen · giengen, ſô man tuot, // vrâgen umbe mære. · ſô ſprach der rîter guot: // „ſwenne ich ſi ſage dem künege, · dâ hœrt ir ſi zehant.“ // er gie mit den geſellen, · dâ er Guntheren vant. // Der künic von liebe · von dem ſedel ſpranc. // daß ſi ſô ſnelle kômen, · des ſeite in dô danc // Prünhilt diu ſchœne. · Gunther zen boten ſprach: // „wie gehabet ſich Sîvrit, · von dem mir liebe vil geſchach?“ // Dô ſprach der küene Gêre: · „dâ wart er vreuden rôt, // er und iuwer ſweſter. · nie vriunden baß enbôt // ſô getriuwe mære · deheiner ſlahte man, // als iu der hêrre Sîvrit · und ouch ſîn vater hât getân.“ // Dô ſprach zem marcgrâven · des rîchen küneges wîp: // „nu ſagt mir, kumt uns Kriemhilt? · hât noch ir ſchœner lîp // behalten iht der zühte, · der ſi kunde phlegen?“ // er ſprach: „ſi koment beide · und mit in maneger küene degen.“ // Uote bat dô drâte · die boten vür ſich gên. // man moht an ir vrâge · harte wol verſtên, // daß ſi hôrte gerne: · „was Kriemhilt noch geſunt?“ // er ſeite, wier ſi vunde · und daß ſi kœme in kurzer ſtunt. // Eß wart von in diu gâbe · ze hove niht verdeit, // die in gap er Sîvrit: · golt und ouch diu kleit // brâhte man ze ſehene · der drîer künege man. // ir vil grôßer milte · wart dâ danken getân. // „Er mac,“ ſprach dô Hagene, · „von im ſanfte geben: // ern kundeß niht verſwenden, · ſold er immer leben. // hort der Niblunge · besloßßen hât ſîn hant; // hei, ſold er immer · komen in Burgunden lant!“ // Alleß daß gedigene · vreute ſich dar zuo, // daß ſi komen ſolden. · ſpâte unde vruo // wâren vil unmüeßec · der drîer künege man. // manec hêr geſidele · man dô rihten began. // Hûnolt der küene · und Sindolt der degen // heten vil unmuoße. · die zît muoſen phlegen // truhſæßen unde ſchenken, · ze rihten manege banc. // des half in ouch Ortwîn; · des ſeite in Gunthere danc. // Rûmolt der kuchenmeiſter, · wie wol er rihte ſît // ſîne undertâne! · manegen keßßel wît, // haven unde phannen: · hei, waß man der dâ vant! // do bereite man den ſpîſe, · die dâ kômen in daß lant. // Der vrouwen arbeiten · was ouch niht kleine, // dô ſi bereiten ir kleider. · die edelen ſteine // mit glanze verre gleſten, · verwieret in daß golt, // dô ſi ſi ane leiten, · daß in die liute wurden holt. // 13. Âventiure // wie ſi ze der hôhzît vuoren. Alle ir unmuoße · lâßen wir nu ſîn // und ſagen, wie vrou Kriemhilt · und ir magedîn // hin gên Rîne vuoren · von Niblunge lant. // nie getruogen mœre · ſô manec hêrlîch gewant. // Vil der ſoumſchrîne · man ſchihte zuo den wegen. // dô reit mit ſînen vriunden · Sîvrit der degen // und diu küneginne, · dar ſi heten vreuden wân; // ſît wart eß in allen · ze grôßem leide getân. // Dâ heime ſi dô ließen · Sîvrides kindelîn // und ſun den Kriemhilde; · daß muos et alſô ſîn. // von ir hovereiſe · wuohs vil michel ſêr: // ſînen vater und ſîn muoter · geſach daß kindel nimmer mêr. // Dô reit ouch mit in dannen · der hêrre Sigmunt. // ſolde er rehte wißßen, · wie eß nâch der ſtunt // zer hôhzît ergienge, · er het ir niht geſehen: // im kunde an lieben vriunden · leider nimmer geſchehen. // Boten man vür ſande, · die mære ſeiten dar. // dô reit ouch in enkegene · mit wünneclîcher ſchar // vil der Uoten vriunde · und der Guntheres man. // der wirt gên ſînen geſten · ſich ſêre vlîßen began. // Er gie zuo Prünhilde, · dâ er ſi ſitzen vant. // „wie enphieng iuch mîn ſweſter, · do ir kômet in daß lant? // ſam ſult ir enphâhen · Sîvrides wîp.“ // „daß tuon ich,“ ſprach ſi, „gerne: · von ſchulden holt iſt ir mîn lîp.“ // Dô ſprach der künic rîche: · „ſi koment uns morgen vruo. // welt ir ſi enphâhen, · dâ grîfet balde zuo, // daß wir ir niht bîten · in der burc hie. // mir ſint in allen zîten · lieber geſte komen nie.“ // Ir meide und ir vrouwen · hieß ſi ſâ zehant // ſuochen guotiu kleider, · diu beſten, diu man vant, // diu ir ingeſinde · vor geſten ſolde tragen. // daß tâten ſi doch gerne: · daß mac man lîhte geſagen. // Ouch îlten in dô dienen · die Guntheres man. // alle ſîne recken · der wirt zuo im gewan. // dô reit diu küneginne · hêrlîchen dan. // dâ wart vil michel grüeßen · die lieben geſte getân. // Mit wie getânen êren · man die geſte enphie! // ſi dûhte, daß vrou Kriemhilt · vroun Prünhilde nie // ſô rehte wol enphienge · in Burgunden lant. // die eß ie geſâhen, · den wart vil hôher muot bekant. // Nu was ouch komen Sîvrit · mit den ſînen man. // man ſach die helde wenden · wider unde dan // des veldes allenthalben · mit ungevüegen ſcharn. // dringen unde ſtouben · kunde niemen dâ bewarn. // Dô der wirt des landes · Sîvriden ſach // und ouch Sigmunden, · wie güetlîch er ſprach! // „nu ſît mir grôße willekomen · und al den vriunden mîn; // iuwer hovereiſe · ſul wir hôhes muotes ſîn.“ // „Nu lône iu got,“ ſprach Sigmunt, · der êre gernde man. // „ſît daß iuch Sîvrit · ze vriunde gewan, // dô rieten mîne ſinne, · daß ich iuch wolde ſehen.“ // dô ſprach der künic Gunther: · „nu iſt mir liebe dran geſchehen.“ // Sîvrit wart enphangen, · als im daß wol gezam, // mit vil grôßen êren; · niemen was im gram. // des half mit grôßen zühten · Gîſelher und Gêrnôt. // nie lieben geſten · manß ſô güetlîch erbôt. // Nu nâheten ze ein ander · der zweier künege wîp. // dâ wart vil ſetel lære, · maneger vrouwen lîp // wart von helde handen · erhaben ûf daß gras. // die vrouwen gerne dienden, · waß der dâ unmüeßec was! // Dô giengen zuo ein ander · diu minneclîchen wîp. // des was in grôßen vreuden · maneges rîters lîp, // daß ir beider grüeßen · ſô minneclîch ergie. // dô ſach man vil der recken, · der dienen vrouwen dâ niht lie. // Daß hêrlîch geſinde · vie ſich bî der hant; // in zühten grôße nîgen · des man vil dâ vant // und küſſen minneclîchen · von vrouwen wol getân. // daß was liep ze ſehene · Gunthers und Sîvrides man. // Si biten dâ niht langer, · ſi riten zuo der ſtat. // der wirt ſînen geſten · wol erzeigen bat, // daß man ſi gerne ſæhe · in Burgunden lant. // manegen puneiß rîchen · man vor den juncvrouwen vant. // Ûßer Troneje Hagene · und ouch Ortwîn, // daß ſi gewaltec wæren, · daß tâten ſi wol ſchîn. // ſwaß ſi gebieten wolden, · des torſte man niht lân. // von in wart michel dieneſt · den lieben geſten getân. // Vil ſchilde hôrt man hellen · dâ ze dem bürge tor // von ſtichen und von ſtôßen. · lange habete dâ vor // der wirt mit ſînen geſten, · ê ſi kômen drin. // jâ gie in diu ſtunde · mit grôßer kurzwîle hin. // Vür den palas wîten · mit vreuden ſi dô riten. // manegen phelle ſpæhe, · guot und wol geſniten, // ſach man über ſetele · den vrouwen wol getân // allenthalben hangen. · dô kômen Guntheres man: // Die hießen ſi dô vüeren · balde an ir gemach. // under wîlen blicken · man Prünhilde ſach // an vrouwen Kriemhilde, · diu ſchœne was genuoc. // ir varwe gên dem golde · den glanz vil hêrlîchen truoc. // Allenthalben ſchallen · ze Wormeß in der ſtat // hôrte manß geſinde. · Gunther dô bat // Dancwarten ſînen marſchalc, · daß er ir ſolde phlegen. // do begunde er daß geſinde · harte güetlîchen legen. // Dar ûße und ouch dar inne · ſpîſen man ſi lie. // jâ wart vremder geſte · baß gephlegen nie. // alles, des ſi gerten, · des was man in bereit. // der künic was ſô rîche, · daß niemen dâ niht wart verſeit. // Man diende in vriuntlîche · und ân allen haß. // der wirt dâ ze tiſche · mit ſînen geſten ſaß. // dô muoſe ſitzen Sîvrît, · als er ê hete getân. // dô gie mit im ze tiſche · vil manec wætlîcher man. // Zwelf hundert recken · an dem ringe ſîn // dâ ze tiſche ſâßen. · Prünhilt diu künegîn // gedâht, daß eigen holde · niht rîcher kunde weſen. // ſi was im noch ſô wæge, · daß ſi in gerne lie geneſen. // An jenem âbende, · dâ der künic ſaß, // vil der rîchen kleider · wart von wîne naß, // dâ die ſchenken ſolden · zuo den tiſchen gân: // dâ wart vil voller dieneſt · mit grôßem vlîße getân. // Sô man ze hôhgezîten · lange hât gephlegen, // vrouwen unde meide · hieß man ſchône legen. // ſwannen ſi dar kômen, · der wirt in willen truoc; // in güetlîchen êren · man gap in allen genuoc. // Dô diu naht het ende · und der tac erſchein, // ûß den ſoumſchrînen · manec edel ſtein // erlûhte in guoter wæte, · die ruorte vrouwen hant. // dô wart ervür geſuochet · manec hêrlîch gewant. // Ê eß vol ertagete, · dô kômen vür den ſal // vil rîter unde knehte: · dô huop ſich aber ſchal // vor einer vruomeſſe, · die man dem künege ſanc. // dâ riten junge helde, · daß ins der künic ſeite danc. // Manec puſûne lûte · vil krefteclîch erdôß. // von trumben und von vloiten · der ſchal wart ſô grôß, // daß Wormeß diu vil wîte · dar nâch lûte erſchal. // die hôch gemuoten helde · ze roſſen kômen über al. // Dô huop ſich in dem lande · harte hôch ein ſpil // von manegem guoten recken: · der ſach man dâ vil, // den ir tumbiu herze · gâben hôhen muot; // dô ſach man under ſchilde · manegen zieren rîter guot. // In diu venſter ſâßen · diu hêrlîchen wîp // und vil der ſchœnen meide; · gezieret was ir lîp. // ſi ſâhen kurzewîle · von manegem küenen man. // der wirt mit ſînen vriunden · ſelbe rîten dâ began. // Sus vertriben ſi die wîle: · diu dûhte ſi niht lanc. // man hôrte dâ zem tuome · maneger glocken klanc: // dô kômen in die mœre: · die vrouwen riten dan; // den edelen küneginnen · volgete manec küene man. // Si ſtuonden vor dem münſter · nider ûf daß gras. // Prünhilt ir geſten · dannoch wæge was. // ſi giengen under krône · in daß münſter wît. // diu liebe wart geſcheiden: · daß vrumte grœßlîcher nît. // Dô ſi gehôrten meſſe, · ſi vuoren wider dan // mit vil manegen êren. · man ſach ſi ſider gân // ze tiſche vrœlîche. · ir vreude nie gelac // dâ zer hôhgezîte · unz an den einliften tac. // Do gedâht diu küneginne: · „ine mac niht langer dagen. // ſwie ich daß gevüege, · Kriemhilt muoß mir ſagen, // war umbe uns alſô lange · den zins verſeßßen hât // ir man, derſt unſer eigen: · der vrâge hân ich keinen rât.“ // Sus warte ſi der wîle, · als eß der tiuvel riet: // die vreude und ouch die hôhgezît · mit leide ſi dô ſchiet. // daß ir lac amme herzen, · ze liehte eß muoſe komen. // des wart in manegen landen · von ir jâmers vil vernomen. // 14. Âventiure // wie die küneginne ein ander ſchulten. Vor einer veſperzîte · huop ſich grôß ungemach, // daß von manegem recken · ûf dem hove geſchach: // ſi phlâgen rîterſchefte · durch kurzwîle wân. // dô liefen dar durch ſchouwen · manec wîp unde man. // Ze ſamne dô geſâßen · die küneginne rîch: // ſi gedâhten zweier recken, · die wâren lobelîch. // dô ſprach diu ſchœne Kriemhilt: · „ich hân einen man, // daß elliu diſiu rîche · zuo ſînen handen ſolden ſtân.“ // Dô ſprach diu vrouwe Prünhilt: · „wie kunde daß geſîn? // ob ander nieman lebete · wan dîn unde ſîn, // ſô möhten im diu rîche · wol weſen undertân: // die wîle daß lebet Gunther, · ſô kundeß nimmer ergân.“ // Dô ſprach aber Kriemhilt: · „ſiheſtu, wie er ſtât, // wie rehte hêrlîche · er vor den recken gât, // ſam der liehte mâne · vor den ſternen tuot! // des muoß ich von ſchulden · tragen vrœlîchen muot.“ // Dô ſprach diu vrouwe Prünhilt: · „ſwie wætlîch ſî dîn man, // ſwie biderbe und ſwie ſchœne, · ſô ſoltu vor im lân // Gunther den recken, · den edelen bruoder dîn: // der muoß vor allen künegen, · daß wißße, wærlîche ſîn.“ // Dô ſprach aber Kriemhilt: · „ſô tiuwer iſt mîn man, // daß ich in âne ſchulde · niht gelobet hân. // an vil manegen dingen · iſt ſîn êre grôß. // geloubeſtu daß, Prünhilt, · er iſt wol Gunthers genôß.“ // „Jane ſoltu mirß, Kriemhilt, · ze arge niht verſtân, // wan ich ouch âne ſchulde niht · die rede hân getân: // ich hôrtes jehen beide, · dô ichs êrſte ſach, // und dâ des küneges wille · an mîme lîbe geſchach, // „Und dâ er mîne minne · ſô rîterlîch gewan, // dô jach Sîvrit, · er wære ſküneges man: // des hân ich in vür eigen, · ſît ich ins hôrte jehen.“ // dô ſprach diu ſchœne Kriemhilt: · „ſô wær mir übele geſchehen. // „Wie heten ſô geworben · die edelen bruoder mîn, // daß ich eigenmannes · wine ſolde ſîn? // des wil ich dich, Prünhilt, · vil vriuntlîchen biten, // daß du die rede lâßeſt · durch mich mit güetlîchen ſiten.“ // „Ich mag ir niht gelâßen,“ · ſprach des küneges wîp: // „zwiu ſold ich verkieſen · ſô maneges rîters lîp, // der uns mit dem degene · dienſtlîch iſt undertân?“ // Kriemhilt diu vil ſchœne · daß ſêre zürnen began. // „Du muoſt in verkieſen, · daß er dir immer bî // wone deheiner dienſte. · erſt tiurer, danne ſî // Gunther mîn bruoder, · der vil edel man. // du ſolt mich des erlâßen, · daß ich von dir vernomen hân. // „Und nimt mich immer wunder, · ſît er dîn eigen iſt // und du über uns beidiu · ſô gewaltec biſt, // daß er dir ſô lange · den zins verſeßßen hât. // dîner übermüete · ſolde ich von rehte haben rât.“ // „Du ziuheſt dich ze hôhe,“ · ſprach dô des küneges wîp. // „nu wil ich ſehen gerne, · ob man dînen lîp // habe ze ſolhen êren, · ſô man den mînen tuot.“ // die vrouwen wurden beide · vil ſêre zornec gemuot. // Dô ſprach diu vrouwe Kriemhilt: · „daß muoß et nu geſchehen: // ſît du mînes mannes · vür eigen hâſt gejehen, // ſô müeßen hiute kieſen · der beider künege man, // ob ich vor küneges wîbe · ze kirche türre gegân. // „Du muoſt daß hiute ſchouwen, · daß ich bin edelvrî, // und daß mîn man iſt tiuwerer, · danne der dîn ſî. // dâ mite wil ich ſelbe · niht beſcholden ſîn. // du ſolt noch hiute kieſen, · wie diu eigen diu dîn // „Ze hove gê vor recken · in Burgunden lant. // ich wil weſen tiuwerer, · danne ieman habe bekant // deheine küneginne, · diu krôn her ie getruoc.“ // dô huop ſich undern vrouwen · grôßes nîdes genuoc. // Dô ſprach aber Prünhilt: · „wiltu niht eigen ſîn, // ſô muoſtu dich ſcheiden · mit den vrouwen dîn // von mînem ingeſinde, · dâ wir ze münſter gân.“ // des antwurte Kriemhilt: · „triuwen, daß ſol ſîn getân.“ // „Nu kleidet iuch, mîn meide,“ · ſprach Sîvrides wîp. // „eß muoß âne ſchande · belîben hie mîn lîp. // ir ſult daß lâßen ſchouwen, · habt ir iht rîche wât. // ſi mac ſîn gerne lougen, · des ſi hie verjehen hât.“ // Man mohte in lîhte râten, · ſi ſuochten rîchiu kleit. // dâ wart vil wol gezieret · manec vrouwe unde meit. // dô gie mit ir geſinde · des edelen wirtes wîp; // ze wunſche wart gekleidet · der ſchœnen Kriemhilde lîp // Mit drin und vierzec meiden: · die brâhtes an den Rîn; // die truogen liehte phelle, · geworht in Arâbîn. // ſus kômen zuo dem münſter · die meide wol getân. // ir warten vor dem hûſe · alle Sîvrides man. // Die liute nam des wunder, · wâ von daß geſchach, // daß man die küneginne · alſô geſcheiden ſach, // daß ſi bî ein ander · niht giengen alſam ê. // dâ von wart manegem degene · ſît vil ſorclîchen wê. // Nu ſtuont vor dem münſter · Guntheres wîp. // dô hete kurzwîle · vil maneges rîters lîp // mit den ſchœnen vrouwen, · der ſi dâ nâmen war. // dô kom diu edel Kriemhilt · mit maneger hêrlîchen ſchar. // Swaß kleider ie getruogen · edeler rîter kint, // wider ir geſinde · daß was gar ein wint. // ſi was ſô rîch des guotes, · daß drîßec küneges wîp // eß möhten niht erziugen, · daß eine erziuget ir lîp. // Ob ieman wünſchen ſolde, · der kunde niht geſagen, // daß man ſô rîcher kleider · geſæhe ie mê getragen, // ſô dâ ze ſtunde truogen · ir meide wol getân. // wan Prünhilde ze leide, · eß hete Kriemhilt verlân. // Ze ſamene ſi dô kômen · vor dem münſter wît. // eß tet diu hûsvrouwe · durch einen grôßen nît, // ſi hieß vil übellîche · Kriemhilde ſtân: // „jâ ſol vor küneges wîbe · nimmer eigen diu gegân.“ // Dô ſprach diu ſchœne Kriemhilt, · zornec was ir muot: // „kundeſtu noch ſwîgen, · daß wær dir lîhte guot. // duo hâſt geſchendet · dînen ſchœnen lîp. // wie mohte mannes kebſe · immer werden küneges wîp?“ // „Wen hâſtu hie verkebeſet?“ · ſprach des küneges wîp. // „daß tuon ich dich,“ ſprach Kriemhilt: · „dînen ſchœnen lîp // minnete êrſte Sîvrit, · mîn vil lieber man. // jâ was eß niht mîn bruoder, · der dînen meituom gewan. // „War kômen dîne ſinne? · eß was ein arger liſt, // daß du in ließe minnen, · ſît er dîn eigen iſt. // ich hœre dich,“ ſprach Kriemhilt, · „âne ſchulde klagen.“ // „triuwen,“ ſprach dô Prünhilt, · „daß wil ich Gunthere ſagen.“ // „Waß mac mir daß gewerren? · dîn übermuot dich hât betrogen: // du hâſt mich ze dienſte · mit rede dich an gezogen. // daß wißße an rehten triuwen, · eß iſt mir immer leit: // getriuwer heinlîche · ſol ich dir weſen unbereit.“ // Prünhilt dô weinde: · Kriemhilt niht lenger lie, // vor des küneges wîbe · inß münſter ſi dô gie // mit ir ingeſinde. · dâ huop ſich grôßer haß: // des wurden liehtiu ougen · ſtarke trüebe unde naß. // Swie vil man Gote diende · oder ieman dâ ſanc, // des dûhte Prünhilde · diu wîle gar ze lanc, // wand ir was vil trüebe · der lîp und ouch der muot. // des muoſte ſît enkelten · manec helt küene unde guot. // Prünhilt mit ir vrouwen · gie vür daß münſter ſtân. // ſi dâhte: „mich muoß Kriemhilt · mêre hœren lân, // des mich ſô lûte zîhet · daß wortræße wîp. // hât er ſichs gerüemet, · eß gêt im wærlîch an den lîp.“ // Nu kom diu edel Kriemhilt · mit manegem küenen man. // dô ſprach diu vrouwe Prünhilt: · „ir ſult noch ſtille ſtân. // ir jâhet mîn ze kebeſen: · daß ſult ir lâßen ſehen: // mir iſt von iuwern ſprüchen, · daß wißßet, leide geſchehen.“ // Dô ſprach diu ſchœne Kriemhilt: · „ir möht mich lâßen gân. // ich erziugeß mit dem golde, · deich an der hende hân: // daß brâhte mir Sîvrit, · dô er bî iu lac.“ // nie gelebte Prünhilt · deheinen leideren tac. // Si ſprach: diz golt vil edele · daß wart mir verſtoln // und iſt mich harte lange · übele verholn: // ich kum es an ein ende, · wer mirß hât genomen.“ // die vrouwen wâren beide · in grôß ungemüete komen. // Dô ſprach aber Kriemhilt: · „ine wils niht weſen diep. // du möhteſt gedaget hân, · wær dir êre liep. // ich erziugeß mit dem gürtel, · den ich umbe hân, // daß ich niht enliuge: · jâ wart Sîvrit dîn man.“ // Von Ninnivê der ſîden · ſi den borten truoc // mit edelem geſteine; · jâ was er guot genuoc. // dô den geſach Prünhilt, · weinen ſi began: // daß muoſte vreiſchen Gunther, · dar zuo alle ſîne man. // Dô ſprach diu küneginne: · „heißet here gân // den vürſten von Rîne: · ich wil in hœren lân, // wie mich hât gehœnet · ſîner ſweſter lîp. // ſi ſeit hie offenlîche, · ich ſî Sîvrides wîp.“ // Der künic kom mit recken: · weinen er dô ſach // ſîne triutinne: · güetlîch er dô ſprach: // „ſaget mir, liebiu vrouwe, · wer hât iu iht getân?“ // ſi ſprach zuo dem künege: · „ich muoß unvrœlîchen ſtân. // „Von allen mînen êren · mich diu ſweſter dîn // gerne wolde ſcheiden: · dir ſol geklaget ſîn, // ſi giht, mich habe gekebeſet · Sîvrit ir man.“ // dô ſprach der künic Gunther: · „ſô hetes übele getân.“ // „Si treit hie mînen gürtel, · den ich hân verlorn, // und mîn golt daß rôte. · daß ich ie wart geborn, // daß riuwet mich vil ſêre. · dun entredeſt, künic, mich // der vil grôßen ſchanden, · ich minne nie mêre dich.“ // Dô ſprach künic Gunther: · „er ſol her vüre gân: // hât er ſichs gerüemet, · daß ſol er hœren lân, // oder ſîn muoß lougenen · der helt ûß Niderlant.“ // dô wart der küene Sîvrit · harte balde dar beſant. // Dô der hêrre Sîvrit · die ungemuoten ſach, // ern weſte niht der mære, · balde er dô ſprach: // „waß weinent diſe vrouwen? · daß hete ich gerne erkant, // oder von welhen ſchulden · ich dâ her ſî beſant.“ // Dô ſprach künic Gunther: · mir iſt harte leit. // mir hât mîn vrouwe Prünhilt · ein mære hie geſeit: // du hâſt dich gerüemet, · du wærſt ir êrſter man. // ſô ſeit dîn wîp Kriemhilt: · hâſtu, degen, daß getân? // „Nein ich,“ ſprach dô Sîvrit. · „und hât ſi daß geſeit, // end ich erwinde, · daß muoß ir werden leit, // und wil dirß gerihten · vor allen dînen man // mit mînen hôhen eiden, · daß ich irß niht geſaget hân.“ // Dô ſprach der künec von Rîne: · „daß ſoltu lâßen ſehen: // den eit, den du biuteſt, · mac der hie geſchehen, // aller valſchen dinge · wil ich dich ledec lân.“ // man ſach zuo dem ringe · dô die von Burgunden ſtân. // Sîvrit der vil küene · zem eide bôt die hant. // dô ſprach der künic rîche: · „mir iſt ſô wol bekant // iuwer grôß unſchulde: · ich wil iuch ledec lân, // des iuch mîn ſweſter zîhet, · daß ir des niht habet getân.“ // Dô ſprach aber Sîvrit: · „und genießet des ir lîp, // daß ſi hât ertrüebet · dîn vil ſchœne wîp, // daß iſt mir ſicherlîchen · âne mâße leit.“ // dô ſâhen zuo ein ander · die küenen rîter gemeit. // „Man ſol ſô vrouwen ziehen,“ · ſprach Sîvrit der degen, // „daß ſi üppege ſprüche · lâßen under wegen. // verbiut eß dînem wîbe, · der mînen tuon ich ſam. // ſolher übermüete · ich mich wærlîchen ſcham.“ // Mit rede wart geſcheiden · manec ſchœne wîp. // dô trûrte alſô ſêre · Prünhilde ir lîp, // daß eß erbarmen muoſe · die Guntheres man. // dô kom von Troneje Hagene · zuo ſîner vrouwen gegân. // Er vrâgte, waß ir wære: · weinende er ſi vant. // dô ſeite ſi im diu mære. · er lobte ir ſâ zehant, // daß eß erarnen müeſe · Kriemhilde man, // oder er wolde nimmer · dar umbe vrœlîch geſtân. // Zuo der rede kômen · Ortwîn und Gêrnôt, // dâ die helde rieten · den Sîvrides tôt. // dar zuo kom ouch Gîſelher, · der ſchœnen Uoten kint; // dô er ir rede gehôrte, · er ſprach getriulîchen ſint: // „Ouwê, ir guoten knehte, · war umbe tuot ir daß? // jane gediende Sîvrit · nie alſolhen haß, // daß er dar umbe ſolde · verlieſen ſînen lîp: // jâ iſt des harte lîhte, · dar umbe zürnent diu wîp.“ // „Suln wir gouche ziehen?“ · ſprach aber Hagene: // „des habent lützel êre · ſô guote degene. // daß er ſich hât gerüemet · der lieben vrouwen mîn, // dar umbe wil ich ſterben, · eß engê im an daß leben ſîn.“ // Dô ſprach der künic ſelbe: · „ern hât uns niht getân // niuwan guot und êre: · man ſol in leben lân. // waß touc, ob ich dem recken · wære nu gehaß? // er was ie getriuwe · und tet vil willeclîchen daß.“ // Dô ſprach ûßer Metzen · der degen Ortwîn: // „jane kan in niht gehelfen · diu grôße ſterke ſîn. // erloubet mirß mîn hêrre, · ich tuon im alleß leit.“ // dô heten im die helde · âne ſchulde widerſeit. // Sîn gevolgte niemen, · niuwan daß Hagene // riet in allen zîten · Gunther dem degene, // ob Sîvrit niht enlebte, · ſô wurde im undertân // vil der künege lande. · der helt des trûren began. // Dô ließen ſiß belîben: · ſpiln man dô ſach. // hei, waß man ſtarker ſchefte · vor dem münſter brach // vor Sîvrides wîbe · al zuo dem ſale dan! // dô wâren in unmuote · genuoge Guntheres man. // Der künic ſprach: „lât belîben · den mortlîchen zorn. // er iſt uns ze ſælden · unt ze êren geborn; // ouch iſt ſô ſtark grimme · der wundernküene man, // wurde er ſîn innen, · ſô torſt in nieman beſtân.“ // „Nein er,“ ſprach dô Hagene. · „lât iu eß wol behagen: // ich trouwe eß heinlîche · alſô an getragen, // daß Prünhilde weinen · ſol im werden leit. // jâ ſol im von Hagenen · immer weſen widerſeit.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „wie möhte daß ergân?“ // des antwurte Hagene: · „ich wil iuchß hœren lân: // heißen boten rîten · zuo uns in daß lant // widerſagen offenlîche, · die hie niemen ſîn bekant. // Sô jehet ir vor den geſten, · daß ir und iuwer man // wellent herverten. · alſô daß iſt getân, // ſô lobet er iu dar dienen: · des vliuſet er den lîp, // ervare ich uns diu mære · an des küenen recken wîp.“ // Der künic übel volgte · Hagnen ſînem man. // die ſtarken untriuwe · begunden tragen an, // ê ieman daß ervunde, · die rîter ûß erkorn. // von zweier vrouwen bâgen · wart vil manec helt verlorn. // 15. Âventiure // wie Sîvrit verrâten wart. An dem vierden morgen · zwên und drîßec man // ſach man ze hove rîten. · daß wart dô kunt getân // Gunther dem rîchen, · im wære widerſeit. // von lüge wuohs den vrouwen · grôßer jâmer unde leit. // Urloup ſi gewunnen, · daß ſi vür ſolden gân, // und jâhen, daß ſiß wæren · Liudgêres man, // den ê dâ hete betwungen · Sîvrides hant // und in ze gîſel bræhte · in daß Guntheres lant. // Die boten er dô gruoßte · und hieß ſi ſitzen gân. // einer ſprach dar under: · hêrre, lât uns ſtân, // unz wir geſagen mære, · diu iu enboten ſint. // jâ habet ir ze vînde, · daß wißßet, maneger muoter kint. // „Iu widerſeit Liudegaſt · unde Liudgêr, // den ir dâ wîlen tâtet · gremlîchiu ſêr: // die wellent zuo iu rîten · mit her in ditze lant.“ // der künic begunde zürnen, · als ob eß wære im unbekant. // Man hieß die meinræten · zen herbergen varn. // wie möhte ſich Sîvrit · dâ vor dô bewarn, // er oder ander ieman, · daß ſi dô truogen an? // daß wart ſît in ſelben · ze grôßem leide getân. // Der künic mit ſînen vriunden · rûnende gie. // Hagne von Troneje · in nie geruowen lie. // noch heten eß geſcheiden · genuoge ſküneges man; // dône wolde et Hagene · nie des râtes abe gân. // Eines tages ſi Sîvrit · rûnende vant. // dô begunde vrâgen · der helt von Niderlant: // „wie gât ſô trûreclîchen · der künic und ſîne man?“ // daß hilfe ich immer rechen, · hât in iemen iht getân.“ // Dô ſprach künic Gunther: · „mir iſt von ſchulden leit: // Liudgaſt und Liudegêr · habent mir widerſeit: // ſi wellen offenlîche · rîten in mîn lant.“ // dô ſprach der degen küene: · „daß ſol Sîvrides hant // „Nâch allen iuwern êren · mit vlîße underſtân; // ich tuon noch den degenen, · als ich hân ê getân. // ich lege in wüeſte ir bürge · und ouch ir lant, // ê daß ich erwinde: · des ſî mîn houbet iuwer phant. // „Ir und iuwer recken · ſult hie heime beſtân // und lât mich zuo in rîten · mit den, die ich hân. // daß ich iu gerne diene, · daß lâße ich iuch ſehen: // von mir ſol iuwern vînden, · daß wißßet, leide geſchehen.“ // „Sô wol mich dirre mære,“ · ſprach der künic dô, // als ob er ernslîche · der helfe wære vrô. // in valſche neig im tiefe · der ungetriuwe man. // dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „ir ſult kleine ſorge hân.“ // Dô ſchikten ſi die reiſe · mit den knehten dan: // Sîvride und den ſînen · ze ſehene eß was getân. // dô hieß er ſich bereiten · die von Niderlant: // Sîvrides recken · ſuohten ſtrîtlîch gewant. // Dô ſprach der ſtarke Sîvrit: · „mîn vater Sigmunt, // ir ſult hie belîben: · wir komen in kurzer ſtunt, // gît uns Got gelücke, · her wider an den Rîn. // ir ſult bî dem künege · hie vil vrœlîchen ſîn.“ // Diu zeichen ſi ane bunden, · alſô ſi wolden dan. // dô wâren dâ genuoge · Guntheres man, // dine weſſen niht der mære, · wâ von eß was geſchehen. // man mohte grôß geſinde · dô bî Sîvride ſehen. // Ir helme und ouch ir brünne · ſi bunden ûf diu marc; // dô wolde von dem lande · vil manec recke ſtarc. // dô gie von Troneje Hagene, · da er Kriemhilde vant, // und bat im geben urloup: · ſi wolden rûmen daß lant. // „Wol mich,“ ſprach Kriemhilt, · deich ie den man gewan, // der mînen lieben vriunden · ſô wol tar vor ſtân, // alſe mîn hêr Sîvrit · tuot den vriunden mîn: // des wil ich hôhes muotes,“ · ſprach diu küneginne, „ſîn.“ // „Lieber vriunt, er Hagene, · gedenket an daß, // daß ich iu gerne diene · und noch nie wart gehaß. // des lâßet mich genießen · an mînem lieben man: // er ſol des niht enkelten, · hân ich Prünhilt iht getân. // „Des hât mich ſît gerouwen,“ · ſprach daß edel wîp, // „ouch hât er ſô zerblouwen · dar umbe mînen lîp: // daß ichß ie gereite, · daß beſwârte ir den muot, // daß hât vil wol errochen · der degen küene unde guot.“ // „Ir werdet wol verſüenet,“ · ſprach er, „nâch diſen tagen. // Kriemhilt, liebiu vrouwe, · jâ ſult ir mir ſagen, // wie ich iu müge dienen · an Sîvride iuwerm man. // daß tuon ich gerne, vrouwe: · baß ichs nieman engan.“ // „Ich wære ân alle ſorge,“ · ſprach dô daß edel wîp, // „daß im ieman næme · in ſturme ſînen lîp, // ob er niht wolde volgen · ſîner übermuot: // ſô wær immer ſicher · der degen küene unde guot.“ // „Vrouwe,“ ſprach dô Hagene, · „und habet ir des wân, // daß man in müge verſnîden, · ir ſult mich wißßen lân, // mit wie getânen liſten · ſol ichß underſtên? // ich wil im ze huote · immer rîten unde gên.“ // Si ſprach: „du biſt mîn mâc, · ſô bin ich der dîn. // ich bevilhe dir ûf triuwe · den lieben wine mîn, // daß du wol behüeteſt · mir den lieben man.“ // ſi ſeit im kundiu mære, · diu beßßer wæren verlân. // Si ſprach: „mîn man iſt küene, · dar zuo ſtark genuoc. // dô er den lintdrachen · an dem berge ſluoc, // jâ badet ſich in dem bluote · der recke vil gemeit, // dâ von in ſît in ſtürmen · dehein wâfen nie verſneit. // „Jedoch bin ich in ſorgen, · ſwenne er in ſtrîte ſtât // und vil der gêrſchüßße · von helde handen gât, // daß ich dâ verlieſe · den mînen lieben man. // hei, waß ich grôßer ſorge · dicke umb Sîvriden hân! // „Ich melde eß ûf genâde, · vil lieber vriunt, dir, // daß du dîne triuwe · behalteſt ane mir, // dâ man dâ mac verhouwen · den mînen lieben man. // daß lâße ich dich hœren: · dêſt ûf genâde getân. // „Dô von des trachen wunden · vlôß daß heiße bluot // und dar inne badete · ſich der rîter guot, // dô viel im zwiſchen herten · ein linden blat vil breit. // dâ mac man in verſnîden: · des hân ich ſorge unde leit.“ // Dô ſprach von Tronje Hagene: · „ûf daß ſîn gewant // næt ein kleineß zeichen. · dâ bî iſt mir bekant, // wâ ich in müge behüeten, · ſô wir in ſtürmen ſtân.“ // ſi wânde den helt vriſten; · eß was ûf ſînen tôt getân. // Si ſprach: „mit kleinen ſîden · næ ich ûf ſîn gewant // ein tougenlîcheß criuze. · dâ ſol, helt, dîn hant // mînen man behüeten, · ſo eß an die herte gât, // und er in ſtarken ſtürmen · vor ſînen vîenden ſtât.“ // „Daß tuon ich,“ ſprach dô Hagene, · „vil liebiu vrouwe mîn.“ // dô wând ouch diu vrouwe, · eß ſold im vrume ſîn: // dô was dâ mite verrâten · der Kriemhilde man. // urloup nam dô Hagene: · dô gie er vrœlîchen dan. // Daß er revarn hête, · bat im ſîn hêrre ſagen. // „mugt ir die reiſe wenden, · ſô ſuln wir rîten jagen. // ich hân nu gar diu mære, · wie ich in gewinnen ſol. // muget ir daß gevüegen?“ · „daß tuon ich,“ ſprach der künic, „wol“. // Des küneges ingeſinde · was alleß wol gemuot. // ich wæne, nimmer recke · deheiner mêr getuot // ſô grôße meinræte, · ſô dâ von im ergie, // dô ſich an ſîne triuwe · diu ſchœne künegîn verlie. // Des anderen morgens · mit tûſent ſîner man // reit der hêrre Sîvrit · vil vrœlîchen dan. // er wânde, er ſolde rechen · ſîner vriunde leit. // Hagene im reit ſô nâhen, · daß er geſchouwet diu kleit. // Als er geſach daß bilde, · dô ſchikte er tougen dan, // die ſeiten andriu mære, · zwêne ſîner man: // mit vride ſolde belîben · daß Guntheres lant, // und ſi hete Liudegêr · zuo dem künige geſant. // Wie ungerne Sîvrit · dô hin wider reit, // er enhete ê gerochen · ſîner vriunde leit! // wan in der reiſe erwanden · vil kûme Gunthers man. // er reit zuo dem künege: · der wirt im danken began. // „Nu lône iu Got des willen, · vriunt, hêr Sîvrit, // daß ir ſô willeclîchen · tuot, des ich iuch bit: // daß wil ich immer dienen, · als ich von rehte ſol. // vür alle mîne vriunde · ſô getrouwe ich iu wol. // „Nu wir der herverte · ledec worden ſîn, // ſô wil ich jagen rîten · bern unde ſwîn // hin zuo dem Oten walde, · als ich vil dicke hân.“ // daß hete gerâten Hagene, · der vil ungetriuwe man. // „Allen mînen geſten · ſol man daß nu ſagen, // ich welle vruo rîten: · die wellen mit mir jagen, // daß ſich die bereiten; · die wellen hie beſtân, // hübſchen mit den vrouwen: · daß ſî liep mir getân.“ // Dô ſprach der ſtarke Sîvrit · mit hêrlîchem ſite: // „ſwenne ir jagen rîtet, · ſô wil ich gerne mite. // ſô ſult ir mir lîhen · einen ſuochman // und etelîchen bracken: · ſô wil ich mit iu in den tan.“ // „Welt ir niht wan einen?“ · ſprach der künic zehant. // „ich lîhe iu, welt ir, viere, · den wol iſt bekant // der walt und ouch die ſtîge, · ſwâ diu tier gânt, // die iuch niht urwîſe · wider heim rîten lânt.“ // Dô reit zuo ſînem wîbe · der rîter vil gemeit. // ſchiere hete Hagene · dem künige geſeit, // wie er gewinnen wolde · den tiuwerlîchen degen. // ſus grôßer untriuwe · ſolde nimmer man gephlegen. // Dô die vil ungetriuwen · ûf geleiten ſînen tot, // ſi wiſtenß al gemeine; · Gîſelher und Gêrnôt // wolden niht jagen rîten. · ineweiß, durch welhen nît // daß ſi in niht enwarenden; · iedoch erarneten ſiß ſît. // 16. Âventiure // wie Sîvrit erslagen wart. Gunther und Hagene · die recken vil balt // lobeten mit untriuwen · ein pirſen in den walt. // mit ir ſcharphen gêren · ſi wolden jagen ſwîn, // beren unde wiſende: · waß kunde küeners geſîn? // Dâ mite reit ouch Sîvrit · in êrlîchem ſite. // maneger hande ſpîſe · die vuorte man in mite. // zuo eime kalten brunnen · verlôs er ſît den lîp. // daß hete gerâten Prünhilt, · künic Guntheres wîp. // Dô gie der degen küene, · da er Kriemhilde vant. // dô was nû ûf geſoumet · ſîn edel pirsgewant // und ouch der geſellen: · ſi wolden über Rîn. // do endorfte Kriemhilde · nimmer leider geſîn. // Sîne triutinne · kuſt er an den munt: // „Got lâße mich dich, vrouwe, · geſehen noch geſunt // und mich ouch dîniu ougen. · mit holden mâgen dîn // ſoltu kurzwîlen: · ine mac heime niht geſîn.“ // Dô dâhtes an diu mære, · ſi entorſte ir niht ſagen, // diu ſi Hagenen ſeite: · dô begunde klagen // diu edel küneginne, · daß ſi ie gewan den lîp. // dô weinde âne mâße · daß vil wunderſchœne wîp. // Si ſprach zuo dem recken: · „lât iuwer jagen ſîn. // mir troumde hînt leide, · wie iuch zwei wildiu ſwîn // jageten über heide: · dâ wurden bluomen rôt. // daß ich ſô ſêre weine, · des gêt mir armen wîbe nôt. // „Jâ vürhte ich harte ſêre · etelîchen rât, // ob man der deheinen · miſſedienet hât, // die uns gevüegen kunnen · vîentlîchen haß. // belîbet, lieber hêrre, · mit triuwen râte ich iu daß.“ // „Mîn liebiu triutinne, · ich kume in kurzen tagen. // ine weiß hie niht der liute, · die mir iht haßßes tragen. // alle dîne mâge · ſint mir gemeine holt; // ouch hân ich an den degenen · hie niht anders verſolt.“ // „Neinâ, hêrre Sîvrit, · jâ vürhtich dînen val. // mir troumde hînt leide, · wie obe dir ze tal // vielen zwêne berge: · ine ſach dich nimmer mê. // wiltu von mir ſcheiden, · daß tuot mir inneclîchen wê.“ // Er umbevie mit armen · daß tugentrîche wîp, // mit minneclîchem küſſen · er trûte ir ſchœnen lîp. // mit urloube er dannen · ſchiet in kurzer ſtunt. // ſine geſach in leider · dar nâch nimmer mêr geſunt. // Dô riten ſi von dannen · in einen tiefen walt // durch kurzewîle willen; · vil manec rîter balt // riten mit dem wirte; · man vuorte ouch mit in dan // vil der edelen ſpîſe, · die die helden ſolden hân. // Geladen vil der roſſe · kom vor in über Rîn, // diu den jeitgeſellen · truogen brôt unt wîn, // vleiſch mit den viſchen · und ander manegen rât, // den ein künic ſô rîche · harte billîchen hât. // Si hießen herbergen · vür den grüenen walt // gêns wildes abeloufe · die ſtolzen jegere balt, // dâ ſi dâ jagen ſolden, · ûf einen wert vil breit. // dô was ouch komen Sîvrit: · daß wart dem künige geſeit. // Von den jeitgeſellen · wurden dô beſtân // die warte an allen ende. · dô ſprach der küene man, // Sîvrit der vil ſtarke: · „wer ſol uns in den walt // wîſen nâch dem wilde, · ir degne küene unde balt?“ // „Welle wir uns ſcheiden,“ · ſprach dô Hagene, // „ê daß wir beginnen · hie ze jagene: // dâ bî mugen bekennen · ich und der hêrre mîn, // wer die beſten jegere · an diſer waltreiſe ſîn. // „Liute unde hunde · ſuln wir teilen gar: // ſô kêre ieslîcher, · dar er gerne var. // der danne jage beſte, · der ſol des haben danc.“ // dô was der jeger bîten · bî ein ander niht lanc. // Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „ich hân der hunde rât // wan einen bracken, · der ſô genoßßen hât, // daß er die verte erkenne · der tiere durch den tan. // wir komen wol ze jeide,“ · ſprach der Kriemhilde man. // Dô nam ein alter jegere · einen ſpürhunt: // er brâhte den hêrren · in einer kurzen ſtunt, // dâ ſi vil tiere vunden: · ſwaß der von leger ſtuont, // diu erjeiten die geſellen, · ſô noch guote jeger tuont. // Swaß ir der bracke erſprancte, · diu ſluoc mit ſîner hant // Sîvrit der küene, · der helt von Niderlant. // ſîn ros lief ſô ſêre, · daß ir im niht entran. // den lop er vor in allen · an dem gejeide gewan. // Er was an allen dingen · biderbe genuoc. // ſîn tier daß êrſte, · daß er ze tôde ſluoc, // was ein ſtarkeß halpswuol, · mit der ſîner hant; // dar nâch er vil ſchiere · einen grimmen leuwen vant. // Der bracke den erſprancte: · er ſchôß in mit dem bogen. // eine ſcharfe ſtrâle · hete er dar in gezogen: // der leuw lief nâch dem ſchußße · wan drîer ſprünge lanc. // ſîne jeitgeſellen · die ſeiten Sîvride danc. // Dar nâch ſluoc er ſchiere · einen wiſent und einen elch, // ſtarker ûre viere · und einen grimmen ſchelch. // ſîn ros truoc in ſô balde, · daß im niht entran. // hirße oder hinde · kunde im wênec enkân. // Einen eber grôßen · vant der ſpürhunt. // als er begunde vliehen, · dô kom an der ſtunt // des gejeides meiſter · beſtuont in ûf der ſlâ. // daß ſwîn zorneclîchen · lief an den küenen degen ſâ. // Dô ſluoc in mit dem ſwerte · Kriemhilde man: // eß hete ein ander jegere · ſô ſanfte niht getân. // dô ern hete ervellet, · man vie den ſpürhunt. // dô wart ſîn rîch gejeide · allen Burgunden kunt. // Dô ſprâchen ſîne jegere: · „mag eß mit vuoge weſen, // ſô lât uns, hêr Sîvrit, · der tier ein teil geneſen: // ir tuot uns hiute lære · den berc und ouch den walt.“ // des begonde ſmielen · der degen küene unde balt. // Si hôrten allenthalben · ludem unde dôß. // von liuten und von hunden · der ſchal was ſô grôß, // daß in dâ von antwurte · der berc und ouch der tan. // vier und zweinzec ruore · die jeger hêten verlân. // Dô muoſen vil der tiere · verlieſen dâ daß leben. // dô wânden ſi vüegen, · daß man ſolde geben // in den prîs des jeides: · des kunde niht geſchehen, // dô der ſtarke Sîvrit · wart zer viurſtat geſehen. // Daß jeit was ergangen · unde doch niht gar. // die zer viurſtat wolden, · die brâhten mit in dar // vil maneger hande hiute · und wildes genuoc. // hei, waß des ze kuchen · des küneges ingeſinde truoc! // Dô hieß der künic künden · den jegern wol geborn, // daß er enbîßen wolde. · dô wart lûte ein horn // zeiner ſtunt geblâſen: · dâ mite wart erkant, // daß man den vürſten edele · dâ zen herbergen vant. // Dô ſprach ein Sîvrides jegere: · „hêrre, ich hân vernomen // von eines hornes dußße, · daß wir nu ſuln komen // zuo den herbergen: · antwurten ich des wil.“ // dô wart nâch den geſellen · gevrâget blâſende vil. // Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „nu rûme wir den tan!“ // ſîn ros truoc in ebene: · ſi îlten mit im dan. // ſi erſprancten mit ir ſchalle · ein tier gremelich, // einen bern wilden. · dô ſprach der degen hinder ſich: // „Ich wil uns hergeſellen · kurzwîle wern. // ir ſolt den bracken lâßen: · ich ſihe einen bern; // der ſol mit uns hinnen · zen herbergen varn. // ern vliehe danne ſêre, · ern kan ſichs nimmer bewarn.“ // Der bracke wart verlâßen, · der ber ſpranc von dan. // dô wolde in errîten · Kriemhilde man. // er kom in ein gevelle: · done kunde eß niht weſen; // daß ſtarke tier dô wânde · vor den jegeren geneſen. // Dô ſpranc von ſîme roſſe · der ſtolze rîter guot, // er begunde nâch loufen. · daß tier was unbehuot, // eß enkunde im niht entrinnen: · dô vie erß ſâ zehant; // ân alle wunden · der helt eß ſchiere gebant. // Krazen noch gebîßen · kunde eß niht den man. // er band eß zuo dem ſatele: · ûf ſaß der ſnelle ſân, // er brâhte eß an die viuwerſtat · durch ſînen hôhen muot // zeiner kurzwîle, · der degen küene unde guot. // Wie rehte hêrlîche · er ze herbergen reit! // ſîn gêr was vil michel, · ſtarc unde breit; // im hie ein zier wâfen · nider ûf den ſporn. // von rôteme golde · der hêrre vuorte ein ſchœne horn. // Von beßßerm pirsgewæte · hôrte ich nie geſagen. // einen roc ſwarz phellîn · ſach man in tragen // und einen huot von zobele, · der rîche was genuoc. // hei, waß er borten · an ſîme kochære truoc! // Von eineme pantel · dar über was gezogen // ein hût durch die ſüeße. · ouch vuorter einen bogen, // den man mit antwerke · muoſe ziehen dan, // der in ſpannen wolde, · ern heteß ſelbe getân. // Von einer ludmes hiute · was alleß ſîn gewant; // von houbet unz anß ende · geſtreut man drûfe vant. // ûß der liehten riuhe · vil manec goldes zein // ze beiden ſînen ſîten · dem küenen jegermeiſter ſchein. // Ouch vuorte er Balmungen, · ein ziere wâfen breit: // daß was alſô ſcherphe, · daß eß nie vermeit, // ſwâ manß ſluoc ûf helme: · ſîn ecke wâren guot. // der hêrlîche jegere · was vil hôhe gemuot. // Sît ich iu diu mære · gar beſcheiden ſol, // im was ſîn edel kocher · guoter ſtrâle vol, // von guldînen tüllen, · diu ſahs wol hende breit. // eß muoſte balde erſterben, · ſwaß er dâ mit verſneit. // Dô reit der rîter edele · vil weidenlîche dan. // in ſâhen zuo in komende · Guntheres man: // ſi liefen im enkegene · und enphiengen im daß marc: // dô vuorte er bî dem ſatele · den beren grôß unde ſtarc. // Als er geſtuont von roſſe, · dô lôſte er im diu bant // von vuoße und ouch von munde. · do erlûte ſâ zehant // vil lûte daß gehünde, · ſwaß es den bern ſach. // daß tier ze walde wolde: · die liute hetens ungemach. // Der ber von dem ſchalle · durch die kuche geriet: // hei, waß er kuchenknehte · von dem viuwer ſchiet! // vil keßßele wart gerüeret, · zervüeret manec brant; // hei, waß man guoter ſpîſe · in dem aſchen ligen vant! // Dô ſprungen von dem ſedele · die hêrren und ir man. // der ber begunde zürnen; · der künic hieß dô lân // alleß daß gehünde, · daß an ſeilen lac; // und wære eß wol verendet, · ſi heten vrœlîchen tac. // Mit bogen und mit ſpießen, · niht langer man daß lie, // dar liefen dô die ſnellen, · dâ der bere gie. // dô was ſô vil der hunde, · daß dâ nieman ſchôß. // von des liutes ſchalle · daß gebirge alleß erdôß. // Der ber begunde vliehen · vor den hunden dan: // im kunde niht gevolgen · wan Kriemhilde man. // er erlief in mit dem ſwerte, · ze tôde er in dô ſluoc. // hin zuo dem viure · man den beren wider truoc. // Dô ſprâchen, die daß ſâhen, · er wære ein kreftec man. // die ſtolzen jeitgeſellen · hieß man ze tiſche gân. // ûf einen ſchœnen anger · ſaß ir dâ genuoc. // hei, waß man rîterſpîſe · dô den ſtolzen jegern truoc! // Die ſchenken kômen ſeine, · die tragen ſolden wîn; // eß enkunde baß gedienet · nimmer helden ſîn. // heten ſi dar under · niht ſô valſchen muot, // ſô wæren wol die recken · vor allen ſchanden behuot. // Done hete niht der ſinne · der küene veige man, // daß er ir untriuwe · kunde ſich verſtân. // er was in ganzen tugenden · alles valſches blôß; // ſîns tôdes muoſe engelten ſît, · der ſîn nie niht genôß. // Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „wunder mich des hât, // ſît man uns von kuchen · gît ſô manegen rât, // war umbe uns die ſchenken · dar zuo niht bringen wîn: // man phlege baß der jegere, · ich wil niht jeitgeſelle ſîn. // „Ich hete wol verdienet, · daß man mîn næme war.“ // der künic von dem tiſche · ſprach in valſche dar: // „man ſol iu gerne büeßen, · ſwes wir gebreſten hân. // eß iſt von Hagnen ſchulde: · der wil uns erdürſten lân.“ // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „lieber hêrre mîn, // ich wânde, daß pirſen · ſolde hiute ſîn // dâ zem Spehtsharte: · den wîn den ſande ich dar. // ſîn wir hiut ungetrunken, · wie wol ich mêre daß bewar.“ // Dô ſprach der hêrre Sîvrit: · „ir lîp der habe undanc. // man ſold mir ſiben ſoume · met und lûtertranc // haben her gevüeret. · dô des niht mohte ſîn, // dô ſold man uns geſidelet · haben nâher an den Rîn.“ // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „ir edelen rîter balt, // ich weiß hie vil nâhen · einen brunnen kalt: // daß ir niht enzürnet: · dâ ſul wir hine gân.“ // der rât wart manegem degene · ze grôßen ſorgen getân. // Sîvriden den recken · twanc des durſtes nôt; // den tiſch er deſte zîter · ruken dan gebôt: // er wolde vür die berge · zuo dem brunnen gân. // dô was der rât mit meine · von den degenen getân. // Diu tier hieß man ûf wägenen · und vüeren in daß lant, // diu dâ hete verhouwen · Sîvrides hant. // man jach im grôßer êren, · ſwer eß ie geſach. // Hagne ſîne triuwe · ſêre an Sîvride brach. // Dô ſi wolden dannen · zuo der linden breit, // dô ſprach von Troneje Hagene: · „mir iſt des vil geſeit, // daß niht gevolgen kunde · dem Kriemhilde man, // ſwenne er welle gâhen; · hei! wolde er uns daß ſehen lân!“ // Dô ſprach von Niderlande · der küene Sîvrit: // „daß muget ir wol verſuochen, · welt ir mir volgen mit // ze wette zuo dem brunnen. · ſô daß iſt getân, // dem ſol man jehen danne, · den man ſiht ze vorderſt ſtân.“ // „Nu welle wirß verſuochen,“ · ſprach Hagne der degen. // dô ſprach der ſtarke Sîvrit: · „ſô wil ich mich legen // vür iuwer vüeße · nider an daß gras.“ // dô er daß gehôrte, · wie liep daß Gunthere was! // Dô ſprach der degen küene: · „ich wil iu mêre ſagen: // alleß mîn gewæte · wil ich mit mir tragen, // den gêr zuo dem ſchilde · und mîn pirsgewant.“ // den kocher zuo dem ſwerte · vil ſchier er umbe gebant. // Dô zugen ſi diu kleider · von dem lîbe dan: // in zwein wîßen hemden · ſach man ſi beide ſtân. // ſam zwei wildiu pantel · ſi liefen durch den klê; // doch ſach man bî dem brunnen · den küenen Sîvriden ê. // Den prîs an allen dingen · truoc er vor manegem man. // daß ſwert lôſte er ſchiere, · den kocher leit er dan, // den ſtarken gêr er leinde · an der linden aſt: // bî des brunnen vlußße · ſtuont der hêrlîche gaſt. // Die Sîvrides tugende · wâren harte grôß. // den ſchilt er leite nidere, · dâ der brunne vlôß: // ſwie harte ſô in durſte, · der helt doch niht entranc, // ê der künec getrunke: · des ſeit er im vil bœſen danc. // Der brunne was küele, · lûter unde guot. // Gunther ſich dô neigete · nider zuo der vluot. // als er hete getrunken, · dô rihte er ſich von dan: // alſam het ouch gerne · der küene Sîvrit getân. // Do engalt er ſîner zühte. · den bogen und daß ſwert // daß truoc alleß Hagene · von im danwert // und ſpranc dâ hin widere, · da er den gêre vant. // er ſach nâch einem bilde · an des küenen gewant. // Dô der hêrre Sîvrit · ob dem brunnen tranc, // er ſchôß in durch daß kriuze, · daß von der wunden ſpranc // daß bluot von dem herzen · vaſte an Hagnen wât. // ſolher miſſewende · ein helt nu nimmer begât. // Den gêr im gên dem herzen · ſtecken er dô lie. // alſô grimmeclîche · ze flühte Hagne nie // gelief in der werlde · vor deheinem man. // dô ſich der ſtarke Sîvrit · der grôßen wunden verſan, // Der hêrre tobelîchen · von dem brunnen ſpranc; // im ragete von den herten · ein gêrſtange lanc. // der vürſte wânde vinden · bogen oder ſwert: // ſô müeſe weſen Hagene · nâch ſîme dienſte gewert. // Dô der ſêre wunde · des ſwertes niht envant, // done het et er niht mêre · wan des ſchildes rant: // er zuct in von dem brunnen, · dô lief er Hagnen an: // done kunde im niht entrinnen · des künic Guntheres man. // Swie wunt er was zem tôde, · ſô krefteclîch er ſluoc, // daß ûßer dem ſchilde · dræte genuoc // des edelen geſteines; · der ſchilt vil gar zerbraſt. // ſich hete gerne errochen · der vil hêrlîche gaſt. // Hagene muoſe ſtrûchen · vor ſîner hant ze tal; // von des ſlages krefte · der wert vil lûte erhal. // het er ſîn ſwert enhende, · ſô wær eß Hagenen tôt. // ſêre zurnde der wunde, · des twanc in êhaftiu nôt. // Erblichen was ſîn varwe: · ern mohte niht geſtên. // ſînes lîbes ſterke · muoſte gar zergên, // wande er des tôdes zeichen · in liehter varwe truoc. // ſît wart er beweinet · von ſchœnen vrouwen genuoc. // Dô viel in die bluomen · der Kriemhilde man. // daß bluot von ſîner wunden · ſach man vaſte gân. // dô begunder ſchelten, · des twanc in grôßiu nôt, // die ûf in gerâten · heten ungetriuwe den tôt. // Dô ſprach der verchwunde: · „jâ ir bœſen zagen, // waß helfent mîniu dieneſt, · ſît ir mich habet erslagen? // ich was iu ie getriuwe: · des ich enkolten hân. // ir habt an iuwern vriunden · leider übele getân. // „Die ſint dâ von beſcholden, · ſwaß ir wirt geborn // her nâch diſen zîten. · ir habt iuwern zorn // gerochen al ze ſêre · an dem lîbe mîn. // mit laſter geſcheiden · ſult ir von guoten recken ſîn.“ // Die rîter liefen alle, · dâ er erslagen lac. // eß was ir genuogen · ein vreudelôſer tac. // die iht triuwe hêten, · von den wart er gekleit: // daß het ouch wol gedienet · umb alle liute der helt gemeit. // Der künec von Burgunden · klagte ouch ſînen tôt. // dô ſprach der verchwunde: · „daß iſt âne nôt, // daß der nâch ſchaden weinet, · der in dâ hât getân: // der dienet michel ſchelten: · eß wære beßßer verlân.“ // Dô ſprach der grimme Hagene: · „jane weiß ich, waß ir kleit. // eß hat nu alleß ende an uns, · ſorge unde leit. // wir vinden ir nu wênec, · die getürren uns beſtân; // wol mich, deich ſîner hêrſchaft · hân ze râte getân.“ // „Ir muget iuch lîhte rüemen,“ · ſprach dô Sîvrit. // „het ich an iu erkunnet · den mortlîchen ſit, // ich hete wol behalten · vor iu mînen lîp. // mich riuwet niht ſô ſêre · ſô vrou Kriemhilt mîn wîp. // „Nu müeße Got erbarmen, · deich ie gewan den ſun, // dem man itewîßen · ſol daß her nâch tuon, // daß ſîne mâge ieman · mortlîch hânt erslagen. // möhte ichß verenden, · daß ſolde ich pillîche klagen. // „Zer werlde wart nie mêre · grœßer mort begân,“ // ſprach er zuo dem künege, · „denne an mir iſt getân. // ich behielt iu lîp und êre · in angeſtlîcher nôt; // ich hâns engolten ſêre, · daß ichß iu ie ſô wol erbôt.“ // Dô ſprach jæmerlîche · der verchwunde man: // „welt ir, künic edele, · triuwen iht began // in der werlde an iemen, · lât iu bevolhen ſîn // ûf iuwer genâde · die lieben triutinne mîn. // „Lât ſi des genießen, · daß ſi iuwer ſweſter ſî: // durch aller vürſten tugende · wont ir mit triuwen bî. // mir müeßen warten lange · mîn vater und mîne man: // eß enwart nie vrouwen leider · an liebem vriunde getân.“ // Er ramph ſich bitterlîche, · als im diu nôt gebôt, // und ſprach dô jæmerlîche: · „der mortlîche tôt // mag iuch wol geriuwen · her nâch diſen tagen: // geloubt an rehten triuwen, · daß ir iuch ſelben habt erslagen.“ // Die bluomen allenthalben · von bluote wâren naß. // dô ranger mit dem tôde, · unlange tet er daß, // wan des tôdes wâfen · ie ze ſêre ſneit. // dô mohte reden niht mêre · der recke küene unde gemeit. // Dô die hêrren ſâhen, · daß der helt was tôt, // ſi leiten in ûf einen ſchilt, · der was von golde rôt, // und wurden des ze râte, · wie daß ſolde ergân, // daß man eß verhæle, · daß eß Hagne hete getân. // Dô ſprâchen ir genuoge: · „uns iſt übel geſchehen. // ir ſult eß heln alle · und ſult gelîche jehen: // da er jagen rite aleine, · Kriemhilde man, // in ſlüegen ſchâchære, · dâ er vüere durch den tan.“ // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „ich bring in in daß lant. // mir iſt vil unmære, · wirt eß ir bekant, // diu ſô hât betrüebet · den Prünhilde muot. // eß ahtet mich vil ringe, · ſwaß ſi nu weinen getuot.“ // Von dem ſelben brunnen, · dâ Sîvrit wart erslagen, // ſult ir die rehten wârheit · von mir hœren ſagen: // vor dem Otenwalde · ein dorf lît, Otenheim: // dâ vliußet noch der brunne, · des iſt zwîvel dehein. // 17. Âventiure // wie Sîvrit beklaget und begraben wart. Dô biten ſi der nahte · und vuoren über Rîn: // von helden kunde nimmer · wirs gejaget ſîn. // ein tier, daß ſi dâ ſluogen, · daß weinden edeliu wîp: // jâ muoſen ſîn enkelten · vil guoter wîgande lîp. // Von grôßer übermüete · muget ir hœren ſagen // und eislîcher râche. · eß hieß Hagne tragen // Sîvriden alſô tôten · von Niblunge lant // vür eine kemenâten, · dâ man Kriemhilde vant. // Er hieß in tougenlîche · legen an die tür, // daß ſi in dâ vinden ſolde, · ſô ſi gienge dervür // hin ze mettîne, · ê daß eß wurde tac, // der diu vrouwe Kriemhilt · vil ſelten eine verlac. // Man lûte dâ zem münſter · nâch gewoneheit: // Kriemhilt diu vil ſchœne · wacte manege meit. // ein lieht bat ſi ir bringen · und ouch ir gewant; // dô kom ein kamerære, · dâ er Sîvriden vant. // Er ſach in bluotes rôten, · ſîn wât was elliu naß. // daß eß ſîn hêrre wære, · niht enweſſer daß. // hin ze der kemenâten · daß lieht er truoc enhant, // bî dem vil leide mære · vrouwe Kriemhilt ervant. // Dô ſi mit ir vrouwen · ze kirche wolde gân, // dô ſprach der kamerære: · „vrouwe, ir ſult ſtille ſtân: // eß lît vor dem gademe · ein rîter tôt erslagen.“ // „Ouwê,“ ſprach vrou Kriemhilt, · „waß wiltu ſolher mære ſagen?“ // Ê ſi rehte ervunde, · daß eß wære ir man, // an die Hagenen vrâge · denken ſi began, // wie er ſolde in vriſten: · êrſt dô wart ir leit. // von ir was allen vreuden · mit ſîme tôde widerſeit. // Si ſeic zuo der erden, · daß ſi niht enſprach: // die ſchœnen vreudelôſen · ligen man dô ſach. // Kriemhilde jâmer · wart unmâßen grôß. // dô ſchrei ſi nâch unkreften, · daß al diu kemenâte erdôß. // Dô ſprach daß geſinde: · „waß, obeß iſt ein gaſt?“ // daß bluot ir ûß dem munde · vor herzen jâmer braſt. // (ſi ſprach): „nein, eß iſt Sîvrit, · mîn vil lieber man: // eß hât gerâten Prünhilt, · daß eß Hagne hât getân.“ // Diu vrouwe bat ſich wîſen, · dâ ſi den helt vant. // ſi huop ſîn ſchœne houbet · mit ir vil wîßen hant. // ſwie rôt er was von bluote, · ſi hete in ſchiere erkant. // dô lac vil jæmerlîche · der helt von Nibelunge lant. // Dô rief trûreclîchen · diu küneginne milt: // „wê mir diſes leides: · nu iſt dir doch dîn ſchilt // mit ſwerten niht verhouwen: · du lîſt ermorderôt. // weſſe ich, wer eß het getân, · ich riete im immer ſînen tôt.“ // Alleß ir geſinde · klagete unde ſchrê // mit ir lieben vrouwen, · wande in was vil wê // umb ir edelen hêrren, · der dâ was verlorn. // gerochen hete Hagene · vil übele Prünhilde zorn. // Dô ſprach diu jâmerhafte: · „ir ſult hine gân // und wecket harte balde · die Sîvrides man. // ir ſult ouch Sigmunde · mînen jâmer ſagen, // ob er mir helfen welle · den küenen Sîvriden klagen.“ // Dô lief ein bote balde, · dâ er ligen vant // Sîvrides helde · von Niblunge lant. // mit den vil leiden mæren · ir vreude er in benam; // ſi woldenß niht gelouben, · ê man daß weinen vernam. // Der bote kom ouch ſchiere, · dâ der künic lac. // Sigmunt der hêrre · des ſlâfes niene phlac: // ich wæn, ſîn herze im ſeite, · daß im was geſchehen, // daz er ſînen lieben ſun · nimmer ſolde mêr geſehen. // „Wachet, hêrre Sigmunt! · mich bat nâch iu gân // Kriemhilt mîn vrouwe: · der iſt ein leit getân, // daß ir vor allen leiden · an ir herze gât: // daß ſult ir klagen helfen, · wan eß ſêre iuch beſtât.“ // Ûf rihte ſich dô Sigemunt, · er ſprach: „waß ſint diu leit // der ſchœnen Kriemhilde, · ſô du hâſt geſeit?“ // der bote ſprach mit weinen: · „ſi muoß von ſchulden klagen: // jâ iſt von Niderlanden · der küene Sîvrit erslagen.“ // Dô ſprach der künic Sigemunt: · „lât daß ſchimpfen ſîn // und alſô bœſiu mære · von dem ſune mîn, // daß ir ſaget ieman, · daß er ſî erslagen, // wan ich enkunde in nimmer · unz an mîn ende verklagen.“ // „Und welt irß niht gelouben, · daß ir mich hœret ſagen, // ſô vernemet ſelbe · Kriemhilde klagen // und alleß ir geſinde · den Sîvrides tôt.“ // vil ſêre ſchrac dô Sigmunt: · des gie im wærlîchen nôt. // Mit hundert ſîner manne · er von dem bette ſpranc. // ſi zucten zuo den handen · diu ſcharphen wâfen lanc: // ſi liefen zuo dem wuofe · jâmerlîchen dan. // dô kômen tûſent recken, · des küenen Sîvrides man. // Dô ſi ſô jâmerlîche · die vrouwen hôrten klagen, // dô wânden ſumelîche, · ſi ſolden kleider tragen. // jane mohten ſi der ſinne · vor leide niht gehaben: // in was michel ſwære · in ir herze begraben. // Dô kom der künic Sigemunt, · da er Kriemhilde vant. // er ſprach: „ouwê der reiſe · her in ditze lant. // wer hât mich mînes kindes · und iuch des iuwern man // bî alſô guoten vriunden · ſus mortlîch âne getân?“ // „Solde ich den bekennen,“ · ſprach daß vil edel wîp, // „holt wurde im nimmer · mîn herze noch mîn lîp: // ich riete im alſe leides, · daß al die vriunde ſîn // mit jâmer müeſen weinen, · daß wißßet, von den ſchulden mîn.“ // Sigemunt mit armen · den vürſten umbeslôß. // dô wart von ſînen vriunden · der jâmer alſô grôß, // daß von dem ſtarken wuofe · palas unde ſal // und diu ſtat ze Wormße · von ir weinen erſchal. // Done kunde nieman trœſten · Sîvrides wîp. // man zôch ûß den kleidern · ſînen ſchœnen lîp // und wuoſch im ſîne wunde, · man leite in ûf den rê. // dô was ſînen liuten · von ſtarkem jâmer vil wê. // Eß ſprâchen ſîne recken · ûß Niblunge lant: // „in ſol immer rechen · mit willen unſer hant. // er iſt in diſem hûſe, · der eß hât getân.“ // dô ilten ſich wâfenen · alle Sîvrides man. // Die ûß erwelten degene · mit ſchilden kômen dar, // einlif hundert recken: · die hete an ſîner ſchar // Sigmunt der rîche. · ſînes ſunes tôt // wolde er gerne rechen, · als im ſîn triuwe daß gebôt. // Sine weſſen, wen ſi ſolden · mit ſtrîte dô beſtân, // ſi entæten Guntheren · und ouch ſîne man, // mit den der hêrre Sîvrit · an daß gejeide reit. // Kriemhilt ſach ſi gewâfent; · daß was ir grœßlîche leit. // Swie michel wær ir jâmer · und wie ſtarc ir nôt, // doch vorhte ſi ſô harte · der Niblunge tôt // von ir bruoder mannen, · daß ſi eß underſtuont. // ſi warnt ſi güetlîche, · ſô vriunde liebe vriunde tuont. // Dô ſprach diu jâmers rîche: · „mîn hêr Sigmunt, // wes welt ir beginnen? · iu iſt niht rehte kunt. // jâ hât künic Gunther · ſô manegen küenen man: // ir welt iuch alle vlieſen, · welt ir die recken beſtân.“ // Mit ûf erburten ſchilden · was in ze ſtrîte nôt. // diu edel küneginne · ſi bat und ouch gebôt, // daß eß mîden ſolden · die recken vil gemeit. // daß wolden ſi niht lâßen, · daß was ir wærlîche leit. // Si ſprach: „mîn hêr Sigmunt, · ir ſult eß lâßen ſtân, // unz eß ſich baß vüege: · ſô wil ich mînen man // immer mit iu rechen. · der mir in hât benomen, // wird ich des bewîſet, · eß muoß im ſchedlîchen komen. // „Eß iſt der übermüeten · hie bî Rîne vil, // dâ von ich iu des ſtrîtes · râten niht enwil. // ſi habent wider einen · ie wol drîßec man; // Got lâß in gelingen, · als ſi umb uns gedienet hân. // „Ir ſult hie belîben · und dolt mit mir diu leit, // unz eß tagen beginne, · ir helde vil gemeit: // ſô helfet mir beſerken · mînen lieben man.“ // dô ſprâchen die degene: · „vrouwe liep, daß ſî getân.“ // Iu enkunde nieman · daß wunder volſagen // von rîtern und von vrouwen, · wie man die hôrte klagen, // ſô daß man des wuofes · wart in der ſtat gewar. // die edelen burgære · kômen gâhende dar. // Si klagten mit den geſten, · wan in was harte leit. // Sîvrides ſchulde · in wâren niht geſeit, // durch waß der edel recke · verlôs dâ ſînen lîp. // dô weinden mit den vrouwen · der guoten burgære wîp. // Smide hieß man gâhen · wurken einen ſarc // von ſilber und von golde, · michel unde ſtarc, // und hieß in vaſte ſpengen · mit ſtahel, der was guot. // dô was al den liuten · harte trûrec der muot. // Diu naht was ergangen: · man ſeite, eß wolde tagen. // dô hieß diu edel vrouwe · zuo dem münſter tragen // den vil edelen tôten, · ir vil lieben man. // ſwaß er dâ vriunde hête, · die ſach man weinende gân. // Dô ſi in zem münſter brâhten, · wie vil dâ glocken klanc! // man hôrte allenthalben · maneges phaphen ſanc. // dô kom der künic Gunther · dar mit ſînen man // und ouch der grimme Hagene; · daß wære beßßer verlân. // Er ſprach: „liebiu ſweſter, · wê der leide dîn. // daß wir niht mohten âne · ſô grôßes ſchaden ſîn. // wir müeßen klagen immer · Sîvrides lîp.“ // „daß tuot ir âne ſchulde,“ · ſprach daß jâmerhafte wîp. // „Wær iu dar umbe leide, · ſone wær es niht geſchehen. // ir hetet mîn vergeßßen, · des mag ich wol jehen, // dâ ich dâ wart geſcheiden · von mîme lieben man. // daß wolde Got von himele, · wær eß mir ſelber getân.“ // Si buten vaſte ir lougenen; · Kriemhilt begunde jehen: // „ſwelher ſî unſchuldec, · der lâße daß beſehen. // der ſol zuo der bâre · vor den liuten gân: // dâ mac man die wârheit · harte ſchiere bî verſtân.“ // Daß iſt ein michel wunder: · dicke eß noch geſchiht, // ſwâ man den mortmeilen · bî dem tôten ſiht, // ſô bluotent im die wunden; · ſam ouch dâ geſchach; // dâ von man die ſchulde · dâ ze Hagenen geſach. // Die wunden vlußßen ſêre, · alſam ſi tâten ê. // die ê dâ ſêre klageten, · des wart nu michel mê. // dô ſprach künic Gunther: · „ich wilß iuch wißßen lân. // in ſluogen ſchâchære: · Hagene hât es niht getân.“ // „Mir ſint die ſchâchære,“ · ſprach ſi, „vil wol bekant. // nu lâße eß Got errechen · noch ſîner vriunde hant. // Gunther und Hagene, · jâ habet irß getân.“ // die Sîvrides degene · hêten dô zuo ſtrîte wân. // Dô ſprach aber Kriemhilt: · „nu dolt mit mir die nôt.“ // dô kômen diſe beide, · dâ ſi in vunden tôt, // Gêrnôt ir bruoder · und Gîſelher daß kint. // mit triuwen ſi in klageten; · ir ougen wurden naßßes blint. // Si weinden inneclîche · Kriemhilde man. // man wolde meſſe ſingen: · zuo dem münſter dan // giengen allenthalben · man unde wîp. // die ſîn doch lîhte enbâren, · die weinden Sîvrides lîp. // Gêrnôt unde Gîſelher · ſprâchen: „ſweſter mîn, // nu trœſte dich nâch tôde, · als eß iedoch muoß ſîn. // wir wellen dichs ergetzen, · die wîle wir leben.“ // dône kunde ir nieman · trôſt neheinen gegeben. // Sîn ſarc was bereitet · wol umbe mitten tac; // man huob in von der bâre, · dâ er ûfe lac. // in wolde noch diu vrouwe · lâßen niht begraben: // des muoſen al die liute · michel arbeite haben. // In einen rîchen phelle · man den tôten want. // ich wæne, man dâ ieman · âne weinen vant. // dô klagte herzenlîche · Uote, ein edel wîp, // und al ir ingeſinde · Sîvrides wætlîchen lîp. // Dô man gehôrte, · daß man zem münſter ſanc // und in beſarket hête, · dâ huop ſich grôß gedranc: // durch willen ſîner ſêle · waß man ophers truoc! // er hete bî den vînden · doch guoter vriunde genuoc. // Kriemhilt diu arme · zir kameræren ſprach: // „ir ſult durch mîne liebe · lîden ungemach: // die im guotes günnen · und mir weſen holt, // durch Sîvrides ſêle · ſol man in teilen ſîn golt.“ // Dehein kint was ſô kleine, · daß witze mohte haben, // eß muoſe gên zem opher, · ê er wurde begraben. // wol hundert meſſe · man des tages ſanc. // von Sîvrides vriunden · wart dô grôßer gedranc. // Dô man het geſungen, · daß volc ſich huop von dan. // dô ſprach vrou Kriemhilt: · „irn ſult niht eine lân // hînte mich bewachen · den ûß erwelten degen. // eß iſt an ſîme lîbe · al mîn vreude gelegen. // „Drî tac und drî nahte · wil ich in lâßen ſtân, // unz ich mich geniete · mîns vil lieben man. // waß, ob Got gebiutet, · daß mich ouch nimt der tôt? // ſô wære wol verendet · mîn armer Kriemhilde nôt.“ // Ze herbergen giengen · die liute von der ſtat. // phaffen unde müniche · ſi belîben bat // und alleß ſîn geſinde, · daß des heldes phlac. // ſi heten naht vil arge · und vil müelîchen tac. // Ân eßßen und ân trinken · beleib dâ manec man. // die eß nemen wolden, · den wart daß kunt getân, // man gæbes in den vollen: · daß ſchuof er Sigmunt. // dô was den Niblungen · vil michel arbeite kunt. // Die drîe tagezîte, · ſô wir hœren ſagen, // die dâ kunden ſingen, · daß ſi muoſen tragen // vil der arbeite: · waß man in ophers truoc! // die dâ arme wâren, · die wurden rîche genuoc. // Swaß man vant der armen, · die es niht mohten hân, // die hieß man doch zem opher · mit dem golde gân // ûß ſîn ſelbes kamere: · dô er niht ſolde leben, // umbe ſîne ſêle · wart manec tûſent marc gegeben. // Urbor ûf der erden · teiltes in diu lant, // ſwâ ſô man klôſter · und guote liute vant. // ſilber gap man unde wât · den armen dâ genuoc. // ſi tet dem wol gelîche, · daß ſim holden willen truoc. // An dem dritten morgen · ze rehter meſſezît // ſô was bî dem münſter · der kirchhof alſô wît // von den lantliuten · weinennes alſô vol: // ſi dienden im nâch tôde, · als man lieben vriunden ſol. // In den tagen vieren, · man hât geſaget daß, // ze drîßec tûſent marken · oder dannoch baß // wart durch ſîne ſêle · den armen dâ gegeben. // dô was gelegen ringe · ſîn grôßiu ſchœne und ouch ſîn leben. // Dô Gote wart gedienet · und man vol geſanc, // mit ungevüegem leide · vil des volkes ranc. // man hieß in ûß dem münſter · zuo dem grabe tragen. // man vant dâ niht anders · wan ein weinen unde klagen. // Lûte ſchrîende · daß liut gie mit im dan: // vrô enwas dô niemen · weder wîp noch man. // ê man in begrüebe, · man ſanc unde las: // hei, waß guoter phaffen · bî ſîner bevilde was! // Ê ze dem grâbe kœme · Sîvrides wîp, // dô ranc mit ſolhem jâmer · ir getriuwer lîp, // daß man ſi mit dem brunnen · dicke dâ begôß. // eß was ir ungemüete · vil harte unmæßlîchen grôß. // Eß was michel wunder, · daß ſi ie genas. // mit klage ir helfende · dâ manec vrouwe was. // dô ſprach diu küneginne: · „ir Sîvrides man, // ir ſult durch iuwer triuwe · an mir genâde begân. // „Lât mir nâch mîme leide · ein kleine liep geſchehen, // daß ich ſîn ſchœne houbet · noch eins müeße ſehen.“ // dô bat ſis alſô lange · mit jâmers ſinnen ſtarc, // daß man zebrechen muoſe · den vil hêrlîchen ſarc. // Dô brâhte man die vrouwen, · dâ ſi in ligen vant. // ſi huop ſîn ſchœneß houbet · mit ir vil wîßen hant // und kuſte in alſô tôten, · den edelen rîter guot: // ir vil liehten ougen · von leide weinden dô bluot. // Ein jæmerlîcheß ſcheiden · wart dô dâ getân. // dô truoc man ſi von dannen: · ſine kunde niht gegân. // dô vant man ſinnelôſe · daß hêrlîche wîp. // von leide möht erſterben · ir vil wünneclîcher lîp. // Dô man den edelen hêrren · hete nu begraben, // leit âne mâße · ſach man die alle haben, // die mit im komen wâren · von Niblunge lant. // vil ſelten vrœlîchen · man dô Sigmunden vant. // Dô was etelîcher, · der drîer tage lanc // vor dem grôßen leide · niht aß noch entranc. // dô mohten ſi dem lîbe · ſô geſwîchen niht: // ſi nerten ſich nâch ſorgen, · ſô noch genuogen geſchiht. // Kriemhilt unverſunnen · in unkreften lac // den tac und den âbent · unz an den andern tac. // ſwaß iemen ſprechen kunde, · daß was ir gar unkunt. // in den ſelben nœten · lag ouch der künic Sigemunt. // Vil kûme wart der hêrre · wider ze ſinnen brâht. // von dem ſtarken leide · kranc was gar ſîn maht: // daß enwas niht wunder. · dô ſprâchen ſîne man: // „hêrre, ir ſult ze lande: · wir mugen niht langer hie beſtân.“ // 18. Âventiure // wie Sigmunt wider ze lande vuor. Der ſweher Kriemhilde · gie, dâ er ſi vant. // er ſprach ze der küneginne: · „wir ſuln in unſer lant. // wir wæne unmære geſte · bî dem Rîne ſîn. // Kriemhilt, vil liebiu vrouwe, · nu vart ir zuo dem lande mîn. // „Sît daß uns untriuwe · âne hât getân // hie in diſen landen · des iuwern edelen man: // des ſult ir niht enkelten: · ich tuon iu triuwen ſchîn // durch iuwers mannes liebe · unde des edelen kindes ſîn. // „Ir ſult ouch haben, vrouwe, · allen den gewalt, // den iu tet ê Sîvrit · kunt, der degen balt. // daß lant und ouch diu krône · ſî iu undertân. // iu ſuln gerne dienen · alle Sîvrides man.“ // Dô ſeite man den knehten, · ſi ſolden rîten dan: // dô wart michel gâhen · nâch roſſen getân. // bî ir ſtarken vînden · was in daß leben leit. // vrouwen unde meiden · hieß man ſuochen diu kleit. // Dô der künic Sigemunt · wolde ſîn geriten, // dô begunde ir muoter · Kriemhilde biten, // daß ſi bî ir mâgen · ſolde dâ beſtân. // dô ſprach diu vreuden arme: · „daß kunde müelîch ergân. // „Wie möht ich den immer · mit ougen an geſehen, // von dem mir armen wîbe · ſô leide iſt geſchehen?“ // dô ſprach der junge Gîſelher: · „liebiu ſweſter mîn, // du ſolt durch dîne triuwe · hie bî dîner muoter ſîn. // „Die dir hânt beſwæret · und betrüebet dînen muot, // der bedarftu niht ze dienſte, · du zere mîn eines guot.“ // ſi ſprach zuo dem recken: · „jane mag es niht geſchehen. // von leide müeſe ich ſterben, · ſwenne ich Hagene ſolde ſehen.“ // „Des tuon ich dir ze râte, · vil liebiu ſweſter mîn. // du ſolt bî dînem bruoder · Gîſelhere ſîn. // jâ wil ich dich ergetzen · dînes mannes tôt.“ // dô ſprach diu Gotes arme: · „des wære Kriemhilde nôt.“ // Dô eß ir der junge · ſô güetlîch erbôt, // dô begunde ouch vlêgen · Uote und Gêrnôt // und ir getriuwe mâge, · ſi bâtens dâ beſtân, // ſi hete lützel künnes · under Sîvrides man. // „Si ſint iu alle vremede,“ · ſô ſprach Gêrnôt. // „niemen lebt ſô ſtarker, · ern müeße ligen tôt. // daß bedenket, liebiu ſweſter, · und trœſtet iuwern muot, // belîbet bî den vriunden; · eß wirt iu wærlîchen guot.“ // Si lobete Gîſelhere, · ſi wolde dâ beſtân. // diu ros gezogen wâren · Sigmundes man, // als ſi wolden rîten · ze Niblunge lant; // dô was ouch ûf geſoumet · al der recken gewant. // Dô gie hêr Sigemunt · vür Kriemhilde ſtân: // er ſprach zuo der vrouwen: · „Sîvrides man // wartent bî den roſſen, · nu ſuln wir rîten hin, // wan ich vil ungerne · hie bî den Burgunden bin.“ // Dô ſprach vrou Kriemhilt: · „mir râtent vriunde mîn, // ſwaß der iſt getriuwe, · ich ſul hie bî in ſîn: // ich habe niemen mâge · in Niblunge lant.“ // leit was eß Sigmunde, · dô erß an Kriemhilde vant. // Dô ſprach künic Sigemunt: · „lât iuß nieman ſagen: // vor allen mînen mâgen · ſult ir krône tragen // vil gewalteclîchen, · als ir habt ê getân: // irn ſult des niht enkelten, · daß wir den helt verlorn hân. // „Und vart mit uns widere · durch iuwer kindelîn; // daß enſult ir niht verweiſet, · vrouwe, lâßen ſîn, // ſwenn iuwer ſun gewahſet, · der trœſtet iu den muot. // die wîle ſol iu dienen · manec küene degen guot.“ // Si ſprach: „mîn hêr Sigemunt, · jane mag ich rîten niht. // ich muoß hie belîben, · ſwaß halt mir geſchiht, // bî mînen mâgen, · die mir helfen klagen.“ // do begunden diſiu mære · den guoten recken miſſehagen. // Si ſprâchen al gelîche: · „ſô möhten wir wol jehen, // daß uns êrſte wære · leide geſchehen, // woldet ir belîben · bî unſern vînden hie: // ſo geriten hovereiſe · noch helde ſorclîcher nie.“ // „Ir ſult âne ſorge · Got bevolhen varn: // man gît iu guot geleite, · ich heiß iuch wol bewarn // zuo iuwerme lande; · mîn liebeß kindelîn // daß ſol ûf genâde · iu recken wol bevolhen ſîn.“ // Dô ſi wol vernâmen, · daß ſi niht wolde dan, // dô weinden al gelîche · Sigmundes man. // wie rehte jæmerlîche · ſchiet dô Sigmunt // von vrouwen Kriemhilde! · dô was im ungemüete kunt. // „Sô wê der hôhzîte,“ · ſprach der künic hêr. // „eß geſchiht von kurzwîle · vürbaß nimmer mêr // künege noch ſînen mâgen, · daß uns iſt geſchehen. // man ſol uns nimmer mêre · hie zen Burgunden ſehen.“ // Dô ſprâchen offenlîche · Sîvrides man: // „eß möhte noch diu reiſe · in ditz lant ergân, // ſô wir den noch vunden, · der uns den hêrren ſluoc. // ſi hânt von ſînen mâgen · ſtarker vînde genuoc.“ // Er kuſte Kriemhilde: · jæmerlîch er ſprach, // dô ſi belîben wolde · und er daß rehte erſach: // „nu rîten vreuden âne · heim in unſer lant! // alle mîne ſorge · ſint mir êrſte nu bekant.“ // Si riten ân geleite · von Wormeß über Rîn: // ſi mohten wol des muotes · ſicherlîchen ſîn, // ob ſi in vîentſchefte · wurden an gerant, // daß ſich weren wolde · der küenen Niblunge hant. // Sine gerten urloubes · dâ ze keinem man. // dô ſach man Gêrnôten · und Gîſelheren gân // zuo im minneclîchen: · in was ſîn ſchade leit: // des brâhten in wol inne · die helde küene unt gemeit. // Dô ſprach gezogenlîche · der fürſte Gêrnôt: // „Got weiß wol von himele, · an Sîvrides tôt // gewan ich nie ſchulde: · ich hôrte ouch nie geſagen, // wer im hie vîent wære: · ich ſoll in billîche klagen.“ // Dô gab im guot geleite · Gîſelher daß kint. // er brâhte ſorgen âne, · die noch bî leide ſint, // den künec bî ſînen recken · heim ze Niderlant. // wie lützel man der mâge · dar inne vrœlîche vant! // Wie ſi nu gevüeren, · des kan ich niht geſagen. // man hôrte zallen zîten · hie Kriemhilde klagen, // daß ir niemen trôſte · daß herze noch den muot, // eß entæte Gîſelher: · der was getriuwe unde guot. // Prünhilt diu ſchœne · mit übermüete ſaß. // ſwaß geweinde Kriemhilt, · ummære was ir daß. // ſine wart ir guoter triuwen · nimmer mê bereit; // ſît tet ouch ir vrou Kriemhilt · diu vil herzenlîchen leit. // 19. Âventiure // wie der Nibelunge hort ze Wormeß kam. Dô diu edel Kriemhilt · alſô verwitwet wart // bî ir inme lande · der grâve Eckewart // beleip mit ſînen mannen: · ſîn triuwe im daß gebôt. // er diende ſîner vrouwen · mit willen unz an ſînen tôt. // Ze Wormeß bî dem münſter · ein gezimber man ir ſlôß, // wît und vil michel, · rîch unde grôß, // dâ ſi mit ir geſinde · ſît âne vreude ſaß. // ſi was ze kirchen gerne · und tet vil willeclîchen daß. // Dô man begruob ir vriedel, · wie ſelten ſi daß lie! // mit trûrigem muote · ſi alle zît dar gie // und bat Got den rîchen · ſîner ſêle phlegen. // vil dicke wart beweinet · mit grôßen triuwen der degen. // Uote und ir geſinde · trôſtens alle ſtunt; // dô was ir daß herze · ſô grœßlîchen wunt, // eß kunde niht vervâhen, · ſwaß man ir trôſtes bôt. // ſi het nâch ir vriunde · die aller grœßiſten nôt, // Die nâch liebem manne · ie mê wîp gewan. // man moht ir michel tugende · kieſen wol dar an. // ſi klagete unz an ir ende, · die wîle werte ir lîp. // ſît rach ſich wol mit ellen · in grôßen triuwen daß wîp. // Sus ſaß ſi nâch ir leide, · daß iſt alwâr, // nâch ir mannes tôde · unz in daß vierde jâr, // daß ſi ze Gunthere · nie kein wort geſprach, // und ouch ir vîent Hagenen · in der zîte nie geſach. // Dô ſprach von Tronje Hagene: · „muget ir daß tragen an, // daß ir iuwer ſweſter · ze vriunt möhtet hân? // ſô kœm zuo diſem lande · der Niblunge golt: // des möht ir vil gewinnen, · wurde uns diu küneginne holt.“ // „Daß ſuln wir verſuochen,“ · ſprach der künic ſân. // „ich wil eß mîne bruoder · hin zir werben lân, // daß ſi mir daß vüegen, · daß ſi daß gerne ſehe.“ // „ine trouwes niht,“ ſprach Hagene, · „daß eß immer geſchehe.“ // Dô hieß er Ortwînen · hin ze hove gân // und den marcgrâven Gêren. · dô daß was getân, // man brâhte ouch Gêrnôte · und Gîſelher daß kint. // ſi verſuohtens vriuntlîchen · an vrouwen Kriemhilde ſint. // Dô ſprach von Burgunden · der küene Gêrnôt: // „vrouwe, ir klaget ze lange · den Sîvrides tôt. // iu wil der künic rihten, · daß ern niht hât erslagen. // man hœrt iuch zallen zîten · ſô rehte grœßlîchen klagen.“ // Si ſprach: „des zîht in nieman: · in ſluoc Hagnen hant, // wâ man in verhouwen ſolde, · do er daß an mir ervant. // wie moht ich des getrouwen, · daß er im trüege haß? // ich hete wol behüetet,“ · ſprach diu küneginne, „daß, // „Daß ich vermeldet hête · ſînen ſchœnen lîp. // ſô ließe ich nu mîn weinen, · ich vil armeß wîp. // holt wird ich in nimmer, · die eß dâ hânt getân.“ // do begunde vlêgen Gîſelher, · der vil wætlîche man. // Si ſprach: „ich muoß in grüeßen, · irn welts mich niht erlân: // des habt ir grôße ſünde. · der künec hât mir getân // ſô vil der herzen ſwære · gar âne mîne ſcholt: // mîn munt im giht der ſuone, · im wirt daß herze nimmer holt.“ // „Dar nâch wirt eß beßßer,“ · ſprâchen ir vriunde dô. // „waß, ob er ir an verdienet, · daß ſi noch wirdet vrô.“ // „er mac ſi wol ergetzen,“ · ſprach Gêrnôt der helt. // dô ſprach diu jâmers rîche: · „ſeht, nu tuon ich, ſwaß ir welt. // „Ich wil den künic grüeßen.“ · dô ſi im des verjach, // mit ſînen beſten vriunden · man in vor ir ſach. // dô getorſte Hagene · vür ſi niht gegân: // wol weſte er ſîne ſchulde: · er hete ir leide getân. // Dô ſi verkieſen wolde · ûf Gunther den haß, // ob er ſi küſſen ſolde, · eß zæme im deſte baß. // wær ir von ſîme râte · leide niht getân, // ſô möhte er vrevellîche · dicke ſîn zuo ir gegân. // Eß enwart nie ſuone · mit ſô vil trehen mê // gevüeget under vriunden. · ir tet ir ſchade vil wê; // ſi verkôs ûf ſi alle · wan ûf den einen man: // in hete erslagen niemen, · het eß Hagene niht getân. // Dar nâch vil unlange · dô truogen ſi daß an, // daß diu vrouwe Kriemhilt · den grôßen hort gewan // von Niblunges lande · und vuorte in an den Rîn: // eß was ir morgengâbe, · er ſolde ir billîchen ſîn. // Dar nâch vuor dô Gîſelher · und ouch Gêrnôt. // ahtzec hundert mannen · Kriemhilt dô gebôt, // daß ſi in holen ſolden, · dâ er verborgen lac, // dâ ſîn der degen Alberîch · mit ſînen beſten vriunden phlac. // Dô man die von Rîne · nâch dem ſchatze komen ſach, // Albrîch der vil küene · zuo ſînen vriunden ſprach: // „wir turren ir des hortes · vor gehaben niht, // ſît ſîn ze morgengâbe · diu edel küneginne giht. // „Doch enwurdeß nimmer,“ · ſprach Alberîch, „getân, // niuwan daß wir übele · dâ verlorn hân // mit ſamet Sîvride · die guoten tarnhût: // wan die truoc alle zîte · der ſchœnen Kriemhilde trût. // „Nu iſt eß Sîvride · leider übel komen, // daß uns die tarnkappen · der helt hete benomen // und daß im muoſe dienen · alleß ditze lant.“ // dô gie der kamerære, · dâ er die ſlüßßele vant. // Eß ſtuonden vor dem berge · Kriemhilde man // und ouch ein teil ir mâge: · den ſchaz ſie truogen dan // zuo dem ſêwe · an diu ſchiffelîn. // den vuorte man ûf ünden · unz ze berge an den Rîn. // Ir muget von dem horte · wunder hœren ſagen: // ſwaß zwelf kanzwegene · meiſt mohten tragen // in vier tagen und nahten · von dem berge dan; // ouch muos ir ieslîcher · des tages drîſtunde gân. // Eß was ouch niht anders · wan geſtein unde golt. // und ob man al die welte · hête verſolt, // ſîn wære minner niht · einer marke wert. // jâne hetes Hagene · âne ſchulde niht gegert. // Der wunſch lac dar under, · von golde ein rüetelîn. // der daß hete erkunnet, · der möhte meiſter ſîn // wol in al der werlde · über ieslîchen man. // der Albrîches mâge · kom vil mit Gêrnôte dan. // Dô ſich der hêrre Gêrnôt · und Gîſelher daß kint // des hortes underwunden, · do underwunden ſi ſich ſint // des landes und der burge · und maneges recken balt: // die muoſen im ſît dienen · bêdiu durch vorhte und ouch gewalt. // Dô ſi den hort behielten · in Guntheres lant, // und ſich diu küneginne · des alles underwant, // kamere unde türne · die wurden vol getragen; // man gehôrte nie daß wunder · von guote mêre geſagen. // Unde wær ſîn tûſent ſtunt · noch alſe vil geweſen, // unde ſolde Sîvrit · geſunder ſîn geneſen, // bî im wære Kriemhilt · hemdeblôß beſtân. // getriuwer wîbes künne · ein helt nie mêre gewan. // Dô ſi den hort nu hête, · dô brâhtes in daß lant, // vil unkunder recken; · jâ gap der vrouwen hant, // daß man ſô grôßer milte · mêre nie geſach. // ſi phlac vil grôßer tugende; · des man der küneginne jach. // Den armen und den rîchen · begunde ſi nu geben, // daß dô reite Hagene, · obe ſi ſolde leben // noch deheine wîle, · daß ſi ſô manegen man // in ir dienſt gewünne, · daß eß in leide müeſte ergân. // Dô ſprach künic Gunther: · „ir iſt lîp unde guot: // zwiu ſol ich daß wenden, · daß ſi dâ mite tuot? // ja erwarb ich daß vil kûme, · daß ſi mir wart holt; // nu enruochen, war ſi teile · ir ſteine unde ir rôteß golt.“ // Hagene ſprach zem künege: · „eß ſold ein vrumer man // deheineme wîbe · niht des hortes lân. // ſi bringet eß mit gâbe · noch unz ûf den tac, // deiß vil wol geriuwen · die küenen Burgunden mac.“ // Dô ſprach künic Gunther: · „ich ſwuor ir einen eit, // daß ich ir getæte · nimmer mêre leit, // und wils vürbaß hüeten: · ſi iſt diu ſweſter mîn.“ // dô ſprach aber Hagene: · „lât mich den ſchuldigen ſîn.“ // Ir ſumelîcher eide · wâren unbehuot. // dô nâmen ſi der witewen · daß kreftige guot. // Hagene ſich der ſlüßßele · aller underwant. // daß zurnde ir bruoder Gêrnôt, · dô er daß rehte bevant. // Dô ſprach der hêrre Gîſelher: · „Hagene hât getân // vil leides mîner ſweſter; · ich ſoldeß underſtân: // wær er niht mîn mâc, · eß gienge im an den lîp. // iteniuweß weinen · tete dô Sîvrides wîp. // Dô ſprach der hêrre Gêrnôt: · „ê wir immer ſîn // gemüet mit dem golde, · wir ſoldenß in den Rîn // alleß heißen ſenken, · deiß wurde nieman.“ // ſi gie vil klegelîche · vür Gîſelher ir bruoder ſtân. // Si ſprach: „lieber bruoder, · du ſolt gedenken mîn, // lîbes unde guotes · ſoltu mîn voget ſîn.“ // dô ſprach er zuo der vrouwen: · „daß ſol ſîn getân, // als wir komen widere: · wir haben rîtennes wân.“ // Der künec und ſîne mâgen · die rûmten daß lant, // die aller beſten drunder, · die man iender vant; // niuwan eine Hagene · beleip durch den haß, // den er truoc Kriemhilde, · und tet vil ſchedelîchen daß. // Ê der rîche künic · wider wære komen, // die wîle hete Hagene · den ſchatz vil gar genomen: // er ſancte in dâ ze Lôche · allen in den Rîn. // er wânde, er ſold in nießen: · des enkunde dô niht geſîn. // Ê daß von Troneje Hagene · den ſchatz alſô verbarc, // dô heten ſiß geveſtent · mit eiden alſô ſtarc, // daß er verholen wære, · unz ir einer möhte leben: // ſo enkunden ſis in ſelben · noch ander niemen gegeben. // Die vürſten kômen widere, · mit in vil manec man. // Kriemhilt ir ſchaden grôßen · klagen dô began // mit vrouwen und mit meiden; · in was harte leit. // do gebârten die degene, · ſam ſi im hêten widerſeit. // Dô ſprâchen ſi gemeine: · „er hât übele getân.“ // er entweich der vürſten zorne · alſô lange dan, // unz er gewan ir hulde: · ſi ließen in geneſen; // doch enkunde im Kriemhilt · nimmer vînder ſîn geweſen. // Mit iteniuwen leiden · beſwæret was ir muot // umb ir mannes ende · und dô ſi ir daß guot // Alſô gar benâmen. · dô geſtuont ir klage // des lîbes nimmer mêre · unz an ir jungiſten tage. // Nâch Sîvrides tôde, · daß iſt al wâr, // ſi wonde in manegem ſêre · driuzehen jâr, // daß ſi des recken tôdes · vergeßßen kunde niht. // ſi was im ie getriuwe; · des ir diu meiſte menege giht. // Ein rîche vürſten abtei · ſtifte vrou Uote // nâch Dankrâtes tôde · von ir guote // mit ſtarken rîchen urborn, · als eß noch hiute hât, // daß klôſter dâ ze Lôrſe, · des dinc vil hôhe an êren ſtât. // Dar zuo gab ouch Kriemhilt · ſît ein michel teil // durch Sîvrides ſêle · und umb aller ſêlen heil, // golt und edel ſteine, · mit williger hant; // getriuwer wîp deheine · iſt uns ſelten ê bekant. // Sît daß diu vrouwe Kriemhilt · ûf Gunther verkôs // und doch von ſînen ſchulden · den grôßen hort verlôs, // dô wart ir herzenleide · tûſent ſtunde mêr: // dô wære gerne dannen · diu vrouwe edel unde hêr. // Dô was der vrouwen Uoten · ein ſedelhof bereit // ze Lôrſe bî ir klôſter · mit grôßer rîcheit: // dar zôch ſich diu witewe · von ir kinden ſît, // dâ noch diu vrouwe hêre · begraben in eime ſarke lît. // Dô ſprach diu küneginne: · „vil liebiu tohter mîn, // ſît du hie niht maht belîben, · ſô ſoltu bî mir ſîn // ze Lôrſe in mîme hûſe · und ſolt dîn weinen lân.“ // Des antwurt ir Kriemhilt: · „wem ließe ich danne mînen man?“ // „Den lâß et hie belîben,“ · ſprach vrou Uote. // „nune welle Got von himele,“ · ſprach ab diu guote. // „mîn vil liebiu muoter, · daß ſol ich wol bewarn, // wand er muoß von hinnen · mit mir wærlîche varn.“ // Dô ſchuof diu jâmers rîche, · daß er wart ûf erhaben; // ſîn edeleß gebeine · wart anderſtunt begraben // ze Lôrſe bî dem münſter · vil werdeclîchen ſît, // dâ der helt vil küene · in einem langen ſarke lît. // In den ſelben zîten, · dâ Kriemhilt ſolde // varn mit ir muoter, · dar ſi doch wolde, // dô muoſte ſi belîben, · als eß ſolde ſîn. // daß unterſtuonden mære, · vil verre komen über Rîn. // 20. Âventiure // wie künic Etzel ze Burgunden nâch Kriemhilde ſande. Daß was in enen zîten, · dô vrou Helche erſtarp // und der künic Etzel · umb ander vrouwen warp, // dô rieten ſîne vriunde · in Burgunden lant // zuo einer ſtolzen witwen, · diu was vrou Kriemhilt genant. // Sît daß erſtorben wære · der ſchœnen Helchen lîp, // ſi ſprâchen: „welt ir immer · gewinnen edel wîp, // die hôhſten und die beſten, · die künic ie gewan, // ſô nemt die ſelben vrouwen; · der ſtarke Sîvrit was ir man.“ // Dô ſprach der künic rîche: · „wie möhte daß ergân, // ſît ich bin heiden · und des toufes niht enhân? // ſô iſt diu vrouwe kriſten: · des enlobt ſiß niht. // eß müeſe ſîn ein wunder, · ob eß immer geſchiht.“ // Dô ſprâchen die ſnellen: · „waß, ob ſiß lîhte tuot // durch iuwern namen hôhen · und iuwer michel guot. // ſô ſol manß doch verſuochen · an daß vil edel wîp. // ir mugt vil gerne minnen · ir vil wünneclîchen lîp.“ // Dô ſprach der künic edele: · „wem iſt nu bekant // under iu bî Rîne · die liute und ouch daß lant?“ // dô ſprach von Bechlâren · der guote Rüedegêr: // „ich hân erkant von kinde · die vil edele künege hêr. // „Gunther unde Gêrnôt, · die edelen rîter guot: // der dritte heißet Gîſelher, · ir ieslîcher tuot, // ſwaß er beſter êren · und tugende mac begân: // ouch habent ir alte mâge · noch daß ſelbe her getân.“ // Dô ſprach aber Etzel: · „vriunt, du ſolt mir ſagen, // ob ſi in mîme lande · krône ſolde tragen. // und iſt ir lîp ſô ſchœne, · ſô mir iſt geſeit, // mînen beſten vriunden · ſol eß nimmer werden leit.“ // „Si gelîchet ſich mit ſchœne · wol der vrouwen mîn, // Helchen der vil rîchen. · jane kunde niht geſîn // in diſer werlde ſchœner · deheines küneges wîp: // den ſi lopt ze vriunde, · der mac wol trœſten ſînen lîp!“ // Er ſprach: „Sô wirb eß, Rüedegêr, · als liep ich dir ſî. // und ſol ich Kriemhilde · geligen immer bî, // des wil ich dir lônen, · ſô ich beſte kan, // und hâſt ouch mînen willen · mit grôßen triuwen getân. // „Ûßer mîner kamere · ſô heiß ich dir geben, // daß du und dîne geſellen · vrœlîchen mügen leben, // von roſſen und von kleidern · alleß, daß du wil; // des heiße ich iu bereiten · zuo der boteſchefte vil.“ // Des antwurte Rüedegêr, · der markgrâve rîch: // „gerte ich dînes guotes, · daß wære unlobelîch. // ich wil dîn bote gerne · weſen an den Rîn // mit mîn ſelbes guote, · daß ich hân von den henden dîn.“ // Dô ſprach der künic rîche: · „nu wenne welt ir varn // nâch der minneclîchen? · Got ſol iuch bewarn // der reiſe an allen êren · und ouch die vrouwen mîn. // des helfe mir gelücke, · daß ſi uns genædec müeße ſîn.“ // Dô ſprach aber Rüedegêr: · „ê wir rûmen daß lant, // wir müeßen ê bereiten · wâfen und gewant, // Alſô daß wirs êre · vor vürſten mügen hân: // ich wil ze Rîne vüeren · vünf hundert wætlîcher man. // Swâ man ze Burgunden · mich und die mîne ſehe, // daß ir ieslîcher · danne wol des jehe, // daß nie künec deheiner · alſô manegen man // ſô verre baß geſande, · dan du ze Rîne habſt getân. // „Und ob duß, künic edele, · dar umbe niht wil lân, // ſi was dem beſten manne, · Sîvride undertân, // dem Sigmundes kinde; · den hâſtu hie geſehen: // man mohte im grôßer êren · wol mit wârheite jehen.“ // Dô ſprach künic Etzel: · „was ſi des recken wîp, // ſô was wol alſô tiuwer · des edelen vürſten lîp, // daß ich niht verſmæhen · die küneginne ſol. // durch ir vil grôße ſchœne · ſô gevellet ſi mir wol.“ // Dô ſprach der marcgrâve: · „ſô wil ich iu daß ſagen, // daß wir uns heben hinnen · in vier und zweinzec tagen. // ich enbiuteß Gotelinde, · der lieben vrouwen mîn, // daß ich nâch Kriemhilde · ſelbe bote welle ſîn.“ // Hin ze Bechelâren · dô ſande Rüedegêr // boten ſînem wîbe, · der marcgrâvinne hêr. // er enbôt ir, daß er ſolde · dem künege werben wîp. // ſi gedâhte vriuntlîche · an der guoten Helchen lîp. // Dô diu marcgrâvinne · die botſchaft vernam, // ein teil was eß ir leide, · weinens ſi gezam, // ob ſi gewinnen ſolde · vrouwen alſô ê. // ſô ſi dâhte an Helchen, · daß tet ir inneclîchen wê. // Rüedegêr von Ungern · in ſiben tagen reit: // des was künic Etzel · vrô und ouch gemeit. // dâ ze der ſtat ze Wiene · bereite man im die wât. // dâ mohte er niht langer · ſîner reiſe haben rât. // Dâ ze Bechlâren · warte im Gotelint, // und diu junge marcgrâvîn, · Rüedegêres kint, // ſach ir vater gerne · und die ſîne man: // dô wart ein liebeß bîten · von ſchœnen vrouwen getân. // Ê der edel Rüedegêr · ze Bechlâren reit // ûß der ſtat ze Wiene, · dô wâren im diu kleit // rehte volleclîchen · ûf den ſoumen komen. // ſi vuoren in der mâße, · daß in wart wênic iht genomen. // Dô ſi ze Bechlâren · kômen in die ſtat, // die ſînen reiſegeſellen · herbergen bat // der wirt vil minneclîche · und ſchuof in guot gemach. // Gotlint diu rîche · den wirt ſi gerne komen ſach. // Als tet ſîn liebiu tohter, · diu junge marcgrâvîn: // derne kunde nimmer · ſîn komen lieber ſîn. // die helde ûß Hiunen lande · wie gerne ſi ſi ſach! // mit lachendem muote · diu edle juncvrouwe ſprach: // „Sî uns grôße willekomen · mîn vater und ſîne man.“ // dô wart ein ſchœne danken · mit vlîße dâ getân // der jungen marcgrâvinne · von manegem rîter guot. // wol weſte Gotlint · des hêrren Rüedegêres muot. // Dô ſi des nahtes · bî Rüedegêre lac, // wie güetlîche vrâgen · diu marcgrâvinne phlac, // war in geſendet hête · der künec von Hiunen lant? // er ſprach: „mîn vrou Gotelint, · ich tuonß iu gerne bekant. // „Dâ ſol ich mîme hêrren · werben ein wîp, // ſît diu iſt derſtorben · der ſchönen Helchen lîp. // ich wil nâch Kriemhilde · rîten an den Rîn: // diu ſol hie zen Hiunen · vrouwe vil gewaltec ſîn.“ // „Daß wolde Got,“ ſprach Gotelint, · „möhte daß geſchehen! // ſît wir ir ſô maneger · êren hœren jehen. // ſi ergezt uns mîner vrouwen · lîhte in alten tagen: // wir möhten ſi zen Hiunen · gerne lâßen krône tragen.“ // Dô ſprach der marcgrâve: · „triutinne mîn, // die mit mir ſuln rîten · hinnen an den Rîn, // den ſult ir minneclîche · bieten iuwer guot: // ſô helde varnt rîche, · ſô ſint ſi hôhe gemuot.“ // Si ſprach: „eß iſt neheiner, · derß gerne von mir nimt, // ich engebe ieslîchem, · daß im wol gezimt, // ê ir hinnen ſcheidet · und ouch iuwer man.“ // dô ſprach der marcgrâve: · „daß iſt mir liebe getân.“ // Hei, waß man rîcher phelle · von ir kameren truoc! // der wart den edelen recken · ze teile dô genuoc, // ervüllet vlîßeclîchen · von halſe unz ûf die ſporn. // die im dar ab gevielen, · die het im Rüedegêr erkorn. // An dem ſiebenden morgen · von Bechlâren reit // der wirt mit ſînen degenen: · wâfen unde kleit // vuorten ſi den vollen · durch der Beire lant. // ſi wurden ûf der ſtrâße · durch rouben ſelten an gerant. // Inre tagen zwelfen · ſi riten an den Rîn. // done kunden diſiu mære · niht verholen ſîn. // man ſeite eß dem künege · und den ſînen man, // dâ kœmen vremde geſte. · der wirt dô vrâgen began, // Ob ieman ſi bekande, · daß manß im ſolde ſagen. // man ſach ir ſoumære · harte ſwære tragen: // daß ſi vil rîche wâren, · daß wart dâ wol bekant. // man ſchuof in herberge · in der wîten ſtat zehant. // Dô die vil unkunden · wâren in bekomen, // dô wart ir geverte · vaſte war genomen. // ſi wundert, wannen vüeren · die recken an den Rîn. // der wirt Hagenen vrâgte, · wer die hêrren möhten ſîn? // Dô ſprach der helt von Troneje: · „ich hân ir niht geſehen, // als wir ſi nu geſchouwen, · ich kan iu wol verjehen, // von ſwannen ſi rîten · her in ditze lant. // ſi ſuln ſîn vil vremde, · ine habe ſi ſchiere bekant.“ // Den geſten herberge · wâren nu genomen. // in vil rîchiu kleider · was der bote komen // und ſîne hergeſellen: · ze hove ſi dô riten. // ſi vuorten guotiu kleider, · vil harte ſpæhe geſniten. // Dô ſprach der ſnelle Hagene: · „als ich mich kan verſtân, // wand ich den hêrren lange · niht geſehen hân, // ſi varnt wol dem gelîche, · ſam eß ſi Rüedegêr, // von Hiuniſchen landen · der degen küene unde hêr.“ // „Wie ſol ich daß gelouben,“ · ſprach der künec zehant, // „daß der von Bechelâren · kœme in ditze lant?“ // als der künic Gunther · die rede volſprach, // Hagene der küene · den guoten Rüedegêren ſach. // Er und ſîne vriunde · ſi liefen alle dan. // dô ſach man von den roſſen · fünf hundert rîter ſtân. // dô wurden wol enphangen · die von Hiunen lant. // boten nie getruogen · alſô hêrlîch gewant. // Dô ſprach harte lûte · von Tronje Hagene: // „nu ſîn Gote willekomen · diſe degene, // der vogt von Bechelâren · und alle ſîne man.“ // der antphanc wart mit êren · den ſnellen Hiunen getân. // Des küneges næhſten mâge · dringen dar man ſach. // Ortwîn von Metze · zuo Rüedegêre ſprach: // „wir haben in aller wîle · mêre nie geſehen // geſte hie ſô gerne: · des wil ich wærlîche jehen.“ // Des gruoßes ſi dô dankten · den recken über al. // mit den hergeſinden · ſi giengen in den ſal, // dâ ſi den künic vunden · bî manegem küenen man. // der hêrre ſtuont von ſedele: · daß was durch grôße zuht getân. // Wie rehte vriuntlîche · er zuo den boten gie! // Gunther unde Gêrnôt · vil vlîßeclîch enphie // den gaſt mit ſînen mannen, · als im wol gezam. // den guoten Rüedegêre · er bî der hende genam. // Er brâhte in zuo dem ſedele, · dâ er ſelbe ſaß: // den geſten hieß er ſchenken, · vil gerne tet man daß, // mete den vil guoten · und den beſten wîn, // den man kunde vinden · in dem lande al umben Rîn. // Gîſelher und Gêre · die wâren beide komen, // Dancwart und Volkêr, · die heten ſchiere vernomen // von den werden geſten: · ſi wâren vrô gemuot, // ſi enphiengen vor dem künege · die rîter edele unde guot. // Dô ſprach zuo ſîme hêrren · von Troneje Hagene: // „eß ſolden immer dienen · diſe degene, // daß uns der marcgrâve · zuo liebe hât getân: // des ſolte lôn enphâhen · der ſchœnen Gotelinde man.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „ine kan daß niht verdagen: // wie ſich gehaben beide, · daß ſult ir mir ſagen, // Etzel unde Helche · ûß der Hiunen lant.“ // dô ſprach der marcgrâve: · „ich tuonß iu gerne bekant.“ // Dô ſtuont er von dem ſedele · mit allen ſînen man. // er ſprach zuo dem künege: · „lât mich urloup hân // ze ſagene ſolhiu mære, · dar umbe ich bin geſant // von dem künic Etzele · her zuo der Burgunden lant.“ // Er ſprach: „ſwaß man uns mære · bî iu enboten hât, // diu erloube ich iu ze ſagene · âne vriunde rât. // ir ſult ſi lâßen hœren · mich und mîne man, // wan ich iu aller êren · hie ze werbenne gan.“ // Dô ſprach der bote biderbe: · „iu enbiutet an den Rîn // getriuwelîchen dieneſt · der grôße voget mîn, // dar zuo allen vriunden, · die ir muget hân; // ouch iſt diſiu botſchaft · mit grôßen triuwen getân. // „Iu bat der künic edele · klagen ſîne nôt: // ſîn volc iſt âne vreude, · mîn vrouwe diu iſt tôt, // Helche diu vil rîche, · mînes hêrren wîp: // an der iſt nu verweiſet · vil maneger juncvrouwen lîp, // „Kint der edelen vürſten, · diu ſi gezogen hât, // dâ von eß inme lande · vil jæmerlîchen ſtât: // diu enhânt nu leider niemen, · der ir mit triuwen phlege. // des wæn ouch ſich vil ſeine · des küneges ſorge gelege.“ // „Nu lône im Got,“ ſprach Gunther, · „daß er den dienſt ſîn // ſô willeclîch enbiutet · mir und den vriunden mîn. // den ſînen gruoß ich gerne · hie vernomen hân; // daß ſuln gerne dienen · beide mâge und mîne man.“ // Dô ſprach von Burgunden · der hêrre Gêrnôt: // „die welt mac immer riuwen · der ſchœnen Helchen tôt // durch ir vil manec tugende, · der ſi kunde phlegen.“ // der rede geſtuont im Hagene, · dar zuo manec ander degen. // Dô ſprach aber Rüedegêr, · der edel bote hêr: // „ſît ir mir, künec, erloubet, · ich ſol iu ſagen mêr, // waß iu mîn lieber hêrre · her enboten hât, // ſît im ſîn dinc nâch Helchen · ſô rehte kumberlîchen ſtât. // „Man ſagete mînem hêrren, · Kriemhilt ſî âne man, // hêr Sîvrit iſt erſtorben. · und iſt daß ſô getân, // welt ir ir des gunnen, · ſô ſol ſi krône tragen // vor Etzelen recken: · daß hieß ir mîn hêrre ſagen.“ // Dô ſprach der künic rîche, · wol gezogen was ſîn muot: // „ſi hœret mînen willen, · ob ſi eß gerne tuot. // daß wil ich iu künden · in diſen drîen tagen: // ê ich eß an ir vunde, · zwiu ſolde ich Etzeln verſagen?“ // Die wîle man den geſten · hieß ſchaffen guot gemach. // in wart dâ ſô gedienet, · daß Rüedegêr des jach, // daß er dâ hete vriunde · under Gunthers man. // Hagene im diende gerne: · er hete im ê alſam getân. // Alſus beleip dô Rüedegêr · unz an den driten tac. // der künec nâch râte ſande, · wie wîslîch er phlac, // vrâgen ſîne vriunde, · ob ſi dûhte guot getân, // daß Kriemhilt nemen ſolde · den künic Etzelen ze man. // Si rietenß al gemeine · niuwan Hagene, // der ſprach zuo Gunther, · dem küenen degene: // „habt ir rehte ſinne, · ſô wirt eß wol behuot, // und ob ſis volgen wolte, · daß irß doch nimmer getuot.“ // „War umbe,“ ſprach dô Gunther, · „ſolt ichs volgen niht? // ſwaß der küneginne · liebes noch geſchiht, // des ſol ich ir wol gunnen: · ſi iſt diu ſweſter mîn. // wir ſoldenß ſelbe werben, · ob eß ir êre möhte ſîn.“ // Dô ſprach aber Hagene: · „nu lât die rede ſtân. // het ir Etzelen künde, · als ich ſîn künde hân, // ſol ſi in danne minnen, · als ich iu hœre jehen, // ſô iſt iu alrêſte · von ſchulden ſorgen geſchehen.“ // „War umbe?“ ſprach dô Gunther, · „ich kan bewarn daß, // daß ich im kom ſô nâhe, · daß ich deheinen haß // von im dulden müeſe, · und wurde ſi ſîn wîp.“ // dô ſprach aber Hagene: · „daß gerætet nimmer mîn lîp.“ // Man hieß nâch Gêrnôte · und Gîſelhere gân, // ob die hêrren beide · dûhte guot getân, // daß Kriemhilt nemen ſolde · den rîchen künic hêr. // noch widerreiteß Hagene · unde ouch ander niemen mêr. // Dô ſprach von Burgunden · Gîſelher der degen: // „nu muget ir, vriunt Hagene, · noch der triuwen phlegen: // ergetzet ſi der leide, · und ir ir habet getân. // an ſwiu ir wol gelunge, · daß ſolt ir ungevêhet lân.“ // „Jâ habet ir mîner ſweſter · getân ſô menegiu leit,“ // ſô ſprach aber Gîſelher, · der recke vil gemeit, // „daß ſi des hete ſchulde, · daß ſi iu wære gram. // nie man deheiner vrouwen · vreude mêre benam.“ // „Daß ich daß wol bekenne, · daß tuon ich iu kunt. // und ſol ſi nemen Etzele, · und gelebt ſi an die ſtunt, // ſi getuot uns vil leide, · ſwie ſiß getraget an. // jâ wirt ir dâ dienende · vil manec wætlîcher man.“ // Des antwurte Hagenen · der küene Gêrnôt: // „eß mac alſô belîben · unz an ir beider tôt, // daß wir komen nimmer · in Etzelen lant. // wir ſuln ir ſîn getriuwe: · deiſt uns zen êren gewant.“ // Dô ſprach aber Hagene: · „mir mac daß nieman geſagen; // und ſol diu edel Kriemhilt · Helchen krône tragen, // ſi getuot uns leide, · ſwie ſi gevüege daß. // ir ſult eß lân belîben: · daß zimt iu recken michel baß.“ // Mit zorne ſprach dô Gîſelher, · der ſchœnen Uote ſun: // „wir ſuln doch niht alle · meinlîchen tuon. // ſwaß liebes ir geſchæhe, · vrô ſolden wir des ſîn. // ſwaß ir geredet, Hagene, · ich diene ir durch die triuwe mîn.“ // Dô daß gehôrte Hagene, · dô wart er ungemuot. // Gêrnôt und Gîſelher, · die ſtolzen rîter guot, // und Gunther der rîche · ze jungiſt reiten daß, // ob eß lobete Kriemhilt, · ſi woltenß lâßen âne haß. // Dô ſprach der vürſte Gêre: · „ich wilß der vrouwen ſagen, // daß ſi ir den künic Etzel · lâße wol behagen. // dem iſt ſô manec recke · mit vorhten undertân: // er mac ſi noch ergetzen, · ſwaß ſi leides ie gewan. // Dô gie der ſnelle recke, · da er Kriemhilde ſach. // ſi enphie in güetlîche: · wie balde er dô ſprach: // „ir muget mich gerne grüeßen · und geben botenbrôt. // iuch wil gelücke ſcheiden · ûß aller iuwerre nôt. // „Eß hât durch iuwer minne, · vrouwe, her geſant // ein der aller beſte, · der ie küneges lant // gewan mit vollen êren · oder krône ſolde tragen: // eß werbent rîter edele: · daß hieß iu iuwer bruoder ſagen.“ // Dô ſprach diu jâmers rîche: · „iu ſol verbieten Got // und allen mînen vriunden, · daß ſi deheinen ſpot // an mir armer üeben: · waß ſold ich einem man, // der ie herzeliebe · von guotem wîbe gewan?“ // Si widerreit eß ſêre. · dô kômen aber ſint // Gêrnôt ir bruoder · und Gîſelher daß kint. // ſi bâten minneclîche · trœſten ſi den muot: // ob ſi den künec genæme, · daß wær ir wærlîchen guot. // Ueberwinden kunde nieman · dô daß edele wîp, // daß ſi minnen wolde · deheines mannes lîp. // dô bâten ſi die degene: · „nu lâßet doch geſchehen, // ob ir anders niht entuot, · daß ir den boten ruochet ſehen.“ // „Daß wil ich niht verſprechen,“ · ſô ſprach daß edele wîp, // „ich enſehe gerne · den Rüedegêres lîp // durch ſîne manege tugende; · wær er her niht geſant, // ſwerß ander boten wære, · dem wær ich immer unbekant.“ // Si ſprach: „ir ſulten morgen · heißen her gân // zuo mîner kemenâten: · ich wil in hœren lân, // wes ich mich habe berâten, · wil ich im denne ſagen.“ // ir wart eriteniuwet · daß ir vil grœßlîcheß klagen. // Dô gert ouch niht anders · der edele Rüedegêr, // wan daß er geſæhe · die küneginne hêr: // er weſte ſich ſô wîſen, · ob eß immer kunde ergân, // daß ſi ſich den recken · überreden müeſe lân. // Des anderen morgens vrüeje, · dô man die meſſe ſanc, // die edelen boten kâmen. · dô wart dâ grôß gedranc. // die mit Rüedegêre · ze hove ſolden gân, // der ſach man dâ gekleidet · vil manegen hêrlîchen man. // Kriemhilt diu vil arme, · diu trûrec gemuot, // ſi warte Rüedegêre, · dem edelen boten guot. // der vant ſi in der wæte, · die ſi alle tage truoc; // dâ bî het ir geſinde · rîcher kleider genuoc. // Si gie im engegene · zuo der türe ſtân // und enphienc vil güetlîche · den Etzelen man. // niuwan ſelbe zwelfter · er dar in zuo ir gie. // man bot im grôßen dieneſt: · ir kômen hôher boten nie. // Man hieß den hêrren ſitzen · unt die ſîne man. // die zwêne marcgrâven · ſach man vor ir ſtân, // Eckewart und Gêre, · die edelen rîter guot. // durch die hûsvrouwen · ſi ſâhen nieman wol gemuot. // Si ſâhen vor ir ſitzen · vil manec ſchœne wîp. // dô phlac niuwan jâmers · der Kriemhilde lîp. // ir wât was vor den brüſten · von heißen trehen naß. // daß ſach der marcgrâve; · der helt niht langer dô dâ ſaß. // Er ſprach in grôßen zühten: · „vil edel küneges kint, // mir und den geverten, · die mit mir komen ſint, // ſult ir, vrouwe, erlouben, · daß wir vor iu ſtân // und iu ſagen diu mære, · war nâch wir her geriten hân.“ // „Nu ſî iu erloubet,“ · ſprach diu künegin, // „ſwaß ir reden wellet. · alſô ſtât mîn ſin, // daß ich eß gerne hœre: · ir ſît ein bote guot.“ // die andern dô wol hôrten · ir ungewilligen muot. // Dô ſprach von Bechelâren · der vürſte Rüedegêr: // „mit triuwen grôße liebe · Etzel ein künic hêr // hât iu enboten, vrouwe, · her in ditze lant. // er hât nâch iuwer minne · vil guote recken geſant. // „Er enbiut iu minneclîche · lieb âne leit. // ſtæter vriuntſchefte · ſî er iu bereit, // als er ê tet vroun Helchen, · diu im ze herzen lac: // ir ſult nu tragen krône, · der mîn vrouwe wîlen phlac.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „marcgrâve Rüedegêr, // wær ieman, der bekande · mînen ſcharphen ſêr, // der riete mir niht triuten · noch deheinen man: // wan ich vlôs ein der beſten, · den ie vrouwe mêr gewan.“ // „Waß mac ergetzen leides,“ · ſprach der vil küene man, // „wan vriuntlîche liebe? · ſwer die kan begân, // und der dan einen kiuſet, · der im ze herze kumt, // vür herzenlîche ſwære · niht ſô grœßlîche vrumt. // „Und geruochet ir ze minnen · den edelen hêrren mîn, // zwelf rîcher krône · ſult ir gewaltec ſîn. // dar zuo gît iu mîn hêrre · wol drîßec vürſten lant, // diu elliu hât betwungen · ſîn vil ellenthaftiu hant. // „Ir ſult ouch werden vrouwe · über manegen werden man, // die mîner vrouwen Helchen · wâren undertân, // und vil der ſchœnen megede, · der ſi hete gewalt, // von hôher vürſten künne,“ · ſprach der küene degen balt. // „Dar zuo gît iu mîn hêrre, · heißet er iu ſagen // ob ir geruochet krône · bî dem künege tragen, // gewalt den aller hœhiſten, · den Helche ie gewan: // den ſult ir gwalteclîchen · haben vor Etzelen man.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „wie möhte mînen lîp // immer des gelüſten, · deich wurde heldes wîp? // mir hât der tôt an eineme · ſô rehte leit getân, // des ich unz an mîn ende · muoß unvrœlîche ſtân.“ // Dô ſprâchen ab die Hiunen: · „küneginne rîch, // iur leben wirt bî Etzele · ſô rehte lobelîch, // daß iuch immer wünnet, · iſt, daß eß ergât, // wan der künic rîche · vil manegen zieren degen hât. // „Helchen juncvrouwen · und iuriu magedîn, // ſolten die bî ein ander · ein geſinde ſîn, // dâ bî möhten recken · werden wol gemuot. // lât eß iu, vrouwe, râten: · eß wirt iu wærlîchen guot.“ // Si ſprach in ir zühten: · „nu lât die rede ſtân // unz morgen vrüeje: · ſô ſult ir her gân: // ſô wil ich iu antworten, · des ir dâ habet muot.“ // des muoſen dô gevolgen · die recken küene unde guot. // Dô ſi zen herbergen · alle kômen dan, // dô hieß diu edele vrouwe · nâch Gîſelhere gân // und ouch nâch ir muoter: · den bêden ſagt ſi daß, // daß ſi gezæme weinens · unde niht anders baß. // Dô ſprach ir bruoder Gîſelher: · „ſweſter, mirſt geſeit // und wilß ouch wol gelouben, · daß elliu dîniu leit // der künic Etzel wende; · und nimes dun zeinem man, // ſwaß ander ieman râte, · ſô dunket eß mich guot getân.“ // „Er mac dich wol ergetzen,“ · ſprach aber Gîſelher. // „vome Roten zuo dem Rîne, · von der Elbe unz an daß mer, // ſô iſt künec deheiner · ſô gewaltec niht. // du maht dich vreuwen balde, · ſô er dîn ze konen giht.“ // Si ſprach: „lieber bruoder, · zwiu râteſtu mir daß? // klagen unde weinen · mir immer zæme baß. // wie ſold ich vor recken · dâ ze hove gân? // wart mîn lîp ie ſchœne, · des bin ich âne getân.“ // Dô ſprach diu vrouwe Uote · ir lieben tohter zuo: // „ſwaß dîne bruoder râten, · liebeß kint, daß tuo. // volge dînen vriunden: · ſô mac dir wol geſchehen. // ich hân dich doch ſô lange · mit grôßem jâmer geſehen.“ // Dô bat ſi Got den rîchen · vüegen ir den rât: // ob ſi ze geben hête · golt, ſilber unde wât // ſam ê bî ir manne, · dô er noch was geſunt, // ſi gelebte doch niht mêre · ſît ſô vrœlîche ſtunt. // Si gedâhte in ir ſinne: · „und ſol ich mînen lîp // geben eime heidenen? · ich bin ein kriſten wîp: // des müeſe ich zer werlte · immer ſchande hân; // gît er mir elliu rîche, · eß iſt immer ungetân.“ // Dâ mit ſiß lie belîben. · die naht unz an den tac // diu vrouwe an ir bette · mit vil gedanken lac. // diu ir vil liehten ougen · getruckenten nie, // unz ſi aber den morgen · hin ze mettîne gie. // Ze rehter meſſezîte · die künege wâren komen. // ſi heten aber ir ſweſter · under hende genomen: // jâ rietens ir ze minnen · den künec ûß Hiunen lant. // die vrouwen ir deheiner · ein lützel vrœlîcher vant. // Dô hieß man dar gewinnen · die Etzelen man, // die nu mit urloube · gerne wæren dan, // geworben oder geſcheiden, · ſwie eß dô möhte ſîn. // ze hove kom dô Rüedegêr: · die helde reiten wider in, // Daß man rehte ervüere · des edelen vürſten muot, // und tæten daß bî zîte: · daß diuhtes alle guot; // ir wege wæren verre · wider in ir lant. // man brâhte Rüedegêren, · dâ man Kriemhilde vant. // Vil minneclîchen bitten · der recke dô began // die edelen küneginne, · ſi ſolde in hœren lân, // waß ſi enbieten wolde · in Etzelen lant. // er wæn an ir niht anders · niuwan lougen envant, // Daß ſi nimmer minnen wolde · mêr deheinen man. // dô ſprach der marcgrâve: · „daß wære miſſetân. // zwiu woldet ir verderben · alſô ſchœnen lîp? // ir muget noch mit êren · werden guotes mannes wîp.“ // Niht half, daß ſi gebâten, · unz daß Rüedegêr // geſprach heinlîche · die küneginne hêr, // er wolde ſi ergetzen, · ſwaß ir ie geſchach. // ein teil begunde ir ſenften · dô ir grôßer ungemach. // Er ſprach zer küneginne: · „lât iuwer weinen ſîn. // ob ir zen Hiunen hêtet · nieman danne mîn, // getriuwer mîner mâge · und ouch der mînen man, // er mües es ſêre engelten, · und het iu ieman iht getân.“ // Dâ von wart dô geringet · wol der vrouwen muot. // ſi ſprach: „ſô ſwert mir eide, · ſwaß mir iemen tuot, // daß ir ſît der næhſte, · der büeße mîniu leit.“ // dô ſprach der marcgrâve: · „des bin ich, vrouwe, vil bereit.“ // Mit allen ſînen mannen · ſwuor ir dô Rüedegêr // mit triuwen immer dienen, · und daß die recken hêr // ir nimmer niht verſageten · in Etzelen lant, // des ſi êre haben ſolte: · des ſichert ir Rüedegêres hant. // Do gedâhte diu getriuwe: · „ſît ich vriunde kan // alſô vil gewinnen, · ſô ſol ich reden lân // die liute, ſwaß ſi wellen, · ich jâmerhafteß wîp: // waß, ob noch wirt errochen · mîns vil lieben mannes lîp?“ // Si gedâhte: „ſît daß Etzel · der recken hât ſô vil, // ſol ich den gebieten, · ſô tuon ich, ſwaß ich wil. // er iſt ouch wol ſô rîche, · daß ich ze gebene hân; // mich hât der leidege Hagen · mînes guotes âne getân.“ // Si ſprach ze Rüedegêre: · „het ich daß vernomen, // daß er niht wære ein heiden, · ſô wolde ich gerne komen, // ſwar er hete willen, · und næme in zeinem man.“ // dô ſprach der marcgrâve: · „die rede ſolt ir, vrouwe, lân. // „Ern iſt niht gar ein heiden, · des ſult ir ſicher ſîn, // jâ was vil wol bekêret · der liebe hêrre mîn, // wan daß er ſich widere · vernoijieret hât. // welt ir in, vrouwe, minnen, · ſô mac ſîn noch werden rât. // „Er hât ſô vil der recken · in kriſtenlîcher ê, // aß iu bî dem künege · nimmer wirdet wê. // ir muget ouch lîhte erwerben, · daß der vürſte guot // wider ze Gote wendet · beide ſêle unde muot.“ // Dô ſprâchen aber ir bruoder: · „nu lobetß, ſweſter mîn, // iuwer ungemüete · daß ſult ir lâßen ſîn.“ // ſi bâtens alſô lange, · unz doch ir trûrec lîp // lobete vor den helden, · ſi wurde Etzelen wîp. // Si ſprach: „ich wil iu volgen, · ich armiu künegîn! // daß ich var zen Hiunen, · ſô daß nu mac geſîn, // ſwenne ich hân die vriunde, · die mich vüeren in ſîn lant.“ // des bôt dô vor den helden · diu ſchœne Kriemhielt die hant. // Dô ſprach der marcgrâve: · „habet ir zwêne man, // dar zuo hân ich ir mêre: · eß wirdet wol getân, // daß wir iuch nâch êren · bringen über Rîn. // ine lâße iuch nu niht langer · hie zen Burgunden ſîn. // „Ich hân fünf hundert manne · und ouch der mâge mîn: // die ſuln iu hie dienen · und ouch dâ heime ſîn, // ſwie ir in gebietet; · ich tuon iu ſelbe alſam, // ſwenn ir mich mant der mære, · daß ich michs nimmer geſcham. // „Nu heißet iu bereiten · iuwer phertkleit, // die Rüedegêres ræte · iu nimmer werdent leit, // und ſaget eß iuwern mageden, · die ir dâ vüeren welt: // jâ kumet uns ûf der ſtrâße · vil maneger ûß erwelter helt.“ // Si heten noch geſmîde, · daß man dâ vor reit // bî Sîvrides zîten, · daß ſi vil manege meit // mit êren mohte vüeren, · ſô ſi wolde dan. // hei, waß man guoter ſetele · den ſchœnen vrouwen gewan! // Ob ſi ie getrüegen · deheiniu rîchiu kleit, // der wart zuo zir verte · vil manegeß nu bereit, // wan in von dem künege · ſô vil geſaget wart; // ſi ſlußßen ûf die kiſten, · die ê ſtuonden wol beſpart. // Si wâren vil unmüeßec · wol vünftehalben tac, // ſi ſuochten ûß der valden, · des vil dar inne lac. // Kriemhilt ir kameren · ensließen began, // ſi wolde machen rîche · al die Rüedegêres man. // Si hete noch des goldes · von Niblunge lant: // ſi wânde, eß zen Hiunen · teilen ſolde ir hant. // eß enkunden hundert miule · dannen niht getragen. // diu mære hôrte Hagene · dô von Kriemhilde ſagen. // Er ſprach: „Sît mir vrou Kriemhilt · nimmer wirdet holt, // ſô muoß ouch hie belîben · daß Sîvrides golt. // zwiu ſolde ich mînen vînden · lân ſô michel guot? // ich weiß vil wol, waß Kriemhilt · mit diſme ſchatze getuot. // „Ob ſi in bræhte hinnen, · ich wil gelouben daß, // er wurde doch zerteilet · niuwan ûf mînen haß. // ſin habent ouch niht der roſſe, · diu in ſolden tragen: // in wil behalten Hagene, · daß ſol man Kriemhilde ſagen.“ // Dô ſi gehôrt diu mære, · daß was ir grimme leit. // eß wart ouch den künegen · allen drin geſeit: // ſi woldenß gerne wenden. · dô des niht geſchach, // Rüedegêr der edele · harte vrœlîchen ſprach: // „Rîchiu küneginne, · zwiu klaget ir daß golt? // iu iſt der künic Etzel · ſô grœßlîchen holt: // geſehent iuch ſîniu ougen, · er gît iu alſô vil, // daß irß verſwendet nimmer; · des ich iuch, vrouwe, weren wil.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „vil edel Rüedegêr, // eß gewan nie küneges tohter · rîcheite mêr, // danne der mich Hagene · âne hât getân.“ // dô kom ir bruoder Gêrnôt · hin zer kameren gegân. // Mit gewalt des küngs en ſlüßßel · ſtieß er an die tür. // golt daß Kriemhilde · reichte man dervür, // ze drîßec tûſent marken · oder dannoch baß. // er hieß eß nemen die geſte: · liep was Gunthere daß. // Dô ſprach von Bechlâren · der Gotelinde man: // „ob eß mîn vrouwe Kriemhilt · alleß möhte hân, // ſwaß ſîn ie wart gevüeret · von Niblunge lant, // ſîn ſolde lützel rüeren · mîn oder der küneginne hant. // Nu heißet eß behalten, · wand ich ſîn niht enwil. // jâ vuort ich von lande · des mînen alſô vil, // daß wirs ûf der ſtrâßen · haben guoten rât // und unſer koſte hinnen · harte hêrlîche ſtât.“ // Dâ vor in allen wîlen · gefüllet zwelf ſchrîn // des aller beſten goldes, · daß iender mohte ſîn, // heten die ir magede: · daß vuorten ſi von dan // und gezierde vil der vrouwen, · daß ſi zer verte ſolten hân. // Gewalt des grimmen Hagene · dûhte ſi ze ſtarc. // ſi het des ophergoldes · wol noch tûſent marc: // ſi teilteß ſîner ſêle, · ir vil lieben man. // daß dûhte Rüedegêren · mit grôßen triuwen getân. // Dô ſprach diu klagende künegin: · „wâ nu vriunde mîn, // die durch mîne liebe · welnt ellende ſîn? // die ſuln mit mir rîten · in der Hiunen lant: // die nemen ſchatz mînen · und koufen ros und gewant. // Des antwurte ir ſchiere · der marcgrâve Eckewart: // „ſît daß ich aller êrſte · iuwer geſinde wart, // ſô hân ich iuch mit triuwen · gedienet,“ ſprach der degen, // „und wil unz an mîn ende · des ſelben immer bî iu phlegen. // „Ich wil ouch mit mir vüeren · vünf hundert mîner man, // der ich iu ze dienſte · mit rehten triuwen gan. // wir ſîn vil ungeſcheiden, · eß entuo der tôt.“ // der rede neic im Kriemhilt, · daß irß der helt ſô wol erbôt. // Dô zôch man dar die mœre: · ſi wolden varn dan. // dâ wart vil michel weinen · von vriunden getân. // Uote diu vil rîche · und manec ſchœne meit // die zeigten, daß in wære · nâch vrouwen Kriemhilde leit. // Hundert rîcher megede · vuort ſi mit ir dan: // die wurden ſô gekleidet, · als in daß wol gezam. // dô vielen in die trehene · von liehten ougen nider; // ſi gelebten vil der vreuden · ouch bî Etzelen ſider. // Dô kom der hêrre Gîſelher · und ouch Gêrnôt // mit ir ingeſinde, · als in ir zuht gebôt. // dô wolden ſi beleiten · ir lieben ſweſter dan: // dô vuorten ſi ir recken · wol tûſent wætlîcher man. // Dô kom der ſnelle Gêre · und ouch Ortwîn: // Rûmolt der kuchenmeiſter · dâ mite muoſe ſîn. // ſi ſchuofen die nahtſelde · der vrouwen ûf den wegen; // Volkêr was ir marſchalc, · der ſolde ir herberge phlegen. // Nâch küſſen michel weinen · wart dâ vil vernomen, // ê daß ſi von der bürge · ze velde wæren komen. // ûß riten unde giengen, · die ſis nie gebat. // dô reit der künic Gunther · wan ein lützel vür die ſtat. // Ê ſi von Rîne vuoren, · ſi heten vür geſant // ir boten harte ſnelle · in der Hiunen lant, // die dem künege ſageten, · daß im Rüedegêr // ze wîbe hete erworben · die edelen küneginne hêr. // Die boten ſtrichen ſêre: · in was der reiſe nôt // durch die grôßen êre · und durch rîchiu botenbrôt. // dô ſi ze lande wâren · mit den mæren komen, // dô het der künic Etzel · nie ſô liebes niht vernomen. // Durch diſiu lieben mære · hieß der künic geben // den boten ſolhe gâbe, · daß ſi wol mohten leben // mit vreuden immer mêre · dar nâch unz an ir tôt: // mit liebe was verſchwunden · des küneges kumber unde nôt. // 21. Âventiure // wie Kriemhilt gein den Hiunen vuor. Die boten lâßen rîten: · wir ſuln iu tuon bekant, // wie diu küneginne · gevuor durch diu lant // oder wâ von ir ſchieden · Gîſelher und Gêrnôt. // ſie heten ir gedienet, · als in ir triuwe daß gebôt. // Unz an die Tuonouwe · ze Vergen ſi dô riten. // ſi begunden urloubes · die küneginne biten, // wan ſi wider wolden · rîten an den Rîn. // done mohteß âne weinen · von guoten vriunden niht geſîn. // Gîſelher der ſnelle · ſprach zer ſweſter ſîn: // „ſwenne daß du, vrouwe, · bedürfen welles mîn, // ob dir iht gewerre, · daß tuo mir bekant: // ſô rîte ich dir ze dieneſte · in daß Etzelen lant.“ // Die ir mâge wâren, · kuſtes an den munt. // vil minneclîchen ſcheiden · ſach man an der ſtunt // die ſnellen Burgunden · von Rüedegêres man. // dô vuort diu küneginne · vil manege meit wol getân, // Hundert und viere: · die truogen rîchiu kleit // von gemâlt rîchen phellen. · vil der ſchilte breit // vuort man bî der vrouwen · nâhen ûf den wegen. // dô nam ouch urloup Volkêr, · der vil zierlîche degen. // Dô ſi über Tuonouwe · kômen in Beier lant, // dô ſagte man diu mære, · dâ wæren vür gerant // vil unkunder geſte. · dâ noch ein klôſter ſtât // und dâ daß In mit vlußße · in die Tuonouwe gât, // In der ſtat ze Paßßouwe · ſaß ein biſchof. // herberge wurden lære · und ouch des vürſten hof: // ſi îlten gein den geſten · ûf in Beier lant, // dâ der biſchof Pilgerîn · die ſchœnen Kriemhilde vant. // Den recken von dem lande · was dô niht ze leit, // dô ſi ir volgen ſâhen · ſô manege ſchœne meit. // dâ trûte man mit ougen · der edelen rîter kint. // guote herberge · gab man den geſten allen ſint. // Dâ ze Pledelinge · ſchuof man in gemach. // daß volc man allenthalben · zuozin rîten ſach. // man gap in willeclîche, · des ſi bedorften dâ: // ſi nâmenß wol mit êren; · als tet man ſider anderswâ. // Der biſchof mit der niftel · ze Paßßouwe reit. // dô daß den burgæren · von der ſtat wart geſeit, // daß dô kœme Kriemhilt, · des vürſten ſweſter kint: // diu wart wol enphangen · von den koufliuten ſint. // Daß ſi belîben ſolden, · der biſchof het des wân. // dô ſprach der hêrre Eckewart: · „daß iſt ungetân. // wir müeßen varn nidere · in Rüedegêres lant: // uns wartent vil der degene: · eß iſt in allen wol bekant.“ // Diu mære nu wol weſſe · diu ſchœne Gotelint: // ſi bereite ſich mit vlîße · und ir vil edel kint. // ir het enboten Rüedegêr, · daß in daß dûhte guot, // daß ſi der küneginne · dâ mit trôſte den muot, // Daß ſi ir rite engegene · und alle ſîne man // ûf zuo der Enſe. · dô daß wart getân, // dô ſach man allenthalben · die wege unmüeßec ſtên: // ſi begunden gegen den geſten · beide rîten unde gên. // Nu was diu küneginne · ze Everdingen komen. // gnuoge ûß Beier lande · ſolden hân genomen // den roub ûf der ſtrâßen · nâch ir gewoneheit: // ſô heten ſi den geſten · dâ getân vil lîhte leit. // Daß hete wol underſtanden · der edel Rüedegêr: // er vuorte tûſent rîter · unde dannoch mêr. // dô was ouch komen Gotelint, · Rüedegêres wîp: // mit ir kom hêrlîche · vil maneges küenen recken lîp. // Dô ſi über die Trûne kômen · bî Enſe ûf daß velt, // dô ſach man ûf geſpannen · hütten und gezelt, // dâ die geſte ſolden · die nahtſelde hân. // diu koſt diu was den recken · dâ von Rüedegêr getân. // Gotelint diu ſchœne · die herberge lie // hinder ir belîben. · ûf den wegen gie // mit klingenden zoumen · manec pfert wol getân. // der antphanc wart vil ſchœne: · liep was eß Rüedegêr getân. // Die in ze beiden ſîten · kômen ûf den wegen, // die riten lobelîche: · der was vil manec degen. // ſi phlâgen rîterſchefte: · daß ſach vil manec meit. // eß was den ſchœnen vrouwen · der rîter dieneſt niht leit. // Dô zuo den geſten kômen · die Rüedegêres man, // vil der trunzûne · ſach man ze berge gân // von der recken hende · mit rîterlîchen ſiten. // dô wart wol ze prîſe · vor den vrouwen geriten. // Daß ließen ſi belîben. · dô gruoßte manec man // vil güetlîche ein ander. · dô vuorten ſi von dan // die ſchœnen Gotelinde, · dâ ſi Kriemhilt ſach. // die vrouwen dienen kunden, · die heten kleinen gemach. // Der vogt von Bechelâren · ze ſîme wîbe reit. // der edelen marcgrâvinne · was daß niht ze leit, // daß er ſô wol geſunder · von Rîne was komen. // ir was ein teil ir ſwære · mit grôßen vreuden benomen. // Dô ſin hete enphangen, · er ließ ſi ûf daß gras // erbeißen mit den vrouwen, · ſwaß ir dâ mit ir was. // dâ wart vil unmüeßec · manec edel man: // den vrouwen wart dô dieneſt · mit grôßem vlîße getân. // Dô ſach diu vrouwe Kriemhilt · die markgrâvinne ſtên // mit dem ir geſinde: · ſi lie niht nâher gên: // daß phert mit dem zoume · zucken ſi began // und bat ſich ſnelleclîchen · von dem ſatele heben dan. // Den biſchof ſach man wîſen · ſîner ſweſter kint, // in und Eckewarten, · zuo Gotelinde ſint. // dâ wart vil michel wîchen · an der ſelben ſtunt. // dô kuſte diu ellende · an der marcgrâvinne munt. // Dô ſprach vil minneclîchen · daß Rüedegêres wîp: // „nu wol mich, liebe vrouwe, · deich iuwern ſchœnen lîp // hân in diſme lande · mit ougen mîn geſehen: // mir enkunde an diſen zîten · nimmer lieber geſchehen.“ // „Nu lôn iu Got,“ ſprach Kriemhilt, · „vil edele Gotelint. // ſol ich geſunt belîben · mit Botlunges kint, // eß mac iu komen ze liebe, · daß ir mich habt geſehen.“ // in beiden was unkunde, · daß ſider muoſe geſchehen. // Mit zühten zuo ein ander · gie vil manec meit. // dô wâren in die recken · mit dienſte vil bereit. // ſi ſâßen nâch dem gruoße · nider ûf den klê. // ſi gewannen maneger künde, · die in vil vremde wâren ê. // Man hieß den vrouwen ſchenken. · eß was wol mitter tac; // daß edel ingeſinde · dâ niht lenger lac. // ſi riten, dâ ſi vunden · manege hütten breit: // dâ was den edelen geſten · vil michel dieneſt bereit. // Die naht ſi heten ruowe · unz an den morgen vruo. // die von Bechelâren · bereiten ſich dar zuo, // wie ſi behalten ſolden · vil manegen werden gaſt. // wol hete gehandelt Rüedegêr, · daß in dâ wênec iht gebraſt. // Diu venſter an den mûren · ſach man offen ſtân; // diu burc ze Bechelâren · diu was ûf getân. // dô riten dar in die geſte, · die man vil gerne ſach. // den hieß der wirt vil edele · ſchaffen guoten gemach. // Diu Rüedegêres tohter · mit ir geſinde gie, // dâ ſi die küneginne · vil minneclîch enphie. // dâ was ouch ir muoter, · des marcgrâven wîp; // mit liebe wart gegrüeßet · vil maneger juncvrouwen lîp. // Si viengen ſich behanden · unde giengen dan // in einen palas wîten: · der was vil wol getân, // dâ diu Tuonouwe · under hine vlôß. // ſi ſâßen gên dem lufte · und heten kurzwîle grôß. // Wes ſi dâ mêre phlâgen, · desn kan ich niht geſagen. // daß in ſô übel zogete, · daß hôrte man dô klagen // die Kriemhilde recken: · wand eß was in leit. // hei, waß dô guoter recken · mit in von Bechlâren reit! // Vil minneclîchen dieneſt · Rüedegêr in bôt. // dô gap diu küneginne · zwelf armbouge rôt // der Gotlinde tohter · und alſô guot gewant, // daß ſi niht beßßers brâhte · in daß Etzelen lant. // Swie ir genomen wære · der Niblunge golt, // alle, die ſi geſâhen, · die mahte ſi ir holt // noch mit dem kleinen guote, · daß ſi dâ mohte hân. // des wirtes ingeſinde · dem wart grôßiu gâbe getân. // Dâ wider bôt dô êre · diu vrouwe Gotlint // den geſten von dem Rîne · ſô güetlîche ſint, // daß man der vremden · harte wênec vant, // ſine trüegen ir geſteine · oder ir hêrlîch gewant. // Dô ſi enbißßen wâren · und daß ſi ſolden dan, // von der hûsvrouwen · wart geboten an // getriuwelîcher dieneſt · daß Etzelen wîp. // dô wart ouch vil getriutet · der ſchœnen juncvrouwen lîp. // Si ſprach zer küneginne: · „ſwenne iuch nu dunket guot, // ich weiß wol, daß eß gerne · mîn lieber vater tuot, // daß er mich zuo ziu ſendet · in der Hiunen lant.“ // daßs ir getriuwe wære, · wie wol daß Kriemhilt ervant! // Diu ros bereitet wâren · vür Bechlâren komen: // dô het diu edel künegin · urloup nu genomen // von Rüedegêres wîbe · und der tohter ſîn; // dô ſchiet ouch ſich mit gruoße · vil manec ſchœne magedîn. // Ein ander ſi vil ſelten · geſâhen nâch den tagen. // ûßer Medelicke · ûf handen wart getragen // manec goltvaß rîche, · dar inne brâht man wîn // den geſten zuo der ſtrâße: · ſi muoſen willekomen ſîn. // Ein wirt was dâ geſeßßen, · Aſtolt genant: // der wîſete ſi die ſtrâße · in daß Ôſterlant // gegen Mûtâren · die Tuonouwe nider. // dâ wart vil wol gedienet · der rîchen küneginne ſider. // Der biſchof vriuntlîche · von ſîner nifteln ſchiet. // daß ſi ſich wol gehabete, · wie vaſte er ir daß riet, // und daß ſi ir êre koufte, · als Helche het getân. // hei, waß ſi grôßer êren · ſît dâ zen Hiunen gewan! // Zuo der Treiſem brâhte · man die geſte dan. // ir phlâgen vlîßeclîchen · die Rüedegêres man, // unz daß die Hiunen · riten über lant! // dô wart der küneginne · vil michel êre bekant. // Bî der Treiſem hête · der künec ûß Hiunen lant // eine burc wîte, · diu was wol bekant, // geheißen Treiſenmûre: · vrou Helke ſaß dâ ê // und phlac ſô grôßer tugende, · daß wætlîch nimmer mêr ergê, // Eßen tæte danne Kriemhilt, · diu alſô kunde geben. // ſi mohte nâch ir leide · daß liep wol geleben, // daß ir ouch jâhen êre · die Etzelen man, // der ſi ſît grôßen vollen · bî den helden gewan. // Etzelen hêrſchaft · was wîten erkant, // daß man ze allen zîten · in ſîme hove vant // die küeneſten recken, · von den ie wart vernomen // under kriſten unde heiden: · die wâren mit im alle komen. // Bî im was alle zîte, · daß wætlîch mêr ergê, // kriſtenlîcher orden · und ouch der heiden ê. // in ſwie getânem lebene · ſich ieslîcher truoc, // daß ſchuof des küneges milte, · daß man in allen gap genuoc. // 22. Âventiure // wie ſi zen Hiunen wart enphangen. Si was ze Treiſenmûre · unz an den vierden tac. // diu molte ûf der ſtrâße · die wîle nie gelac, // ſi enſtübe, ſam eß brünne, · allenthalben dan. // dâ riten durch Ôſterrîche · des künic Etzelen man. // Dô was ouch dem künege · vil rehte nu geſeit, // des im von gedanken · ſwunden ſîniu leit, // wie hêrlîchen Kriemhilt · kœme durch diu lant. // der künec begunde gâhen, · dâ er die minneclîchen vant. // Von vil maneger ſprâche · ſach man ûf den wegen // vor Etzelen rîten · manegen küenen degen, // von kriſten und von heiden · manege wîte ſchar. // dâ ſi die vrouwen vunden, · ſi kômen hêrlîchen dar. // Von Riußen und von Kriechen · reit dâ manec man; // den Pœlân unde Vlâchen · ſach man ſwinde gân // ros diu vil guoten · ſi mit kreften riten. // ſwaß ſi ſite hêten, · der wart vil wênec vermiten. // Von dem lant ze Kiewen · reit dâ manec degen // und die wilden Pesnære; · dâ wart vil gephlegen // mit dem bogen ſchießen · zuo vogelen, dâ ſi vlugen; // die phîle ſi ſêre · mit kraft unz an die wende zugen. // Ein ſtat bî Tuonouwe · lît in Ôſterlant, // diu iſt geheißen Tulnâ: · dâ wart ir bekant // vil manec ſite vremde, · den ſi ê nie geſach. // ſi enphiengen dâ genuoge, · den ſît vil leit von ir geſchach. // Vor Etzelen dem künege · ein ingeſinde reit, // vrô und vil rîche, · hübſch und gemeit, // wol vier und zweinzec vürſten · rîch unde hêr. // daß ſi ir vrouwen ſâhen, · dâ von engerten ſi niht mêr. // Der herzoge Râmunc · ûßer Vlâchen lant // mit ſiben hundert mannen · kom er vür ſi gerant. // ſam vliegende vogele · ſach man ſi alle varn. // dô kom der vürſte Gibeke · mit vil hêrlîchen ſcharn. // Hornboge der ſnelle · wol mit tûſent man // kêrte von dem künege · gein ſîner vrouwen dan. // vil lûte wart geſchallet · nâch des landes ſiten. // von der Hiunen mâgen · wart ouch dâ ſêre geriten. // Dô kom von Tenemarke · der küene Hâwart // und Irinc der vil ſnelle, · vor valſche wol bewart, // Irnvrit von Dürengen, · ein wætlîcher man: // ſi enphiengen Kriemhilde, · daß ſis êre muoſe hân, // Mit zwelf hundert mannen: · die vuortens in ir ſchar. // dô kom der hêrre Blœdel · mit drin tûſent dar, // der Etzelen bruoder · ûßer Hiunen lant: // der kom vil hêrlîche, · dâ er die küneginne vant. // Dô kom der künic Etzel · und ouch hêr Dietrîch // mit allen ſînen degenen. · dâ was vil lobelîch // manec rîter edele, · biderbe unde guot. // des wart vroun Kriemhilde · ein teil gehœhet ir muot. // Dô ſprach zer küneginne · der hêrre Rüedegêr: // „vrouwe, iu wil enphâhen · hie der künic hêr. // ſwen ich iuch heiße küſſen, · daß ſol ſîn getân: // jane mugt ir niht gelîche · grüeßen al die Etzeln man.“ // Dô huop man von dem mœre · die küneginne hêr. // Etzel der vil rîche · enbeite dô niht mêr, // er ſtuont von ſîme roſſe · mit manegem küenen man. // man ſach in vrœlîche · gegen Kriemhilde gân. // Zwêne vürſten rîche, · als uns daß iſt geſeit, // bî der vrouwen giengen · und habten ir diu kleit, // dô ir der künic Etzele · hin engegen gie, // dâ ſi den vürſten edele · mit küſſen güetlîch enphie. // Ûf ructes ir gebende: · ir varwe wol getân // diu lûhte ir ûß dem golde. · dâ was vil manec man, // ſi jâhen, daß vrou Helche · niht ſchœner kunde geſîn. // dâ bî ſô ſtuont vil nâhen · des küneges bruoder Blœdelîn. // Den hieß ſi küſſen Rüedegêr, · der marcgrâve rîch, // und den künic Gibeken. · dô ſtuont ouch Dieterîch; // der recken kuſte zwelfe · daß Etzelen wîp. // do enphie ſi ſus mit gruoße · vil manges rîtæres lîp. // Al die wîle und Etzel · bî Kriemhilde ſtuont, // dô tâten die tumben, · als noch die liute tuont: // vil manegen puneiß rîchen · ſach man dâ geriten; // daß tâten kriſten helde · und ouch die heiden nâch ir ſiten. // Wie rehte rîterlîchen · die Dietrîches man // die ſchefte ließen vliegen · mit trunzûnen dan // hôch über ſchilde · von guoter rîter hant! // vor den tiuſchen geſten · wart dürkel maneges ſchiltes rant. // Dâ wart von ſchefte brechen · vil michel dôß vernomen. // dô wâren von dem lande · die recken alle komen // und ouch des küneges geſte, · vil manec edel man: // dô gie der künic rîche · mit der küneginne dan. // Si ſâhen bî in ſtênde · ein hêrlîch gezelt. // von hütten was ervüllet · alumbe daß velt, // dâ ſi ſolden ruowen · nâch ir arebeit. // von helden wart gewîſet · dar under manec ſchœniu meit // Mit der küneginne, · dâ ſi ſît geſaß // ûf rîche ſtuolgewæte; · der marcgrâve daß // hete wol geſchaffet, · daß man eß vant vil guot. // dô ſtuont dem künege Etzelen · harte hôhe der muot. // Waß ſi zeſamne redeten, · daß iſt mir unbekant; // in der ſînen zeswen · lac ir wîßiu hant. // ſi geſâßen minneclîche, · dâ Rüedegêr der degen // den künec niht wolde lâßen · Kriemhilde heimlîche phlegen. // Dô hieß man lân belîben · den buhurt über al; // mit êren wart verendet · dâ der grôße ſchal. // dô giengen zuo den hütten · die Etzelen man; // man gab in herberge · vil wîten allenthalben dan. // Den abent zuo der nahte · ſi heten guot gemach, // unz man den liehten morgen · aber ſchînen ſach. // dô was zuo den roſſen · komen manec man: // hei, waß man kurzewîle · dem künege zêren began! // Der künec eß nâch den êren · die Hiunen ſchaffen bat. // dô riten ſi von Tulne · ze Wiene zuo der ſtat. // dâ vunden ſi gezieret · vil maneger vrouwen lîp: // ſi enphiengen wol mit êren · des künic Etzelen wîp. // Mit harte grôßem vollen · ſô wart in bereit, // ſwaß ſi haben ſolden. · vil manec helt gemeit // ſich vreute gên dem ſchalle. · herbergen man began. // des küneges hôhgezîte · huop ſich vil vrœlîchen an. // Sine mohten niht alle · geherbergen in der ſtat. // die niht geſte wâren, · Rüedegêr die bat, // daß ſi herberge · næmen in daß lant. // ich wæn, man alle zîte · den künec bî Kriemhilde vant. // Dietrîch der hêrre · und ander manec degen // die heten ſich der ruowe · mit arbeit bewegen, // durch daß ſi den geſten · trôſten wol den muot. // Rüedgêr und ſîne vriunde · heten kurzwîle guot. // Diu hôhzît was gevallen · an einen phingeſtac, // dâ der künic Etzel · bî Kriemhilde lac // in der ſtat ze Wiene. · ſi wæn ſô manegen man // bî ir êrſten manne · nie ze dienſte gewan. // Si kunte ſich mit gâbe · dem, der ſi nie geſach. // vil maneger dar under · zuo den geſten ſprach: // „wir wânden, daß vrou Kriemhilt · guotes niht möhte hân: // nu iſt hie mit ir gâbe · vil manec wunder getân.“ // Diu hôhzît diu werte · ſibenzehen tage. // ich wæn, man von deheinem · künege mêre ſage, // des hôhzît grœßer wære: · daß iſt uns gar verdeit. // alle, die dâ wâren, · truogen iteniuwe kleit. // Si wæn in Niderlande · dâ vor nie geſaß // mit ſô manegem recken: · dâ bî geloube ich daß, // was Sîvrit rîch des guotes, · daß er doch nie gewan // ſô manegen recken edele, · ſô ſi ſach vor Etzeln ſtân. // Ouch gap nie künec neheiner · zuo ſîn ſelbes hôhgezît // ſô manegen rîchen mantel · tief unde wît, // noch ſô guoter kleider, · der ſi vil mohten hân, // die Kriemhilde willen · wurden alle vertân. // Ir vriunde und ouch ir geſte · heten einen muot, // daß ſi dâ niht enſparten · deheiner ſlahte guot. // ſwes ieman an ſi gerte, · des wâren ſi bereit. // des geſtuont dô vil der degene · von milte blôß und âne kleit. // Wie ſi ze Rîne ſæße, · gedâhte ſi ane daß, // bî ir edelem manne, · ir ougen wurden naß. // ſi hetes vaſte hæle, · daß eß ieman kunde ſehen. // ir was nâch manegem leide · ſô vil der êren geſchehen. // Swaß ieman tet mit milte, · daß was gar ein wint // unz an Dietrîche: · ſwaß Botlunges kint // im gegeben hête, · daß was nu gar verſwant. // ouch begie dâ michel wunder · des milten Rüedegêres hant. // Ûßer Ungerlande · der vürſte Blœdelîn // der hieß dâ lære machen · vil manec leitſchrîn // von ſilber und von golde · dâ wart hin gegeben. // man ſach des küneges helde · ſô rehte vrœlîche leben. // Werbel unde Swemelîn, · des küneges ſpilman, // ich wæn, ir ieglîcher · zer hôhzît gewan // wol ze tûſent marke · oder dannoch baß, // dâ diu ſchœne Kriemhilt · bî Etzele under krône ſaß. // An dem ahtzehenden morgen · von Wiene ſi dô riten. // dô wart in rîterſcheften · ſchilde vil verſniten // von ſperen, die dâ vuorten · die recken an der hant. // ſus kom der künic Etzel · mit vreuden in der Hiunen lant. // Ze Heimburg der alten · ſi wâren über naht. // done kunde niemen wißßen · wol des volkes aht, // mit wie getâner krefte · ſi riten über lant. // hei, waß man ſchœner vrouwen · in ſîme heimuote vant. // Ze Miſenburc der rîchen · dâ ſchiften ſi ſich an. // daß waßßer wart verdecket · von ros und ouch von man, // alſam eß erde wære, · ſwaß man ſîn vließen ſach. // die wegemüeden vrouwen · die heten ſemfte und ouch gemach. // Ze ſamne was gefloßßen · manec ſchef vil guot, // daß in niht enſchadete · die ünde noch diu vluot; // dar über was geſpannen · manec guot gezelt, // ſam ob ſi noch hêten · beide lant unde velt. // Dô kômen diſiu mære · ze Etzelenburc von dan, // dô vreuten ſich dar inne · wîp unde man. // Etzelen ingeſinde, · des ê vrou Helche phlac, // gelebte bî Kriemhilde · ſît manegen vrœlîchen tac. // Dô ſtuont dâ wartende · vil manec edel meit, // Die nâch Helchen tôde · heten manegiu leit. // ſiben künege tohter · Kriemhilt noch dâ vant: // von den was gezieret · wol alleß Etzelen lant. // Diu juncvrouwe Herrât · noch des geſindes phlac, // diu Helchen ſweſter tohter, · an der vil tugende lac, // diu gemahele Dietrîches, · eins edelen küneges kint, // diu tohter Nentwînes: · diu hete vil der êren ſint. // Gegen der geſte kümfte · vreute ſich ir muot; // ouch was dar zuo bereitet · vil kreftigeß guot. // wer kunde iu daß beſcheiden, · wie ſît der künec geſaß? // ſi gelebten dâ zen Hiunen · nie mit küneginne baß. // Do der künec mit ſîme wîbe · von dem ſtade reit, // wer ieglîche vuorte, · daß wart dô wol geſeit // der edelen Kriemhilde: · ſi gruoßtes deſte baß. // hei, wie gewalteclîchen · ſi ſît an Helchen ſtat geſaß! // Getriulîches dienſtes · wart ir vil bekant. // dô teilte diu küneginne · golt und ouch gewant, // ſilber und geſteine: · ſwaß ſi des über Rîn // mit ir zen Hiunen brâhte, · daß muoſe gar zergeben ſîn. // Ouch wurden ir mit dienſte · ſider undertân // al des küneges mâge · und alle ſîne man, // daß diu vrouwe Helche nie · ſo gewalteclîch gebôt, // ſô ſi ir muoſen dienen · unz an den Kriemhilde tôt. // Dô ſtuont mit ſolhen êren · der hof und ouch daß lant, // daß man dâ zallen zîten · die kurzwîle vant, // ſwar nâch ieglîchem · daß herze truoc den muot, // durch des küneges liebe · und der küneginne guot. // 23. Âventiure // wie Kriemhilt ir leit gedâht ze rechen. In alſô hôhen êren, · daß iſt alwâr, // wontens mit ein ander · unz an daß ſibende jâr. // die zît diu küneginne · eins ſuns was geneſen: // des kunde der künic Etzel · nimmer vrœlîcher weſen. // Sine wolde niht erwinden, · ſine wurbe ſint, // daß getoufet wurde · daß Etzelen kint // nâch kriſtenlîchem rehte: · Ortliep wart eß genant. // des wart vil michel vreude · über al deß Etzelen lant. // Swaß ie guoter tugende · an vroun Helchen lac, // der vleiß ſich vrou Kriemhilt · dar nâch vil manegen tac. // die ſite ſi lêrte Herrât, · diu ellende meit. // diu hete tougenlîche · nâch Helchen grœßlîchiu leit. // Den vremden und den kunden · was ſi vil wol bekant; // die jâhen, daß nie vrouwe · beſæße küneges lant // beßßer unde milter: · daß heten ſi vür wâr. // daß lop ſi truoc zen Hiunen · unz an daß driuzehende jâr. // Nu het ſi wol erkunnet, · daß ir niemen widerſtuont, // alſô noch vürſten wîbe · küneges recken tuont, // und daß ſi alle zîte · zwelf künege vor ir ſach. // ſi gedâht ouch maneger leide, · der ir dâ heime geſchach. // Si dâhte ouch maneger êren · von Niblunge lant, // der ſi was gewaltec · und die ir Hagenen hant // mit Sîvrides tôde · hete gar benomen, // und ob im daß ouch immer · noch ze leide möhte komen. // „Daß geſchæhe, ob ich in bringen · möhte in ditze lant.“ // ir troumde, daß ir gienge · vil dicke an der hant // Gîſelher ir bruoder: · ſi kuſten zaller ſtunt // vil ofte in ſemftem ſlâfe. · ſît wart in arbeite kunt. // Ich wæn, der übel vâlant · Kriemhilde daß geriet, // daß ſi mit vriuntſchefte · von Gunthere ſchiet, // den ſi durch ſuone kuſte · in Burgunden lant. // do begunde ir aber ſalwen · von heißen trehen ir gewant. // Eß lac ir an dem herzen · ſpât unde vruo, // wie man ſi âne ſchulde · bræhte dar zuo, // daß ſi muoſe minnen · einen heideniſchen man: // die nôt die hete ir Hagene · unde Gunther getân. // Daß ſi daß rechen möhte, · des wunſchtes alle tage. // ſi gedâht: „ich bin ſô rîche · unt hân ſô grôße habe, // daß ich mînen vînden · gevüege noch ein leit: // des wær et ich von Troneje · Hagnen gerne bereit. // „Nâch den getriuwen jâmert · dicke eß herze mîn: // die mir dâ leide tâten, · möhte ich bî den ſîn, // ſô wurde wol errochen · mînes vriundes lîp. // des ich kûme erbeite,“ · ſprach daß jâmerhafte wîp. // Ze liebe ſi dô hêten · alle ſküneges man, // die Kriemhilde recken: · daß was vil wol getân. // der kameren phlac Eckewart, · dâ von er vriunt gewan. // Kriemhilde willen · kunde nieman underſtân. // Si dâhte zallen zîten: · „ich will den künic biten,“ // daß er ir des gunde · mit güetlîchen ſiten, // daß man ir vriunde bræhte · in der Hiunen lant. // den argen willen niemen · an der küneginne vant. // Dô ſi eines nahtes · bî dem künege lac, // mit armen umbevangen · het er ſi, als er phlac // die edelen vrouwen triuten, · ſi was im ſô ſîn lîp: // dô gedâhte ir vînde · daß vil hêrlîche wîp. // Si ſprach zuo dem künege: · „vil lieber hêrre mîn, // ich wolde iuch biten gerne, · möhteß mit hulden ſîn, // daß ir mich ſehen ließet, · ob ich daß het verſolt, // daß ir den mînen vriunden · wæret inneclîchen holt.“ // Dô ſprach der künic rîche, · getriuwe was ſîn muot: // „ich bringe iuch des wol innen, · ſwâ liep unde guot // den helden widervüere, · des müeſe ich vreude hân, // wand ich von wîbes minne · nie beßßer vriunde gewan.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „iu iſt daß wol geſeit, // ich hân vil hôhe mâge: · dar umbe iſt mir ſô leit, // daß mich die ſô ſelten · ruochent hie geſehen: // ich hœre, mîn die liute · niuwan vür ellende jehen.“ // Dô ſprach der künic Etzel: · „vil liebiu vrouwe mîn, // diuht eß ſi niht ze verre, · ſô lüede ich über Rîn, // ſwelhe ir dâ gerne ſæhet, · her in mîniu lant.“ // des vreute ſich diu vrouwe, · dô ſi den willen ſîn ervant. // (Si ſprach:) „welt ir mir triuwe · leiſten, hêrre mîn, // ſô ſult ir boten ſenden · ze Wormeß über Rîn. // ſo enbiute ich mînen vriunden, · des ich dâ habe muot: // ſô kumt uns her ze lande · vil manec edel rîter guot.“ // Er ſprach: „ſwenne ir gebietet, · ſô lâß et eß geſchehen. // irn kundet iuwer vriunde · ſô gerne niht geſehen, // als ich ſi geſæhe, · der edelen Uoten kint. // mich müet daß harte ſêre, · daß ſi uns ſô lange vremde ſint. // „Ob eß dir wol gevalle, · vil liebiu vrouwe mîn, // wolde ich ze boten ſenden · nâch den vriunden dîn // die mînen videlære · in Burgunden lant.“ // die guoten videlære · hieß er bringen ſâ zehant. // Si îlten harte balde, · dâ der künic ſaß // bî der küneginne. · er ſaget in beiden daß, // ſi ſolden boten werden · in Burgunden lant. // dô hieß er in bereiten · harte hêrlîch gewant. // Vier und zweinzec recken · bereite man dô kleit. // ouch wart in von dem künege · diu botſchaft geſeit, // wie ſi dar laden ſolden · Gunther und ſîne man. // Kriemhilt diu vrouwe · ſi ſunder ſprechen began. // Dô ſprach der künic rîche: · „ich ſag iu, wie ir tuot: // ich enbiute mînen vriunden · lieb und alleß guot, // daß ſi geruochen rîten · her in mîniu lant. // ich hân ſô lieber geſte · harte wênec noch bekant. // „Und ob ſi mînes willen · wellen iht begân, // die Kriemhilde mâge, · daß ſi des niht enlân, // ſine komen mir ze liebe · zuo mîner hôhgezît, // wan vil der mînen wünne · an mînen konemâgen lît.“ // Dô ſprach der videlære, · der ſtolze Swemelîn: // „wenne ſol iuwer hôhzît · in diſen landen ſîn? // daß wir iuwern vriunden · daß künnen dort geſagen.“ // dô ſprach der künic Etzel: · „zen næhſten ſunwenden tagen.“ // „Wir tuon, ſwaß ir gebietet,“ · ſprach dô Werbelîn. // in ir kemenâten · bat diu künegîn // bringen tougenlîchen · die boten ſi geſprach; // dâ von vil manegem degene · ſît wênec liebes geſchach. // Si ſprach zen boten beiden: · „nu dienet michel guot, // daß ir mînen willen · vil güetlîchen tuot, // und ſagt, ſwaß ich enbiete · heim in unſer lant: // ich mache iuch guotes rîche · und gib iu hêrlîch gewant. // „Swaß ir der mîner vriunde · immer muget geſehen // ze Wormeß bî dem Rîne, · den ſult ir niht verjehen, // daß ir noch ie geſæhet · betrüebet mînen muot; // und ſaget mînen dieneſt · den helden küene unde guot. // „Bitet, daß ſi leiſten, · ſwaß in der künec enbôt, // und mich dâ mite ſcheiden · von aller mîner nôt. // die Hiunen wellent wænen, · deich âne vriunde ſî. // ob ich ein rîter hieße, · ich kœme in etwenne bî. // „Und ſaget ouch Gêrnôte, · dem edelen bruoder mîn, // daß im zer werlde niemen · holder müge ſîn. // bitet, daß er mir bringe · her in ditze lant // unſer beſten vriunde, · deiß uns zen êren ſî gewant. // „Sô ſaget ouch Gîſelhere, · daß er gedenke dran, // daß ich von ſînen ſchulden · nie leides niht gewan: // des ſæhen in vil gerne · hie diu ougen mîn // des wolde ich immer mêre · hinz im dienende ſîn. // „Saget ouch mîner muoter · die êre, die ich hân, // und ob von Troneje Hagene · welle dort beſtân, // wer ſi danne wîſen · ſolde durch diu lant: // dem ſint die wege von kinde · her zen Hiunen wol bekant.“ // Die boten niene weſſen, · wâ von daß was getân, // daß ſi von Troneje Hagenen · niht enſolden lân // belîben bî dem Rîne. · eß wart in ſider leit: // mit im was manegem degene · zem grimmen tôde widerſeit. // Brieve unde botſchaft · was in nu gegeben. // ſi vuoren guotes rîche · und mohten ſchône leben. // urloup gap in Etzel · und ouch ſîn ſchœne wîp; // in was von guoter wæte · vil wol gezieret der lîp. // 24. Âventiure // wie Werbel unde Swemel die botſchaft wurben. Dô Etzel ſîne boten · zuo dem Rîne ſande, // dô vlugen diſiu mære · von lande ze lande: // mit boten harte ſnellen · er bat und ouch gebôt // zuo ſîner hôhgezîte; · des holte maneger dâ den tôt. // Die boten dannen vuoren · ûßer Hiunen lant // zuo den Burgunden: · dar wâren ſi geſant // nâch drin edelen künegen · und ouch nâch ir man: // ſi ſolten komen Etzelen; · des man dô gâhen began. // Hin ze Bechlâren · kômen ſi geriten: // dâ diende man in gerne, · daßn wart dâ niht vermiten. // Rüedgêr ſînen dieneſt · enbôt und Gotelint // bî in hin ze Rîne · und ouch des marcgrâven kint. // Sine ließens âne gâbe · von in niht ſcheiden dan, // daß deſte baß gevüeren · die Etzelen man. // Uoten und ir kinden · enbôt dô Rüedegêr, // ſine heten in ſô wægen · deheinen marcgrâven mêr. // Si enbuten ouch Prünhilde · dieneſt unde guot, // ſtætelîche triuwe · und willigen muot. // dô ſi die rede vernâmen, · die boten wolden varn: // ſi bat diu marcgrâvinne · Got von himele bewarn. // Ê daß die boten kœmen · vol durch Beier lant, // Werbel der vil ſnelle · den guoten biſchof vant. // waß der dô ſînen vriunden · hin ze Rîne enbôt, // daß iſt mir niht gewißßen: · niuwan ſîn golt alſô rôt // Gab er den boten ze minnen. · rîten er ſi lie. // dô ſprach der biſchof Pilgerîn: · „und ſolde ichs ſehen hie, // mir wære wol ze muote, · die ſweſter ſüne mîn: // ich mac leider ſelten · zuozin komen an den Rîn.“ // Welhe wege ſi vüeren · ze Rîne durch diu lant, // des kan ich niht beſcheiden. · ir ſilber und gewant // des ennam in nieman: · man vorhte ir hêrren zorn: // jâ was vil gewaltec · der edele künic wol geborn. // Inre tagen zwelfen · kômens an den Rîn, // ze Wormeß zuo dem lande, · Werbel und Swemelîn. // dô ſagte man diu mære · den künegen und ir man, // dâ kœmen boten vremede: · Gunther dô vrâgen began. // Dô ſprach der vogt von Rîne: · „wer tuot uns daß bekant, // von wannen diſe vremeden · riten in daß lant?“ // daß enweſſe nieman, · unze daß ſi ſach // Hagene von Troneje · dô ze Gunthere ſprach: // „Uns koment niuwe mære, · des wil ich iu verjehen: // die Etzelen videlære · die hân ich hie geſehen; // ſi hât iuwer ſweſter · geſendet an den Rîn: // ſi ſuln uns durch ir hêrren · grôße willekomen ſîn.“ // Si riten al bereite · vür den palas dan: // eß gevuoren hêrlîcher · nie vürſten ſpileman. // des küneges ingeſinde · enphie ſi ſâ zehant: // man gab in herberge · und hieß behalten ir gewant. // Ir reiskleider wâren · rîch und ſô wolgetân, // jâ mohten ſi mit êren · vür den künic gân; // ſine wolden ir niht mêre · dâ ze hove tragen. // ob ir ieman geruohte, · die boten hießen daß ſagen. // In der ſelben mâße · man ouch liute vant, // die eß vil gerne nâmen: · den wart eß geſant. // dô leiten an die geſte · verre rîcher wât, // als eß boten küneges · ze tragene hêrlîche ſtât. // Dô gie mit urloube, · dâ der künic ſaß, // daß Etzelen geſinde: · gerne ſach man daß. // Hagene von dem ſedele · gein den boten ſpranc // und enphie ſi minneclîche: · des ſagten im die knappen danc. // Durch diu kunden mære · vrâgen er began, // wie ſich Etzele gehabete · und die ſîne man. // dô ſprach der videlære: · „daß lant geſtuont nie baß, // noch ſô vrô die liute: · nu wißßet endelîche daß.“ // Er brâhtes zuo dem wirte; · der palas der was vol: // do enphie man die geſte, · ſô man boten ſol // güetlîchen grüeßen · in ander künege lant. // Werbel vil der recken · dâ bî Gunthere vant. // Der künec gezogenlîche · grüeßen ſi began: // „ſît willekomen beide, · ir Etzelen ſpileman, // und iuwer hergeſellen. · wes hât iuch her geſant // Etzele der rîche · zuo der Burgunden lant?“ // Si nigen dô dem künege. · dô ſprach Werbelîn: // „iu enbiutet ſînen dieneſt · der liebe hêrre mîn // und Kriemhilt iuwer ſweſter · her in ditze lant: // ſi habent uns iu recken · ûf guote triuwe her geſant.“ // Dô ſprach der vürſte rîche: · „der mære bin ich vrô. // wie gehabt ſich Etzele,“ · vrâgte der degen dô, // „und Kriemhilt mîn ſweſter · ûßer Hiunen lant?“ // dô ſprach der videlære: · „diu mære tuon ich iu bekant. // „Sich gehabten künege, · ir ſult wol wißßen daß, // in deheinem lande · vrœlîcher noch baß, // und alleß daß gedigene, · die mâge und ouch ir man, // ſi vreuten ſich der verte, · dô wir ſchieden von dan.“ // „Genâde ſîner dienſte, · die er mir enboten hât, // unde mîner ſweſter, · ſît eß alſô ſtât, // daß ſi lebent mit vreuden, · der künec und ſîne man, // wande ich doch der mære · gevrâget ſorgende hân.“ // Die zwêne jungen künege · die wâren ouch nu komen: // ſi heten diſiu mære · alrêſte dô vernomen. // durch ſîner ſweſter liebe · die boten gerne ſach // Gîſelher der junge · zuo zin dô minneclîchen ſprach: // „Ir boten ſult uns grôße · willekomen ſîn; // ob ir dicker woldet · her rîten an den Rîn, // ir vündet hie die vriunde, · die ir gerne möhtet ſehen. // iu ſolte hie ze lande · vil wênec leides geſchehen.“ // „Wir triuwen iu aller êren,“ · ſprach dô Swemlîn; // „ine kunde iu niht bediuten · mit den ſinnen mîn, // wie rehte minneclîche · iu Etzel enboten hât // und iuwer edele ſweſter, · der dinc in hôhen êren ſtât. // „Genâde unde triuwen · mant iuch des küneges wîp, // und daß ir ie was wæge · iur herze und iuwer lîp. // und ze vordreſt dem künege · ſî wir her geſant, // daß ir geruochet rîten · zuo zin in Etzelen lant. // „Eß ſol ouch mit iu rîten · der hêrre Gêrnôt. // Etzel der rîche · iu allen daß enbôt, // ob ir iuch iuwer ſweſter · niht ſehen woldet lân, // ſô wolde er gerne wißßen, · waß er iu hête getân, // „Daß ir in alſô vremdet · und ouch ſîniu lant. // ob iu diu küneginne · wær nie mêr bekant, // ſô möhte er doch verdienen, · daß ir in geruochet ſehen: // ſwenne daß ergienge, · ſô wær im liebe geſchehen.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „über diſe ſiben naht // ſô künde ich iu diu mære, · wes ich mich hân bedâht // mit den mînen vriunden: · die wîle ſult ir gân // in iuwer herberge · und ſult vil guote ruowe hân.“ // Dô ſprach aber Werbelîn: · „und möhte daß geſchehen, // daß wir mîne vrouwen · kunden ê geſehen, // Uoten die vil rîchen, · ê wir ſchüefen uns gemach?“ // Gîſelher der edele · vil harte zühteclîchen ſprach: // „Daß enſol iu niemen wenden; · und welt ir vür ſi gân, // ir habet mîner muoter · willen gar getân; // wan ſi ſiht iuch gerne · durch die ſweſter mîn, // vroun Kriemhilde: · ir ſult ir willekomen ſîn.“ // Gîſelher ſi brâhte, · dâ er die vrouwen vant. // die boten ſach ſi gerne · ûß der Hiunen lant: // ſi gruoßtes minneclîche · durch tugenthaften muot. // dô ſagten ir diu mære · die boten höviſch unde guot. // „Mîn vrou iu her enbiutet,“ · ſô ſprach Swemelîn, // „ir dienſt in grôßen triuwen, · und möhte daß geſîn, // daß ſi iuch dicke ſæhe, · ir ſult gelouben daß, // ſô wær ir in der werlte · mit deheinen vreuden baß.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „des mac nu niht geſîn. // ſwie gerne ich dicke ſæhe · die lieben tohter mîn, // ſo iſt leider mir ze verre · des edelen küneges wîp. // nu ſî immer ſælec · ir und Etzelen lîp. // „Ir ſult mich lâßen wißßen, · ê irß gerûmet hie, // ſwenne ir wider wendet: · ine geſach ſô gerne nie // boten in langen zîten, · danne ich iuch hân geſehen.“ // die knappen ir dô lobeten, · daß ſi daß ließen geſchehen. // Zen herbergen vuoren · die von Hiunen lant. // dô hete der künic rîche · nâch vriunden ſîn geſant. // Gunther der edele · vrâgte ſîne man, // wie in diu rede geviele? · vil maneger ſprechen dô began, // Daß er wol möhte rîten · in Etzelen lant. // daß rieten im die beſten, · die er dar under vant, // niuwan Hagen eine: · dem was eß grimme leit. // er ſprach zem künege tougen: · „ir habt iu ſelben widerſeit. // „Nu iſt iu doch gewißßen, · waß wir haben getân: // wir mugen immer ſorge · zuo Kriemhilde hân, // wan ich ſluoc ze tode · ir man mit mîner hant: // wie getorſten wir gerîten · in daß Etzelen lant?“ // Dô ſprach der künic rîche: · „mîn ſweſter lie den zorn. // mit kuſſe minneclîche · ſi hât ûf uns verkorn, // daß wir ir ie getâten, · ê daß ſi hinnen reit, // eß enſî et, Hagene, · iu eime von ir widerſeit.“ // „Nu lât iuch niht betriegen,“ · ſprach Hagene, „ſwes ſi jehen, // die boten von den Hiunen. · welt ir Kriemhilde ſehen, // ir mugt wol dâ verlieſen · die êre und ouch den lîp: // eß iſt vil lancræche · des küneges Etzelen wîp.“ // Dô ſprach zuo dem râte · der vürſte Gêrnôt: // „ſît ir von ſchulden · vürhtet dâ den tôt // in Hiuniſchen rîchen; · ſolt wirß dar umbe lân, // wirn ſæhen unſer ſweſter, · daß wær vil übele getân.“ // Dô ſprach der hêrre Gîſelher · zuo dem degene: // „ſît ir iuch ſchuldec wißßet, · vriunt Hagene, // ſô ſult ir hie belîben · und iuch vil wol bewarn // und lâßet die getürſtigen · mit uns zuo den Hiunen varn.“ // Dô begunde zürnen · von Tronje der degen: // „ich wil niht, daß ir vüeret · iemen ûf den wegen, // der getürre rîten · mit iu ze hove baß. // ſît ir niht welt erwinden, · ich ſol iu wol erzeigen daß.“ // Dô ſprach der kuchenmeiſter · Rûmolt der degen: // „der vremden und der kunden · mugt ir wol heißen phlegen // nâch iuwer ſelbes willen, · wand ir habt vollen rât. // ich wæne niht, daß Hagene · iuch noch vergîſelet hât. // „Welt ir niht volgen Hagenen, · iu rætet Rûmolt, // wand ich iu bin mit triuwen · dienſtlîchen holt, // daß ir hie ſult belîben · durch den willen mîn, // und lât den künic Etzelen · dort bî Kriemhilde ſîn. // „Wie kund iu in der werlte · immer ſamfter weſen? // ir muget vor iuwern vînden · hie heime wol geneſen. // ir ſult mit guoten kleidern · zieren wol den lîp, // trinket wîn, den beſten, · und minnet wætlîchiu wîp. // „Dar zuo gît man iu ſpîſe, · die beſten, die ie hât // in der werlte künec deheiner. · iur lant vil ſchône ſtât: // ir mugt iuch Etzelen hôhgezît · mit êren wol bewegen // und mugt mit iuwern vriunden · vil guoter kurzwîle phlegen. // „Ob ir niht anders hêtet, · daß ir möht geleben, // ich wolde iu einer ſpîſe · den vollen immer geben, // ſniten in öl gebrouwen. · deiſt Rûmoldes rât, // ſît eß ſô angeſtlîchen, · ir hêrren, dâ zen Hiunen ſtât. // „Ich weiß, daß mîn vrou Kriemhilt · iu nimmer wirdet holt; // ouch habt ir unde Hagene · zir anders niht verſolt. // des ſult ir belîben, · eß mac iu werden leit: // ir kumet es an ein ende, · daß ich iu niht hân miſſeſeit. // „Des rât ich iu belîben. · rîch ſint iuwer lant: // man mac iu baß erlœſen · hie heime diu phant // danne dâ zen Hiunen: · wer weiß, wie eß dâ ſtât? // ir ſult belîben, hêrren: · daß iſt der Rûmoldes rât. // „Wir wellen niht belîben,“ · ſprach dô Gêrnôt. // „ſît daß uns mîn ſweſter · ſô vriuntlîche enbôt // und Etzele der rîche, · zwiu ſolde wir daß lân? // der dar niht gerne welle, · der mac hie heime beſtân.“ // „Entriuwen,“ ſprach dô Rûmolt, · „ich ſolß der eine ſîn, // der durch Etzelen hôhgezît · kumt nimmer über Rîn. // zwiu ſolde ich daß wâgen, · daß ich wæger hân? // die wîle ich mag immer, · wil ich mich ſelbe leben lân.“ // „Des ſelben wil ich volgen,“ · ſprach Ortwîn der degen: // „ich wil des geſchäftes · hie heime mit iu phlegen.“ // dô ſprâchen ir genuoge, · ſi woldenß ouch bewarn: // „Got lâße iuch, liebe hêrren, · dâ zen Hiunen wol gevarn.“ // Der künec begunde zürnen, · dô er daß geſach, // daß ſi dâ heime wolden · ſchaffen ir gemach: // „dar umbe wirß niht lâßen, · wir müeßen an die vart: // eß waldet guoter ſinne, · der ſich alle zît bewart.“ // Des antwurte Hagene: · „lât iuch unbilden niht // mîne rede dar umbe; · ſwie halt iu geſchiht, // ich rât iu an den triuwen, · welt ir iuch wol bewarn, // ſô ſult ir zuo den Hiunen · vile werlîchen varn. // „Sît ir niht welt erwinden, · ſo beſendet iuwer man, // die beſten, die ir vindet · oder inder muget hân, // ſô wel ich ûß in allen · tûſent rîter guot: // ſone mag iu niht gewerren · der argen Kriemhilde muot.“ // „Des wil ich gerne volgen,“ · ſprach der künec zehant. // dô hieß er boten rîten · wîte in ſîn lant: // dô brâhte man der helde · driu tûſent oder mêr. // ſin wânden niht erwerben · alſô gremlîchiu ſêr. // Si riten vrœlîche · in Guntheres lant. // man hieß in geben allen · ros und ouch gewant, // die dâ varen ſolden · zuo den Hiunen dan. // der künec mit guotem willen · der vil manegen gewan. // Dô hieß von Tronje Hagene · Dancwart den bruoder ſîn // ir beider recken ahzec · vüeren an den Rîn. // die kômen rîterlîche: · harnas und gewant // vuorten die vil ſnellen · in daß Guntheres lant. // Dô kom der küene Volkêr, · ein edel ſpilman, // zuo der hovereiſe · mit drîßec ſîner man: // die heten ſölch gewæte, · eß möhte ein künic tragen. // daß er zen Hiunen wolde, · daß ließ er Gunthere ſagen. // Wer der Volkêr wære, · daß wilch iuch wißßen lân. // er was ein edel hêrre: · im was ouch undertân // vil der guoten recken · in Burgunden lant. // durch daß er videlen kunde, · was er ſpilman genant. // Hagne welte tûſent: · die het er wol bekant; // waß in ſtarken ſtürmen · hete gevrumet ir hant, // oder ſwaß ſi ie begiengen, · des het er vil geſehen: // in kunde ouch anders nieman · niuwan vrümekeite jehen. // Die boten Kriemhilde · vil ſêre dâ verdrôß: // wan ir vorht zir hêrren · diu was harte grôß: // ſi gerten tegelîche · urloubes von dan. // des engunde in niht Hagene: · daß was durch liſte getân. // Er ſprach zuo ſîme hêrren: · „wir ſuln daß wol bewarn, // daß wir ſi lâßen rîten, · ê daß wir ſelbe varn // dar nâch in ſiben nahten · in Etzelen lant. // treit uns iemen argen muot, · daß wirt uns deſter baß erkant. // „Sone mac ouch ſich vrou Kriemhilt · bereiten niht dar zuo, // daß uns durch ir ræte · ieman ſchaden tuo. // hât aber ſi den willen, · eß mag ir leide ergân: // wir vüern mit uns zen Hiunen · ſô manegen ûß erwelten man.“ // Schilde unde ſetele · und alleß ir gewant, // daß ſi vüeren wolden · in Etzelen lant, // daß was nu gar bereitet · vil manegem küenen man. // die boten Kriemhilde · hieß man vür Guntheren gân. // Dô die boten kômen, · dô ſprach Gêrnôt: // „der künic wil des volgen, · daß uns Etzel her enbôt. // wir wellen komen gerne · zuo ſîner hôhgezît // und ſehen unſer ſweſter; · daß ir des âne zwîvel ſît.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „kunnet ir uns geſagen, // wenne ſî diu hôhgezît, · oder in welhen tagen // wir dar komen ſolden?“ · dô ſprach Swemelîn: // „zen næhſten ſunewenden · ſol ſi vil wærlîchen ſîn.“ // Der künic in erloubte, · des was noch niht geſchehen, // ob ſi wolden gerne · vroun Prünhilde ſehen, // daß ſi vür ſi ſolten · mit ſînem willen gân. // daß underſtuont dô Volkêr: · daß was ir liebe getân. // „Jane iſt mîn vrouwe Prünhilt · nu niht ſô wol gemuot, // daß ir ſi muget ſchouwen,“ · ſprach der rîter guot. // bîtet unz morgen: · ſô lât man ſi iuch ſehen.“ // dô ſi wânden ſchouwen, · dône kundes niht geſchehen. // Dô ließ der vürſte rîche, · er was den boten holt, // durch ſîn ſelbes tugende · tragen dar ſîn golt // ûf den breiten ſchilten: · des mohter vil gehân. // ouch wart in rîchiu gâbe · von ſînen vriunden getân. // Gîſelher und Gêrnôt, · Gêre und Ortwîn, // daß ſi ouch milte wâren, · daß tâten ſi wol ſchîn. // alſô rîche gâbe ſi · die boten buten an, // daß ſis vor ir hêrren · niht getorſten enphân. // Dô ſprach zuo dem künege · der bote Werbelîn: // „her künec, lât iuwer gâbe · hie ze lande ſîn. // wir mugen ir doch niht vüeren, · mîn hêrre eß uns verbôt, // daß wir iht gâbe næmen: · ouch iſt es harte lützel nôt.“ // Dô wart der vogt von Rîne · dâ von vil ungemuot, // daß ſi verſprechen wolden · ſô rîches küneges guot: // dô muoſen ſi enphâhen · ſîn golt und ſîn gewant, // daß ſi mit in vuorten · ſît in Etzelen lant. // Si wolden ſehen Uoten, · ê daß ſi ſchieden dan. // Gîſelher der junge · brâht die ſpileman // vür ſîne muoter Uoten; · diu vrouwe enbôt dô dan, // ſwaß ſi êren hête, · daß wære ir liebe getân. // Dô hieß diu küneginne · ir borten und ir golt // geben durch Kriemhilde, · wan der was ſi holt, // und durch den künic Etzelen · den ſelben ſpilman. // ſi mohtenß gerne enphâhen: · eß was mit triuwen getân. // Urloup genomen hêten · die boten nu von dan // von mannen und von wîben; · mit vreuden ſi dô dan // vuoren unz in Swâben: · dar hieß ſi Gêrnôt // beleiten ſîne helde, · daß eß in niemen miſſebôt. // Dô ſich die von in ſchieden, · die ir dâ ſolden phlegen, // diu Etzelen hêrſchaft · ſi vridete ûf den wegen: // des ennam in nieman · ros noch ir gewant. // ſi begunden vaſte gâhen · wider in der Hiunen lant. // Swâ ſi vriunde weſten, · daß tâten ſi den kunt, // daß die von Burgunden · in vil kurzer ſtunt // kœmen her von Rîne · in der Hiunen lant. // dem Biſchof Piligrîne · wart ouch daß mære bekant. // Dô ſi vür Bechlâren · die ſtrâße nider riten, // man ſeit eß Rüedegêre, · desn wart niht vermiten, // und vroun Gotelinde, · des marcgrâven wîp. // daß ſi ſi ſehen ſolden, · des wart vil vrœlîch ir lîp. // Gâhen mit den mœren · ſach man die ſpilman. // Etzelen ſi vunden · in ſîner ſtat ze Gran. // dienſt über dienſte, · der man im vil enbôt, // ſeiten ſi dem künege: · vor liebe wart er vreuden rôt. // Dô diu küneginne · diu mære rehte ervant, // daß ir bruoder ſolden · komen in daß lant, // dô was ir wol ze muote. · ſi lônde den ſpilman // mit vil grôßer gâbe: · daß was ir êre getân. // Si ſprach: „nu ſaget beide, · Werbel und Swemlîn, // welhe mîne vriunde · zer hôhzît wellen ſîn, // der beſten, die wir ladeten · her in ditze lant. // nu ſaget, waß redet Hagene, · dô er diu mære bevant?“ // „Er kom zuo der ſprâche · an einem morgen vruo: // lützel guoter ſprüche · redet er der zuo, // dô ſi die reiſe lobeten · her in Hiunen lant: // daß was dem grimmen Hagene · gar zem tôde genant. // „Eß kument iuwer bruoder · die künege alle drî // in hêrlîchem muote. · ſwer mêr dar mite ſî, // der mære ich endelîchen · wißßen niene kan. // eß lobte mit in rîten · Volkêr der küene ſpilman.“ // „Des enbær ich harte lîhte,“ · ſprach des küneges wîp, // „daß ich immer hie geſæhe · den Volkêres lîp: // Hagnen bin ich wæge, · der iſt ein helt guot: // daß wirn hie ſehen müeßen, · des ſtât mir hôhe der muot.“ // Dô gie diu küneginne, · dâ ſi den künic ſach. // wie rehte minneclîche · vrou Kriemhilt dô ſprach: // „wie gevallent iu diu mære, · vil lieber hêrre mîn? // des ie mîn wille gerte, · daß ſol nu gar verendet ſîn.“ // „Dîn wille derſt mîn vreude,“ · ſprach der künic dô. // „ine wart mîn ſelbes mâge · nie ſô rehte vrô, // ob ſi immer komen ſolden · her in mîniu lant. // durch liebe dîner vriunde · ſô iſt mîn ſorge verſwant.“ // Des küneges amptliute · die hießen über al // mit geſidelen rihten · palas unde ſal // gên den lieben geſten, · die in dâ ſolden komen. // ſît wart von in dem künege · vil michel wünne benomen. // 25. Âventiure // wie die künege zuo den Hiunen vuoren. Nu lâßen daß belîben, · wie ſi gebâren hie. // hôch gemuoter recken · die gevuoren nie // ſô rehte hêrlîchen · in deheines küneges lant. // ſi heten, ſwaß ſi wolden, · beide wâfen und gewant. // Der vogt von dem Rîne · kleidete ſîne man // ſehzec unde tûſent, · als ich vernomen hân, // und niun tûſent knehte · gên der hôhzît. // die ſi dâ heime ließen, · die beweinden eß ſît. // Dô truoc man daß gereite · ze Wormeß über den hof. // dô ſprach dâ von Spîre · ein alter biſchof // zuo der ſchœnen Uoten: · „unſer vriunde wellent varn // gên der hôhzîte: · Got müeße ſi dâ bewarn.“ // Dô ſprach zuozir kinden · diu edele Uote: // „ir ſoldet hie belîben, · helde guote. // mir iſt getroumet hînte · von engeſtlîcher nôt, // wie alleß daß gevügele · in diſme lande wære tôt.“ // „Swer ſich an troume wendet,“ · ſprach dô Hagene, // „der enweiß der rehten mære · niht ze ſagene, // wenne eß im zen êren · volleclîchen ſtê. // ich wil, daß mîn hêrre · ze hove nâch urloube gê. // „Wir ſuln vil gerne rîten · in Etzelen lant: // dâ mac wol dienen künege · guoter helde hant, // dâ wir dâ ſchouwen müeßen · Kriemhilde hôhzît.“ // Hagne riet die reiſe; · iedoch gerouw eß in ſît. // Er heteß widerrâten, · wan daß Gêrnôt // mit ungevüege · im alſô miſſebôt. // er mant in Sîvrides, · vroun Kriemhilde man: // er ſprach: „dâ von wil Hagene · die grôßen hovereiſe lân.“ // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „durch vorhte ich niht entuo. // ſwenne ir gebietet, helde, · ſô ſult ir grîfen zuo: // jâ rîte ich mit iu gerne · in Etzelen lant.“ // ſît wart von im verhouwen · manec helm unde rant. // Diu ſchif bereitet wâren · den künegen und ir man; // ſwaß ſi kleider hêten, · diu truoc man dar an. // ſi wâren vil unmüeßec · vor âbendes zît; // ſi huoben ſich von hûſe · vil harte vrœlîche ſît. // Gezelt unde hütten · ſpien man an daß gras // anderhalp des Rînes, · dâ daß geſæße was. // den künec bat noch belîben · ſîn vil ſchœneß wîp: // ſi trûte noch des nahtes · den ſînen wætlîchen lîp. // Puſûnen, vloitieren · houp ſich des morgens vruo, // daß ſi varn ſolden: · dô griffen ſi dô zuo. // ſwer liep hete an arme, · der trûte vriundes lîp; // des ſchiet ſît vil mit leide · des küneges Etzelen wîp. // Diu kint der ſchœnen Uoten · die heten einen man // küenen und getriuwen: · dô ſi dô wolten dan, // dô ſagete er dem künege · tougen ſînen muot. // er ſprach: „des muoß ich trûren, · daß ir die hovereiſe tuot.“ // Er was geheißen Rûmolt · und was ein helt zer hant. // er ſprach: „wem welt ir lâßen · liute und ouch diu lant? // daß nieman kan erwenden · iu recken iuwern muot! // Kriemhilde mære · nie gedûhten mich guot.“ // „Daß lant ſî dir bevolhen · und ouch mîn kindelîn; // und diene wol den vrouwen: · daß iſt der wille mîn. // ſwen du ſeheſt weinen, · dem trœſte ſînen lîp; // jâ tuot uns nimmer leide · des künîc Etzelen wîp!“ // Ê daß ſi ſchieden dannen, · der künec ze râte gie // mit ſînen hôhſten mannen: · unberihtet er niht lie // lant unde bürge: · die der ſolden phlegen, // den ließ er ze huote · vil manegen ûß erwelten degen. // Diu ros bereitet wâren · den künegen und ir man. // mit minneclîchem kuſſe · ſchiet vil maneger dan, // dem in hôhem muote · lebete dô der lîp. // daß muoſe ſît beweinen · vil manec wætlîcheß wîp. // Wuofen unde weinen · des hôrte man genuoc. // ir kint diu küneginne · zem künec ûf armen truoc: // „wie welt ir nu verweiſen · unſer beider lîp! // ir ſult durch uns belîben,“ · ſô ſprach daß jâmerhafte wîp. // „Ir ſult niht, vrouwe, weinen · durch den willen mîn, // ir ſult in hôhem muote · hie heime ân angeſt ſîn: // wir kumen ſchiere widere · mit vreuden wol geſunt.“ // ſi ſchieden minneclîchen · von ir vriunden ſâ ze ſtunt. // Dô man die ſnellen recken · ſach zen roſſen gân, // dô kôs man vil der vrouwen · trûreclîchen ſtân. // daß ir vil langeß ſcheiden · ſeite in wol der muot: // ûf grôßen ſchaden ze komene, · daß herze niene ſamphte tuot. // Die ſnellen Burgunden · ſich ûß huoben, // dô wart in dem lande · ein michel uoben: // beidenthalp der berge · weinde wîp und man. // ſwie dort ir volc tæte, · ſi vuoren vrœlîche dan. // Die Niblunges helde · kômen mit in dan // in tûſent halſpergen; · die heime heten lân // manege ſchœne vrouwen, · geſâhens nimmer mê; // Sîvrides wunde · tâten Kriemhilde wê. // In den ſelben zîten · was noch der gloube kranc; // doch vrumtens einen kapelân, · der in meſſe ſanc: // der kom geſunder widere, · ſwie er vil kûm entran; // die andern muoſen alle · dâ zen Hiunen beſtân. // Dô ſchicten ſi ir reiſe · gên dem Möune dan, // ûf durch Ôſtervranken, · die Guntheres man. // dar leitete ſi Hagene, · dem was eß wol bekant. // ir marſchalc was Dankwart, · der helt von Burgunden lant. // Dô ſi von Ôſtervranken · gên Swalevelde riten, // dô mohte man ſi kieſen · an hêrlîchen ſiten, // die vürſten und ir mâge, · die helde lobeſam. // an dem zwelften morgen · der künec zer Tuonouwe kam. // Dô reit von Tronje Hagene · zaller vorderôſt: // er was den Niblungen · ein helflîcher trôſt. // do erbeißte der degen küene · nider ûf den ſant: // ſîn ros er harte balde · zuo eime boume gebant. // Daß waßßer was engoßßen, · diu ſchif verborgen: // eß ergie den Niblungen · zuo grôßen ſorgen, // wie ſi kœmen übere: · der wâc was in ze breit. // do erbeißte zuo der erden · vil manec rîter gemeit. // „Leide,“ ſprach dô Hagene, · „mac dir hie wol geſchehen, // vogt von dem Rîne; · nu mahtu ſelbe ſehen, // daß waßßer iſt engoßßen, · vil ſtarc iſt im ſîn vluot: // jâ wæn wir hie verlieſen · noch hiute manegen recken guot.“ // „Waß wîßet ir mir, Hagene?“ · ſprach der künic hêr, // „durch iuwer ſelbes tugende · untrœſtet uns niht mêr. // den vurt ſult ir uns ſuochen · hin über an daß lant, // daß wir von hinnen bringen · beide ros und ouch gewant.“ // „Ja eniſt mir,“ ſprach Hagene, · „mîn leben niht ſô leit, // daß ich mich welle ertrenken · in diſen ünden breit: // ê ſol von mînen handen · erſterben manec man // in Etzelen landen, · des ich vil guoten willen hân. // „Belîbet bî dem waßßer, · ir ſtolzen rîter guot. // ich wil die vergen ſuochen · ſelbe bî der vluot, // die uns bringen übere · in Gelphrâtes lant.“ // dô nam der ſtarke Hagene · ſînen guoten ſchildes rant. // Er was wol gewâfent. · den ſchilt er dannen truoc, // den helm ûf gebunden; · lieht was er genuoc. // dô truoc er ob der brünne · ein wâfen alſô breit, // daß ze beiden ecken · vil harte vreislîchen ſneit. // Dô ſuohte er nâch den vergen · wider unde dan. // er hôrte waßßer gießen: · loſen er began. // in einem ſchœnen brunnen · tâten daß wîſiu wîp: // diu wolden ſich dâ küelen · unde badeten ir lîp. // Hagene wart ir innen, · er ſleich in tougen nâch. // dô ſi daß verſunnen, · dô was in dannen gâch. // daß ſi im entrunnen, · des wâren ſi vil hêr. // er nam in ir gewæte: · der helt enſchadete in niht mêr. // Dô ſprach daß eine merwîp, · Hadburc was ſi genant: // „edel rîter Hagene, · wir tuon iu hie bekant, // ſwenne ir uns widere · gebet unſer wât, // wie iu zuo den Hiunen · iuwer hovereiſe ergât.“ // Si ſwebten ſam die vogele · vor im ûf der vluot. // des dûhten in ir ſinne · ſtarc unde guot: // ſwaß ſi im ſagen wolden, · er geloubte in deſter baß. // daß er dô hinze in gerte, · wol beſchieden ſi im daß. // Si ſprach: „ir mugt wol rîten · in Etzelen lant. // des ſetze ich iu ze bürgen · mîn triuwe hie zehant, // daß helde nie gevuoren · in deheiniu rîche baß // nâch alſô grôßen êren; · nu geloubet wærlîchen daß.“ // Der rede was dô Hagene · in ſîme herzen hêr: // dô gab er in ir kleider · und ſûmte ſich niht mêr. // dô ſi an geleiten · ir wunderlîch gewant, // dô ſageten ſim rehte · die reiſe in Etzelen lant. // Dô ſprach daß ander merwîp, · diu hieß Siglint: // „ich wil dich warnen, Hagene, · Aldrîânes kint. // durch der wæte liebe hât · mîn muome dir gelogen: // und kumeſtu zen Hiunen, · ſô biſtu ſêre betrogen. // „Jâ ſoltu kêren widere, · daß iſt an der zît: // wan ir helde küene · alſô geladet ſît, // daß ir ſterben müeßet · in Etzelen lant: // ſwelhe dar gerîtent, · die hânt den tôt an der hant.“ // Dô ſprach aber Hagene: · „ir trieget âne nôt. // wie möhte eß ſich gevüegen, · daß wir alle tôt // ſolden dâ belîben · durch iemannes haß?“ // ſi begunden im diu mære · ſagen kuntlîcher baß. // Dô ſprach aber diu eine: · „eß muoß alſô weſen, // daß dâ iuwer einer · niht enkan geneſen // niuwan des küneges kapelân: · daß iſt uns wol bekant: // der kumt geſunder widere · in daß Guntheres lant.“ // Dô ſprach in grimmem muote · der küene Hagene: // „daß wære mînen hêrren · müelîch ze ſagene, // daß wir zen Hiunen ſolden · verlieſen alle en lîp. // nu zeig uns überß waßßer, · aller wîſeſte wîp.“ // Si ſprach: „Sît du der verte · niht welleſt haben rât, // wâ oben bî dem waßßer · ein herberge ſtât, // dar inne iſt ein verge · und niender anderswâ.“ // der mære, der er vrâgte, · der geloubete er ſich dâ. // Dem ungemuoten recken · ſprach diu eine nâch: // „nu bîtet noch, er Hagene: · jâ iſt iu gar ze gâch. // vernemet noch baß diu mære, · (wie ir kumet über ſant. // dirre marke hêrre · der iſt Elſe genannt. // „Sîn bruoder derſt geheißen · der degen Gelphrât, // ein hêrre in Beier lande: · vil müelîch eß iu ſtât, // welt ir durch ſîne marke). · ir ſult iuch wol bewarn // und ſult ouch mit dem vergen · vil beſcheidenlîchen varn. // „Der iſt ſô grimmes muotes, · er lât iuch niht geneſen, // irn welt mit guoten ſinnen · bî dem helde weſen. // welt ir, daß er iuch vüere, · ſô gebet ir im den ſolt. // er hüetet diſes landes · und iſt Gelphrâte holt. // „Und kume er niht bezîte, · ſô rüefet über vluot // und jehet, ir heißet Amelrîch. · der was ein helt guot, // der durch vîentſchefte · rûmte ditze lant. // ſô kumet iu der verge, · ſwenne im der name wirt erkant.“ // Der übermüete Hagene · den vrouwen dô neic // des râtes und der lêre; · der helt vil ſtille ſweic. // dô gie er bî dem waßßer · hôher an den ſant, // dâ er anderthalben · eine herberge vant. // Er begunde ruofen · vaſte über vluot: // „nu hol mich hie, verge,“ · ſprach der degen guot, // „ſô gib ich dir ze miete · von golde ein bouc vil rôt; // jâ iſt mir dirre verte, · daß wißßeſt, wærlîche nôt.“ // Der verge was ſô rîche, · daß im niht dienen zam: // dâ von er lôn vil ſelten · von ieman dâ genam; // ouch wâren ſîne knehte · vil hôhe gemuot. // noch ſtuont alleß Hagene · eine dishalp der vluot. // Dô ruofte er mit der krefte, · daß al der wâc erdôß // von des heldes ſterke: · diu was michel unde grôß: // „nu hol mich Amelrîchen: · ich bin der Elſen man, // der durch ſtarke vîntſchaft · von diſen landen entran.“ // Vil hôch anme ſwerte · en bouc er im dô bôt, // lieht unde ſchœne · was er von golde rôt, // daß man in über fuorte · in Gelphrâtes lant. // der übermüete verge · nam ſelbe deß ruoder an die hant. // Ouch was der ſelbe ſchifman · niulîch geſît. // diu gir nâch grôßem guote · vil bœſeß ende gît. // dô wolt er verdienen · daß Hagnen golt vil rôt: // des leit er von dem degene · den ſwertgrimmegen tôt. // Der verge zôch genôte · hin über an den ſant. // den er dâ nennen hôrte, · do er des niht envant, // dô zurnde er ernslîchen; · dô er Hagenen ſach, // vil harte grimmeclîchen · zuo dem helde er dô ſprach: // „Ir muget wol ſîn geheißen · bî namen Amelrîch; // des ich mich hie verwæne, · dem ſît ir ungelîch. // von vater und von muoter · was er der bruoder mîn: // nu ir mich betrogen hât, · ir müeßet dishalben ſîn.“ // „Nein, durch Got den rîchen,“ · ſprach dô Hagene. // „ich bin ein vremder recke · und ſorge ûf degene. // nu nemet vriuntlîche · hin mînen ſolt, // daß ir mich über vüeret: · ich bin iu wærlîchen holt.“ // Dô ſprach aber der verge: · „desn mac niht geſîn. // eß habent vîende · die lieben hêrren mîn. // dar umbe ich niemen vremden · vüer in ditze lant: // ſô liep dir ſî ze lebene, · ſô trit balde ûß an den ſant.“ // „Nune tuot des niht,“ ſprach Hagene. · „trûrec iſt mîn muot. // nemt von mir ze minnen · ditze golt vil guot // und vüert uns über tûſent ros · und alſô manegen man.“ // dô ſprach der grimme verge, · „daß wirdet nimmer getân.“ // Er huop ein ſtarkeß ruoder, · michel unde breit, // er ſluog eß ûf Hagenen, · des wart er ungemeit, // daß er in dem ſchiffe · ſtrûhte an ſîniu knie. // ſô rehte grimmer verge · kom dem Tronjære nie. // Dô wolde er baß erzürnen · den übermüeten gaſt: // er ſluoc im eine ſchalten, · daß diu gar zebraſt, // Hagnen über houbet; · er was ein ſtarker man: // dâ von der Elſen verge · grôßen ſchaden dâ gewan. // Mit grimmigem muote · greif Hagene zehant // vil balde zeiner ſcheide, · dâ er ein wâfen vant: // er ſluoc im ab daß houbet · und warf eß an den grunt. // diu mære wurden ſchiere · den ſtolzen Burgunden kunt. // In den ſelben ſtunden, · dô er den ſchifman ſluoc, // daß ſchif vlôß enouwe: · daß was im leit genuoc. // ê erß gerihte widere, · müeden er began: // dô zôch vil krefteclîche · des künic Guntheres man. // Mit zügen harte ſwinden · kêrte eß der gaſt, // unz im daß ſtarke ruoder · an ſîner hant zebraſt. // er wolde zuo den recken · ûß an einen ſant. // dô was dâ heinß mêre: · hei, wie ſchiere erß gebant // Mit eime ſchiltveßßel! · daß was ein borte ſmal. // gegen eime walde · kêrte er hin ze tal. // dô vant er ſînen hêrren · an dem ſtade ſtân: // dô gie im hin enkegene · manec wætlîcher man. // Mit gruoße in wol enphiengen · die edelen rîter guot. // dô ſâhens in dem ſchiffe · riechen daß bluot // von einer ſtarken wunden, · die er dem vergen ſluoc: // dâ von ſô muoſe Hagene · hœren vrâgen genuoc. // Dô der künic Gunther · daß heiße bluot erſach // ſweben in dem ſchiffe, · balde er dô ſprach: // „wan ſaget ir mir, Hagene, · war iſt der verge komen? // iuwer ſtarkeß ellen · wæn im den namen hât benomen.“ // Dô ſprach er lougenlîche: · „dâ ich daß ſchif vant // bî einer wilden wîden, · dâ lôſte eß mîne hant. // ich hân deheinen vergen · hiute hie geſehen; // eß iſt ouch niemen leide · von mînen ſchulden geſchehen.“ // Dô ſprach von Burgunden · der hêrre Gêrnôt: // „hiute muoß ich ſorgen · ûf lieber vriunde tôt, // ſît wir der ſchifliute · bereite niene hân. // wie wir komen übere, · des muoß ich trûrende ſtân.“ // Lûte rief dô Hagene: · „leit nider ûf daß gras, // ir knehte, daß gereite: · ich gedenke, daß ich was // der aller beſte verge, · den man bî Rîne vant: // jâ trouwe ich iuch wol bringen · über in Gelphrâtes lant.“ // Daß ſi deſte balder · kœmen über vluot, // diu ros ſi an ſluogen: · der ſwimmen daß wart guot, // wan diu ſtarke ünde · deheinß in dâ benam. // etlîcheß ouwete, · als im diu müede gezam. // Dô truogen ſi ze ſchiffe · ir golt und ouch ir wât, // ſît ſi der verte · niht mohten haben rât. // Hagene der was meiſter: · des vuorte er ûf den ſant // vil manegen zieren recken · in daß unkunde lant. // Zem êrſten brâht er übere · tûſent rîter hêr, // dar zuo ſîne recken. · dannoch was ir mêr: // niun tûſent knehte · vuorte er an daß lant. // des tages was unmüeßec · des küenen Tronjæres hant. // Daß ſchif was ungevüege, · ſtarc und wît genuoc: // fünf hundert unde mêre · eß wol ze mâle truoc // ir geſindes mit ir ſpîſe · und gewæfen über vluot. // an riemen muoſe ziehen · des tages manec rîter guot. // Dô er ſi wol geſunde · brâhte über vluot, // do gedâhte vremder mære · der ſnelle degen guot, // diu im ê ſeiten · diu wilden merwîp: // des hete des küneges kapelân · nâch verloren ſînen lîp. // Bî dem kapelſoume · er den phaffen vant; // ob dem heilictuome · er leinde an ſîner hant. // des mohte er niht genießen: · dâ in Hagne ſach, // der Gotes arme prieſter · muoſe lîden ungemach. // Er ſwanc in ûß dem ſchiffe, · dar zuo was im gâch. // dô riefen ir genuoge: · „nu vâhâ, hêrre, vâch.“ // Gîſelher der junge · zürnen erß began: // ern wolde eß doch niht lâßen, · er enhete im leide getân. // Dô ſprach von Burgunden · der ſtarke Gêrnôt: // „waß hilfet iuch nu, Hagene, · des kapelânes tôt? // tæte eß ander ieman, · eß ſolde im weſen leit. // umbe welhe ſchulde · habet ir dem prieſter widerſeit?“ // Der phaffe ſwam genôte: · er wolde ſîn geneſen, // ſô im ieman hülfe: · des mohte dô niht weſen, // wan der ſtarke Hagene, · vil zornec was ſîn muot, // er ſtieß in zuo dem grunde; · daß endûhte nieman guot. // Dô der arme phaffe · der helfe niht enſach, // dô kêrte er wider übere: · des leit er ungemach. // ſwie er niht ſwimmen kunde, · im half diu Gotes hant, // daß er kom geſunder · hin wider ûß an daß lant. // Dô ſtuont der arme prieſter · und ſchutte ſîne wât. // dâ bî ſach wol Hagene, · daß ſîn niht wære rât, // daß im vür mære ſagten · diu wilden merwîp. // er dâhte: „diſe degene · die müeßen vlieſen den lîp.“ // Dô ſi daß ſchif entluoden · und gar getruogen dan, // ſwaß dar ûfe hêten · der drîer künege man, // Hagne eß ſluoc ze ſtucken · und warf eß an die vluot. // des hete michel wunder · die recken küene unde guot. // „Zwiu tuot ir daß, bruoder?“ · ſô ſprach Dancwart: // „wie ſuln wir komen übere, · ſô wir die widervart // rîten von den Hiunen · ze lande an den Rîn?“ // ſît dô ſagte im Hagene, · daß des kunde niht geſîn. // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „ich tuonß ûf den wân, // ob wir an diſer reiſe · deheinen zagen hân, // der uns entrinnen welle · durch zegelîche nôt, // der muoß an diſem wâge · lîden ſchemlîchen tôt.“ // Si vuorten mit in einen · ûß Burgunden lant, // zuo ſînen handen einen helt: · der was Volkêr genant: // der redete ſpæhelîche · allen ſînen muot: // ſwaß ie begie Hagene, · daß dûhte den videlære guot. // Dô des küneges kapelân · daß ſchef zerhouwen ſach, // hin wider überß waßßer · er ze Hagene ſprach: // „ir morder âne triuwe, · waß hete ich iu getân, // daß ir mich âne ſchulde · hie ertrenket woldet hân?“ // Des antwurte im Hagene: · „nu lât die rede weſen. // mir iſt leit ûf mîne triuwe, · daß ir ſît geneſen // hie von mînen handen, · daß wißßet ſunder ſpot.“ // dô ſprach der arme kapelân: · „des wil ich immer loben Got. // „Ich vürht iuch nu vil kleine, · des ſult ir ſicher ſîn. // nu vart ir zuo den Hiunen, · ſô wil ich an den Rîn. // Got enlâß iuch nimmer · ze Rîne wider komen, // des wünſch ich iu vil ſêre: · ir het mir nâch den lîp benomen.“ // Dô ſprach der künic Gunther · ze ſînem kapelân: // „eß wirt iu wol gebüeßet, · ſwaß iu hât getân // Hagene in ſînem zorne, · und kum ich an den Rîn // wider mit mîme lebene, · des ſult ir âne angeſt ſîn. // „Vart wider heim ze lande, · wan eß muoß nu ſîn. // ich enbiute mînen dieneſt · der lieben vrouwen mîn // und andern mînen mâgen, · als ich von rehte ſol: // ir ſagt in liebiu mære, · daß wir noch alle varn wol. // Ir ros bereitet wâren, · ir ſoumer wol geladen. // ſi heten an der verte · noch deheinen ſchaden // genomen, der ſi muote, · wan ſküneges kapelân: // der muoſe ûf ſînen vüeßen · hin wider zuo dem Rîne gân. // 26. Âventiure // wie Dankwart Gelphrâten ſluoc. Dô ſi nu wâren alle · komen ûf den ſant, // der künec begunde vrâgen: · „wer ſol uns durch diu lant // die rehten wege wîſen, · daß wir niht irre varn?“ // dô ſprach der küene Volkêr: · „daß ſol ich eine bewarn.“ // „Nu enthalt iuch,“ ſprach Hagene, · „rîter unde kneht. // man ſol vriunden volgen: · jâ dunket eß mich reht. // vil ungevüegiu mære · diu tuon ich iu bekant: // wirn komen nimmer mêre · wider in Burgunden lant. // „Daß ſagten mir zwei merwîp · hiute morgen vruo, // daß wir niht kœmen widere. · nu râte ich, waß man tuo: // daß ir iuch wâfent, helde. · ir ſult iuch wol bewarn, // wir haben hie ſtarke vînde, · daß wir gewerlîchen varn. // „Ich wânde an lüge vinden · diu wîſen merwîp: // ſi jâhen, daß geſunder · unſer deheines lîp // nimmêr ze lande kœme · niuwan der kapelân; // dar umbe ich in ſô gerne · wolde hiute ertrenket hân.“ // Dô vlugen diſiu mære · von ſchare baß ze ſchar. // des wurden ſnelle helde · vor leide miſſevar, // dô ſi begunden ſorgen · ûf den herten tôt // an dirre hovereiſe, · des gie in wærlîchen nôt. // Dâ ze Mœringen · ſi wâren über komen, // dâ dem Elſen vergen · der lîp was benomen. // dô ſprach aber Hagene: · „ſît daß ich vînde hân // verdienet ûf der ſtrâße, · wir werden ſchierlîch beſtân. // „Ich ſluoc den ſelben vergen · hiute morgen vruo; // ſi wißßen wol diu mære. · nu grîfet balde zuo, // ſô Gelphrât und Elſe · hiute hie beſtê // unſer ingeſinde, · daß eß in ſchedelîch ergê. // „Ich erkenne ſi ſô küene, · eß wirdet niht verlân. // diu ros ſult ir lâßen · deſter ſamfter gân, // daß des iemen wæne, · wir vliehen ûf den wegen.“ // „des râtes wil ich volgen,“ · ſô ſprach Gîſelher der degen. // „Wer ſol nu daß geſinde · wîſen über lant?“ // ſi ſprâchen: „daß ſol Volkêr, · dem iſt hie wolbekant // ſtîge unde ſtrâße, · dem küenen ſpilman.“ // ê daß mans vollen gerte, · man ſach wol gewâfent ſtân // Den ſnellen videlære. · den helm er ûf gebant; // in hêrlîcher varwe · was ſîn wîcgewant: // er bant ouch zeinem ſchafte · ein zeichen, daß was rôt. // ſît kom er mit den künegen · in eine vreislîche nôt. // Dô was tôt des vergen · Gelphrâte komen // mit gewiſſen mæren; · dô hete eß ouch vernomen // Elſe der vil ſtarke: · eß was in beiden leit. // ſi ſanden nâch ir helden: · die wâren ſchiere bereit. // In vil kurzen zîten, · ich wil iuch hœren lân, // ſach man zuo zin rîten, · den ſchaden was getân, // in ſtarken urliugen · vil ungevüegiu her: // der kômen Gelphrâten · wol ſiben hundert oder mêr. // Dô ſi ir grimmen vînden · begunden rîten nâch, // jâ leiten ſi ir hêrren. · den was ein teil ze gâch // nâch den küenen geſten: · ſi wolden anden zorn: // des wart der hêrren vriunde · ſider mêre verlorn. // Dô het von Tronje Hagene · wol gevüeget daß // (wie möhte ſîner mâge · ein helt gehüeten baß?), // er phlac der nâchhuote · mit den ſînen man // und Dancwart ſîn bruoder: · daß was vil wîslîch getân. // In was des tages zerrunnen: · desn heten ſi niht mêr. // er vorhte an ſînen vriunden · leit unde ſêr. // ſi riten under ſchilden · durch der Beier lant. // dar nâch in kurzer wîle · die helde wurden an gerant. // Beidenthalp der ſtrâße · und hinden vaſte nâch // ſi hôrten hüeve klaffen; · dem liute was ſô gâch. // dô ſprach der küene Dancwart: · „man wil uns hie beſtân: // nu binden ûf die helme: · daß iſt rætlîch getân.“ // Si hielten ab ir verte, · als eß muoſe ſîn. // ſi ſâhen in der vinſter · der liehten ſchilde ſchîn. // dône wolde Hagene · niht langer ſi verdagen: // „wer jagt uns ûf der ſtrâße?“ · daß muos im Gelphrât dô ſagen. // Dô ſprach der marcgrâve · ûßer Beier lant: // „wir ſuochen unſer vînde · und haben her nâch gerant. // ich enweiß niht, wer mir hiute · mînen vergen ſluoc. // der was ein helt zen handen: · des iſt mir leide genuoc.“ // Dô ſprach von Tronje Hagene: · „was der verge dîn? // der wolde uns niht vüeren; · des iſt diu ſchulde mîn: // dô ſluoc ich den recken; · deiswâr, des gie mir nôt: // ich het von ſînen handen · nâch den grimmegen tôt. // „Ich bôt im ze miete · golt und ouch gewant, // daß er uns über vuorte, · helt, in dîn lant. // daß zurnder ſô ſêre, · daß er mich dô ſluoc // mit einer ſtarken ſchalten: · des wart ich grimme genuoc. // „Dô kom ich zuo dem ſwerte · und wert im ſînen zorn // mit einer ſtarken wunden: · des wart der helt verlorn. // daß bringe ich iu ze ſuone, · ſwie iuch dunket guot.“ // dô gie eß an ein ſtrîten: · ſi wâren herte gemuot. // „Ich weſſe wol,“ ſprach Gelphrât, · „dô hie vür gereit // Gunther und ſîn geſinde, · daß uns geſchæhe leit // von Hagenen übermüete. · nu ſol er niht geneſen: // vür des vergen ende · muoß der helt hie bürge weſen.“ // Si neicten über ſchilte · ze ſtichen nu diu ſper, // Gelphrât und Hagene: · in was ze ein ander ger. // Elſe unde Dancwart · vil hêrlîchen riten; // ſi verſuohten, wer ſi wâren: · dâ wart vil grimme geſtriten. // Wie möhten ſich verſuochen · immer helde baß? // von einer ſtarken tioſte · hinderß ros geſaß // Hagne der küene · von Gelphrâtes hant. // im braſt daß vürbüege: · des wart im vallen bekant. // Von ir ingeſinde · der krach der ſchefte ſchal. // do erholte ouch ſich dort Hagene, · dâ er was ze tal // komen von dem ſtiche · nider ûf daß gras. // er wæne unſamphtes muotes · wider Gelphrâten was. // Wer in diu ros behielte, · daß iſt mir unbekant. // ſi wâren zuo der erden · komen ûf den ſant, // Hagne unde Gelphrât, · ein ander liefens an. // des hulfen ir geſellen, · daß in wart ſtrîten kunt getân. // Swie bitterlîchen Hagene · zuo Gelphrâte ſpranc, // der edele marcgrâve · des ſchiltes hin im ſwanc // wol gegen einer ellen, · daßß viur drâte dan. // des was vil nâch erſtorben · des künic Guntheres man. // Do begunde er Dancwarten · vil vaſte ruofen an: // „hilfâ, lieber bruoder. · jâ hât mich beſtân // ein helt zuo ſînen handen: · der enlât mich niht geneſen.“ // dô ſprach der küene Dancwart: · „des ſol ich ſcheidære weſen.“ // Der helt dô ſpranc dar nâher · und ſluoc im einen ſlac, // dâ von der hêrre Gelphrât · vor im tôt gelac. // Elſe wolde gerne · rechen dô den man: // er und ſîn geſinde · ſi ſchieden ſchedelîchen dan. // Im was erslagen der bruoder, · ſelbe wart er wunt. // wol ahzec ſîner degene · beliben dâ zeſtunt // mit dem grimmen tôde: · der hêrre muoſe dan // vlühteclîchen wenden · von den Guntheres man. // Dô die von Beier lande · wichen ûß dem wege, // dô hôrt man nâch hellen · die vreislîchen ſlege: // dô jagten die von Troneje · ir vîenden nâch; // die es niht enkelten wânden, · den was allen ze gâch. // Dô ſprach an ir vlühte · Dancwart der degen: // „wir ſuln wider wenden · balde ûf diſen wegen, // und lâße wir ſi rîten: · ſi ſint von bluote naß. // gâhen wir zen vriunden: · in triuwen rât ich iu daß.“ // Dô ſi hin wider kômen, · da der ſchade was geſchehen, // dô ſprach von Tronje Hagene: · „helde, ir ſult beſehen, // wes uns hie gebreſte · oder wen wir hân verlorn // hie in diſme ſtrîte · durch den Gelphrâtes zorn.“ // Si heten vlorn viere; · die muoſen ſi verklagen, // ſi wâren wol vergolten; · dâ wider was erslagen // der von Beier lande · hundert oder baß. // des wâren den von Troneje · ir ſchilde trüebe und bluotes naß. // Ein teil ſchein ûß wolken · des liehten mânen brehen. // dô ſprach aber Hagene: · „niemen ſol verjehen // den mînen lieben hêrren, · waß wir hie haben getân: // lât ſi unz morgen · âne ſorge beſtân.“ // Dô ſi nu nâch in kômen, · die dort ſtriten ê, // dô tete dem ingeſinde · diu müede harte wê. // „wie lange ſul wir rîten?“ · des vrâget manec man. // dô ſprach der küene Dancwart: · „wir mugen niht herbergen hân. // „Ir müeßet alle rîten, · unz eß werde tac.“ // Volkêr der ſnelle, · der des geſindes phlac, // bat den marſchalc vrâgen: · „wâ ſul wir hînte ſîn, // da geraſten unſer mære · und ouch die lieben hêrren mîn?“ // Dô ſprach der küene Dancwart: · „ich enkans iu niht geſagen: // wir mugen niht geruowen, · endß beginne tagen; // ſwâ wirß danne vinden, · dâ legen uns an ein gras.“ // dô ſi diu mære hôrten, · wie leit in ſümelîchen was! // Si beliben unvermeldet · des heißen bluotes rôt, // unz daß diu ſunne · ir liehteß ſchînen bôt // dem morgen über berge, · daß eß der künec geſach, // daß ſi geſtriten hêten; · der helt vil zorneclîchen ſprach: // „Wie nu, vriunt Hagene? · iu wæne verſmâhet daß, // daß ich iu bî wære, · dâ iu die ringe naß // ſus wurden von dem bluote. · wer hât iu daß getân?“ // er ſprach: „daß tet Elſe: · der hete uns nehten beſtân. // „Durch ſînen vergen · wir wurden an gerant. // dô ſluoc Gelphrâten · mînes bruoder hant. // ſît entran uns Elſe: · des twanc in michel nôt: // in hundert und uns viere · beliben dâ in ſtrîte tôt.“ // Wir kunnen niht beſcheiden, · wâ ſi ſich leiten nider. // al die lantliute · die gevrieſchen ſider, // daß ze hove vüeren · der edelen Uoten kint. // ſi wurden wol enphangen · dâ ze Paßßouwe ſint. // Der edelen künege œheim, · der biſchof Pilgrîn, // dem wart vil wol ze muote, · dô die neven ſîn // mit alſô vil recken · kômen in daß lant. // daß er in willec wære, · daß wart in ſchiere bekant. // Si wurden wol enphangen · von vriunden ûf den wegen. // dâ ze Paßßouwe · man kunder niht gephlegen; // ſi muoſen über waßßer, · dâ ſi vunden velt: // dâ ſluogen ûf die knehte · hütten unde rîch gezelt. // Si muoſen dâ belîben · allen einen tac // und ouch die naht mit vollen. · wie ſchône man ir phlac! // dar nâch ſi muoſen rîten · in Rüedegêres lant: // dem kâmen ouch diu mære, · daß was im liebe bekant. // Dô die wegemüeden · ruowe genâmen // unde ſi dem lande · nu nâher quâmen, // dô vundens ûf der marke · ſlâfende einen man, // dem von Tronje Hagene · ein ſtarkeß wâfen an gewan. // Jâ was geheißen Eckewart · der ſelbe rîter guot. // er gewan dar umbe · vil trûrigen muot, // daß er verlôs daß wâfen · von der helde vart. // die Rüedegêres marke · vundens übele bewart. // „Ouwê mir dirre ſchande,“ · ſprach dô Eckewart. // „jâ riuwet mich vil ſêre · der Burgunden vart. // ſît ich verlôs Sîvriden, · ſît was mîn vreude ergân; // ouwê, hêrre Rüedegêr, · wie hân ich wider dich getân.“ // Wol hôrte Hagene · des edelen recken nôt: // er gab im wider ſîn wâfen · und ſehs bouge rôt. // „die habe dir, helt, ze minnen, · daß du mîn vriunt ſîſt; // du biſt ein degen küene, · wie eine du hie gelîſt.“ // „Got lône iu iuwer bouge,“ · ſprach dô Eckewart; // „doch riuwet mich vil ſêre · zen Hiunen iuwer vart. // ir ſluoget Sîvriden; · man iſt iu hie gehaß: // daß ir iuch wol hüetet, · in triuwen rât ich iu daß.“ // „Nu müeße uns Got behüeten,“ · ſprach dô Hagene. // „jan hânt niht mêre ſorge · diſe degene, // wan umb die herberge, · die künege und ir man, // wâ wir in diſme lande · noch hînte nahtſelde hân. // „Diu ros ſint uns vermüedet · ûf den verren wegen // und ſpîſe zerunnen,“ · ſprach Hagene der degen: // „wir vindenß ninder veile: · uns wære wirtes nôt, // der uns hînte gæbe · durch ſîne milte daß brôt.“ // Dô ſprach aber Eckewart: · „ich zeige iu einen wirt, // daß ir zuo hûſe ſelten · baß komen birt, // in deheime lande, · als iu hie mac geſchehen, // ob ir ſnelle degene · wellet Rüedegêren ſehen. // „Der ſitzet bî der ſtrâße · und iſt der beſte wirt, // der ie kom ze hûſe. · ſîn herze tugende birt // alſam der liehte meie · daß gras mit bluomen tuot. // ſô er ſol helden dienen, · ſô iſt er vrœlîch gemuot.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „welt ir mîn bote ſîn, // ob uns welle behalten · durch den willen mîn // mîn lieber vriunt Rüedegêr, · mîn mâge und unſer man? // daß wil ich immer dienen, · ſô ich aller beſte kan.“ // „Der bote bin ich gerne,“ · ſprach dô Eckewart. // mit vil guotem willen · houb er ſich an die vart // und ſeite Rüedegêre, · als er hete vernomen. // im was in langen zîten · niht ſô lieber mære komen. // Man ſach ze Bechlâren · îlen einen degen. // ſelbe erkant in Rüedegêr; · er ſprach: „ûf diſen wegen // dort her gâhet Eckewart, · ein Kriemhilde man.“ // er wânde, daß die vînde · im heten leide getân. // Dô gie er vür die porte, · dâ er den boten vant. // daß ſwert er abe gurte · und leite eß von der hant. // er ſprach zuo dem degene: · „waß habt ir vernomen, // daß ir alſô gâhet? · hât uns ieman iht genomen?“ // „Uns hat geſchadet niemen,“ · ſprach Eckewart zehant; // „mich habent drî künege · her zuoziu geſant: // Gunther von Burgunden, · Gîſelher und Gêrnôt: // der recken ieslîcher · iu ſînen dieneſt her enbôt. // „Daß ſelbe hât ouch Hagene, · dar zuo Volkêr // mit triuwen vlîßeclîchen; · noch ſage ich iu mêr, // daß iu des küneges marſchalc · Dancwart daß enbôt, // daß den guoten knehten · wær iuwer herberge nôt.“ // Mit lachendem munde · ſprach dô Rüedegêr: // „nu wol mich dirre mære, · daß die künege hêr // geruochent mîner dienſte; · der wirt in niht verſeit. // koment ſi mir ze hûſe, · des bin ich vrœlîch gemeit.“ // „Dancwart der marſchalc · hieß iuch wißßen lân, // wen ir ze hûſe · mit in ſoldet hân: // ſehzec ſneller recken · und tûſent rîter guot // und niun tûſent knehte.“ · dô wart er vrœlîch gemuot. // „Nu wol mich dirre geſte,“ · ſprach dô Rüedegêr, // „daß mir koment ze hûſe · diſe recken hêr, // den ich noch vil ſelten · iht gedienet hân. // nu rîtet in enkegene, · beide mâge unde man.“ // Dô îlten zuo den roſſen · rîter unde kneht: // ſwaß in gebôt ir hêrre, · daß dûhtes alle reht. // dô ließens in der dienſte · zogen deſte baß. // eß weſſe niht vrou Gotelint, · diu in ir kemenâten ſaß. // 27. Âventiure // wie ſi ze Bechelâren kômen. Dô gie der marcgrâve, · dâ er die vrouwen vant, // ſîn wîp und ſîne tohter, · und ſeite in zehant // diu lieben mære, · diu er hete vernomen, // daß in ir vrouwen bruoder · dar ze hûſe ſolden komen. // „Vil liebe triutinne,“ · ſprach dô Rüedegêr, // „ir ſult vil wol enphâhen · die edelen künege hêr, // ſô ſi mit ir geſinde · her ze hove gân. // ir ſult ouch ſchône grüeßen · Hagenen Guntheres man. // „Mit in kumt ouch einer, · der heißet Dancwart; // der ander heißet Volkêr, · an zühten wol bewart. // die ſehſe ſult ir küſſen · und diu tohter mîn // und ſult ouch bî den recken · in zühten güetlîchen ſîn.“ // Daß lobten dô die vrouwen · und wâren ſîn bereit: // ſi ſuohten ûß den kiſten · diu hêrlîchen kleit, // dar inne ſi begegene · den recken wolden gân. // dâ wart vil michel vlîßen · von ſchœnen wîben getân. // Gevelſchet vrouwen varwe · vil lützel man dâ vant. // ſi truogen ûf ir houbten · von golde liehtiu bant, // daß wâren ſchapel rîche, · daß in ir ſchœne hâr // zervuorten niht die winde; · ſi wâren hübſch unde clâr. // In ſolhen unmuoßen · ſul wir die vrouwen lân. // hie wart vil michel gâhen · über velt getân // von Rüedegêres vriunden, · dâ man die vürſten vant. // ſi wurden wol enphangen · in des marcgrâven lant. // Dô ſi der marcgrâve · zuo im komen ſach, // ze ſînen lieben geſten · vrœlîch er dô ſprach: // „ſît willekomen, ir hêrren · und al iuwer man. // hie in mîme lande · vil gerne ich iuch geſehen hân.“ // Dô nigen im die recken · mit triuwen âne haß. // daß er in willec wære, · wol erzeigte er daß. // beſunder gruoßter Hagenen: · den het er ê bekant; // ſam tet er Volkêren · ûßer Burgunden lant. // Er enphie ouch Dancwarten. · dô ſprach der küene degen: // „ſît ir uns welt beruochen, · wer ſol danne phlegen // unſeres ingeſindes · von Wormeß über Rîn?“ // dô ſprach der marcgrâve: · „die angeſt ſult ir lâßen ſîn. // „Eß wirdet wol behalten, · ſwaß ir in daß lant // habt mit iu gevüeret, · ros, ſilber und gewant, // dem ſhaffe ich ſolhe huote, · daß ſîn niht wirt verlorn, // daß iu ze ſchaden bringe · gegen einem halben ſporn. // „Spannet ûf, ir knehte, · die hütten an daß velt; // ſwaß ir hie verlieſet, · des wil ich weſen gelt: // ziehet ab die zoume, · diu ros lâßet gân.“ // daß het in wirt deheiner · dâ vor vil ſelten getân. // Des vreuten ſich die geſte. · dô daß geſchaffet was, // die hêrren riten dannen. · ſich leiten in daß gras // über al die knehte: · ſi heten guot gemach. // ich wæn, in an der verte · nie ſô ſamfte geſchach. // Diu edel marcgrâvinne · vür die burc was gegân // mit ir ſchœnen tohter. · dô ſach man bî ir ſtân // minneclîche vrouwen · und manec ſchœne meit: // die truogen vil der bouge · unde hêrlîchiu kleit. // Daß edele geſteine · lûhte verre dan // ûß ir vil rîchen wæte: · ſi wâren wol getân. // dô kômen ouch die geſte · und erbeißten ſâ zehant. // hei, waß man grôßer zühte · an den von Burgunden vant! // Sehs und drîßec meide · und ander manec wîp, // den was wol ze wunſche · geſchaffen der lîp: // die giengen in enkegene · mit manegem küenen man. // dô wart ſchône grüeßen · von edelen wîben getân. // Diu marcgrâvinne kuſte · die künege alle drî: // alſam tet ir tohter. · dô ſtuont Hagene bî. // ir vater hieß in küſſen: · dô blicte ſi in an: // er dûhte ſi ſô vorhtlîch, · daß ſiß vil gerne hete lân. // Doch muoſte ſi dâ leiſten, · daß ir der wirt gebôt. // gemiſchet wart ir varwe, · bleich unde rôt. // ſi kuſte ouch Dancwarten, · dar nâch den ſpilman: // durch ſînes lîbes ellen · wart im daß grüeßen getân. // Diu junge marcgrâvinne · nam bî der hant // Gîſelher den jungen · von Burgunden lant: // alſam tet ir muoter · Gunther den küenen man. // ſi giengen mit den helden · vil harte vrœlîchen dan. // Der wirt gie bî Gêrnôte · in einen wîten ſal. // rîter unde vrouwen · geſâßen dâ ze tal. // dô hieß man balde ſchenken · den geſten guoten wîn. // jâ endorften nimmer · helde baß gehandelt ſîn. // Mit lieben ougen blicken · wart geſehen an // Rüedegêres tohter: · diu was ſô wol getân. // jâ trûtes in den ſinnen · vil manec rîter guot; // daß kunde ouch ſi verdienen: · ſi was vil hôhe gemuot. // Si gedâhten, ſwes ſi wolden; · des enmoht ab niht geſchehen. // hin und her widere · wart dâ vil geſehen // an meide und an vrouwen: · der ſaß dâ genuoc. // der edele videlære · dem wirte holden willen truoc. // Nâch gewonheite · ſô ſchieden ſi ſich dâ: // rîter unde vrouwen · die giengen anderswâ. // dô rihte man die tiſche · in dem ſale wît; // den unkunden geſten · man diende willeclîche ſît. // Durch der geſte liebe · hin ze tiſche gie // diu edele marcgrâvinne; · ir tohter ſi dô lie // belîben bî den kinden, · dâ ſi von rehte ſaß. // die geſte ir niht enſâhen: · ſi muote wærlîchen daß. // Dô ſi getrunken hêten · und geßßen über al, // dô wîſete man die ſchœnen · wider in den ſal. // gemelîcher ſprüche · wart dâ niht verdeit: // der reite vil dô Volkêr, · ein degen küene und gemeit. // Dô ſprach offenlîchen · der ſelbe ſpilman: // „vil rîcher marcgrâve, · Got hât an iu getân // vil genædeclîchen, · wan er iu hât gegeben // ein wîp ſô rehte ſchœne, · dar zuo ein wünneclîcheß leben. // „Ob ich ein vürſte wære,“ · ſprach der ſpilman, // „und ſolde tragen krône, · ze wîbe wolde ich hân // iuwer ſchœne tohter: · des wünſchete mir der muot. // diu iſt minneclîch ze ſehene, · dar zuo edel unde guot.“ // Dô ſprach der marcgrâve: · „wie möhte daß geſîn, // daß immer künic gerte · der lieben tohter mîn? // wir ſîn hie ellende · beide, ich und mîn wîp, // und haben niht ze gebene: · waß hilfet danne ir ſchœner lîp?“ // Des antwurte Gêrnôt, · der wol gezogene man: // „und ſolde ich triutinne · nâch mîme willen hân, // ſô wolde ich ſolhen wîbes · immer werden vrô.“ // des antwurte Hagene · harte zühteclîchen dô: // „Nu ſol mîn hêrre Gîſelher · nemen doch ein wîp: // eß iſt ſô hôher mâge · der marcgrâvinne lîp, // daß wir ir gerne dienden, · ich und ſîne man, // und ſoldes under krône · dâ zen Burgunden gân.“ // Diu rede Rüedegêren · dûhte harte guot // und ouch Gotelinde: · jâ vreute ſi in den muot. // ſît truogen an die helede, · daß ſi ze wîbe nam // Gîſelher der edele, · als eß künege wol gezam. // Swaß ſich ſol gevüegen, · wer mac daß underſtên? // man bat die juncvrouwen · hin ze hove gên: // dô ſwuor man im ze gebene · daß wünneclîche wîp: // dâ lobte ouch er ze minnen · ir vil minneclîchen lîp. // Man beſchiet der juncvrouwen · bürge unde lant. // des ſichert dâ mit eiden · des edelen küneges hant // und der hêrre Gêrnôt, · daß wurde daß getân. // dô ſprach der marcgrâve: · „ſît ich der bürge niht enhân, // „Sô ſol ich iu mit triuwen · immer weſen holt. // ich gibe zuo mîner tohter · ſilber unde golt, // ſô hundert ſoumære · meiſt mügen tragen, // daß eß iu helden · nâch êren müge wol behagen.“ // Dô hieß man ſi beide · ſtên an einen rinc // nâch gewonheite. · vil manec jungelinc // in vrœlîchem muote · ir zegagene ſtuont: // ſi gedâhten in ir ſinnen, · ſô noch die tumben gerne tuont. // Dô man begunde vrâgen · die minneclîchen meit, // ob ſi den recken wolde, · ein teil was eß ir leit; // doch dâhte ſi ze nemene · den wætlîchen man. // ſi ſchamte ſich der vrâge, · ſô manec meit hât getân. // Ir riet ir vater Rüedegêr, · daß ſi ſpræche jâ // und daß ſi in gerne næme: · vil ſchiere dô was dâ // mit ſînen wîßen handen, · der ſi umbeslôß, // Gîſelher der junge; · ſwie lützel ſi ſîn doch genôß. // Dô ſprach der marcgrâve: · „ir edelen künege rîch, // als ir nu wider rîtet, · daß iſt gewonlîch, // heim zuo ziuren landen, · ſô gib ich iu mîn kint, // daß ir ſi mit iu vüeret,“ · daß gelobten ſi ſint. // Swaß man dâ ſchalles hôrte, · den muoſen ſi doch lân. // man hieß die juncvrouwen · ze kemenâten gân // und ouch die geſte ſlâfen · mit ruowe an den tac. // do bereite man die ſpîſe; · der wirt ir güetlîche phlac. // Dô ſi enbißßen wâren, · ſi wolden dannen varn // gên der Hiunen lande, · „daß hieß ich wol bewarn,“ // ſprach der wirt edele, · „ir ſult noch hie beſtân, // wan ich ſô lieber geſte · ſelten iht gewunnen hân.“ // Des antwurte Dancwart: · „des mac niht geſîn: // wâ næmet ir die ſpîſe, · daß brôt und ouch den wîn, // daß ir ſô manegen recken · noch hînte müeßet hân?“ // dô daß der wirt erhôrte, · er ſprach: „ir ſult die rede lân. // „Mîne vil lieben hêrren, · ir ſult mir niht verſagen; // jâ gib ich iu die ſpîſe · ze vierzehen tagen // mit allem dem geſinde, · daß mit iu her iſt komen. // mir hât der künic Etzel · noch vil wênic iht genomen.“ // Swie ſêre ſi ſich werten, · ſi muoſen dâ beſtân // unz an den vierden morgen. · dô wart dâ getân // von des wirtes milte, · daß verre wart geſeit: // er gap ſînen geſten · beidiu ros unde kleit. // Eß kunde langer niht gewern, · ſi muoſen dannen varn. // Rüedegêr der kunde · wênic iht geſparn // von ſîner milte: · ſwes iemen gerte nemen, // daß verſeiter niemen: · eß muoſe in allen wol gezemen. // Ir edel ingeſinde · brâhte vür daß tor // geſatelt vil der mœre. · dô kom zuo in dâ vor // vil vremder recken: · die truogen ſchilt enhant, // wan ſi wolten rîten · in daß Etzelen lant. // Der wirt dô ſîne gâbe · bôt über al, // ê die edelen geſte · kœmen vür den ſal. // er kunde miltlîche · mit grôßen êren leben: // ſîne tohter ſchœne · het er Gîſelher gegeben. // Dô gab er Gêrnôte · ein wâfen guot genuoc, // daß er ſît in ſtürmen · vil hêrlîchen truoc. // der gâbe im wol gunde · des marcgrâven wîp; // dâ von der guote Rüedegêr · ſît muoſe vlieſen den lîp. // Dô gab er Guntheren, · dem helde lobelîch, // daß wol truoc mit êren · der edel künic rîch, // ſwie er ſelten gâbe enphienge, · ein wâfenlîch gewant. // dar nâch neic Gunther · des edelen Rüedegêres hant. // Gotelint bôt Hagenen, · als ir wol gezam, // ir minneclîche gâbe, · ſît ſi der künic nam, // daß er âne ir ſtiure · zuo der hôhgezît // von ir niht varn ſolde: · doch widerreite er eß ſît. // „Alles, des ich ie geſach,“ · ſprach dô Hagene, // „ſo engerte ich hinnen mêre · niht zuo tragene // niuwan jenes ſchildes · dort an der want: // den wolde ich gerne · vüeren in Etzelen lant.“ // Dô diu marcgrâvinne · Hagenen rede vernam, // eß mande ſi ir leide: · weinens ſi gezam. // dô dâhte ſi vil tiure · an Nuodunges tôt, // den hete erslagen Witege: · dâ von het ſi jâmers nôt. // Si ſprach zuo dem degene: · „den ſchilt wil ich iu geben. // daß wolde Got von himele, · daß er noch ſolde leben, // der in dâ truoc enhende! · der lac in ſturme tôt. // den muoß ich immer weinen: · des gât mir armen wîbe nôt.“ // Diu edel marcgrâvinne · von dem ſedele gie, // mit ir vil wîßen handen · ſi den ſchilt gevie: // diu vrouwe truoc in Hagenen; · er nam in an die hant. // diu gâbe was mit êren · an den recken gewant. // Ein hulft von liehtem phelle · ob ſîner varwe lac. // beßßern ſchilt deheinen · belûhte nie der tac. // von edelem geſteine, · der ſîn hete begert // ze koufen, an der koſte · was er wol tûſent marke wert. // Den ſchilt hieß dô Hagene · von im tragen dan. // dô begunde Dancwart · hin ze hove gân. // dem gab vil rîchiu kleider · des marcgrâven kint, // diu er dâ zen Hiunen · truoc vil vrœlîchen ſint. // Alleß, daß der gâbe · von in wart genomen, // in ir deheines hende · wær ir niht bekomen // wan durch des wirtes liebe, · derß in ſô ſchône bôt. // ſît wurden ſi im ſô vîent, · daß ſi in ſlahen muoſen tôt. // Volkêr der vil ſnelle · mit ſîner videlen dan // gie gezogenlîchen · vür Gotelinde ſtân. // er videlte ſüeße dœne · und ſanc ir ſîniu liet: // dâ mit nam er urloup, · dô er von Bechlâren ſchiet. // Ir hieß diu marcgrâvinne · eine lade tragen, // von vriuntlîcher gâbe · muget ir hœren ſagen: // dar ûß nam ſi zwelf bouge · und ſpien ims an die hant: // „die ſult ir hinnen vüeren · in daß Etzelen lant // „Und ſult durch mînen willen · ſi ze hove tragen: // ſwenne ir wider wendet, · daß man mir müge ſagen, // wie ir mir habet gedienet · dâ ze der hôhzît.“ // des diu vrouwe gerte, · vil wol leiſtete er daß ſît. // Dô ſprach der wirt zen geſten: · „ir ſult deſt ſamfter varn: // ich wil iuch ſelbe leiten · und heißen wol bewarn, // daß iu ûf der ſtraße · niemen müge ſchaden.“ // dô wurden ſîne ſoume · harte ſchiere geladen. // Der wirt wart wol bereitet · mit vünf hundert man, // mit roſſen und mit kleidern: · die vuorte er mit im dan // vil harte vrœlîchen · zuo der hôhgezît; // der einer mit dem lîbe · kom nie ze Bechlâren ſît. // Mit kuſſe minneclîchen · der wirt dô dannen ſchiet: // alſô tet ouch Gîſelher, · als im diu liebe riet. // mit umbesloßßen armen · ſi trûten ſchœniu wîp; // daß muoſe ſît beweinen · vil maneger juncvrouwen lîp. // Dô wurden allenthalben · diu venſter ûf getân. // der wirt mit ſînen mannen · ze roſſen wolde gân. // ich wæn, ir herze in ſeite · diu krefteclîchen leit: // dâ weinde manec vrouwe · und manec wætlîchiu meit. // Nâch ir lieben vriunden · genuoge heten ſêr, // die ſi ze Bechelâren · geſâhen nimmer mêr. // doch riten ſi mit vreuden · nider über ſant // ze tal bî Tuonouwe · in daß Hiuniſche lant. // Dô ſprach zen Burgunden · der rîter vil gemeit, // Rüedegêr der edele: · „jâ ſuln niht verdeit // weſen unſer mære, · daß wir zen Hiunen komen. // im hât der künic Etzel · nie ſo liebes niht vernomen.“ // Ze tal durch Ôſterrîche · vil manec bote reit: // den liuten allenthalben · wart daß wol geſeit, // daß die helde kœmen · von Wormeß über Rîn. // des küneges ingeſinde · kunde eß niht lieber geſîn. // Die boten vür ſtrichen · mit den mæren, // daß die Niblungen · zuo den Hiunen wæren: // „du ſolt ſi wol enphâhen, · Kriemhilt, vrouwe mîn: // dir koment nâch grôßen êren · die vil lieben bruoder dîn.“ // Dô diu küneginne · vernam diu mære, // ir begunde entwîchen · ein teil ir ſwære: // von ir vater lande · kom ir vil manec man, // dâ von der künic Etzel · vil manegen jâmer ſît gewan. // „Nu wol mich mîner vreuden,“ · ſô ſprach Kriemhilt. // „hie bringent mîne mâge · vil manegen niuwen ſchilt // und halſperge wîße: · ſwer nemen welle golt, // der denke mîner leide: · ich wil im immer weſen holt.“ // Si gedâhte tougenlîche: · „noch möhte es werden rât. // der mich an mînen vreuden · alſô gephendet hât, // mag ich daß gevüegen, · eß ſol im leide ergân // ze dirre hôhgezîte, · des ich vil guoten willen hân. // „Ich ſolß alſô ſchaffen, · daß mîn râche ergê // in dirre hôhgezîte, · ſwieß dar nâch geſtê, // an ſînem argen lîbe, · der mir hât genomen // vil der mînen wünne: · des ſol ich nu ze gelte komen.“ // 28. Âventiure // wie Kriemhilt Hagene enphie. Dô die Burgunden · kômen ûf daß velt, // ûf ſluoc man drî künegen · ſô hêrlîch gezelt. // ſi ſtießen ûf ir vanen, · die wârn von golde rôt. // dô weſſen niht die hêrren, · daß in ſô nâhent was der tôt. // Dô gienc diu vrouwe Kriemhilt · an ein zinnen ſtân, // dô ſach ſi ûf dem velde · rîten manegen man. // des vreut ſich tougenlîchen · daß wunderſchœne wîp: // „alrêrſt ſô wirt gerochen · des küenen Sîvrides lîp, // „Der mir ſô mortlîchen · ze tôde wart erslagen; // unz an mîn ende kan ich · in nimmer mê verklagen. // ouwê der grôßen êre, · die ich verloren hân; // eß gelac an vrouwen arme · nie ſô tugenthafter man. // „Sîn vil grôße tugende · macht mir herzeleit: // ſwenne ich dar an gedenke, · als er von mir reit // mit ſô gar geſundem lîp, · ſô mêrt ſich mîn klage: // mir darf niemen wîßen, · ſwaß ich grôßes leides trage. // „Got het mir in zeinem man · ûß aller welt erkorn. // wær tûſent manne tugende · an einem man geborn, // dannoch was ir mêre, · die Sîvrit eine truoc.“ // diu vrouwe klagt vil ſêre, · zuo dem herzen ſi ſich ſluoc. // Schier wurden dem Bernære · diu mære kunt getân. // dô ſach man in vil drâte · über den hof gân, // mit im Hilpranden · nâch rîterlîchen ſiten: // „vil edeliu küneginne, · daß ſult ir lâßen vermiten, // „Daß man iuch ſiht weinen · zuo dirre hôhgezît. // und habt her beſendet · ûß vremden landen wît // vil manegen werden recken · und manegen biderben man: // daß man iuch ſiht weinen, · daß ſtêt iu vil übel an.“ // „Ich mane dich dîner triuwe,“ · ſprach ſi, „hêr Hildebrant, // ob du ie gâbe enphienge · von mîner gebenden hant, // ſô rich mich an Hagene: · jâ gib ich dir mîn golt // und bin mit guoten triuwen · unz an mîn ende dir holt.“ // Dô ſprach der Bernære: · „ir ſît ein übel wîp, // daß ir iuwern mâgen · râtent an den lîp // und habt ſô manegen boten · ze Rîne nâch in geſant: // ſô ſint ſi iu komen ze hûſe · mit vil werlîcher hant. // „Neinâ, hêrre Hildebrant, · ſô liep ich iu ſî, // nu enphâch mir von dem Rîne · die künege alle drî // und heiß ſi ligen ze velde, · unz ſô eß werde tac, // ſô warne ich ſi mit triuwe · des aller beſten, ſô ich mac.“ // Hart gezogenlîchen · reit meiſter Hildebrant, // dâ er die drî künege · von dem Rîne vant: // er enbeißt vil rîterlîchen · und lie ſich ûf diu knie, // daß er die drî künege · von dem Rîne dâ enphie; // „Bis willekomen hêr Gunther, · künic von dem Rîn: // ſam ſî hêr Gêrnôt, · der liebe bruoder dîn, // und Gîſelher der junge · und Hagen ein ſtarker man // und manec ſneller recke, · der ich aller niht genennen kan. // „Iu enpiut der Bernære, · der liebe hêrre mîn, // vriuntſchaft und hulde · und ganzen dieneſt ſîn // und heißt iuch ligen ze velde, · unz eß werde tac: // ſô warnt er iuch mit triuwen · des aller beſten, ſô er mac. // „Got müeße iuch behüeten · vor aller ſlahte nôt: // vor vierthalbem jâre · was iu bereit der tôt. // eß hat iur ſweſter Kriemhilt · geſworn vil manegen eit, // daß ſi an iu wil rechen · ir vil grôßiu herzeleit. // „Er enpiut iu, daß ir mîdet, · als lieb iu ſî daß leben, // daß niuwe hûs bî der Tuonouwe · iſt iu herberge geben: // daß ſult ir mir gelouben, · und kœme iur dar ein her, // ir müeſtent al erſterben · und kœm iur keiner ze wer. // „Dâ ligent in drî rôre, · diu ſint innân hol, // diu ſint geworht ſchône · mit ſwebel und mit kol: // diu ſol man anzünden, · ſô die diſche ſint bereit. // dâ vor ſolt ir iuch hüeten, · ir ſtolzen helde vil gemeint.“ // Des erſchrac der künic ſêre, · diu rede was im leit. // „nu lôn dir Got, Hildebrant, · daß du uns hâſt geſeit, // daß du hâſt gewarnet · uns ellende man: // ich ſich, wir hie zen Hiunen · lützel triuwe vunden hân.“ // Des erlachten die jungen · und hielten eß vür ſpot. // dô ſprâchen die wîſen: · „dâ vor behüete uns Got. // wir ſîn durch grôße triuwe · geriten in daß lant; // ſi hât vil manegen boten · hin nâch uns ze Rîne geſant.“ // Nu ſprach gezogenlîche · der hêrre Gêrnôt: // „uns hât mîn ſweſter Kriemhilt · geladen in den tôt. // wir ſîn durch grôße triuwe · geriten zuo der ſtat, // wan uns mîn ſchœne ſweſter · von dem Rîn ze hûſe bat.“ // Dô ſprach der videlære, · der küene Volkêr: // „ich bin von dem Rîne · durch gâbe geriten her. // des wil ich mich verßîhen,“ · ſô ſprach der ſpilman; // „ich videle mit dem ſwerte · daß allerbeſte, daß ich kan. // „Ich erzeige in mîne dœne, · ſi müeßen ûf hôher ſtân: // und welnt ſi niht erwinden, · eß mac in ſô ergân, // ich ſlahe in eteslîchem · einen ſwinden gîgenslac, // und hât er liebe mâge, · daß er eß wol klagen mac.“ // Dô Hildebrant der alte · wolte dannen gân, // Gîſelher der junge · bat in ſtille ſtân: // er gab im einen mantel, · den er im zêren truoc: // vür drîßec marc goldes · hete er phandes genuoc. // Dô zim genam den mantel · meiſter Hildebrant, // er reit gezogenlîchen, · da er den von Berne vant: // „ſeht den rîchen mantel, · den ich an mir hân, // den gap mir Gîſelher der junge, · dâ ich von im wolde gân.“ // Dô die Burgunden · kômen in daß lant, // do gevrieſch eß von Berne · der alte Hildebrant. // er ſeite eß ſîme hêrren; · eß was im harte leit: // er bat in wol enphâhen · die rîter küene und gemeit. // Wolfhart der ſnelle · hieß bringen diu marc. // dô reit mit Dietrîche · vil manec degen ſtarc, // dâ er ſi grüeßen wolde, · zuo in an daß velt. // dâ hetens ûf gebunden · vil manec hêrlîch gezelt. // Dô ſi von Tronje Hagene · verriſt rîten ſach, // zuo den ſînen hêrren · gezogenlîch er ſprach: // „nu ſult ir ſnelle recken · von dem ſedele ſtân // und gêt in hin enkegene, · die iuch hie wellent enphân. // „Dort kumt ein hergeſinde, · daß iſt mir wol bekant. // eß ſint vil ſnelle degene · von Amelunge lant. // ſi vüeret der von Berne: · ſi ſint vil hôch gemuot. // nu lât iu niht verſmâhen, · ſwaß man iu dieneſt getuot.“ // Dô ſtuonden von den roſſen, · daß was michel reht, // neben Dietrîche · manc rîter unde kneht. // ſi giengen zuo den geſten, · dâ man die helde vant: // ſi gruoßten minneclîche · die von Burgunden lant. // Dô ſi der hêrre Dietrîch · gên im komen ſach, // lieb unde leide · im dar an geſchach. // er weſte wol diu mære, · ir reiſe was im leit; // er wânde, eß weſte Rüedegêr, · daß erß in hête geſeit. // „Sît willekomen, ir hêrren, · Gunther und Gîſelher, // Gêrnôt unde Hagene; · ſam ſî hêr Volkêr // und Dancwart der ſnelle. · iſt iu daß niht bekant? // Kriemhilt noch ſêre weinet · den helt von Niblunge lant.“ // „Si mac vil lange weinen,“ · ſprach dô Hagene: // „er lît vor manegem jâre · ze tôde erslagene. // den künic von den Hiunen · ſol ſi nu holden haben: // Sîvrit kumt niht widere, · er iſt nu lange begraben.“ // „Die Sîvrides wunden · lâßen wir nu ſtên: // ſol leben mîn vrou Kriemhilt, · ſô mac ſchade ergên.“ // ſô redete von Berne · der hêrre Dietrich. // „trôſt der Niblunge, · dâ vor behüete du dich.“ // „Wie ſol ich mich behüeten?“ · ſprach der künic hêr. // „Etzel uns boten ſande, · waß ſold ich vrâgen mêr? // daß wir zuo im ſolden · rîten in daß lant: // ouch hât uns manec mære · mîn ſweſter Kriemhilt geſant.“ // „Sô wil ich iu gerâten,“ · ſprach aber Hagene, // „bitet iu diu mære · baß ze ſagene // den hêrren Dietrîchen · und ſîne helde guot, // daß ſi iuch lâßen wißßen · der vrouwen Kriemhilde muot.“ // Dô giengen ſunder ſprâchen · die drî künege rîch, // Gunther unde Gêrnôt · und ouch hêr Dietrîch. // „nu ſag uns, von Berne · vil edel rîter guot, // wie dir ſî gewißßen · umb der küneginne muot.“ // Dô ſprach der vogt von Berne: · „waß ſol ich iu ſagen? // wan daß ich alle morgen · weinen hœr unt klagen // mit jæmerlîchen ſinnen · daß Etzelen wîp // dem rîchen Got von himele · des ſtarken Sîvrides lîp.“ // „Eß iſt et unerwendet,“ · ſprach der küene man, // Volkêr der videlære, · „daß wir vernomen hân. // wir ſuln ze hove rîten · und ſuln daß beſehen, // waß uns ſnellen degenen · müge zen Hiunen geſchehen.“ // Die küenen Burgunden · hin ze hove riten: // ſi kômen hêrlîchen · nâch ir landes ſiten. // dô wundert dâ zen Hiunen · vil manegen küenen man // umb Hagnen von Troneje, · wie der wære getân. // Durch daß man ſeite mære, · des was im genuoc, // daß er von Niderlanden · Sîvriden ſluoc, // ſterkeſt aller recken, · vroun Kriemhilde man: // des wart michel vrâgen · ze hove nâch Hagenen getân. // Der helt was wol gewahſen, · daß iſt alwâr, // grôß was er zen brüſten, · gemiſchet was ſîn hâr // mit einer grîſen varwe, · diu bein wârn im lanc, // eislîch ſîn geſiune, · er hete hêrlîchen ganc. // Dô hieß man herbergen · die Burgunden man. // Gunthers geſinde · wart geſundert dan. // daß riet diu küneginne, · diu im vil haßßes truoc: // dâ von man ſît die knehte · an der herberge ſluoc. // Dancwart, Hagenen bruoder, · der was marſchalch; // der künec im ſîn geſinde · vlîßeclîch bevalch, // daß er ir volleclîche · mit ſpîſe ſolde phlegen. // daß tet dô willeclîche · mit triuwe der vil küene degen. // Kriemhilt diu ſchœne · mit ir geſinde gie, // dâ ſi die Niblunge · mit valſchem muote enphie. // ſi kuſte Gîſelheren · und nam in bî der hant. // daß ſach von Tronje Hagene: · den helm er veſter gebant. // „Nâch ſus getânem gruoße,“ · ſô ſprach Hagene, // „mugen ſich verdenken · ſnelle degene; // man grüeßet ſunderlîchen · die künege und ir man: // wir haben niht guoter reiſe · zuo dirre hôhzît getân.“ // Si ſprach: „nu ſît willekomen, · ſwem iuch gerne ſiht: // durch iuwer ſelbes vriuntſchaft · grüeße ich iuch niht. // ſaget, waß ir mir bringet · von Wormeß über Rîn, // dar umbe ir mir ſô grôße · ſoldet willekomen ſîn?“ // „Waß ſint diſiu mære,“ · ſprach dô Hagene, // „daß iu gâbe ſolden · bringen degene? // ich wære wol ſô rîche, · het ich mich baß verdâht, // daß ich iu mîne gâbe · her zen Hiunen hete brâht.“ // „Nu ſult ir mich der mære · mêre wißßen lân, // hort der Niblunge, · war habt ir den getân? // der was doch mîn eigen: · daß iſt iu wol bekant: // den ſoldet ir mir bringen · in daß Etzelen lant.“ // „Entriuwen, mîn vrou Kriemhilt, · des iſt manec tac, // daß ich der Niblunge · hortes nie gephlac. // den hießen mîne hêrren · ſenken in den Rîn: // dâ muoß er wærlîche · unz an daß jungiſte ſîn.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „ich hâns ouch wol gedâht. // ir habt mirs noch vil kleine · her ze lande brâht, // ſwie er mîn eigen wære · und ich ſîn wîlent phlac; // nach im und ſîme hêrren · hân ich manegen leiden tac.“ // „Ich bringe iu den tiuvel,“ · ſprach aber Hagene, // „ich hân an mîme ſchilde · ſô vil ze tragene // und an mîner brünne: · mîn helme der iſt lieht, // daß ſwert an mîner hende: · des enbringe ich iu niht.“ // „Jane rede ichß niht dar umbe, · deich mêre goldes welle gern. // ich hâns ſô vil ze gebene, · deich iuwer gâbe mac enbern. // ein mort und zwêne roube · die mir ſint genomen, // des möhte ich vil arme · noch ze liebem gelte komen.“ // Dô ſprach diu küneginne · zen recken über al: // „man ſol deheiniu wâfen · tragen in den ſal; // ir helde, ir ſult mirs ûf geben: · ich wils behalten lân.“ // „entriuwen,“ ſprach dô Hagene, · „daß wirdet nimmer getân. // „Jane ger ich niht der êren, · vürſten tohter milt, // daß ir zen herbergen · traget mînen ſchilt // und ander mîn gewæfen. · ir ſît ein künegîn. // daß enlêrte mich mîn vater niht: · ich wil ſelbe kamerære ſîn.“ // „Ouwê mîner leide,“ · ſprach vrou Kriemhilt: // „war umbe wil mîn bruoder · und Hagne ſînen ſchilt // niht lâßen behalten? · ſi ſint gewarnôt. // und weſſe ich, wer daß tæte, · ich riete im immer ſînen tôt.“ // Des antwurte ir mit zorne · der hêrre Dietrîch: // „ich binß, der hât gewarnet · die edelen vürſten rîch // und Hagnen den küenen, · den Burgunden man. // nu zuo, vâlandinne, · du ſolt michs niht genießen lân.“ // Des ſchamte ſich vil ſêre · daß Etzelen wîp: // ſi vorhte bitterlîchen · Dietrîches lîp. // ſi gie von im balde, · daß ſi niht enſprach, // wan daß ſi ſwinde blicke · an ir vîende ſach. // Bî henden ſich dô viengen · zwêne degene: // daß eine was hêr Dietrîch, · daß ander Hagene. // dô ſprach gezogenlîchen · der recke vil gemeit: // „iur komen ze den Hiunen · iſt mir wærlîchen leit, // „Durch daß diu küneginne · alſô geſprochen hât.“ // dô ſprach von Troneje Hagen: · „des wirt wol alles rât.“ // ſus reiten mit ein ander · die zwêne küene man. // daß ſach der künic Etzel; · dar umbe er vrâgen began: // „Diu mære ich weſte gerne,“ · ſprach der künic rîch, // „wer jener recke wære, · den dort hêr Dietrîch // ſô vriuntlîch enphâhet. · er treit vil hôhen muot: // ſwer ſîn vater wære, · er mac wol ſîn ein recke guot.“ // Des antwurte dem künege · ein Kriemhilde man: // „er iſt geborn von Troneje, · ſîn vater hieß Aldrîân. // ſwie blîde er hie gebâre, · er iſt ein grimmec man: // ich lâß iuch daß beſchouwen, · daß ich gelogen niene hân.“ // „Wie ſol ich daß erkennen, · daß er ſô grimmec iſt?“ // dannoch er niht weſte · ſô manegen argen liſt, // den ſît diu küneginne · an ir mâgen begie, // daß ſi ir nie deheinen · von den Hiunen komen lie. // „Wol erkande ich Hagenen: · wan er was mîn man. // lop und michel êre · er hie bî mir gewan. // ich machte in ze rîter · und gab im mîn golt. // durch daß er getriuwe was, · des muoſe ich im weſen holt. // „Dâ von ich wol erkenne · alleß Hagnen ſint. // eß wâren mîne gîſel · zwei wætlîchiu kint, // er und von Spâne Walther: · die wuohſen hie ze man. // Hagne ſand ich wider heim; · Walther mit Hiltegunde entran.“ // Er gedâhte lieber mære, · diu wâren ê geſchehen. // ſînen vriunt von Troneje · hete er reht erſehen, // der im in ſîner jugende · vil ſtarkiu dieneſt bôt; // ſît vrumt er im in alter · vil manegen lieben vriunt tôt. // 29. Âventiure // wie Hagene und Volkêr vor Kriemhilde ſal ſâßen. Dô ſchieden ſich die zwêne · recken lobelîch, // Hagene von Troneje · und ouch hêr Dietrîch. // dô blikte über ahſel · der Guntheres man // nâch eime hergeſellen, · den er vil ſchiere gewan. // Dô ſach er Volkêren · bî Gîſelhere ſtên, // den ſpæhen videlære: · er bat in mit im gên, // wan er vil wol erkande · ſînen grimmen muot. // er was an allen tugenden · ein rîter küene unde guot. // Noch ließen ſi die hêrren · ûf dem hove ſtân. // niuwan ſi zwêne aleine · ſach man dannen gân // über den hof vil verre · vür einen palas wît. // die ûß erwelten degene · vorhten niemannes nît. // Si geſâßen vor dem hûſe · gein eime ſal, // der was Kriemhilde, · ûf eine banc ze tal. // dô lûhte in vor dem lîbe · ir hêrlîch gewant. // genuoge, die daß ſâhen, · hetens gerne bekant. // Alſam tier diu wilden · gekaphet wurden an // die übermüeten helde · von den Hiunen man. // ſi erſach durch ein venſter · daß Etzelen wîp: // des wart aber betrüebet · der ſchœnen Kriemhilde lîp. // Eß mande ſi ir leide, · weinen ſi began. // des hete michel wunder · die Etzelen man, // waß ir ſô rehte ſwære · verrihtet hete ir muot. // ſi ſprach: „daß hât Hagene, · ir helde küene unde guot. // Si ſprâchen zuo der vrouwen: · „wie iſt daß geſchehen? // wan wir iuch niulîche · haben vrô geſehen. // nie niemen wart ſô küene, · derß iu hât getân, // heißet irß uns rechen, · eß ſol im an ſîn leben gân.“ // „Daß wolde ich immer dienen, · ſwer ræche mîniu leit: // alles, deß er gerte, · des wær ich im bereit. // ich biut mich iu ze vüeßen,“ · ſprach des küneges wîp: // „rechet mich an Hagenen, · daß er verlieſe den lîp.“ // Dô garten ſich vil balde · ſehzec küener man: // durch Kriemhilde willen · ſi wolden hin gân // und wolden ſlahen Hagenen, · den vil küenen man, // und ouch den videlære. · daß wart mit râte getân. // Dô diu küneginne · ir ſchar ſô kleine ſach, // in einem grimmen muote · ſi ze den helden ſprach: // „des ir dâ habet gedinge, · des ſult ir abe gân: // ja endurfet ir ſô ringe · Hagenen nimmer beſtân. // „Swie ſtark und ſwie küene · von Troneje Hagne ſî, // noch iſt verre ſterker, · der im dâ ſitzet bî, // Volkêr der videlære: · der iſt ein übel man. // ja enſult ir die helde · niht ſô lîhte beſtân.“ // Dô ſi daß gehôrten, · dô garte ſich ir mêr, // vier hundert recken. · diu küneginne hêr // was des vil genœte, · daß ſi in tæte leit. // dâ von wart ſît den degenen · michel ſorge bereit. // Dô ſi wol gewâfent · ir geſinde ſach, // zuo den ſnellen recken · diu küneginne ſprach: // „nu bîtet eine wîle: · jâ ſult ir ſtille ſtân. // ich wil under krône · ze mînen vîenden gân. // „Und hœret itewîße, · waß mir hât getân // Hagene von Troneje, · Guntheres man: // ich weiß in ſô gemuoten, · daß er mir lougent niht; // ſô iſt ouch mir unmære, · ſwaß im dar umbe geſchiht.“ // Dô ſach der videlære, · ein küene ſpilman, // die edelen küneginne · ab einer ſtiegen gân // nider abeme hûſe. · dô er daß erſach, // Volkêr der küene · zuo ſîme hergeſellen ſprach: // „Nu ſchouwet, vriunt Hagene, · wâ ſi dort here gât, // diu uns âne triuwe · inß lant geladet hât. // in geſach mit küneges wîbe · nie ſô manegen man, // die ſwert enhende trüegen, · alſô ſtrîtlîchen gân. // „Wißßet ir, vriunt Hagene, · ob ſi iu ſîn gehaß? // ſô wil ich iu daß râten, · ir hüetet deſte baß // des lîbes und der êren; · jâ dunket eß mich guot. // als ich mich verſinne, · ſi ſint vil zornec gemuot, // „Und ſint ouch ſumelîche · zen bruſten alſô wît, // ſwer ſîn ſelbes hüeten wil, · der tuo daß enzît. // ich wæn, ſi under ſîden · die veſten prünne tragen. // waß ſi dâ mite meinen, · daß enhœr ich niemen ſagen.“ // Dô ſprach in zornes muote · Hagne der küene man: // „ich weiß wol, daß eß alleß · iſt ûf mich getân, // daß ſi diu liehten wâfen · tragent an der hant; // vor den möht ich gerîten · noch in der Burgunden lant. // „Nu ſaget mir, vriunt Volkêr, · welt ir mir geſtân, // ob mit mir wellent ſtrîten · Kriemhilde man? // daß lâßet ir mich hœren, · als liep als ich iu ſî. // ich won iu immer mêre · mit triuwen dienſtlîchen bî.“ // „Ich hilfe iu ſicherlîchen,“ · ſô ſprach der ſpilman. // „ob ich uns hie engegene · ſæhe den künic gân // mit allen ſînen recken, · die wîle ich leben muoß, // ſo entwîche ich iu durch vorhte · ûß helfe nimmer einen vuoß.“ // „Nu lôn iu Got von himele, · vil edel Volkêr. // ob ſi mit mir ſtrîten, · wes bedarf ich danne mêr? // ſît ir mir helfen wellet, · als ich hân vernomen, // ſô ſuln diſe recken · vil gewerlîchen komen.“ // „Nu ſtê wir von dem ſedele,“ · ſprach der ſpilman: // „ſi iſt ein küneginne: · und lât ſi vür gân. // bieten ir die êre: · ſi iſt ein edel wîp. // dâ mite iſt ouch getiuwert · unſer ietweders lîp.“ // „Nein, durch mîne liebe,“ · ſprach dô Hagene. // „ſô wolden ſich verſinnen · diſe degene, // daß ichß durch vorhte tæte, · und ſolde ich hin gên. // ine wil durch ir deheinen · nimmer von dem ſedel ſtên. // „Jâ zimet eß uns beiden · zwâre lâßen baß. // zwiu ſold ich den êren, · der mir iſt gehaß? // daß getuon ich nimmer, · die wîl ich hân den lîp: // jane ruoche ich, waß mich nîdet · des künic Etzelen wîp.“ // Der übermüete Hagene · leit über ſîniu bein // ein vil liehteß wâfen, · ûß des knophe ſchein // ein vil liehter jaſpis · grüener denne ein gras. // wol erkande eß Kriemhilt, · daß eß Sîvrides was. // Dô ſi daß ſwert erkande, · dô gie ir trûrens nôt. // daß gehilz was guldîn, · diu ſcheide ein borte rôt, // eß mande ſi ir leide: · weinen ſi began; // ich wæne, eß hete dar umbe · der küene Hagne getân. // Volkêr der ſnelle · zôch nâher ûf der banc // einen videlbogen ſtarken, · michel unde lanc, // gelîch eime ſwerte, · ſcharph unde breit. // dô ſâßen unervorhten · die zwêne recken gemeit. // Nu dûhten ſich ſô hêre · die zwêne küene man, // daß ſi niht enwolden · von dem ſedel ſtân // durch niemannes vorhte. · des gieng in an den vuoß // diu edele küneginne · und bôt in vîntlîchen gruoß. // Si ſprach: „nu ſaget, hêr Hagene, · wer hât nâch iu geſant, // daß ir getorſtet rîten · her in ditze lant, // und ir daß wol erkandet, · waß ir mir habet getân? // hetet ir guote ſinne, · ir ſoldetß billîchen lân.“ // „Nâch mir enſande niemen,“ · ſprach dô Hagene. // „man ladete her ze lande · drîe degene, // die heißent mîne hêrren: · ſô bin ich ir man; // deheiner hovereiſe · bin ich hinder in geſtân.“ // Si ſprach: „nu ſaget mir mêre, · zwiu tâtet ir daß, // daß ir daß habt verdienet, · daß ich iu bin gehaß? // ir ſluoget Sîvriden, · mînen lieben man, // des ich unz an mîn ende · immer mêr ze weinne hân.“ // Er ſprach: „waß ſol des mêre? · der rede iſt nu genuoc. // ich binß et aber Hagene, · der Sîvriden ſluoc, // den helt ze ſînen handen: · wie ſêre er des enkalt, // daß diu vrouwe Kriemhilt · die ſchœnen Prünhilde ſchalt! // „Eß iſt et âne lougen, · küneginne rîch, // ich hân des alles ſchulde, · des ſchaden ſchedelîch. // nu reche eß, ſwer ſô welle, · eß ſî wîp oder man. // ich enwolde iu danne liegen, · ich hân iu leides vil getân.“ // Si ſprach: „daß hœret, recken, · wâ er mir lougent niht // aller mîner leide. · ſwaß im dâ von geſchiht, // daß iſt mir vil unmære, · ir Etzelen man.“ // die übermüeten degene · ſâhen alle ein ander an. // Swer den ſtrît dâ hüebe, · ſô wære dâ geſchehen, // daß man den zwein geſellen · der êren müeße jehen, // wan ſiß in ſtürmen hêten · vil dicke wol getân. // des ſich jene vermâßen, · durch vorhte muoſen ſi daß lân. // Dô ſprach ein der recken: · „wes ſeht ir mich an? // daß ich ê dâ lobete, · des wil ich abe gân, // durch niemannes gâbe · verlieſen mînen lîp. // jâ wil uns verleiten · des künic Etzelen wîp.“ // Dô ſprach dâ bî ein ander: · „des ſelben hân ich muot. // der mir gæbe türne · von rôtem golde guot, // diſen videlære · wolde ich niht beſtân // durch ſîne ſwinde blicke, · die ich an im geſehen hân. // „Ouch erkenne ich Hagenen · von ſînen jungen tagen: // des mac man von dem recken · lîhte mir geſagen. // in zwein und zweinzec ſtürmen · hân ich in geſehen, // dâ vil maneger vrouwen · iſt herzeleit von im geſchehen. // „Er und der von Spâne · trâten manegen ſtîc, // dô ſi hie bî Etzel · vâhten manegen wîc // ze êren dem künege: · des iſt vil geſchehen: // dar umbe ſol man Hagenen · der êren billîchen jehen. // „Dannoch was der recke · ſîner jâre ein kint, // daß dô die tumben wâren, · wie grîſe die nu ſint. // nu iſt er komen ze witzen · und iſt ein grimmec man; // ouch treit er Balmungen, · daß er übele gewan.“ // Dâ mite was geſcheiden, · daß niemen dâ enſtreit. // dô wart der küneginne · vil herzenlîchen leit. // die helden kêrten dannen; · jâ vorhten ſi den tôt // von dem videlære: · des gie in ſicherlîchen nôt. // Wie dicke man durch vorhte · manegiu dinc verlât, // ſwâ ſô vriunt bî vriunde · güetlîchen ſtât! // und hât er guote ſinne, · daß er ſîn niht entuot, // ſchade vil maneges mannes · wirt von ſinnen wol behuot. // Dô ſprach der küene Volkêr: · „wir hân daß wol erſehen, // daß wir hie vinden vînde, · als wir ê hôrten jehen. // wir ſuln zuo den künegen · hin ze hove gân, // ſo entar unſer hêrren · mit ſtrîte niemen beſtân.“ // „Nu wil ich iu volgen,“ · ſprach dô Hagene. // ſi giengen, dâ ſi vunden · vil der degene // in grôßem antphange · noch an dem hove ſtân. // Volkêr der küene · vil lûte ſprechen began. // Er ſprach zuo ſînen hêrren: · „wie lange welt ir ſtên, // daß ir iuch lâßet dringen? · ir ſult ze hove gên // und hœret an dem künege, · wie der ſî gemuot.“ // dô ſach man ſich geſellen · die helde küene unde guot. // Der vürſte von Berne · der nam an die hant // Gunthern den vil rîchen · von Burgunden lant; // Irnvrit nam Gêrnôten, · den vil küenen man; // dô ſach man Gîſelheren · ze hove mit ſînem ſweher gân. // Swie iemen ſich geſellete · und ouch ze hove gie, // Volkêr und Hagene · geſchieden ſich nie // niuwan in eime ſturme · unz an ir endes zît. // daß muoſen edele vrouwen · beweinen grœßlîchen ſît. // Dô ſach man mit den künegen · hin ze hove gân // ir edelen ingeſindes · tûſent küener man, // dar über ſehzec recken: · die wâren mit in komen, // die hete in ſîme lande · der küene Hagene genomen. // Hâwart und Îrinc, · zwêne ûß erwelte man, // ſach man geſelleclîchen · bî den künegen gân. // Dancwart und Wolfhart, · ein tiuwerlîcher degen, // die ſach man grôßer tugende · vor den anderen phlegen. // Dô der vogt von Rîne · in den palas gie, // Etzel der rîche · daß langer niht enlie, // er ſpranc von ſîme ſedele, · als er in komen ſach. // ein gruoß ſô rehte ſchœne · von künege nie mêr geſchach. // „Sît willekomen, hêr Gunther · und ouch hêr Gêrnôt // und iuwer bruoder Gîſelher, · mîn dienſt ich iu enbôt // mit triuwen willeclîchen · ze Wormeß über Rîn, // und alleß daß gedigene · daß ſol mir willekomen ſîn. // „Nu ſît uns grôße willekomen, · ir zwêne degene, // Volkêr der vil küene · und ouch Hagene, // mir und mîner vrouwen · her in ditze lant: // ſi hât iu boten manegen · hin ze Rîne geſant.“ // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „des hân ich vil vernomen. // wær ich durch mîne hêrren · zen Hiunen niht enkomen, // ſô wær ich iu zen êren · geriten in daß lant.“ // dô nam der wirt edele · die lieben geſte bî der hant. // Er brâhte ſi zem ſedele, · dâ er ê ſelbe ſaß. // dô ſchancte man den geſten, · mit vlîße tet man daß, // in wîten goldes ſchâlen · met, môraß unde wîn // und bat die ellenden · grôße willekomen ſîn. // Dô ſprach der künic Etzele: · „daß wil ich iu verjehen, // mir enkunde in dirre werlde · lieber niht geſchehen // danne an iu helden, · daß ir mir ſît bekomen. // des iſt der küneginne · vil michel trûren benomen. // „Mich nimt des immer wunder, · waß ich iu habe getân, // ſô manegen gaſt vil edele, · den ich gewunnen hân, // daß ir nie geruohtet · komen in mîniu lant. // daß ich iuch nu geſehen hân, · deiſt mir ze vreuden gewant.“ // Des antwurte Rüedegêr, · ein rîter hôch gemuot: // „ir mugt ſi ſehen gerne, · ir triuwe diu iſt guot, // der mîner vrouwen mâge · ſô ſchône kunnen phlegen. // ſi bringent iu ze hûſe · manegen wætlîchen degen.“ // An ſunewenden âbent · die hêrren wâren komen // in Etzeln hof des rîchen. · vil ſelten iſt vernomen // von alſô hôhem gruoße, · als er die helde enphie. // dar nâch er zuo den tiſchen · mit in vil vrœlîche gie. // Ein wirt bî ſînen geſten · ſchôner nie geſaß. // man gab in volleclîchen · trinken unde maß: // alles, des ſi gerten, · des was man in bereit. // man hete von den helden · vil michel wunder geſeit. // Etzel der rîche · het an bou geleit // ſînen vlîß koſtenlîche · mit grôßer arebeit: // palas unde türne, · kemenâten âne zal // in einer wîten bürge · und einen hêrlîchen ſal. // Den het er heißen bouwen · lanc, hôch und wît, // durch daß ſô vil der recken · in ſuohte zaller zît, // ân ander ſîn geſinde · zwelf rîche künege hêr // und vil der werden degene · het er zallen zîten mêr, // Denne künic ie gewünne, · als ich vernomen hân. // er lebte in hôher wünne · von mâgen unde man. // ſchallen unde dringen · het der vürſte guot // von manegem ſnellen degene: · des ſtuont im hôhe der muot. // 30. Âventiure // wie ſi der ſchiltwaht phlâgen. Der tac hete nu ende · und nâhet in diu naht. // die wegemüeden recken · ir ſorge an vaht, // wanne ſi ſolden ruowen · und an ir bette gân. // daß bereite Hagene: · eß wart in ſchiere kunt getân. // Gunther ſprach ze dem wirte: · „Got lâße iuch wol geleben; // wir wellen varn ſlâfen: · ir ſult uns urloup geben. // ſwenne ir daß gebietet, · ſô kome wir morgen vruo.“ // er ſchiet von ſînen geſten · harte vrœlîchen duo. // Dringen allenthalben · die geſte man dô ſach. // Volkêr der küene · zuo den Hiunen ſprach: // „wie geturret ir den recken · vür die vüeße gân? // und welt ir iuchs niht mâßen, · ſô wirt iu leide getân. // „Sô ſlah ich eteslîchem · ſô ſwæren gîgen ſlac, // hât er getriuwen iemen, · daß erß beweinen mac. // wan wîchet ir uns recken? · jâ dunket eß mich guot. // eß heißent alleß degene · und ſint gelîche niht gemuot.“ // Dô der videlære · ſô zorneclîchen ſprach, // Hagene der küene · über ahſel ſach. // er ſprach: „iu râtet rehte · der küene ſpilman. // ir Kriemhilde helde · ſult ze herberge gân. // „Des ir dâ habt gedingen, · ich wæne, eß ieman tuo. // welt ir iht beginnen, · ſô kumet uns morgen vruo // und lât uns wegemüeden · hînte haben gemach: // jâ wæn eß von helden · mit ſolhem willen ie geſchach.“ // Dô brâhte man die geſte · in einen wîten ſal, // den vunden ſi berihtet · den recken über al // mit vil rîchen betten · lanc unde breit. // in riet diu küneginne · diu aller grœßiſten leit. // Manegen kolter ſpæhe · von Arraß man dâ ſach // von vil liehten phellen · und manec bette dach // von Arâbiſchen ſîden, · ſô ſi beſte kunden ſîn; // dar ûfe lâgen lîſten, · die gaben hêrlîchen ſchîn. // Declachen hermîn · vil manegiu man dâ ſach // und von ſwarzem zobele, · dar under ſi ir gemach // des nahtes ſchaffen ſolden · unz an den liehten tac. // ein künec mit ſîme geſinde · nie ſô hêrlîch gelac. // „Ouwê der nahtſelde,“ · ſprach Gîſelher daß kint, // „und ouwê mîner vriunde, · die mit uns komen ſint. // ſwie eß uns mîn ſweſter · ſô güetlîch erbôt, // ich vürhte, wir müeßen alle · von ir ſchulden ligen tôt.“ // „Nu lât iuwer ſorgen,“ · ſprach Hagene der degen. // „ich wil der ſchiltwache · noch hînte ſelbe phlegen. // ich trouwe iuch wol behüeten, · unz uns kumet der tac. // des ſît gar ân angeſt: · ſô geneſe, ſwer der mac.“ // Dô nigen ſi im alle · und ſeiten im des danc. // ſi giengen zuo den betten. · diu wîle was niht lanc, // daß ſich geleit hêten · die wætlîchen man. // Hagene der küene · der helt ſich wâfen began. // Dô ſprach der videlære, · Volkêr der degen: // „verſmâhetß iu niht, Hagene, · ſô wold ich mit iu phlegen // hînt der ſchiltwache · unz morgen vruo.“ // der helt vil minneclîchen · dancte Volkêre duo. // „Nu lône iu Got von himele, · vil lieber Volkêr. // zallen mînen ſorgen · ſone gerte ich niemen mêr // niuwan iuch aleine, · ſwâ ich hete nôt. // ich ſol eß wol verdienen, · mich enwendes der tôt.“ // Dô garten ſi ſich bêde · in liehteß ir gewant. // dô nam ir ietwedere · den ſchilt an ſîne hant // und giengen ûß dem hûſe · vür die tür ſtân. // dô phlâgen ſi der geſte: · daß was mit triuwen getân. // Volkêr der ſnelle · zuo des ſales want // ſînen ſchilt den guoten · leint er von der hant. // dô gie er hin widere, · ſîn gîgen er genam: // dô diende er ſînen vriunden, · als eß dem helde gezam. // Under die tür des hûſes · ſaß er ûf den ſtein. // küener videlære · wart noch nie dehein. // dô im der ſeiten dœnen · ſô ſüeßlîch erklanc, // die ſtolzen ellenden · die ſeitens Volkêre danc. // Dô klungen ſîne ſeiten, · daß al daß hûs erdôß: // ſîn ellen zuo der vuoge · diu wâren beidiu grôß. // ſüeßer unde ſenfter · gîgen er began: // do enſwebete er an den betten · vil manegen ſorgenden man. // Dô ſi entslâfen wâren · und er daß ervant, // dô nam der degen widere · den ſchilt an die hant // und gie ûß dem gademe · vür die türe ſtân // und huote ſîner vriunde · vor den Kriemhilde man. // Des nahtes wol enmitten, · ine weiß, eß ê geſchach, // Volkêr der vil küene · ſchînen helmen ſach // verre ûß einer vinſter: · die Kriemhilde man // wolden an den geſten · ſchaden gerne hân getân. // Ê Kriemhilt diſe recken · hete dan geſant, // ſi ſprach: „ob irs ſô vindet, · durch Got ſô ſît gemant, // daß ir dâ ſlahet niemen · wan den einen man, // den ungetriuwen Hagenen; · die andern ſult ir leben lân.“ // Dô ſprach der videlære: · „vriunt, her Hagene, // uns zimt diſiu ſorge · enſamt ze tragene. // ich ſihe gewâfent liute · vor dem hûſe ſtên: // als ich mich verſinne, · ich wæne, ſi wellent uns beſtên.“ // „Nu ſwîget,“ ſprach dô Hagene, · „lât ſi her nâher baß. // ê ſi unſer werden innen, · ſô wirt hie helmevaß // verrucket mit den ſwerten · von unſer zweier hant: // ſi werdent Kriemhilde · hin wider übele geſant.“ // Ein der Hiunen recken · vil ſchiere daß geſach, // diu tür was behüetet: · wie balde er dô ſprach: // „des wir dâ heten willen, · jane mag es niht ergân: // ich ſihe den videlære · an der ſchiltwache ſtân. // „Der treit ûf ſîme houbte · einen helmen glanz, // lûter unde herte, · ſtarc unde ganz. // ouch lohent im die ringe, · ſam daß viuwer tuot. // bî im ſtêt ouch Hagene: · des ſint die geſte wol behuot.“ // Zehant ſi kêrten widere. · dô Volkêr daß erſach, // wider ſînen geſellen · er zorneclîchen ſprach: // „nu lât mich zuo den recken · von dem hûſe gân: // ich wil vrâgen mære · der vrouwen Kriemhilde man.“ // „Nein, durch mîne liebe,“ · ſprach dô Hagene, // „komt ir von dem hûſe, · die ſnellen degene // bringent iuch mit ſwerten · lîhte in ſolhe nôt, // daß ich iu müeſe helfen, · wærß aller mîner mâge tôt. // „Sô wir danne beide · kœmen in den ſtrît, // ir zwêne oder viere · in einer kurzen zît // ſprungen zuo dem hûſe · und tæten uns diu leit // an den ſlâfenden, · diu nimmer wurden verkleit.“ // Dô ſprach aber Volkêr: · „ſô lât daß geſchehen, // daß wir ſi bringen innen, · daß wir ſi hân geſehen; // daß des iht mugen lougenen · Kriemhilde man, // daß ſi ungetriulîche · vil gerne hêten getân.“ // Zehant dô rief in Volkêr · hin entgegene: // „wes gêt ir ſus gewâfenet, · ſnelle degene? // welt ir ſchâchen rîten, · Kriemhilde man? // dar ſult ir mich ze helfe · und mînen hergeſellen hân.“ // Des antwurte im niemen. · zornec was ſîn muot: // „phî, ir zagen bœſe,“ · ſprach der helt guot, // „wolt ir ſlâfende · uns ermordert hân? // daß iſt ſô guoten helden · noch vil ſelten her getân.“ // Dô wart der küneginne · vil rehte daß geſeit, // daß ir boten niht enwurben: · von ſchulden was ir leit. // dô vuogte ſi eß anders: · vil grimme was ir muot. // des muoſen ſît verderben · helde küene unde guot. // 31. Âventiure // wie die hêrren ze kirchen giengen. „Mir kuolent ſô die ringe,“ · ſô ſprach Volkêr: // „jâ wæn diu naht welle · uns niht wern mêr. // ich kiuſeß an dem lufte, · eß iſt vil ſchiere tac.“ // dô wacten ſi der manegen, · der noch ſlâfende lac. // Dô ſchein der liehte morgen · den geſten in den ſal. // Hagne begunde vrâgen · die Recken über al, // ob ſi zuo dem münſter · ze meſſe wolden gân? // nâch ſiten kriſtenlîchen · man vil liuten began. // Si ſungen ungelîche, · daß dâ vil wol ſchein, // kriſten unde heiden · zugen niht enein. // dô wolden zuo der kirchen · Guntheres man: // ſi wâren von den betten · al gelîche geſtân. // Dô næten ſich die recken · in alſô guot gewant, // daß nie helde mêre · in deheines küneges lant // ie beßßer kleider brâhten. · daß was Hagnen leit: // er ſprach: „jâ ſult ir helde · hie tragen anderiu kleit. // „Jâ ſint iu doch genuogen · diu mære wol bekant. // nu traget vür die rôſen · diu wâfen an der hant, // vür ſchapel wol geſteinet · die liehten helme guot, // ſît wir wol erkennen · der argen Kriemhilde muot. // „Wir müeßen hiute ſtrîten, · daß wil ich iu ſagen. // ir ſult vür ſîden hemde · halſperge tragen // und vür die rîchen mentel · guote ſchilde wît: // ob ieman mit iu zürne, · daß ir vil werlîchen ſît. // „Mîne vil lieben hêrren, · dar zuo mâge unt man, // ir ſult vil willeclîchen · zuo der kirchen gân // und klaget Got dem rîchen · ſorge und iuwer nôt // und wißßet ſicherlîchen, · daß uns nâhet der tôt. // „Irn ſult ouch niht vergeßßen, · ſwaß ir habt getân, // und ſult vil vlîßeclîche · dâ gein Gote ſtân. // ir ſult ſîn gewarnet, · recken alſô hêr: // eß enwelle Got von himele, · ir vernemet meſſe nimmer mêr.“ // Sus giengen zuo dem münſter · die vürſten und ir man. // ûf dem vrônen vrîthove · dâ hieß ſi ſtille ſtân // Hagene der küene, · daß ſi ſich ſchieden niht. // er ſprach: „jâ weiß noch niemen, · waß von den Hiunen geſchiht. // „Leget, mîne vriunde, · die ſchilde vür den vuoß // und geltet, ob iu iemen · biete valſchen gruoß, // mit tiefen verchwunden: · daß iſt der Hagnen rât, // daß ir ſô werdet vunden, · ſam eß iu lobelîchen ſtât.“ // Volkêr unde Hagene · die zwêne giengen ſtân // vür daß wîte münſter: · daß wart durch daß getân, // daß ſi daß wolden vüegen, · daß des küneges wîp // mit in müeſe dringen; · jâ was vil grimmec ir lîp. // Dô kom der wirt des landes · und ouch ſîn ſchœne wîp; // mit rîchem gewande · gezieret was ir lîp // und der vil ſnellen recken, · die man ſach mit ir varn. // dô kôs man hôhe ſtouben · von der küneginne ſcharn. // Dô der künic rîche · alſus gewâfent ſach // die künege und ir geſinde, · wie balde er dô ſprach: // „wie ſihe ich vriunde mîne · under helmen gân? // mir iſt leit ûf mîne triuwe, · und hât in iemen iht getân. // „Ich ſolß in gerne büeßen, · ſwie ſi dunket guot. // hât iemen in beſwæret · daß herze und ouch den muot, // des bringe ich ſi wol innen, · daß eß mir iſt vil leit: // ſwaß ſi mir gebietent, · des bin ich alles in bereit.“ // Des antwurte Hagene: · „uns hât niemen niht getân. // eß iſt ſite mîner hêrren, · daß ſi gewâfent gân // zallen hôhgezîten · ze vollen drin tagen. // waß man uns hie tæte, · wir ſoldenß Etzelen klagen.“ // Vil wol gehôrte Kriemhilt, · waß Hagne geſprach. // wie rehte vîentlîche · ſi im under dougen ſach! // ſine wolde doch niht melden · den ſite von ir lant, // ſwie lange ſi den hête · ze den Burgunden erkant. // Swie grimme und ſwie ſtarke · ſi in vîent wære, // het iemen geſeit Etzelen · diu rehten mære, // er het wol underſtanden, · daß doch ſît geſchach: // durch ir vil ſtarken übermuot · ir deheiner ims verjach. // Dô gie diu küneginne · mit grôßer menege dan. // done wolden diſe zwêne · iedoch niht hôher ſtân // zweier hande breite: · daß was den Hiunen leit. // jâ muoſe ſi ſich dringen · mit den helden vil gemeit. // Etzeln kamerære · die endûhte daß niht guot: // jâ heten ſi den recken · erzürnet dô den muot, // wan daß ſi entorſten · vor dem künege hêr. // dâ was vil michel dringen · und doch niht anderes mêr. // Dô man dô Gote gediende · und daß ſi wolden dan, // vil balde kom ze roſſen · manec Hiunen man. // dô was bî Kriemhilde · vil manec ſchœniu meit; // wol ſiben tûſent degene · bî der küneginne reit. // Kriemhilt mit ir vrouwen · in diu venſter geſaß // zuo Etzeln dem rîchen: · liep was im daß. // ſi wolden ſchouwen rîten · helde vil gemeit. // hei, waß vremder recken · vor in ûf dem hove reit! // Dô was ouch der marſchalc · mit den roſſen komen: // Dancwart der vil küene · hete ze im genomen // ſîns hêrren ingeſinde · von Burgunden lant. // diu ros man wol geſatelet · den küenen Niblungen vant. // Dô ze roſſe kômen · die künege und ir man, // Volkêr der küene · râten daß began, // ſi ſolden buhurdieren · nâch ir landes ſiten. // des wart von den helden · ſît vil hêrlîch geriten. // Der helt het in gerâten, · des ſi doch niht verdrôß; // der buhurt unt daß ſchallen · wurden beide grôß. // ûf den hof vil wîten · kom vil manec man. // Etzel unde Kriemhilt · daß ſelbe ſchouwen began. // Ûf den buhurt kômen · ſehs hundert degene, // Dietrîches recken, · den geſten zegegene. // ſi wolden kurzwîle · mit den Burgunden hân: // het er ins gegunnen, · ſi hetenß gerne getân. // Hei, waß guoter recken · in dâ nâch reit! // dem hêrren Dietrîche · wart daß geſeit. // mit Guntheres mannen · daß ſpil er in verbôt. // er vorhte ſîner manne: · des gie im ſicherlîchen nôt. // Dô die von Berne · geſcheiden wâren dan, // dô kômen von Bechlâren · Rüedegêres man // fünf hundert under ſchilden · vür den ſal geriten. // liep wære dem marcgrâven, · daß ſiß hêten vermiten. // Er kom zuo zin vil balde · gedrungen durch die ſchar // und ſeite ſînen mannen, · ſi wæren des gewar, // daß in unmuote wæren · Guntheres man: // ob ſi den buhurt ließen, · eß wær im liebe getân. // Dô von in geſchieden · die helde vil gemeit, // dô kômen die von Dürengen, · als uns daß iſt geſeit, // und der von Tenemarken · wol tûſent küener man. // von ſtichen ſach man vliegen · vil der trunzûne dan. // Irnvrit unde Hâwart · in den buhurt riten; // ir heten die von Rîne · vil ſtolzlîch erbiten. // ſi buten manege tjoſte · den von Dürengen lant: // des wart von ſtichen dürkel · manec hêrlîcher rant. // Dô kom der hêrre Blœdelîn · mit drin tûſent dar. // Etzel unde Kriemhilt · nâmen ſîn wol war, // wan vor in beiden · diu rîterſchaft geſchach. // diu künegin eß gerne · durch leit der Burgunde ſach. // Si gedâht in ir muote, · als eß was nâch geſchehen: // „geſchæhe iemen leide, · ſô möhte ich mich verſehen, // daß eß erhaben würde: · an den vînden mîn // wurde ich wol errochen, · des wolde ich gar ân angeſt ſîn.“ // Schrûtân unde Gibeke · ûf den buhurt riten, // Râmunc und Hornboge, · nâch Hiuniſchen ſiten. // ſi hielten gein den helden · von Burgunden lant. // die ſchefte dræten hôhe · über des küneges ſales want. // Swes dâ iemen phlæge, · ſô was eß niuwan ſchal. // man hôrte von ſchilde ſtœßen · palas unde ſal // harte lût erdießen · von Guntheres man. // den lop daß ſîn geſinde · mit grôßen êren gewan. // Dô was ir kurzwîle · ſô michel unde grôß, // daß durch die covertiure · der blanke ſweiß dô vlôß // von den guoten roſſen, · diu die helde riten. // ſi verſuochtenß an den Hiunen · mit vil hôhverten ſiten. // Dô ſprach der küene Volkêr, · ein edel ſpilman: // „ich wæne, uns diſe recken · türren niht beſtân. // ich hôrte ie ſagen mære, · ſi wæren uns gehaß: // nu enkunde eß ſich gevüegen · zwâre niender in baß.“ // „Zen herbergen vüeren,“ · ſprach der künic hêr, // „ſol man uns die mœre · und rîten danne mêr // hin gein âbende, · ſô es wirdet zît. // waß, ob diu küneginne · den lop den Burgunden gît?“ // Dô ſâhens einen rîten · ſô weigerlîchen hie, // daß eß al der Hiunen · getet neheiner nie. // jâ moht er in den venſtern · wol haben herzen trût: // er vuor ſô wol gekleidet · ſam eins vil werden rîters brût. // Dô ſprach aber Volkêr: · „wie möht ich daß verlân? // jener trût der vrouwen · muoß ein gepiuße hân. // eß kan nieman geſcheiden, · eß gât im an den lîp: // ja enruoch ich, ob eß zürnet · des künic Etzelen wîp.“ // „Nein, durch mîne liebe,“ · ſprach der künic ſân. // „eß wîßent uns die liute, · ob wir ſi beſtân. // lât eß heben die Hiunen: · daß vüeget ſich noch baß.“ // dannoch der künic Etzel · bî der küneginne ſaß. // „Ich wil den buhurt mêren,“ · ſprach dô Hagene. // „lât die vrouwen ſchouwen · und die degene, // wie wir künnen rîten: · daß iſt guot getân; // man gît doch lop deheinen · des künic Guntheres man.“ // Volkêr der vil ſnelle · den buhurt wider reit. // daß wart ſît maneger vrouwen · grœßlîchen leit. // er ſtach dem rîchen Hiunen · daß ſper durch den lîp: // daß ſach man ſît beweinen · beide meit unde wîp. // Dô rukte hurteclîche · Hagne nâch im dan: // mit ſehzec ſîner degene · rîten er began // nâch dem videlære, · dâ daß ſpil geſchach. // Etzel unde Kriemhilt · eß beſcheidenlîchen ſach. // Done wolden die drî künege · den küenen ſpilman // bî den vîenden · niht âne huote lân. // dâ wart von tûſent helden · vil kunſtlîch geriten. // ſi tâten, daß ſi wolden · in vil hôhverten ſiten. // Dô der rîche Hiune · ze tôde was erslagen, // man hôrte ſîne mâge · rüefen unde klagen. // dô vrâgte al daß geſinde: · „wer hât eß getân?“ // „daß hât der videlære, · Volkêr der küene ſpilman.“ // Nâch ſwerten unde ſchilden · riefen dâ zehant // des marcgrâven mâge · von der Hiunen lant: // ſi wolden Volkêren · ze tôde erslagen hân. // der wirt ûß eime venſter · vil harte gâhen began. // Dô huop ſich von den Hiunen · allenthalben ſchal. // die künege und ir geſinde · erbeißten vür den ſal. // diu ros ze rucke ſtießen · die Burgunden man. // dô kom künic Etzel: · der hêrre eß ſcheiden began. // Ein des Hiunen mâge, · den er bî im vant, // ein vil ſcharfeß wâfen · brach erm ûß der hant: // dô ſluog ers alle widere, · wan im was vil zorn. // „wie hete ich mînen dieneſt · an diſen helden verlorn! // „Ob ir nu diſen ſpileman · hêt dar umbe erslagen, // ich hieß iuch alle hâhen, · daß wil ich iu ſagen. // ich ſach vil wol ſîn rîten, · dô er den Hiunen ſtach, // daß eß âne ſînen willen · von eime ſtrûche geſchach. // „Ir müeßet mîne geſte · vride lâßen hân.“ // dô wart er ir geleite. · diu ros zôch man dan // zuo den herbergen. · ſi heten manegen kneht, // die in mit vlîße wâren · ze allem dienſte gereht. // Der wirt mit ſînen vriunden · in den palas gie: // zorn er mêr deheinen · dâ niht werden lie. // dô rihte man die tiſche, · daß waßßer man in truoc. // dô heten die von Rîne · der ſtarken vînde genuoc. // Swie leit eß Etzeln wære, · gewâfent manege ſchar // ſach man nâch vürſten dringen · und wol ze vlîße gar, // dâ ſi zen tiſchen giengen, · durch der geſte haß. // ir mâc ſi wolden rechen, · ob ſich gevüegen kunde daß. // „Sît ir gewâfent gerner · eßßet danne blôß,“ // ſprach der wirt des landes, · „diu unzuht iſt ze grôß; // ſwer aber mînen geſten · hie tuot deheiniu leit, // eß gêt im an ſîn houbet: · daß ſî iu Hiunen geſeit.“ // Ê die hêrren geſæßen, · des wart harte lanc. // diu Kriemhilde ſorge · ſi ze ſêre twanc. // (ſi ſprach:) „vürſte von Berne, · ich ſuoche dînen rât, // helfe und genâde: · mîn dinc mir angeſtlîche ſtât.“ // Des antwurte ir Hildebrant, · ein recke lobelîch: // „ſwer ſleht die Nibelunge, · der tuot eß âne mich, // durch deheines ſchatzes liebe; · eß mac im werden leit. // ſi ſint noch unbetwungen · die ſnellen rîter gemeit.“ // „Ich wolt et niuwan Hagenen, · der mir hât leit getân, // er morte Sîvriden, · den mînen lieben man. // der in ûß den andern ſchiede, · dem wær mîn golt bereit. // engult es anders iemen, · daß wær mir inneclîchen leit.“ // Dô ſprach aber Hildebrant: · „wie kunde daß geſchehen, // daß man in bî in ſlüege? · ich ließe iuch daß geſehen: // ob man den helt beſtüende, · ſich hüebe lîhte ein nôt, // daß arme unde rîche · dar umbe müeſen ligen tôt.“ // Dô ſprach in ſînen zühten · dar zuo hêr Dietrîch: // „die rede lât belîben, · küneginne rîch; // mir habent iuwer mâge · der leide niht getân, // daß ich die degne küene · mit ſtrîte welle beſtân. // „Diu bete iuch lützel êret, · vil edel vürſten wîp, // daß ir iuwern mâgen · râtet an den lîp. // ſi kômen ûf genâde · her in ditze lant; // Sîvrit iſt unerrochen · vone Dietrîches hant.“ // Dô ſi der untriuwe · an dem Berner niene vant, // dô lobete ſi alſô balde · in Blœdelînes hant // eine wîte marke, · die Nuodunc ê beſaß; // ſît dô ſluog in Dancwart, · daß er der gâbe gar vergaß. // Si ſprach: „du ſolt mir helfen, · hêrre Blœdelîn. // jâ ſint in diſem hûſe · die vîende mîn, // die Sîvriden ſluogen, · den mînen lieben man: // ſwer mir daß hilfet rechen, · dem bin ich immer undertân.“ // Des antwurte ir Blœdel, · dâ er bî ir ſaß: // „jane getar ich dînen mâgen · gerâten keinen haß, // wan ſi mîn bruoder · bî im gerne ſiht: // ob ich ſi beſtüende, · der künec vertrüege mir ſîn niht.“ // „Neinâ, hêrre Blœdel, · ich bin dir immer holt: // jâ gib ich dir ze miete · ſilber unde golt // und eine ſchœne vrouwen, · daß Nuodunges wîp: // ſô maht du gerne triuten · ir vil minneclîchen lîp. // „Daß lant zuo den bürgen · wil ich dir alleß geben, // ſô mahtu, rîter edele, · mit vreuden immer leben, // gewinneſtu die marke, · dâ Nuodunc inne ſaß. // ſwaß ich dir lobe hiute, · mit triuwen leiſte ich dir daß.“ // Dô der hêrre Blœdel · die miete vernam, // und daß im durch ir ſchœne · diu vrouwe wol gezam, // mit ſtrîte wânde er dienen · daß minneclîche wîp. // dar umbe muoſe der recke · dô verlieſen den lîp. // Er ſprach zer küneginne: · „gêt wider in den ſal. // ê es iemen werde inne, · ſô heb ich einen ſchal. // eß muoß erarnen Hagene, · daß er iu hât getân: // ich antwurte iu gebunden · des künic Guntheres man.“ // „Nu wâfent iuch,“ ſprach Blœdel, · „alle, die ich hân. // wir ſuln den vîenden · in die herberge gân. // des wil mich niht erlâßen · daß Etzelen wîp: // dar umbe ſuln wir helde · alle wâgen den lîp.“ // Dô diu küneginne · Blœdelînen lie // in des ſtrîtes willen, · ze tiſche ſi dô gie // mit Etzeln dem künege · und ouch mit ſînen man. // ſi hete ſwinde ræte · an die geſte getân. // Wie ſi ze tiſche giengen, · daß wil ich iu ſagen: // man ſach dâ künege rîche · krône vor ir tragen. // vil manegen hôhen vürſten · und manegen werden degen // die ſach man grôßer zühte · vor der küneginne phlegen. // Der künic ſchuof den geſten · den ſedel überal, // den hôhſten und den beſten · zuozim in den ſal. // den kriſten und den heiden · ir ſpîſe er underſchiet; // man gap genuoc in beiden, · als eß der wîſe künec beriet. // Ir ander ingeſinde · zen herbergen âßen: // den wâren truhſæßen · ze dieneſte lâßen, // die muoſen ir ſpîſe · wol ze vlîße phlegen. // ir wirtſchaft und ir vreude · wart ſît mit jâmer widerwegen. // Dô der ſtrît niht anders · kunde ſîn erhaben, // Kriemhilt leit daß alte · in ir herzen was begraben, // dô hieß ſie tragen ze tiſche · den Etzelen ſun. // wie kund ein wîp durch râche · immer vreislîcher tuon? // Dô giengen an der ſtunde · vier Etzelen man: // ſi truogen Ortlieben, · den jungen künic, dan // zuo der vürſten tiſche, · dâ ouch Hagene ſaß. // des muoſeß kint erſterben · durch ſînen mortlîchen haß. // Dô der künic rîche · ſînen ſun erſach, // zuo ſînen konemâgen · er güetlîchen ſprach: // „nu ſehet, vriunde mîne, · daß iſt mîn einec ſun // und ouch iurer ſweſter: · daß mac iu allen weſen vrun. // „Gevâht er nâch dem künne, · er wirt ein küene man, // rîch und vil edele, · ſtarc und wol getân. // lebe ich deheine wîle, · ich gib im zwelf lant: // ſô mag iu wol gedienen · des jungen Ortliebes hant. // „Dar umbe bite ich gerne · iuch, lieben vriunde mîn, // ſwenne ir ze lande widere · rîtet an den Rîn, // ſô ſult ir mit iu vüeren · iuwer ſweſter ſun // und ſult ouch an dem kinde · vil genædeclîchen tuon. // „Und ziehet in zen êren, · unz er werde man: // hât iu in den landen · iemen iht getân, // daß hilfet er iu rechen, · gewahſet im ſîn lîp.“ // die rede hôrte ouch Kriemhilt, · des künic Etzelen wîp. // „Im ſolden wol getrouwen · diſe degene, // gewüehſe er ze manne,“ · ſô ſprach Hagene: // „doch iſt der künic junge · ſô veiclîch getân: // man ſol mich ſehen ſelten · ze hove nâch Ortliebe gân.“ // Der künec an Hagnen blicte: · diu rede was im leit. // ſwie niht dar umbe redete · der vürſte gemeit, // eß truobte im daß herze · und ſwârte im den muot. // dô was Hagenen wille · niht ze kurzwîle guot. // Eß tet den vürſten allen · mit dem künege wê, // daß Hagne von dem kinde · hete geſprochen ê. // daß ſiß vertragen ſolden, · daß was in ungemach; // ſin weſſen niht der mære, · waß von dem recken ſît geſchach. // Genuoge, die eß hôrten · und im doch wâren gram, // in hêten gern beſtanden; · ouch hete der künec alſam, // torſter von ſînen êren, · ſô wær ers komen in nôt. // ſît tet im Hagene mêre, · er ſluogn vor ſînen ougen tôt. // 32. Âventiure // wie Blœdel mit Dancwart an der herberge ſtreit. Blœdelînes recken · die wâren alle gar. // mit tûſent halſpergen · huoben ſi ſich dar, // dâ Dancwart mit den knehten · ob den tiſchen ſaß. // dâ huop ſich under helden · der aller grœßiſte haß. // Alſô der hêrre Blœdel · vür die tiſche gie, // Dancwart der marſchalc · in vlîßeclîch enphie. // „willekomen her ze hûſe, · mîn hêr Blœdelîn: // jâ wundert mich der mære: · waß ſol diſiu rede ſîn?“ // „Jane darftu mich niht grüeßen,“ · ſô ſprach Blœdelîn, // „wan ditze komen mîneß · muoß dîn ende ſîn // durch Hagenen dînen bruoder, · der Sîvriden ſluoc. // des enkilteſtu zen Hiunen · und ander degene genuoc.“ // „Neinâ, hêrre Blœdel,“ · ſprach dô Dancwart. // „ſô möht uns balde riuwen · diſiu hovevart. // ich was ein wênic kindel, · dô Sîvrit vlôs den lîp: // ine weiß niht, waß mir wîßet · des künic Etzelen wîp.“ // „Ja enweiß ich dir der mære · niht mê ze ſagene; // eß tâten dîne mâge · Gunther und Hagene. // nu wert iuch vil ellenden: · ir kunnet niht geneſen, // ir müeßet mit dem tôde · phant daß Kriemhilde weſen.“ // „So enwelt ir niht erwinden?“ · ſprach dô Dancwart. // „ſô riuwet mich mîn vlêgen, · daß wære baß geſpart!“ // der ſnelle degen küene · von dem tiſche ſpranc, // er zôch ein ſcharpheß wâfen, · daß was michel unde lanc. // Dô ſluoc er Blœdelîne · einen ſwinden ſwertes ſlac, // daß im daß houbt mit helme · vor den vüeßen lac. // „daß ſî dîn morgengâbe,“ · ſprach Dancwart der degen, // „zuo Nuodunges briute, · die du mit minne woldeſt phlegen. // „Man mac ſi morgen mehelen · einem andern man: // wil er die brûtmiete, · dem wirt alſam getân.“ // ein vil getriuwer Hiune · hete im daß geſeit, // daß in diu küneginne · riet ſô grœßlîchiu leit. // Dô ſâhen Blœdelînes man, · ir hêrre lac erslagen; // done wolden ſi den geſten · niht langer daß vertragen. // mit ûferbürten ſwerten · ſi ſprungen vür diu kint // in grimmem muote: · daß gerou vil manegen ſint. // Lûte rief dô Dancwart · al die knappen an: // „ir ſeht wol, edel knehte, · wie eß umb uns wil gân. // nu wert iuch ellenden, · als iuch des twinget nôt, // daß ir vrumeclîche · âne ſchanden liget tôt.“ // Die niht ſwert enhêten, · die reihten vür die banc: // ſi huoben von den vüeßen · vil manegen ſchamel lanc. // der Burgunden knehte · wolden niht vertragen: // dâ wart von ſwæren ſtüelen · durch helme biulen vil geslagen. // Wie grimme ſich dô werten · diu ellenden kint! // ſi triben ûß dem hûſe · die gewâfenden ſint: // doch beleip ir tôt dar inne · fünf hundert oder baß. // dô was daß ingeſinde · von bluote rôt unde naß. // Diſiu ſtarken mære · wurden dan geſeit // Etzelen recken: · eß was in grimme leit, // daß erslagen wære · Blœdel und ſîne man; // daß hete Hagenen bruoder · mit den knehten getân. // Ê eß der künec ervünde, · die Hiunen durch ir haß, // der garten ſich zwei tûſent · oder dannoch baß. // ſi giengen zuo den knehten, · daß muos et alſô weſen, // und ließen des geſindes · ninder einen geneſen. // Die ungetriuwen brâhten · vürß hûs ein michel her. // die ellenden knehte · ſtuonden wol ze wer. // waß half ir baldeß ellen? · ſi muoſen ligen tôt; // dar nâch in kurzen ſtunden · ſich huop ein vreislîcher nôt. // Hie mugt ir hœren wunder · bî ungevüege ſagen: // niun tûſent knehte · die lâgen tôt erslagen, // dar über rîter zwelfe · der Dancwartes man. // man ſach in alterſeine · noch bî den vîenden ſtân. // Der ſchal was geſwiftet, · der dôß was gelegen. // dô blicte über ahſel · Dancwart der degen: // er ſprach: „ouwê der vriunde, · die ich verloren hân. // nu muoß ich leider eine · bî mînen vîenden ſtân.“ // Diu ſwert genôte vielen · ûf ſîn eines lîp: // daß muoſe ſît beweinen · vil maneges heldes wîp. // den ſchilt den ructe er hôher, · den veßßel nider baß: // dô vrumte er vil der ringe · von bluote vließende naß. // „Sô wê mir dirre leide,“ · ſprach Aldrîânes kint. // „nu wîchet, Hiunen recken, · ir lât mich an den wint, // daß der luft erküele · mich ſturmmüeden man.“ // do begunder ân ir willen · in ſtrîte gegen der türe gân. // Alſô der ſtrîtemüede · ûß dem hûſe ſpranc, // waß iteniuwer ſwerte · ûf ſîme helme erklanc! // die niht geſehen hêten, · waß wunders tet ſîn hant, // die ſprungen hin enkegene · dem von Burgunden lant. // „Nu wolde Got,“ ſprach Dancwart, · „möht ich den boten hân, // der mînen bruoder Hagenen · kunde wißßen lân, // daß ich vor diſen recken · ſtên in ſölher nôt! // er hulfe mir von hinnen · oder er gelæge bî mir tôt.“ // Dô ſprâchen Hiunen recken: · „der bote muoſtu ſîn, // ſô wir dich tragen tôten · vür den bruoder dîn. // ſô ſihet im êrſte leide · der Guntheres man. // du hâſt dem künege Etzel · ſô grôßen ſchaden hie getân.“ // Er ſprach: „nu lât daß dröuwen · und wîchet hôher baß: // ja getuon ich eteslîchem · noch die ringe naß. // ich wil diu mære ſelbe · hin ze hove tragen // und wil ouch mînen hêrren · mînen grôßen kumber klagen.“ // Er leidete ſich ſô ſêre · den Etzelen man, // daß ſi in mit den ſwerten · torſten niht beſtân: // dô ſchußßen ſi der gêre · ſô vil in ſînen rant, // daß er in durch die ſwære · muoſe lâßen von der hant. // Dô wândens in betwingen, · dô er niht ſchildes truoc. // hei, waß er tiefer wunden · durch die helme ſluoc! // des muoſe vor im ſtrûchen · manec küener man, // dar umbe lop vil grôßen · der küene Dancwart gewan. // Ze beiden ſînen ſîten · ſprungen ſi im zuo. // jâ kom ir eteslîcher · in den ſtrît ze vruo. // dô gie er vor den vînden, · alſam ein eberswîn // ze walde tuot vor hunden: · wie möht er küener geſîn? // Sîn vart diu wart erniuwet · von heißem bluote naß. // wie kund ein einec recke · geſtrîten immer baß // mit ſînen vîenden, · danne er het getân? // man ſach Hagenen bruoder · ze hove hêrlîchen gân. // Truhſæßen unde ſchenken · die hôrten ſwerte klanc: // vil maneger dô daß trinken · von der hende ſwanc // und etelîche ſpîſe, · die man ze hove truoc. // dô kom im vor der ſtiegen · der ſtarken vînde genuoc. // „Wie nu, ir truhſæßen?“ · ſprach der müede degen, // „jâ ſoldet ir der geſte · vil güetlîchen phlegen // und ſoldet den hêrren · guote ſpîſe tragen // und ließet mich diu mære · mînen lieben hêrren ſagen.“ // Swelher durch ſîn ellen · im vür die ſtiegen ſpranc, // der ſluog er etelîchem · ſô ſwæren ſwertes ſwanc, // daß ſi durch die vorhte · ûf hôher muoſen ſtân. // eß het ſîn ſtarkeß ellen · vil michel wunder getân. // 33. Âventiure // wie Dancwart diu mære ze hove ſînen hêrren brâhte. Alſô der küene Dancwart · under die tür getrat, // daß Etzeln geſinde · er hôher wîchen bat. // mit bluote was berunnen · alleß ſîn gewant; // ein vil ſcharfeß wâfen · truog er blôß an ſîner hant. // Eß was reht in der wîle, · do er kom vür die tür, // daß man Ortlieben · truoc wider unde vür // von tiſche zuo tiſchen · den vürſten wol geborn: // von diſen ſtarken mæren · wart daß kindelîn verlorn. // Vil lûte rief dô Dancwart · einem degene: // „ir ſitzet alze lange, · bruoder Hagene. // iu und Got von himele · klage ich unſer nôt: // rîter unde knehte · ſint an den herbergen tôt.“ // Er rief im hin enkegene: · „wer hât daß getân?“ // „daß hât der hêrre Blœdel · unde ſîne man. // ouch hât ers ſêre enkolten, · daß wil ich iu ſagen: // ich hân mit mînen handen · im ſîn houbet ab geslagen.“ // „Daß iſt ein ſchade kleine,“ · ſprach dô Hagene, // „ſwâ man ſolhiu mære · ſaget von degene, // ob er von recken henden · verliuſet ſînen lîp: // in ſuln deſte ringer · klagen wætlîchiu wîp. // „Nu ſaget mir, lieber bruoder, · wie ſît ir ſô rôt? // ich wæne, ir von wunden · lîdet grôße nôt. // iſt er inder inme lande, · der eß iu hât getân, // in erner der übel tiuvel, · eß muoß im an ſîn leben gân.“ // „Ir ſehet mich wol geſunden: · mîn wât iſt bluotes naß. // von ander manne wunden · iſt mir geſchehen daß, // der ich alſô manegen · hiute hân erslagen, // ob ich des ſwern ſolde, · ine kundeß nimmer geſagen.“ // Er ſprach: „bruoder Dancwart, · ſô hüetet uns der tür, // lât der Hiunen einen · komen niht dervür. // ich wil reden mit den recken, · als uns des twinget nôt: // unſer ingeſinde · lît von in unverdienet tôt.“ // „Sol ich ſîn kamerære,“ · ſprach der küene man, // „alſô rîchen künegen · ich wol gedienen kan: // ſô phlige ich der ſtiegen · nâch den êren mîn.“ // den Kriemhilde degenen · kunde leider niht geſîn. // „Mich nimt des michel wunder,“ · ſprach aber Hagene, // „waß nu hie inne rûnen · die Hiunen degene. // ſi wæn des lîhte enbæren, · der an der tür dâ ſtât // und diu hovemære · geſeit den Burgunden hât. // „Ich hân vernomen lange · von Kriemhilde ſagen, // daß ſi ir herzeleide · wolde niht vertragen. // nu trinken wir die minne · und gelten ſküneges wîn: // der junge voit der Hiunen · der muoß der aller êrſte ſîn.“ // Dô ſluoc daß kint Ortlieben · Hagne der helt guot, // daß im gein der hende · anme ſwerte vlôß das bluot // und der küneginne eß · houbet ſprang in die ſchôß. // dô huop ſich under degenen · ein mort vil grimme unde grôß. // Er ſluog deme meizogen · einen ſwinden ſwertes ſlac // mit beiden ſînen henden, · der des kindes phlac, // daß im daß houbet ſchiere · vor tiſche nider lac. // eß was ein jæmerlîcheß lôn, · daß er dem meizogen wac. // Er ſach vor Etzeln tiſche · einen ſpilman: // Hagne in ſîme zorne · gâhen dar began. // er ſluoc im ûf der gîgen · abe die zeswen hant: // „daß habe dir der botſchefte · in der Burgunden lant.“ // „Sô wê mir mîner hende,“ · ſprach Werbel ſân. // „hêr Hagene von Troneje, · waß hân ich iu getân? // ich kom ûf grôße triuwe · in iuwer hêrren lant. // wie klenk ich nu die dœne, · ſît ich verlorn hân die hant?“ // Hagne ahte ringe, · gevidelter nimmer mêr. // dô vrumt er inme hûſe · diu verchgrimmen ſêr // an den Etzeln recken, · der er ſô vil ersluoc. // dô brâhte er in dem gademe · ze tôde recken genuoc. // Volkêr der vil ſnelle · von dem tiſche ſpranc: // ein videlboge im lûte · an ſîner hant erklanc. // dô videlte ungevuoge · Gunthers ſpilman. // hei, waß er im ze vînde · der küenen Hiunen gewan! // Ouch ſprungen von den tiſchen · die drîe künege hêr. // ſi woldenß gerne ſcheiden, · ê ſchade geſchæhe mêr. // ſine mohtenß mit ir ſinnen · dô niht underſtân, // dô Volkêr unde Hagene · ſô ſêre wüeten began. // Dô ſach der voit von Rîne · ungeſcheiden den ſtrît: // dô ſluoc der vürſte ſelbe · manege wunden wît // durch die liehten ringe · den vîenden ſîn. // eß was ein helt zen handen, · daß wart dâ grœßlîche ſchîn. // Dô kom ouch zuo dem ſtrîte · der ſtarke Gêrnôt: // jâ vrumte er der Hiunen · vil manegen helt tôt // mit eime ſcharfen ſwerte, · daß im gap Rüedegêr. // den Etzelen recken · tet er diu gremlîchen ſêr. // Der junge ſun vroun Uoten · zuo dem ſtrîte ſpranc: // ſîn wâfen hêrlîchen · durch die helme ranc // den Etzelen recken · ûßer Hiunen lant; // dâ tet vil michel wunder · des küenen Gîſelheres hant. // Swie vrum ſi alle wâren, · die künege und ouch ir man, // doch ſach man vor in allen · Volkêren ſtân // gein den vîenden; · eß was ein helt guot: // er vrumte mit wunden · manegen vallen in daß bluot. // Ouch werten ſich vil ſêre · die Etzelen man. // dô ſach man die geſte · houwende gân // mit den vil liehten ſwerten · durch des küneges ſal. // man hôrte allenthalben · von wuofe grœßlîchen ſchal. // Dô wolden die dar ûße · zir vriunden ſîn dar in: // die nâmen an den türen · vil kleinen gewin. // dô wæren die dar inne · vil gerne vür den ſal: // Dancwart ließ ir deheinen · die ſtiegen ûf noch ze tal. // Des huop ſich vor den türen · vil ſtarker gedranc // und ouch von den ſwerten · grôßer helmklanc. // des kom der küene Dancwart · in eine grôße nôt: // daß beſorgete ſîn bruoder, · als im ſîn triuwe gebôt. // Vil lûte rief dô Hagene · Volkêren an: // „ſeht ir dort, geſelle, · mînen bruoder ſtân // vor Hiuniſchen recken · under ſtarken ſlegen? // vriunt, nert mir den bruoder: · wir verlieſen den degen.“ // „Daß tuon ich ſicherlîchen,“ · ſprach der ſpilman. // er begunde videlunde · durch den palas gân: // ein herteß ſwert im ofte · an ſîner hant erklanc. // die recken von Rîne · im ſeiten grœßlîchen danc. // Volkêr der küene · zuo Dancwarte ſprach: // „ir habt erliten hiute · vil grôßen ungemach. // mich bat iuwer bruoder · durch helfe zuo iu gân. // welt ir nu ſîn dar ûße, · ſô wil ich innerthalben ſtân.“ // Dancwart der ſnelle · ſtuont ûßerhalb der tür: // dô werte er in ir ſtiegen, · ſwaß ir kom der vür. // des hôrt man wâfen hellen · den helden an der hant. // ſam tet ouch innerthalben · Volkêr von Burgunden lant. // Der küene videlære · rief über menege: // „daß hûs iſt wol besloßßen, · vriunt her Hagene, // jâ iſt alſô verſchrenket · diu Etzelen tür // von zweier helde handen: · dâ gênt wol tûſent rigel vür.“ // Dô von Troneje Hagene · die tür ſach ſô behuot, // den ſchilt warf dô ze rucke · der mære helt guot: // dô êrſt begund er rechen · ſîner vriunde leit. // ſîns zornes muoſe engelten · vil manec rîter gemeit. // Dô der voit von Berne · daß wunder rehte erſach, // daß Hagene der ſtarke · ſô manegen helm brach, // der künec von Amelunge · ſpranc ûf eine banc. // er ſprach: „hie ſchenket Hagene · daß aller wirſeſte tranc.“ // Der wirt het grôße ſorge, · ſîn wîp diu het alſam: // waß man im lieber vriunde · vor ſînen ougen nam! // wan er vor ſînen vînden · vil kûme dâ genas. // er ſaß vil angeſtlîche: · waß half im, daß er künic was? // Kriemhilt diu rîche · rief Dietrîchen an: // „hilf mir, rîter edele, · mit dem lîbe dan, // durch aller vürſten tugende · ûß Amelunge lant: // wan erreicht mich Hagene, · ich hân den tôt an der hant.“ // „Wie ſol ich iu gehelfen,“ · ſprach hêr Dieterîch, // „edel küneginne? · nu ſorge ich umbe mich. // eß ſint ſô ſêr erzürnet · Guntheres man, // daß ich an diſen zîten · gevriden nieman enkan.“ // „Neinâ, hêrre Dietrîch, · vil edel rîter guot, // lâßâ hiute ſchînen · dînen tugentlîchen muot, // daß du mir helfeſt hinnen, · oder ich belîbe tôt. // nu hilf mir und dem künege · ûß dirre angeslîcher nôt.“ // „Daß wil ich verſuochen, · ob ich iu helfen kan, // wand ich in langen zîten · niht geſehen hân // ſô bitterlîch erzürnet · manegen rîter guot. // jâ ſich ich durch die helme · von ſwerten ſpringen daß bluot.“ // Mit kraft begunde rüefen · der rîter ûß erkorn, // daß ſîn ſtimme erhlûte · ſam ein wisntes horn, // und daß diu burc vil wîte · von ſîner kraft erdôß. // diu ſterke Dietrîches · was unmæßlîchen grôß. // Dô gehôrte rüefen · Gunther diſen man // in dem vil herten ſturme: · hloſen er began. // er ſprach: „Dietrîches ſtimme · iſt in mîn ôre komen. // ich wæne, im unſer degene · haben etwen benomen. // „Ich ſich in ûf dem tiſche · winken mit der hant. // vriunt unde mâge · von Burgunden lant, // habet ûf des ſtrîtes, · lât hœren unde ſehen, // waß hie Dietrîche · von uns ze ſchaden ſî geſchehen.“ // Dô der künic Gunther · bat und ouch gebôt, // ſi habten ûf mit ſwerten · in des ſtrîtes nôt. // daß was gewalt vil grôßer, · daß dâ niemen ſluoc. // er vrâgte den von Berne · der mære ſchiere genuoc. // Er ſprach: „vil edel Dietrîch: · waß iſt iu hie getân // vone mînen vriunden? · willen ich des hân, // buoße und ſuone · der bin ich iu bereit. // ſwaß iu iemen tæte, · daß wær mir inneclîchen leit.“ // Dô ſprach der hêrre Dietrîch: · „mir iſt niht getân. // lât mich ûß dem hûſe · mit iurme vride gân // von diſem herten ſtrîte · mit dem geſinde mîn. // daß wil ich umbe iuch degene · immer dienende ſîn.“ // „Waß vlêhet ir ſô ſêre?“ · ſprach hêr Wolfhart, // „jane hât der videlære · die tür nie ſô verſpart, // wir entsließen ſi ſô wîte, · daß wir dar vür gân.“ // „nu ſwîc,“ ſprach hêr Dietrîch, · „du haſt den tievel getân.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „erlouben ich iu wil: // vüert ûß dem hûſe · wênec oder vil // âne mîne vînde: · die ſuln hie beſtân. // ſi hânt mir zen Hiunen · ſô rehte leide getân.“ // Dô er daß erhôrte, · under arm er beslôß // die edelen küneginne; · ir ſorge was vil grôß: // dô vuorte er anderthalben · Etzeln mit im dan. // ouch gie mit Dietrîche · ſechs hundert wætlîcher man. // Dô ſprach der marcgrâve, · der edel Rüedegêr: // „ſol aber ûß dem hûſe · iemen komen mêr, // die iu doch gerne dienent, · daß lât uns vernemen: // ſô ſol vride ſtæte · guoten vriunden gezemen.“ // Des antwurte Gîſelher · ſîme ſweher zehant: // „vride unde ſuone · ſî iu von uns bekant, // ſît ir ſît triuwen ſtæte, · ir und iuwer man. // ir ſult unangeſtlîchen · mit iuren vriunden hinnen gân.“ // Dô der hêrre Rüedegêr · gerûmte den ſal, // vünf hundert oder mêre · im volgten über al. // daß was von den hêrren · durch triuwe getân, // von den der künic Gunther · grôßen ſchaden ſît gewan. // Dô ſach ein Hiunen recke · Etzelen gân // bî Dietrîche nâhen: · genoßßen wolde ers hân. // dem gap der videlære · einen ſölhen ſlac, // daß im daß houbet ſchiere · vor Etzeln vüeßen gelac. // Dô der wirt des landes · kom vür daß hûs gegân, // dô kêrt er ſich hin widere · und ſach Volkêren an. // „ouwê mir dirre geſte: · ditz iſt ein grimmiu nôt, // daß alle mîne recken · vor in ſulen ligen tôt!“ // „Ach wê der hôhzîte!“ · ſprach der künic hêr. // „dâ vihtet einer inne, · der heißet Volkêr, // alſam ein eber wilde · und iſt ein ſpilman. // ich dankes mîme heile, · daß ich dem tievel entran. // „Sîn leiche lûtent übele, · ſîn züge ſint rôt. // jâ vellent ſîne dœne · manegen helt tôt. // ine weiß niht, waß uns wîße · der ſelbe ſpilman, // wan ich gaſt nie einen · ſô rehte leiden gewan.“ // Zir herbergen giengen · die recken alſô hêr, // der hêrre von Berne · und ouch Rüedegêr. // ſine wolden mit dem ſtrîte · niht ze ſchaffen hân // und gebuten ouch ir degenen, · daß ſis mit vride ſolden lân. // Und heten ſi getrouwet · alſolher ſwære, // daß in diu von in beiden · ſô künftec wære, // ſine wæren von dem hûſe · niht ſô ſanfte komen, // ſi heten eine ſtroufe · an den vil küenen ê genomen. // Si heten, die ſi wolden, · lâßen vür den ſal: // dô huob ſich innerhalben · grœßlîcher ſchal. // die geſte ſêre râchen, · daß in ê geſchach. // Volkêr der vil küene, · hei, waß er helme zebrach! // Sich kêrte gein dem ſchalle · Gunther der künic hêr: // „hœrt ir die dœne, Hagene, · die dort Volkêr // videlt mit den Hiunen, · ſwer zuo den türen gât? // eß iſt ein rôter anſtrich, · den er zem videlbogen hât.“ // „Mich riuwet âne mâße,“ · ſô ſprach Hagene, // „daß ich mich hân geſcheiden · von dem degene. // ich was ſîn geſelle · und ouch er der mîn: // kome wir immer wider heim, · daß ſul wir noch mit triuwen ſîn. // „Nu ſchouwe, künic hêre, · Volkêr iſt dir holt: // er dient willeclîchen · dîn ſilber und dîn golt! // ſîn videlboge ſnîdet · durch den herten ſtâl, // er brichet ûß den helmen · diu liehte ſchînenden mâl. // „In geſach nie videlære · ſô hêrlîche ſtân, // alſô der degen Volkêr · hiute hât getân. // ſîne leiche hellent · durch helm und durch rant: // jâ ſol er rîten guotiu ros · und tragen hêrlîch gewant.“ // Swaß der Hiunen mâge · in dem ſale was geweſen, // der enwas nu deheiner · dar inne mê geneſen. // des was der ſchal geſwiftet, · daß niemen mit in ſtreit: // diu ſwert von handen leiten · die küenen recken gemeit. // 34. Âventiure // wie ſi die tôten abe wurfen. Die hêrren nâch ir müede · geſâßen dô ze tal. // Volkêr unde Hagene · die giengen vür den ſal. // ſich leinden über ſchilde · die übermüeten man: // dô wart dâ rede ſpæhe · von in beiden vil getân. // Dô ſprach von Burgunden · Gîſelher der degen: // „jane muget ir, lieben vriunde, · noch ruowe niht gephlegen: // ir ſult die tôten liute · ûß dem hûſe tragen: // wir werden noch beſtanden, · ich wilß iu wærlîchen ſagen. // „Si ſuln uns under vüeßen · hie niht langer ligen. // ê daß uns die Hiunen · mit ſturme an geſigen, // wir houwen noch die wunden, · diu mir vil ſanfte tuot. // des hân ich,“ ſprach dô Gîſelher, · „einen ſtætigen muot.“ // „Sô wol mich ſolhes hêrren,“ · ſprach dô Hagene. // „der rât enzæme nieman · wan eime degene, // den uns mîn junger hêrre · hiute hât getân. // des mugt ihr Burgunden · alle vrœlîche ſtân.“ // Dô volgten ſi dem râte · und truogen vür die tür // ſiben tûſent tôten · wurfen ſi dervür. // vor des ſâles ſtiegen · vielen ſi ze tal. // dô huop ſich von ir mâgen · ein vil klagelîcher ſchal. // Eß was ir etlîcher · ſô mæßlîchen wunt, // der ſîn ſanfter phlæge, · er wurde noch geſunt, // der von dem hôhen valle · muoſe ligen tôt. // daß klagten al ir vriunde: · des gie in wærlîchen nôt. // Dô ſprach der videlære · Volkêr, ein helt gemeit: // „nu kiuſe ich des die wârheit, · als mir iſt geſeit: // die Hiunen ſint bœſe, · ſi klagent ſam diu wîp: // ſi ſolden wan beruochen · der vil ſêre wunden lîp.“ // Dô wând ein marcgrâve, · er reiteß durch guot: // er ſach einen ſînen mâc · gevallen in daß bluot. // er beslôß in mit den armen · und wolde in tragen dan. // den ſchôß ob im ze tôde · der vil küene ſpilman. // Dô die anderen daß ſâhen, · diu vluht huop ſich von dan: // ſi begunden alle vluochen · dem ſelben ſpilman. // einen gêr er ûf zucte · vil ſcharf unde hart, // der von eime Hiunen · zuo im dar ûf geſchoßßen wart. // Den ſchôß er krefteclîchen · durch die burc dan // über daß volk verre. · den Etzelen man // gab er herberge · hôher von dem ſal. // ſîn vil ſtarkeß ellen · die liute vorhten über al. // Dô ſtuonden vor dem hûſe · Etzel und ſîne man. // Volkêr unde Hagene · reden dô began // mit der Hiunen künege · allen ir muot. // des kômen ſît in ſorge · die helden küene unde guot. // „Eß zæme,“ ſô ſprach Hagene, · „vil wol volkes trôſt, // daß die hêrren væhten · ze aller vorderôſt, // alſô der mînen hêrren · hie ieslîcher tuot: // die houwen durch die helme, · daß nâch den ſwerten vliußet bluot.“ // Etzel was der küene, · er vaßte ſînen ſchilt. // „nu vart gewerlîche,“ · ſprach vrou Kriemhilt, // „und bietet ir den recken · daß golt über rant. // wan erreicht iuch Hagene, · ir habt den tôt an der hant.“ // Der künic was ſô küene, · er wolde erwinden niht, // daß von ſô rîchen vürſten · ſelden nu geſchiht. // man muos in bî dem veßßel · ziehen wider dan. // Hagene der grimme · in aber hœnen began: // „Eß was ein nâhiu ſippe,“ · ſprach Hagene der degen, // „die Sîvrit unde Etzele · ze ſamne hânt gephlegen: // er minnete Kriemhilden, · ê ſi geſæhe dich: // künic vil bœſe, · war umbe râteſt ane mich?“ // Diſe rede hôrte · des edelen küneges wîp. // des wart in ungemüete · Kriemhilde lîp. // daß er ſi torſte ſchelden · vor Etzelen man. // dar umbe ſi aber râten · an die geſte began. // Si ſprach: „der von Troneje · Hagenen flüege // unde mir ſîn houbet · her vür mich trüege, // dem vult ich rôtes goldes · den Etzelen rant; // dar zuo gæb ich im ze miete · vil guote bürge unde lant.“ // „Nu enweiß ich, wes ſi bîtent,“ · ſprach der ſpilman. // „ine geſach nie helde mê · ſô zagelîchen ſtân, // dâ man hôrte bieten · alſô hôhen ſolt. // jâ enſold in Etzel · dar umbe nimmer werden holt. // „Die hie ſô laſterlîchen · eßßent des küneges brôt // und im nu geſwîchent · in der grœßiſten nôt, // der ſihe ich hie manegen · vil zagelîchen ſtân, // und wellent doch ſîn küene: · ſi müeßens immer ſchande hân.“ // Etzele der vil rîche · hete jâmer unde nôt: // er klagte bitterlîche · mâge unde manne tôt. // dâ ſtuont von manegen landen · vil recken gemeit: // die weinten mit dem künege · ſîniu kreftegen leit. // Des begunde ſpotten · der küene Volkêr: // „ich ſihe hie ſêre weinen · vil manegen recken hêr. // ſi geſtênt ir hêrren übele · in ſîner ſtarken nôt. // jâ eßßent ſi mit ſchanden · nu vil lange hie ſîn brôt.“ // Do gedâhten in die beſten: · „er hât uns wâr geſeit.“ // doch enwas eß dâ niemen · ſô herzenlîche leit // als ouch Îringe, · dem helde ûß Tenelant, // daß man in kurzen zîten · mit der wârheit wol bevant. // 35. Âventiure // wie Îrinc erslagen wart. Dô rief von Tenemarke · der marcgrâve Îrinc: // „ich hân ûf êre lâßen · nu lange mîniu dinc // und hân in volkes ſtürmen · des beſten vil getân: // bringet mir mîn gewæfen: · jâ wil ich Hagene beſtân.“ // „Daß wil ich widerrâten,“ · ſprach dô Hagene. // „ſo gewinnent iuwer mâge · mêr ze klagene. // geſpringent iuwer zwêne · oder drî in den ſal, // die ſend ich ungeſunde · die ſtiegen widere ze tal.“ // „Dar umbe ichß niht enlâße,“ · ſprach aber Îrinc. // „ich hân ouch ê verſuochet · ſam ſorclîchiu dinc. // jâ wil ich mit dem ſwerte · eine dich beſtân, // ob du mit ſtrîte hêteſt · mêr danne iemen getân.“ // Dô wart gewâfent balde · der degen Îrinc // unde Irnvrit von Dürengen, · ein küener jungelinc, // und Hâwart der ſtarke · wol mit tûſent man: // ſwes Îrinc begunde, · ſi woldens alle im geſtân. // Dô ſach der videlære · ein vil grôße ſchar, // die mit Îringe · gewâfent kômen dar. // ſi truogen ûf gebunden · manegen helm guot. // dô wart der küene Volkêr · ein teil vil zornec gemuot. // „Sehet ir, vriunt Hagene, · dort Îringen gân, // der iuch mit dem ſwerte · lobete eine beſtân? // wie zimet helde liegen? · ich wil unprîſen daß. // eß gênt mit im gewâfent · tûſent recken oder baß.“ // „Nu heißet mich niht liegen,“ · ſprach Hâwartes man. // „ich wil gerne leiſten, · daß ich gelobet hân. // durch deheine vorhte · wil ichs abe gân: // ſwie griulîch nu ſî Hagene, · ich wil in eine beſtân.“ // Ze vüeßen bôt ſich Îrinc · mâgen unde man, // daß ſi in eine ließen · den recken beſtân. // daß tâten ſi ungerne, · wan in was wol bekant // der übermüete Hagene · ûßer Burgunden lant. // Doch bat er ſi ſô lange, · daß eß ſît geſchach. // dô daß ingeſinde · den ſînen willen ſach, // daß er warp nâch êren, · dô ließens in gân. // des wart von in beiden · ein grimmeß ſtrîten getân. // Îrinc von Tenemarken · hôhe truoc den gêr, // ſich tacte mit dem ſchilde · der tiuwer degen hêr: // dô lief er ûf zuo Hagenen · vaſte vür den ſal: // dô huop ſich von den degenen · ein vil grœßlîcher ſchal. // Dô ſchußßen ſi die gêre · mit krefte von der hant // durch die veſten ſchilte · ûf liehteß ir gewant, // daß die gêrſtangen · vil hôhe dræten dan. // dô griffen zuo den ſwerten · die zwêne grimküene man. // Des küenen Hagenen ellen · was unmâßen grôß; // doch ſluoc ûf in Îrinc, · daß al daß hûs erdôß. // palas unde türne · hullen nâch ir ſlegen. // done kunde niht verenden · ſînes willen der degen. // Îrinc lie Hagenen · unverwundet ſtân: // zuo dem videlære · gâhen er began. // er wânde in mugen twingen · mit ſînen grimmen ſlegen. // daß kunde wol beſchermen · der vil zierlîche degen. // Dô ſluoc der videlære, · daß über des ſchildes rant // dræte daß geſpenge · von Volkêres hant. // den lie er dô belîben: · er was ein übel man: // dô lief er Guntheren, · den Burgunden künic, an. // Dô was ir ietwedere · ze ſtrîte ſtarc genuoc. // ſwaß Gunther und Îrinc · ûf ein ander ſluoc, // daß brâhte niht von wunden · vließendeß bluot. // daß behuote ir gewæfen: · daß was ſtarc unde guot. // Gunthern er lie belîben · und lief Gêrnôten an. // daß viuwer ûß den ringen · houwen erm began. // dô hete von Burgunden · der künic Gêrnôt // den küenen Îringen · erslagen næhlîchen tôt. // Dô ſpranc er von dem vürſten; · ſnel er was genuoc. // der Burgunden viere · der helt vil balde ſluoc, // des edelen ingeſindes · von Wormeß über Rîn. // dô enkunde Gîſelher · nimmer zorner geſîn. // „Got weiß, hêr Îrinc,“ · ſprach Gîſelher daß kint, // „ir müeßet mir die gelten, · die veige vor iu ſint // gelegen an den ſtunden.“ · dô lief er in an. // er ſluoc den Tenelender, · daß er ſtrûchen began. // Er ſchôß vor ſînen handen · nider in daß bluot, // daß ſi alle wânden, · daß der helt guot // ze ſtrîte nimmer mêre · geslüege keinen ſlac. // Îrinc doch âne wunden · hie vor Gîſelhere lac. // Von des helmes dôße · und von des ſwertes klanc // wâren ſîne witze · worden harte kranc, // daß ſich der degen küene · des lebens niht verſan. // daß hete mit ſînen kreften · der küene Gîſelher getân. // Dô im begund entwîchen · von houpte der dôß, // den er ê dâ dolte · von dem ſlage grôß, // er dâhte: „ich bin noch lebendec · und ouch ninder wunt: // nu iſt mir alêrſte · daß ellen Gîſelheres kunt.“ // Er hôrte beidenthalben · die vîende ſtân. // weſſen ſi diu mære, · im wære mê getân. // ouch het er Gîſelheren · dâ bî im vernomen: // er dâhte, wie er ſolde · von den vîenden komen. // Wie rehte tobelîchen · er ûß dem bluote ſpranc. // ſîner ſnelheite · er mahte ſagen danc. // dô lief er ûß dem hûſe, · dâ er Hagenen vant, // und ſluoc im ſlege ſwinde · mit ſîner ellenthafter hant. // Dô gedâhte Hagene: · „du muoſt des tôdes weſen. // dich envride der tievel, · dune kanſt niht geneſen.“ // doch wundet Îrinc Hagenen · durch den helmehuot. // daß tet der helt mit Wasken; · daß was ein wâfen vil guot. // Dô der hêrre Hagene · der wunden enphant, // dô erwagte im ungevuoge · daß ſwert an ſîner hant. // al dâ muoſte im entwîchen · der Hâwartes man; // abe von der ſtiegen · im Hagne volgen began. // Îrinc über houbet · den ſchilt vil balde ſwanc. // und wær diu ſelbe ſtiege · drîer ſtiegen lanc, // die wîle lie in Hagene · nie ſlahen einen ſlac. // hei, waß rôter vanken · ob ſîme helme gelac! // Wider zuo den ſînen · kom Îrinc wol geſunt. // dô wurden diſiu mære · Kriemhilde kunt, // waß er von Tronje Hagenen · in ſtrîte het getân; // des im diu küneginne · vil hôhe danken began. // „Nu lône dir Got, Îrinc, · vil mære helt guot, // du hâſt mir wol getrœſtet · daß herze und ouch den muot: // nu ſihe ich rôt von bluote · Hagnen ſîn gewant.“ // Kriemhilt nam im ſelbe · den ſchilt vor liebe von der hant. // „Ir muget im mâßen danken,“ · ſô ſprach Hagene, // „jâ iſt noch harte kleine · dâ von ze ſagene: // und wolde erß noch verſuochen, · ſô wær er küen ein man. // diu wunde vrumt iu kleine, · die ich von im gewunnen hân. // „Daß ir von mîner wunden · die ringe ſehet rôt, // daß hât mich erreißet · ûf maneges mannes tôt. // ich bin alrêrſte erzürnet · ûf in und manegen man. // mir hât der degen Îrinc · noch vil kleine getân.“ // Dô ſtuont gein dem winde · Îrinc von Tenelant. // er kuolte ſich in ringen, · den helm er abe gebant. // dô ſprâchen al die liute, · ſîn ellen wære guot: // des hete der marcgrâve · einen rîch hôhen muot. // Aber ſprach dô Îrinc: · „mîne vriunt, wißßet daß, // daß ir mich wâfent ſchiere, · ich wilß verſuochen baß, // ob ich müge betwingen · den übermüeten man.“ // ſîn ſchilt was verhouwen, · einen beßßern er gewan. // Vil ſchiere wart der recke · dô gewâfent baß. // einen gêr vil ſtarken · nam er durch den haß, // dâ mite er aber wolde · Hagnen dort beſtân. // eß wær im vrum und êre, · ob erß hete nu verlân. // Sîn mohte niht erbîten · Hagene der degen. // er lief im hin entgegene · mit ſchüßßen unde ſlegen // die ſtiegen an ein ende: · ſîn zürnen daß was grôß. // Îrinc ſîner ſterke · dô vil wênic genôß. // Si ſluogen durch die ſchilde, · daß eß lougen began // von viuwerrôten winden. · der Hâwartes man // wart von Hagenen ſwerte · krefteclîche wunt // durch ſchilt unde helmen; · des er wart nimmer mê geſunt. // Dô der degen Îrinc · der wunden enphant, // den ſchilt er baß dô ructe · über diu helmbant. // der ſchade in dûhte der volle, · den er dâ gewan; // ſît tet im aber mêre · des künic Guntheres man. // Hagene vor ſînen vüeßen · einen gêr ligen vant: // er ſchôß ûf Îringen, · den helt von Tenelant. // daß im von houbte · diu ſtange ragte dan. // im hete der übermüete · den grimmen ende getân. // Îrinc muoſte entwîchen · zuo den von Tenelant. // ê man dô dem degene · den helm ab gebant, // man brach den gêr von houbte: · dô nâhte im der tôt. // daß weinden ſîne mâge: · des gie ſi wærlîche nôt. // Dô kom diu küneginne · über in gegân: // den ſtarken Îringen · klagen ſi began. // ſi weinde ſîne wunden; · eß was ir grimme leit. // dô ſprach vor ſînen mâgen · der küene recke gemeit: // „Lât die klage belîben, · vil hêrlîcheß wîp. // waß hilfet iuwer weinen? · jâ muoß ich mînen lîp // verlieſen von den wunden, · die ich enphangen hân. // der tôt wil mich niht langer · iu und Etzelen lân.“ // Er ſprach zuo den von Dürengen · und den von Tenelant: // „die gâbe ſol enphâhen · iuwer deheines hant // von der küneginne, · ir liehteß golt vil rôt: // und beſtêt ir Hagenen, · ir müeßet kieſen den tôt.“ // Sîn varwe was erblichen, · des tôdes zeichen truoc // Irinc der vil küene: · daß was in leit genuoc. // geneſen niht enmohte · der Hâwartes man: // dô muos eß an ein ſtrîten · von den von Tenemarke gân. // Irnvrit und Hâwart · ſprungen vür daß gadem // mit tûſent helden. · vil ungevüegen kradem // hôrt man allenthalben, · kreftec unde grôß. // hei, waß man ſcharfer gêre · zuo den Burgunden ſchôß! // Irnvrit der küene · lief an den ſpilman, // des er ſchaden grôßen · von ſîner hant gewan. // der edel videlære · den lantgrâven ſluoc // durch einem helm veſten: · jâ was er grimme genuoc. // Dô ſluoc der hêrre Irnvrit · den küenen ſpilman, // daß im muoſen breſten · diu ringes geſpan // und daß ſich beſchutte · diu brünne viuwerrôt. // doch viel der lantgrâve · vor dem videlære tôt. // Hâwart unde Hagene · zeſamene wâren komen. // er möhte wunder kieſen, · ders hete war genomen. // diu ſwert genôte vielen · den helden an der hant: // Hâwart muoſte ſterben · von dem von Burgunden lant. // Die Tenen und die Dürenge · ir hêrren ſâhen tôt. // dô huop ſich vor dem hûſe · ein vreislîcher nôt, // ê ſi die tür gewunnen · mit ellenthafter hant. // des wart dâ verhouwen · manec helm unde rant. // „Wîchet,“ ſprach dô Volkêr, · „und lât ſi her in gân: // eß iſt ſus unverendet, · des ſi dâ habent wân. // ſi müeßen drinne ſterben · in vil kurzer zît: // ſi arnent mit dem tôde, · daß in diu küneginne gît.“ // Dô die übermüeten · kômen in den ſal, // vil manegem wart daß houbet · geneiget ſô ze tal, // daß er muoſt erſterben · vor ir ſwinden ſlegen. // wol ſtreit der küene Gêrnôt; · ſam tet ouch Gîſelher der degen. // Tûſent unde viere · kômen in daß hûs: // von ſwerten ſach man blicken · vil manegen ſwinden ſûs. // ſît wurden doch die recken · alle drinne erslagen: // man möhte michel wunder · von den Burgunden ſagen. // Dar nâch wart ein ſtille, · dô der ſchal verdôß. // daß bluot allenthalben · durch diu löcher vlôß // und dâ zen rigelſteinen · von den tôten man. // daß heten die von Rîne · mit ſtarkem ellen getân. // Dô ſâßen aber râwen · die von Burgunden lant; // diu wâfen mit den ſchilden · ſi leiten von der hant. // dô ſtuont noch vor dem hûſe · der küene ſpilman: // er warte, ob iemen wolde · noch zuo in mit ſtrîte gân. // Der künic klagte ſêre: · ſam tet ouch ſîn wîp; // meide unde vrouwen · quelten dâ den lîp. // ich wæne des, daß hête · der tôt ûf ſi geſworn: // des wart noch vil der recken · von den geſten dâ verlorn. // 36. Âventiure // wie diu künegin den ſal vereiten ließ. „Nu bindet ab die helme,“ · ſprach Hagne der degen, // „ich und mîn geſelle · ſuln iuwer phlegen. // und wellent eß verſuochen · noch die Etzeln man, // ſô warn ich mîne hêrren, · ſô ich aller ſchiereſt kan. // Do entwâfende daß houbet · manec rîter guot. // ſi ſâßen ûf die wunden, · die vor in in daß bluot // wâren zuo dem tôde · von ir handen komen. // dô wart der edelen geſte · vil bœſe goume genomen. // Noch vor dem âbende · ſchuof der künic daß // und ouch diu küneginne, · daß eß verſuohten baß // die Hiuniſchen recken. · der ſach man vor in ſtân // noch wol zweinzec tûſent: · die muoſen dâ ze ſtrîte gân. // Sich huop ein ſturm herte · zuo den geſten ſân. // Dancwart, Hagenen bruoder, · der vil ſnelle man, // ſpranc von ſînen hêrren · zen vînden vür die tür. // man wând, er wær erſtorben; · er kom geſunt wol dervür. // Der herte ſtrît werte, · unz in diu naht benam. // dô werten ſich die geſte, · ſô guoten helden zam, // der Etzelen manne · den ſumerlangen tac. // hei, waß guoter degene · vor in veige gelac! // Zeinen ſunewenden · der grôße mort geſchach, // daß diu vrouwe Kriemhilt · ir herzeleit errach // an ir næhſten mâgen · und an vil manegem man, // dâ von der künic Etzel · vreude nimmer mê gewan. // Sine het der grôßen ſlahte · alſô niht gedâht. // ſi hete eß in ihr ahte · vil gerne dar zuo brâht, // daß niuwan Hagene aleine · den lîp dâ hete lân. // do geſchuof der übel tiuvel, · deiß übers alle muoſe ergân. // In was des tags zerrunnen, · dô gie in ſorge nôt. // ſi dâhten, daß in beßßer · wær ein kurzer tôt // danne lange dâ ze quelne · ûf ungevüegiu leit. // eines vrides dô gerten · die ſtolzen rîter gemeit. // Sie bâten, daß man bræhte · den künic zuo in dar. // die bluotvarwen helde · und ouch harnaſchvar // trâten ûß dem hûſe · und die drî künege hêr. // ſi enweſſen wem ze klagene · ir vil grœßlîchiu ſêr. // Etzel unde Kriemhilt · kômen beidiu dar; // daß lant was ir eigen: · des mêrte ſich ir ſchar. // er ſprach zuo den geſten: · „nu ſagt, waß welt ir mîn? // ir wænt vride gewinnen: · daß kunde müelîch geſîn // „Ûf ſchaden alſô grôßen, · als ir mir habt getân. // ir ſult es niht genießen, · ſol ich mîn leben hân: // mîn kint, daß ir mir ſluoget, · und vil der mâge mîn, // vride unde ſuone · ſol iu vil gar verſaget ſîn.“ // Sus antwurte Gunther: · „des twang uns grôßiu nôt. // alleß mîn geſinde lac · vor dînen helden tôt // an der herberge: · wie hete ich daß verſolt? // ich kom zuo dir ûf triuwe, · ich wând, daß du mir wæreſt holt.“ // Dô ſprach von Burgunden · Gîſelher daß kint: // „ir Etzelen helde, · die noch lebende ſint, // waß wîßet ir mir recken? · waß het ich iu getân? // wan ich vriuntlîche · in ditze lant geriten hân.“ // Si ſprâchen: „dîner güete · iſt al diu burc vol // mit jâmer zuo dem lande. · jâ gunde wir dir wol, // daß du nie komen wæreſt · von Wormeß über Rîn. // daß lant hât ir verweiſet, · du und ouch die bruoder dîn.“ // Dô ſprach in zornes muote · Gunther der degen: // „welt ir ditz ſtarke haßßen · zeiner ſuone legen // mit uns ellenden, · deiſt beidenthalben guot; // eß iſt gar âne ſchulde, · ſwaß uns Etzel getuot.“ // Dô ſprach der wirt zen geſten: · „mîn und iuwer leit // diu ſint ungelîche: · diu michel arebeit // des ſchaden zuo den ſchanden, · die ich hie hân genomen, // des ſol iur deheiner · mit dem lîbe hinnen komen.“ // Dô ſprach zuo dem künege · der ſtarke Gêrnôt: // „ſô ſol iu Got gebieten, · daß ir vriuntlîchen tuot: // wîchet von dem hûſe · und lât uns zuo ziu gân, // ſît wir zuo dem lebene · haben alſô kleinen wân. // „Swaß uns geſchehen künne, · daß lât dâ kurz ergân: // ir habt ſô vil geſunder, · und türrens uns beſtân, // daß ſi uns ſturmmüede · lâßent niht geneſen: // wie lange ſul wir recken · in diſen arbeiten weſen?“ // Die Etzelen recken · die hetenß nâch getân, // daß ſi ſi wolden lâßen · vür den palas gân. // daß gehôrte Kriemhilt, · eß was ir grimme leit. // des wart den ellenden · vride gâhes widerſeit. // „Neinâ, Hiunen recken, · des ir dâ habet muot, // ich râte an rehten triuwen, · daß ir des niht entuot, // daß ir die mortræßen · lâßet für den ſal; // ſô müeßen iuwer mâge · lîden tœtlîchen val. // „Ob ir nu nieman lebte · wan diu Uoten kint, // die mînen edelen bruoder, · und kœmens an den wint, // erkuolent in die ringe, · ſô ſît ir alle vlorn. // eßn wurden küener degene · nie zer werlde geborn.“ // Dô ſprach der junge Gîſelher: · „vil ſchœniu ſweſter mîn, // des getrout ich vil übele, · daß du mich über Rîn // ladetes her ze lande · in diſe grôße nôt: // wie hân ich an den Hiunen · hie verdienet den tôt? // „Ich was dir ie getriuwe, · nie tet ich dir leit: // ûf ſolhen gedingen · her ze hove ich reit, // daß du mir holt wæreſt, · vil liebiu ſweſter mîn. // bedenke an uns genâde: · eß mac niht anders geſîn.“ // „Ich enmag iu niht genâden: · ungenâde ich hân. // mir hât von Troneje Hagene · ſô grôßiu leit getân // dâ heime, und hie ze lande · ſluog er mir mîn kint: // des müeßen ſêre entgelten, · die mit iu her komen ſint. // „Welt ab ir mir Hagenen · ze gîſel einen geben, // ſone wil ich niht verſprechen, · ichn welle iuch lâßen leben. // wan ir ſît mîne bruoder · und einer muoter kint: // ſô rede ichß zeiner ſuone · mit den helden, die hie ſint.“ // „Nune welle Got von himele,“ · ſprach dô Gêrnôt. // „ob unſer tûſent wæren, · wir lægen alle tôt // der ſippe dîner mâge, · ê wir den einen man // gæben hie ze gîſel: · eß wirt nimmer getân.“ // „Wir müeſen doch erſterben,“ · ſprach dô Gîſelher. // „uns enſcheidet nieman · von rîterlîcher wer. // ſwer gerne mit uns vehte, · wir ſîn et aber hie: // wan ich deheinen mînen vriunt · an den triuwen nie verlie.“ // Dô ſprach der küene Dancwart, · im zæme niht ze dagene: // „jâ enſtêt niht eine · noch mîn bruoder Hagene. // die hie den vride verſprechent, · eß mac in werden leit; // des bringe wir iuch inne: · daß ſî iu wærlîch geſeit.“ // Dô ſprach diu küneginne: · „ir helde vil gemeit, // nu gêt der ſtiege nâher · und rechet unſer leit. // daß wil ich immer dienen, · als ich von rehte ſol: // der Hagenen übermüete · der gelône ich im wol. // „Lât einen ûß dem gademe · niht komen über al: // ſô heiß ich vieren enden · zünden an den ſal. // ſô werdent wol errochen · elliu mîniu leit.“ // die Etzelen recken · die wurden ſchiere bereit. // Die noch hie ûßen ſtuonden, · die tribens in den ſal // mit ſlegen und mit ſchüßßen: · des wart grôß der ſchal. // ſich wolden nie geſcheiden · die vürſten und ir man: // ſine kunden von ir triuwe · an ein ander niht gelân. // Den ſal hieß dô zünden · daß Etzelen wîp. // dô qualte man mit viure · den helden dâ den lîp. // daß hûs von einem winde · vil balde al erbran: // ich wæne, volk enheineß · grœßer angeſt ie gewan. // Genuoge riefen drinne: · „ouwê dirre nôt! // wir mehten michel gerner · ſîn in ſturme tôt. // eß meht Got derbarmen: · wie ſî wir alle vlorn! // nu richet ungevuoge · an uns diu küneginne ir zorn.“ // Ir einer ſprach dar inne: · „wir müeßen ligen tôt // vor rouch und ouch vor viure: · deiſt ein grimmiu nôt! // mir tuot vor ſtarker hitze · der durſt ſô rehte wê, // daß wæn mîn leben ſchiere · in diſen ſorgen zergê.“ // Dô ſprach von Tronje Hagene: · „ir edelen rîter guot, // ſwen twinge dürſtennes nôt, · der trinke hie daß bluot. // daß iſt an ſolher hitze · beßßer denne wîn; // eßn mac et niht beßßer · an diſen zîten geſîn.“ // Dô gie der recken einer, · da er einen tôten vant: // er kniet im zuo der wunden, · den helm er abe gebant. // dô begunde er trinken · daß vließende bluot. // ſwie ungewon ers wære, · eß dûhte in grœßlîchen guot. // „Nu lôn iu Got, hêr Hagene,“ · ſprach der müede man, // „daß ich von iuwer lêre · ſô wol getrunken hân. // mir iſt noch vil ſelten · geſchenket beßßer wîn. // lebe ich deheine wîle, · ich ſol iu immer wæge ſîn.“ // Do die andern daß gehôrten, · daß eß in dûhte guot, // dô wart ir michels mêre, · die trunken ouch daß bluot. // dâ von begunde kreften · der guoten recken lîp: // des engalt an lieben vriunden · vil manec wætlîcheß wîp. // Daß viur viel genôte · ûf ſi in den ſal; // dô leiten ſiß mit ſchilden · von in hin ze tal. // der rouch und ouch diu hitze · in tâten beidiu wê. // ich wæn, ſô grôßer jâmer · an helden nimmer ergê. // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „ſtêt zuo des ſales want; // lât niht die brende vallen · ûf iuwer helmbant, // tret ſi mit den vüeßen · tiefer in daß bluot. // eß iſt ein übel hôhgezît, · die uns diu küneginne tuot.“ // In ſus getânem leide · in doch der naht zeran. // noch ſtuont vor dem hûſe · der küene ſpilman // und Hagene ſîn geſelle · geleint über rant: // ſi warten ſchaden mêre · von den ûß Etzelen lant. // Den geſten half daß ſêre, · daß der ſal gewelbet was: // dâ von ir deſte mêre · in der nôt genas, // wan daß ſi zen venſtern · von viure liten nôt. // dô nerten ſich die degene, · als in ir ellen daß gebôt. // Dô ſprach der videlære: · „nu gê wir in den ſal: // ſô wænent des die Hiunen, · daß wir ſîn über al // tôt von dirre quâle, · diu an uns iſt getân: // ſi ſehent uns noch begegene · in ſtrîte ir eteslîchen gân.“ // Dô ſprach von Burgunden · Gîſelher daß kint: // „ich wæne, eß tagen welle: · ſich hebet ein küeler wint. // nu lâß uns Got von himele · noch lieber zît geleben. // uns hât mîn ſweſter Kriemhilt · ein arge hôhgezît gegeben.“ // Dô ſprach aber einer: · „ich kiuſe nu den tac. // ſît daß eß uns nu beßßer · weſen niene mac, // ſô wâfent ir iuch, recken, · ze ſtrîte, deiſt uns nôt, // wir komen doch nimmer hinnen, · daß wir mit êren ligen tôt.“ // Der künec wolde wænen, · die geſte wæren tôt // von ir arbeite · und von des viurs nôt: // dô lebte ir noch dar inne · ſehs hundert küener man, // daß nie künec deheiner · beßßer degene gewan. // Der ellenden huote · hete wol erſehen, // daß noch die geſte lebten, · ſwie vil in was geſchehen // ze ſchaden und ze leide, · den hêrren und ir man. // man ſach ſi in dem gademe · noch vil wol geſunde gân. // Man ſagte Kriemhilde, · ir wære vil geneſen. // dô ſprach diu küneginne: · „daß möhte nimmer weſen, // daß ir deheiner lebte · von des viurs nôt: // ich wil des baß getrouwen, · daß ſi alle ligen tôt.“ // Noch genæſen gerne · die vürſten und ir man, // ob noch iemen wolde · genâde an in begân. // des enkunden ſi niht vinden · an den von Hiunen lant: // dô râchen ſi ir ſterben · mit vil williger hant. // Des tages wider morgen · grüeßen man in bôt // mit hertem urliuge: · des kômen helde in nôt. // dô wart zuo in geſchoßßen · vil manec ſtarker gêr: // noch vunden ſi dar inne · ze wer die recken alſô hêr. // Dem Etzeln geſinde · erweget was der muot, // daß ſi wolden dienen · daß Kriemhilde guot; // dar zuo ſi wolden leiſten, · daß in der künec gebôt: // dâ muoſe maneger ſchiere · von in kieſen den tôt. // Von geheiße und ouch von gâbe · man möhte wunder ſagen. // ſi hieß golt daß rôte · dar mit ſchilden tragen: // ſi gab eß, ſwer ſîn ruohte · und eß wolde enphân. // jane wart nie grœßer ſolden · mêr ûf vînde getân. // Ein michel kraft der recken · dar zuo gewâfent gie. // dô ſprach der videlære: · „wir ſîn et aber hie: // ine geſach ûf vehten · nie helde gerner komen, // wan die daß golt des küneges · uns ze vâre hânt genomen.“ // Dô riefen ir genuoge: · „nâher, helde, baß. // daß wir dâ ſuln verenden, · nu tuon bizîte daß. // hie belîbet niemen, · wan der doch ſterben ſol.“ // dô ſach man ſchier ir ſchilde · ſtecken gêrſchüßße vol. // Waß ſol ich ſagen mêre? · wol zwelf hundert man // die verſuochten eß vil ſêre · wider unde dan. // dô kuolten mit den wunden · die geſte wol ir muot. // eßn mohte nieman ſcheiden: · des ſach man vließen daß bluot // Von verchtiefen wunden: · der wart dâ vil geslagen. // ieslîchen nâch den vriunden · hôrte man dô klagen. // die biderben ſturben alle · dem rîchen künege hêr: // des heten holde mâge · nâch in grœßlîchiu ſêr. // 37. Âventiure // wie der marcgrâve Rüedegêr erslagen wart. Eß heten die ellende · wider morgen guot getân. // wine der Gotlinde · kom ze hove gegân, // dô ſach er beidenthalben · diu groeßlîchen ſêr: // daß weinte inneclîche · der vil getriuwe Rüedegêr. // „Sô wê mich,“ ſprach der recke, · „daß ich den lîp gewan; // daß diſen grôßen jâmer · kan niemen underſtân. // ſwie gerne ichß vriden wolde, · der künec entuot es niht, // wand er der ſînen leide · ie mêr und mêre geſiht.“ // Dô ſande an Dietrîche · der guote Rüedegêr, // ob ſiß noch kunden wenden · an dem künege hêr? // do enbôt im der von Berne: · „wer möht eß underſtân? // eß enwil der künec Etzel · ſcheiden nieman enlân.“ // Dô ſach ein Hiunen recke · Rüedegêren ſtân // mit weinunden ougen, · und hetes vil getân. // der ſprach zer küneginne: · „nu ſeht ir, wie er ſtât, // der doch gewalt den meiſten · hie bî Etzelen hât // „Und dem eß alleß dienet, · liut unde lant. // wie iſt ſô vil der bürge · an Rüedegêr gewant, // der er von dem künege · vil manege haben mac! // er ſluoc in diſem ſturme · noch nie loblîchen ſlac. // „Mich dunket, er enruoche, · wie eß hier umbe gât, // ſît et er den vollen · nâch ſînem willen hât. // man giht im, er ſî küener, · danne ieman müge ſîn: // daß iſt in diſen ſorgen · worden bœslîchen ſchîn.“ // Mit trûregem muote · der vil getriuwe man, // den er daß reden hôrte, · der helt der blicte in an. // er gedâht: „du ſolt eß arnen: · du gihſt, ich ſî verzagt: // du hâſt diu dînen mære · ze hove ze lûte geſagt.“ // Die vûſt begunder twingen: · dô lief er in an // und ſluoc ſô krefteclîche · den Hiuniſchen man, // daß er im vor den vüeßen · lac vil ſchiere tôt. // dô was aver gemêret · des künic Etzelen nôt. // „Hin, du zage mære,“ · ſprach dô Rüedegêr, // „ich hân doch genuoge · leit unde ſêr. // daß ich hie niht envihte, · zwiu wîßeſt du mir daß? // jâ wær ich den geſten · von grôßen ſchulden gehaß, // „Und alleß, daß ich mehte, · daß hete ich in getân, // niuwan daß ich die recken · her gevüeret hân. // ich was ir geleite · in mînes hêrren lant: // des enſol mit in niht ſtrîten · mîn vil ellendes hant.“ // Dô ſprach zem marcgrâven · Etzel der künic hêr: // „wie habt ir uns geholfen, · vil edel Rüedegêr! // wan wir ſô vil der veigen · hie ze lande hân, // wir bedurfen ir niht mêre: · ir habt vil übele getân.“ // Dô ſprach der rîter edele: · „ja beſwârt er mir den muot // und hât mir geitewîßet · êre unde guot, // des ich von dînen handen · ſô vil hân genomen: // daß iſt dem lügenære · ein teil ze unſtaten komen.“ // Dô kom diu küneginne · und heteß ouch geſehen, // daß von des heldes zorne · dem Hiune was geſchehen. // ſi klagte eß ungevuoge: · ir ougen wurden naß. // ſi ſprach zuo Rüedegêre: · „wie habe wir verdienet daß, // „Daß ir mir und dem künege · mêret unſer leit? // nu habt ir, edel Rüedegêr, · uns alleß her geſeit, // ir woldet durch uns wâgen · die êre und daß leben. // ich hôrt iu vil der recken · den prîs vil grœßlîchen geben. // „Ich mane iuch der genâden, · und ir mir hânt geſworn, // do ir mir zuo Etzeln rietet, · rîter ûßerkorn, // daß ir mir woldet dienen · an unſer eines tôt. // des wart mir armen wîbe · nie ſô grœßlîchen nôt.“ // „Daß iſt âne lougen, · ich ſwuor iu, edel wîp, // daß ich durch iuch wâgte · die êre und ouch den lîp; // daß ich die ſêle vlieſe, · desn hân ich niht geſworn. // zuo dirre hôhgezîte · brâht ich die vürſten wol geborn.“ // Si ſprach: „gedenke, Rüedegêr, · der grôßen triuwe dîn, // der ſtæte und ouch der eide, · daß du den ſchaden mîn // immer woldeſt rechen · und elliu mîniu leit.“ // dô ſprach der marcgrâve: · „ich hân iu ſelten iht verſeit.“ // Etzel der rîche · vlêgen ouch began: // dô buten ſi ſich beidiu · ze vüeßen vür den man. // den guoten marcgrâven · unmuotes man dô ſach: // der vil getriuwe recke · harte jæmerlîchen ſprach: // „Ouwê mich Gotes armen, · daß ich ditz gelebet hân. // aller mîner êren · der muoß ich abe ſtân, // triuwen unde zühte, · die Got an mir gebôt. // ouwê, Got von himele, · daß michs niht wendet der tôt! // „Swelheß ich nu lâße · und daß ander begân, // ſô hân ich bœslîche · und vil übele getân: // lâß aber ich ſi beide, · mich ſchendet elliu diet. // nu ruoche mich bewîſen, · der mir ze lebene geriet.“ // Dô bâten ſi genôte, · der künec und ouch ſîn wîp. // des muoſen ſider recken · vlieſen den lîp // von Rüedegêres hende, · dâ ouch der helt erſtarp. // ir mugt daß hie wol hœren, · daß er vil jæmerlîchen warp. // Er weſte ſchaden gewinnen · und ungevüegiu leit. // er hête dem künege · vil gerne verſeit // und ouch der küneginne: · vil ſêre vorhte er daß, // ob er ir einen ſlüege, · diu werlt trüege im drumbe haß. // Dô ſprach zuo dem künege · der vil küene man: // „hêr künec, nu nemt hin widere, · ſwaß ich von iu hân, // daß lant mit den bürgen: · der ſol mir niht beſtên. // ich wil ûf mînen vüeßen · in daß ellende gên. // „Alles guotes âne · ſô rûme ich iu diu lant, // mîn wîp und mîne tohter · nim ich an mîne hant, // ê daß ich âne triuwe · belîben müeſe tôt. // ich hete genomen übele · iuwer golt alſô rôt.“ // Dô ſprach der künic Etzel: · „wer hulfe danne mir? // daß lant zuo den liuten · daß gibich alleß dir, // daß du mich recheſt, Rüedegêr, · an den vînden mîn. // du ſolt ein künec gewaltic · bî neben Etzelen ſîn.“ // Dô ſprach aber Rüedegêr: · „wie ſol ichß ane vân? // heim ze mînem hûſe · ich ſi geladen hân, // trinken unde ſpîſe · ich in güetlîchen bôt // und gab in mîne gâbe: · ſol ich ſi dar zuo ſlahen tôt? // „Die liute wænent lîhte, · daß ich ſî verzagt: // deheinen mînen dieneſt · hân ich in verſagt; // ſolde ich nu mit in ſtrîten, · daß wære miſſetân. // ſô rouwe mich diu vriuntſchaft, · die ich mit in geworben hân. // „Gîſelher dem degene · gab ich die tohter mîn: // ſine kunde in dirre werlde · niht baß verwendet ſîn // ûf zuht und ouch ûf êre, · ûf triuwe und ûf guot. // ine geſach nie künic jungen · ſô rehte tugentlîch gemuot.“ // Dô ſprach aber Kriemhilt: · „vil edel Rüedegêr: // „nu lâ dich erbarmen · unſer beider ſêr, // mîn und ouch des küneges; · gedenke wol dar an, // daß nie wirt deheiner · ſô leide geſte mêr gewan.“ // Dô ſprach der marcgrâve · wider daß edel wîp: // „eß muoß hiute gelten · der Rüedegêres lîp, // ſwaß ir und ouch mîn hêrre · mir liebes habt getân: // dar umbe muoß ich ſterben; · daß enmac niht langer geſtân. // „Ich weiß wol, daß noch hiute · mîn bürge und mîniu lant // iu müeßen ledec werden · von ir eteslîches hant. // ich bevilhe iu ûf genâde · mîn wîp und mîn kint // und die vil ellenden, · die ze Bechelâren ſint.“ // „Nu lôn dir Got, Rüedegêr,“ · ſprach der künic dô. // er und diu küneginne · ſi wurden beidiu vrô. // „uns ſuln dîne liute · vil wol bevolhen weſen: // ouch trouwe ich mînem heile, · daß du maht ſelbe wol geneſen.“ // Dô ließ er an die wâge · ſêle unde lîp. // dô begunde weinen · daß Etzelen wîp. // er ſprach: „ich muoß iu leiſten, · als ich gelobt hân. // ouwê der mînen vriunde, · die ich vil ungerne beſtân.“ // Man ſach in von dem künege · vil trûreclîchen gân. // dô vant er ſîne recken · vil nâhen bî im ſtân: // er ſprach: „ir ſult iuch wâfenen, · alle mîne man: // die küenen Burgunden · muoß ich leider beſtân.“ // Si hießen balde ſpringen, · dâ man ir wâfen vant. // eß der helm wære · od des ſchildes rant, // von ir ingeſinde · wart eß in dar getragen. // ſît hôrten leidiu mære · die ſtolzen ellende ſagen. // Gewâfent wart dô Rüedegêr · mit fünf hundert man, // dar über zwelf recken · ſach man mit im gân. // die wolden prîs erwerben · in des ſturmes nôt: // ſi enweſſen niht der mære, · daß in ſô nâhent der tôt. // Dô ſach man Rüedegêre · under helme gân. // eß truogen ſwert diu ſcharphen · des marcgrâven man, // dar zuo vor ir handen · die liehte ſchilde breit. // daß ſach der videlære: · eß was im grœßlîchen leit. // Dô ſach der junge Gîſelher · ſînen ſweher gên // mit ûf gebundem helme. · wie moht er dô verſtên, // waß er dâ mite meinte · niuwan alleß guot? // des wart der künic edele · ſô rehte vrœlîch gemuot. // „Nu wol mich ſolher vriunde!“ · ſprach Gîſelher der degen, // „die wir hân gewunnen · nu ûf diſen wegen. // wir ſuln mînes wîbes · vil wol genießen hie: // mir iſt liep ûf mîne triuwe, · daß ie der hîrât ergie.“ // „Ine weiß, wes ir iuch trœſtet,“ · ſprach der ſpilman. // „wâ ſâht ir ie durch ſuone · ſô manegen helt gân // mit ûf gebunden helmen, · die trüegen ſwert enhant? // an uns wil dienen Rüedegêr · ſîne bürge und ſîniu lant.“ // Bedaß der videlære · die rede vol ſprach, // Rüdegêr den edelen · man vor dem hûſe ſach. // ſînen ſchilt den guoten · ſatzt er vür den vuoß: // dô muos er ſînen vriunden · verſagen dienſt unde gruoß. // Der edel marcgrâve · rief dô in den ſal: // „ir küene Nibelunge, · nu wert iuch über al. // ir ſoldet mîn genießen, · ir enkeltet mîn. // ê dô wâr wir vriunde, · der triuwe wil ich ledec ſîn.“ // Do erſchrahten dirre mære · die nôthaften man: // in was der trôſt enphallen, · den ſi dâ wânden hân, // dô mit in wolde ſtrîten, · dem ſi dâ wâren holt. // ſi heten doch von vînden · vil michel arbeit gedolt. // „Nune welle Got von himele,“ · ſprach Gunther der degen, // „daß ir iuch genâden · ſült an uns bewegen // und der vil grôßen triuwe, · der wir doch heten muot: // ich wil iu des getrouwen, · daß ir eß nimmer getuot.“ // „Jane mac ichs niht gelâßen,“ · ſprach der küene man: // „ich muoß mit iu ſtrîten, · wan ichß gelobt hân. // nu wert iuch, küene degene, · ſô liep iu ſî der lîp. // mich enwoldes niht erlâßen · des künic Etzelen wîp.“ // „Ir widerſagt uns nu ze ſpâte,“ · ſprach der künic hêr. // „nu müeß iu Got vergelten, · vil edel Rüedegêr, // triuwe unde minne, · die ir uns habt getân, // ob ir eß an dem ende · woldet güetlîcher lân. // „Wir ſoltenß immer dienen, · daß ir uns habt gegeben, // ich und mîne mâge, · ob ir uns ließet leben, // der hêrlîchen gâbe, · dô ir uns brâhtet her // in Etzeln lant mit triuwen; · des gedenket, edel Rüedegêr.“ // „Wie wol ich iu des gunde,“ · ſprach Rüedegêr der degen, // „daß ich iu mîne gâbe · mit vollen ſolde wegen // alſô willeclîche, · als ich des hete wân. // ſone wurde mir dar umbe · nimmer ſchelten getân.“ // „Erwindet, edel Rüedegêr,“ · ſprach dô Gêrnôt, // „wan eß wirt deheiner · geſten nie erbôt // ſô rehte minneclîchen, · als ir uns habt getân. // des ſult ir wol genießen, · ob wir bî lebene beſtân.“ // „Daß wolde Got,“ ſprach Rüedegêr, · „vil edel Gêrnôt, // daß ir ze Rîne wæret · und ich wære tôt // mit etlîchen êren, · ſît ich iuch ſol beſtân! // eß wart an ellenden · von vriunden noch nie wirs getân.“ // „Nu lône iu Got, hêr Rüedegêr,“ · ſprach dô Gêrnôt, // „der vil rîchen gâbe. · mich riuwet iuwer tôt, // ſol an iu verderben · ſô tugentlîcher muot. // hie trag ich iuwer wâfen, · daß ir mir gâbet, helt guot. // „Daß iſt mir nie geſwichen · in aller dirre nôt: // under ſînen ecken · lît manec rîter tôt. // eß iſt lûter unde ſtæte, · hêrlîch unde guot. // ich wæne, ſô rîcher gâbe · ein recke nimmer mê getuot. // „Und welt ir niht erwinden, · irn welt uns beſtân, // ſlaht ir mir iht der vriunde, · die ich hinne hân, // mit iuwer ſelbes ſwerte · nim ich iu den lîp! // ſô riuwet ir mich, Rüedegêr, · und iuwer hêrlîcheß wîp.“ // „Daß wolde Got, hêr Gêrnôt, · und meht eß ergân, // daß aller iuwer wille · wære hie getân // und daß geneſen wære · iuwer vriunde lîp! // jâ ſold iu wol getrûwen · beidiu mîn tohter und mîn wîp.“ // Dô ſprach von Burgunden · der ſchœnen Uoten kint: // „wie tuot ir ſô, hêr Rüedegêr? · die mit mir komen ſint, // ſi ſint iu alle wæge: · ir grîfet übel zuo: // die iuwer ſchœne tohter · welt ir verwitwen ze vruo. // „Swenne ir und iuwer recken · mit ſtrîte mich beſtât, // wie reht unvriuntlîche · ir daß ſchînen lât, // daß ich iu wol getrûwe · vür alle ander man, // dâ von ich ze wîbe · iuwer tohter mir gewan.“ // „Gedenket iuwer triuwen, · vil edel künic hêr, // geſende iuch Got von hinne,“ · ſô ſprach Rüedegêr, // „lât die juncvrouwen · niht enkelten mîn: // durch iuwer ſelbes tugende · ſô ruochet ir genædec ſîn.“ // „Daß tæt ich billîche,“ · ſprach Gîſelher daß kint: // „die hôhen mîne mâge, · die noch hier inne ſint, // ſuln die von iu ſterben, · ſô muoß geſcheiden ſîn // diu vil ſtæte vriuntſchaft · zuo dir und der tohter dîn.“ // „Nu müeß uns Got genâden,“ · ſprach der küene man. // dô huoben ſi die ſchilde, · alſô ſi wolden dan // ſtrîten zuo den geſten · in Kriemhilde ſal. // dô rief vil lûte Hagene · von der ſtiege hin ze tal: // „Belîbet eine wîle, · vil edel Rüedegêr.“ // alſô ſprach dô Hagene: · „wir wolden reden mêr, // ich und mîne hêrren, · als uns des twinget nôt. // waß mac gehelfen Etzeln · unſer ellender tôt? // „Ich ſtên in grôßen ſorgen,“ · ſprach aber Hagene, // „den ſchilt, den mir vrou Gotelint · gap zuo tragene, // den habent mir die Hiunen · zerhouwen von der hant. // ich vuort in vriuntlîche · in daß Etzelen lant. // „Daß des Got von himele · ruochen wolde, // daß ich ſchilt ſô guoten · noch tragen ſolde, // ſô den du hâſt vor hende, · vil edel Rüedegêr! // ſo bedorfte ich in dem ſturme · deheiner halſperge mêr.“ // „Vil gerne wær ich dir guot · mit mînem ſchilde, // getörſt ich dirn gebieten · vor Kriemhilde. // doch nim du in hin, Hagene, · und trag in an der hant. // hei, ſoldeſt du in vüeren · in der Burgunden lant!“ // Do er im ſô willeclîchen · den ſchilt ze gebene bôt, // dô wart genuoger ougen · von heißen trehen rôt. // eß was diu leſte gâbe, · die ſider immer mêr // bôt deheinem degene · von Bechlâren Rüedegêr. // Swie grimme Hagne wære · und wie herte gemuot, // ja erbarmet in diu gâbe, · die der helt guot // bî ſînen leſten zîten · ſô nâhen het getân. // vil manec rîter edele · mit im trûren began. // „Nu lôn iu Got von himele, · vil edel Rüedegêr. // eß wirt iur gelîche · deheiner nimmer mêr, // der ellenden recken · ſô hêrlîchen gebe. // ſô ſol daß Got gebieten, · daß iuwer tugende immer lebe.“ // „Sô wê mich dirre mære,“ · ſô ſprach ab Hagene. // „wir heten ander ſwære · ſô vil ze tragene: // ſuln wir mit vriunden ſtrîten, · daß ſî Got gekleit.“ // dô ſprach der marcgrâve: · daß iſt mir inneclîche leit.“ // „Nu lôn ich iu der gâbe, · vil edel Rüedegêr. // ſwie halt gein iu gebâren · diſe recken hêr, // daß nimmer iuch gerüeret · mit ſtrîte hie mîn hant, // ob ir ſi alle ſlüeget · die von Burgunden lant.“ // Des neig im mit zühten · der guote Rüedegêr. // ſi weinten allenthalben: · daß diſiu herzen ſêr // niemen ſcheiden kunde, · daß was ein michel nôt. // vater aller tugende · lac an Rüedegêre tôt. // Dô ſprach von dem hûſe · Volkêr der ſpileman: // „ſît mîn geſelle Hagene · den vride hât getân, // den ſult ir alſô ſtæte · hân von mîner hant. // daß habt ir wol verdienet, · dô wir kômen in daß lant. // „Vil edel marcgrâve, · ir ſult mîn bote ſîn. // diſe rôte bouge · gab mir diu marcgrâvîn, // daß ich ſi tragen ſolde · hie zer hôhgezît: // die mugt ihr ſelbe ſchouwen, · daß ir des mîn geziuge ſît.“ // „Daß wolde Got von himele,“ · ſprach dô Rüedegêr, // „daß iu diu marcgrâvinne · noch ſolde geben mêr. // diu mære ſage ich gerne · der triutinne mîn, // geſihe ich ſi geſunder: · des ſult ir âne zwîvel ſîn.“ // Als er im daß gelobete, · den ſchilt huop Rüedegêr: // des muotes er ertobete: · do enbeit er dâ niht mêr. // dô lief er zuo den geſten, · einem degen gelîch, // manegen ſlac vil ſwinden · ſluoc der marcgrâve rîch. // Die zwêne ſtuonden hôher, · Volkêr und Hagene, // wan eß im ê gelobten · die zwêne degene. // noch vant er als küenen · bî den türen ſtân, // daß Rüedegêr des ſtrîtes · mit grôßen ſorgen began. // Durch mortræßen willen · ſô ließen in dar in // Gunther und Gêrnôt: · ſi heten helde ſin. // dô ſtuont hôher Gîſelher: · zwâre eß was im leit. // er verſach ſich noch des lebenes: · dâ von er Rüedegêre meit. // Dô ſprungen zuo den vînden · des marcgrâven man. // man ſach ſi nâch ir hêrren · vil degenlîche gân. // diu ſnîdunde wâfen · ſi truogen an der hant: // des braſt dâ vil der helme · und manec hêrlîcher rant. // Dô ſluogen die vil müeden · vil manegen ſwinden ſlac // den von Bechelâren, · der eben und tiefe wac, // durch die veſten ringe · vaſt unz ûf daß verch. // ſi tâten in dem ſturme · diu vil hêrlîchen werch. // Daß edel ingeſinde · was nu komen in. // Volkêr und Hagene · die ſprungen balde hin. // ſine gâben vride niemen · wan dem einen man. // von ir beider hende · daß bluot durch helme nider ran. // Wie rehte gremlîche · vil ſwerte drinne erklanc! // vil der ſchiltſpange · ûß von ſlegen ſpranc: // des reis ir ſchiltſteine · nider in daß bluot: // ſi vâhten alſô grimme, · daß manß nimmer mê getuot. // Der vogt von Bechelâren · gie wider unde dan, // alſô der mit ellen · in ſturme werben kan. // dem tet des tages Rüedegêr · harte wol gelîch, // daß er ein recke wære · vil küene unde lobelîch. // Hie ſtuonden diſe recken, · Gunther und Gêrnôt, // ſi ſluogen in dem ſtrîte · vil manegen helt tôt. // Gîſelher und Dancwart · die zwêne eß ringe wac: // des vrumten ſi vil manegen · hinz ûf den jungiſten tac. // Vil wol zeigte Rüedegêr, · daß er was ſtarc genuoc, // küene und wol gewâfent: · hei, waß er helde ſluoc! // daß ſach ein Burgunde: · dô twang in zornes nôt. // dâ von begunde nâhen · des guoten Rüedegêres tôt. // Gêrnôt der ſtarke · den helt ruofte er an. // er ſprach zem marcgrâven: · „ir welt mir mîner man // niht geneſen lâßen, · vil edel Rüedegêr. // daß müet mich âne mâße: · ichn kans niht an geſehen mêr. // „Nu mag iu iuwer gâbe · wol ze ſchaden komen, // ſît ir mîner vriunde · mir habt ſô vil genomen. // nu wendet iuch her umbe, · vil edel küene man: // iur gâbe wirt verdienet, · ſô ichß aller hoehſte kan.“ // Ê daß der marcgrâve · zuo im vol kœme dar, // des muoſen liehte ringe · werden miſſevar. // dô ſprungen zuo ein ander · die êre gernde man. // ir ietweder ſchermen · vür ſtarke wunden began. // Ir ſwert ſô ſcharph wâren, · eß enkunde in niht gewegen. // dô ſluoc Gêrnôten · Rüedegêr der degen // durch helmen vlinsherten, · daß nider vlôß daß bluot: // daß vergalt im ſchiere · der rîter küene unde guot. // Die Rüedegêres gâbe · an hende er hôhe erwac: // ſwie wunt er wær zem tôde, · er ſluog im einen ſlac // durch den ſchilt vil guoten · unz ûf diu helmgeſpan: // dâ von muoſe erſterben · dô der Gotlinden man. // Jane wart nie wirs gelônet · ſô rîcher gâbe mêr. // dô vielen beide erslagene, · Gêrnôt und Rüedegêr, // gelîch in dem ſturme · von ir beider hant. // alrêſt erzurnde Hagene, · dô er den grôßen ſchaden bevant. // Dô ſprach der helt von Troneje: · „eß iſt uns übel komen. // wir haben an in beiden · ſô grôßen ſchaden genomen, // den wir nimmer überwinden, · ir liut und ouch ir lant. // die Rüedegêres helde · ſint unſer ellenden phant.“ // Dane wolde ir deheiner · dem andern niht vertragen: // vil maneger âne wunden · dar nider wart geslagen, // der wol geneſen wære: · ob im wart ſolch gedranc, // ſwie geſunt er anders wære, · dêr in dem bluote doch ertranc. // „Ouwê mich mînes bruoder, · der tôt iſt hie gevrumt. // waß mir der leiden mære · ze allen zîten kumt! // ouch muoß mich immer riuwen · mîn ſweher Rüedegêr: // der ſchade iſt beidenthalben · und diu grœßlîchen ſêr.“ // Dô der junge Gîſelher · ſach ſînen bruoder tôt, // die dô dar inne wâren, · die muoſen lîden nôt. // der tôt der ſuohte ſêre, · dâ ſîn geſinde was. // der von Bechelâren · dô langer einer niht genas. // Gunther unde Gîſelher · und ouch Hagene, // Dancwart unde Volkêr, · die guoten degene, // die giengen, dâ ſi vunden · ligen die zwêne man: // dô wart dâ von den helden · mit jâmer weinen begân. // „Der tôt uns ſêre roubet,“ · ſprach Gîſelher daß kint. // „nu lâßet iuwer weinen, · und gê wir an den wint, // daß uns die ringe erkuolent, · uns ſtrîtmüeden man. // jâ wæn Got uns langer · hie ze lebene niht engan.“ // Den ſitzen, den ſich leinen · ſach man dâ manegen degen. // ſi wâren aber müeßec. · dâ wâren tôt gelegen // die Rüedegêres helde: · vergangen was der dôß. // ſô lange wert diu ſtille, · daß ſîn Etzeln erdrôß. // „Ouwê mir dirre ſwære,“ · ſprach des küneges wîp, // „ſi ſprechent al ze lange. · unſer vînde lîp // mac nu wol vrî belîben · vor Rüedegêres hant: // er wil ſi wider bringen · in der Burgunde lant. // „Waß hilfet, künic Etzel, · daß wir geteilet hân // mit im, ſwaß er wolde? · der helt hât miſſetân. // der uns dâ ſolde rechen, · der wil der ſuone phlegen. // des antwurte ir dô Volkêr, · der vil zierlîche degen: // „Der rede eniſt ſô niht leider, · vil edel küneges wîp. // getörſte ich heißen liegen · alſus edelen lîp, // ſô het ir tievellîchen · an Rüedegêr gelogen. // er und die ſîne degene · ſint an der ſuone gar betrogen. // „Er tet ſô willeclîche, · daß im der künec gebôt, // daß er und ſîn geſinde · iſt hie gelegen tôt. // nu ſeht al umbe, Kriemhilt, · wem ir gebieten welt: // iu hât unz an den ende · gedienet Rüedegêr der helt. // „Welt ir es niht gelouben, · man ſolß iuch ſehen lân.“ // durch ir herzen ſêre · ſô wart duo daß getân: // man truoc den helt verhouwen, · dâ in der künic ſach. // den Etzelen degenen · ſô rehte leide nie geſchach. // Dô ſi den marcgrâven · tôten ſâhen tragen, // eß enkunde ein ſchrîber · gebrieven noch geſagen // die manegen ungebærde · von wîbe und ouch von man, // diu ſich von herzen jâmer · aldâ zeigen began. // Der Etzelen jâmer · der wart alſô grôß, // als eines leuwen ſtimme · der rîche künec erdôß // mit herzeleidem wuofe: · alſam tet ouch ſîn wîp. // ſi klagten ungevuoge · des guoten Rüedegêres lîp. // 38. Âventiure // wie hêrn Dietrîches man alle erslagen wurden. Dô hôrt man allenthalben · jâmer alſô grôß, // daß palas unde türne · von dem wuof erdôß. // dô hôrte eß ouch von Berne · ein Dietrîches man: // durch diſiu ſtarken mære · wie balde er gâhen began! // Dô ſprach er zuo dem vürſten: · „hœrt, mîn hêr Dietrîch. // ſwaß ich noch her gelebet hân, · ſô rehte unmügelîch // gehôrte ich klage nie mêre, · als ich nu hân vernomen. // ich wæne, der künic ſelbe · iſt zuo der hôhgezîte komen. // „Wie mehtens anders alle · haben ſolhe nôt? // der künic oder Kriemhilt, · ir eineß daß iſt tôt // von den küenen geſten · durch ir nît gelegen. // eß weinet ungevuoge · vil manec ûßerwelter degen.“ // Dô ſprach der vogt von Berne: · „mîne vil liebe man, // nu gâhet niht ſô ſêre. · ſwaß hie hânt getân // die ellenden recken, · des gât in michel nôt: // und lât ſi des genießen, · daß ich in mînen vride enbôt.“ // Dô ſprach der küene Wolfhart: · „ich wil dar gân // und wil der mære vrâgen, · waß ſi haben getân, // und wilß iu ſagen denne, · vil lieber hêrre mîn, // als ich eß dort ervinde, · waß diu rede müge ſîn.“ // Dô ſprach der hêrre Dieterîch: · „ſwa man zornes ſich verſiht, // ob ungevüegiu vrâge · danne dâ geſchiht, // daß betrüebet recken · lîhte ir muot. // ich enwil niht, Wolfhart, · daß ir die vrâge getuot.“ // Dô bat er Helfrîche · balde dar gân, // und hieß daß ervinden · an Etzelen man // oder an den geſten, · waß wære dâ geſchehen. // done het er nie von liuten · ſô grôßen jâmer geſehen. // Der bote begunde vrâgen; · „waß iſt hie getân?“ // dô ſprach dar under einer: · „dâ iſt vil gar zergân, // ſwaß wir vreuden hêten · in der Hiunen lant: // hie ligt erslagen Rüedegêr · von der Burgunden hant. // „Die mit im dar in kômen, · derſt einer niht geneſen.“ // do enkunde Helfrîche · nimmer leider weſen. // jâ ſagte er ſîniu mære · ſô rehte ungerne nie. // der bote dô hin widere · vil ſêre weinende gie. // „Waß habt ir uns ervunden?“ · ſprach dô Dietrîch: // „wie weinet ir ſô ſêre, · degen Helferîch?“ // dô ſprach der edel recke: · „ich mac wol balde klagen: // den guoten Rüedegêre · hânt die Burgunde erslagen.“ // Dô ſprach der helt von Berne: · „desn ſol niht wellen Got. // daß wær ein ſtarkiu râche · und ouch des tievels ſpot. // wâ mit hete Rüedegêr · an in daß verſolt? // jâ iſt mir daß wol künde, · er iſt den ellenden holt.“ // Des antwurte Wolfhart: · „und heten ſiß getân, // ſô ſolt eß in allen · an daß leben gân. // ob wir inß vertrüegen, · des wær wir geſchant. // jâ hât uns vil gedienet · des guoten Rüedegêres hant.“ // Der vogt der Amelunge · hieß eß ervarn baß. // vil harte ſenelîche · er in ein venſter ſaß: // dô bat er Hilprande · zuo den geſten gân, // daß er an in ervüere, · waß dâ wære getân. // Der ſturmküene recke, · meiſter Hilprant, // weder ſchilt noch wâfen · truoger an der hant: // er wolde in ſînen zühten · zuo den geſten gân; // von ſîner ſweſter kinde · wart im ein ſtrâfen getân. // Dô ſprach der grimme Wolfhart: · „welt ir dar blôßer gân, // ſô mag eß ân ein ſchelten · nimmer wol geſtân: // ſô müeßt ir leſterlîche · tuon die widervart; // komt ir dar gewâfent, · daß eteslîcher wol bewart.“ // Dô garte ſich der wîſe · durch des tumben rât. // ê eß ervunde Hildebrant, · dô wâren in ir wât // alle Dietrîches recken · und truogen ſwert enhant. // dem helde was eß leide: · vil gerne het erß erwant. // Er vrâgte, war ſi wolden. · „wir wellen mit iu dar. // waß, ob von Tronje Hagene · deſte wirs getar // gein iu mit ſpotte ſprechen, · des er wol kan gephlegen?“ // dô er die rede gehôrte, · dô geſtuont ins der degen. // Dô ſach der küene Volkêr · wol gewâfent gân // die recken von Berne, · die Dietrîches man, // begürtet mit den ſwerten; · ſi truogen ſchilt enhant: // er ſagteß ſînen hêrren · ûßer Burgunde lant. // Dô ſprach der videlære: · „ich ſihe dort here gân // ſô rehte vîentlîche · die Dietrîches man, // gewâfent under helme: · ſi wellent uns beſtân. // ich wæne, eß an daß übele · uns ellenden welle gân.“ // In den ſelben zîten · kom ouch Hildebrant. // dô ſatzter vür die vüeße · ſînes ſchiltes rant. // er begunde vrâgen · die Guntheres man: // „ouwê, ir guote helde, · waß hete iu Rüedegêr getân? // „Mich hât mîn hêrre Dieterîch · her zuo iu geſant: // ob erslagen hête · iuwer deheines hant // den edelen marcgrâven, · als uns daß iſt geſeit? // wir enkunden überwinden · niht diu grœßlîchen leit.“ // Dô ſprach von Troneje Hagene: · „daß mær iſt ungelogen, // wie wol ich iu des gunde, · het iuch der bote betrogen, // durch Rüedegêres liebe, · daß lebte noch ſîn lip, // den immer mugen weinen · beidiu man unde wîp.“ // Dô ſi daß rehte erhôrten, · daß er wære tôt, // dô klagten in die recken: · ir triuwe in daß gebôt. // den Dietrîches mannen · ſach man trehne gân // über bart und über kinne: · in was vil leide getân. // Der herzoge ûßer Berne · Sigeſtap dô ſprach: // „nu hât gar ein ende · genomen der gemach, // den uns hie vuogte Rüedegêr · nâch unſern leiden tagen: // vreude ellender diete · lît von iu helden hie erslagen.“ // Dô ſprach von Amelunge · der degen Wolfwîn: // „und ob ich hiute ſæhe · tôt den vater mîn, // mir enwurde nimmer leider · denn umbe ſînen lîp. // ouwê, wer ſol nu trœſten · des guoten marcgrâven wîp?“ // Dô ſprach in zornes muote · der degen Wolfhart: // „wer wîſet nu die recken · ſô manege hervart, // alſô der marcgrâve · vil dicke hât getân? // ouwê, vil edel Rüedegêr, · daß wir dich ſus verloren hân!“ // Wolfbrant und Helferîch · und ouch Helmnôt // mit allen ir vriunden · weinden ſînen tôt. // vor ſiuften mohte vrâgen · niht mêre Hildebrant: // er ſprach: „nu tuot, ir degene, · dar nâch mîn hêrre hât geſant. // „Gebt uns Rüedegêren · ſô tôten ûß dem ſal, // an dem gar mit jâmer · lît unſer vreuden val, // und lât uns an im dienen, · daß er ie hât getan // an uns vil grôßer triuwe · und an manegem vremden man. // „Wir ſîn ouch ellende · als Rüedegêr der degen. // wes lâßet ir uns bîten? · lât in uns after wegen // tragen, daß wir nâch tôde · lônen noch dem man; // wir hetenß vil billîche · bî ſînem lebene getân.“ // Dô ſprach der künic Gunther: · „nie dieneſt wart ſô guot, // ſô den ein vriunt vriunde · nâch dem tôde tuot. // daß heiße ich ſtæte triuwe, · ſwer die kan begân. // ir lônet im von ſchulden: · er hât iu liebe getân.“ // „Wie lange ſul wir vlêgen?“ · ſprach Wolfhart der degen. // „ſît unſer trôſt der beſte · von iu iſt tôt gelegen, // und wir ſîn leider mêre · megen niht gehaben, // lât uns in tragen hinnen, · dâ wir den recken begraben.“ // Des antwurte im Volkêr: · „niemen iu in gît. // nu nemt in in dem hûſe, · dâ der degen lît // mit ſtarken verchwunden · gevallen in daß bluot: // ſo iſt eß ein voller dieneſt, · den ir hie Rüedegêre tuot.“ // Dô ſprach der küene Wolfhart: · „Got weiß wol, hêr ſpilman, // irn durft uns nicht reißen: · ir habt uns übele getân. // törſt ich vor mînem hêrren, · ſô kœmet irs in nôt. // des müeße wirß lâßen, · wan er uns ſtrîten hie verbôt.“ // Dô ſprach der videlære: · „der vorht iſt al ze vil, // ſwaß man im verbiutet, · derß alleß lâßen wil: // daß kan ich niht geheißen · rehten heldes muot.“ // diu rede dûhte Hagenen · von ſînem hergeſellen guot. // „Welt ir den ſpot niht lâßen,“ · ſprach aber Wolfhart, // „ich entrihte iu lîht die ſeiten, · ſwenne ir die widervart // rîtet gegen Rîne, · daß irß wol muget geſagen. // iuwer übermüeten · mag ich mit êren niht vertragen.“ // Dô ſprach der videlære; · „ſwenn ir die ſeiten mîn // verirret guoter dœne, · der iuwer helmſchîn // muoß vil trüebe werden · von der mînen hant, // ſwie halt ich gerîte · in der Burgunde lant.“ // Dô wolt er zuo im ſpringen, · wan daß in niht enlie // Hildebrant ſîn œheim · in vaſte zim gevie. // „ich wæn, du woldeſt wüeten · durch dînen tumben zorn; // mînes hêrren hulde · wir heten immer mêr verlorn.“ // „Lât ab den leuwen, meiſter, · er iſt ſô grimme gemuot; // kumt abe er mir ze handen,“ · ſprach Volkêr der degen guot, // „het er die werlt alle · mit ſîner hant erslagen, // ich ſlahe in, daß erß widerſpel · nimmer mêre darf geſagen.“ // Des wart vil ſêre erzürnet · der Bernære muot, // den ſchilt gezucte Wolfhart, · ein ſneller helt guot: // alſam ein leuwe wilde · lief er vor in dan. // im wart ein gæheß volgen · von ſînen vriunden getân. // Swie wîter ſprünge er phlæge · vür des ſales want, // doch ergâhte in vor der ſtiege · der alte Hildebrant: // er wolde in vor im lâßen · niht komen in den ſtrît. // ſi vunden, daß ſi ſuohten, · an den ellenden ſît. // Dô ſpranc zuo Hagene · meiſter Hilprant: // diu ſwert man hôrt erklingen · an ir beider hant. // ſi wâren ſêre erzürnet, · vil wol erkôs manß ſint: // von ir zweier wâfen · gie der viurrôte wint. // Die wurden dô geſcheiden · in des ſtrîtes nôt: // daß tâten die von Berne, · als in ir kraft gebôt. // zehant dô meiſter Hildebrant · want von Hagene dan, // dô lief der ſtarke Wolfhart · den küenen Volkêren an. // Er ſluoc den videlære · ûf den helmehuot, // daß des ſwertes ecke · unz ûf die ſpange wuot. // daß vergalt mit ellen · der küene ſpilman: // dô ſluog er Wolfharten, · daß er ſtieben began. // Des viurs ûß den ringen · hiuwen ſi genuoc: // haß ir ieslîcher · dem anderen truoc. // die ſchiet dô von Berne · der degen Wolfwîn. // ob eß ein helt niht wære, · daß kunde nimmer geſîn. // Gunther der vil küene · mit williger hant // enphie die helde mære · von Amelunge lant. // Gîſelher der hêrre · diu liehten helmvaß // der vrumte er dâ vil manegeß · von bluote rôt unde naß. // Dancwart, Hagenen bruoder, · was ein grimmec man: // ſwaß er dâ vor hête · in ſtrîte getân // den Etzelen recken, · daß was gar ein wint: // alrêſt vaht tobelîche · des küenen Aldrîânes kint. // Ritſchart unde Gêrbart, · Helfrîch und Wîchart // die heten in manegen ſtürmen · ſelten ſich geſpart: // des brâhten ſi wol inne · die Guntheres man. // dô ſach man Wolfprande · in ſturme hêrlîchen gân. // Dô vaht, alſam er wuote, · der alte Hildebrant. // vil der guoten recken · vor Wolfhartes hant // mit tôde muoſe vallen · von ſwerten in daß bluot: // ſus râchen Rüedegêren · die recken küene unde guot. // Dô vaht der hêrre Sigeſtap, · als im ſîn ellen riet. // hei, waß er in dem ſturme · der herten helme ſchriet // den ſînen vîenden, · Dietrîches ſweſter ſun. // er kunde in dem ſturme · nimmer beßßers niht getuon. // Volkêr der ſtarke, · dô er daß erſach, // daß Sigeſtap der küene · den bluotegen bach // hiu ûß herten ringen, · daß was dem helde zorn: // er ſpranc im hin engegene. · dô hete Sigſtap verlorn // Von dem videlære · vil ſchiere daß leben: // er begunde im ſîner künſte · al ſolhen teil dâ geben, // daß er von ſînem ſwerte · muoſe ligen tôt. // daß rach der alte Hildebrant, · als im ſîn ellen daß gebôt. // „Ouwê liebes hêrren,“ · ſprach meiſter Hildebrant, // „der hie lît erſtorben · vor Volkêres hant. // nune ſol der videlære · lenger niht geneſen.“ // Hildebrant der küene · wie kunder grimmer ſîn geweſen. // Dô ſluog er Volkêren, · daß im diu helmbant // ſtuben allenthalben · zuo des ſales want // von helm und ouch von ſchilte · dem küenen ſpilman; // dâ von der ſtarke Volkêr · dô den ende dâ gewan. // Dô drungen zuo dem ſtrîte · die Dietrîches man. // ſi ſluogen, daß die ringe · vil verre dræten dan // und daß man ort der ſwerte · vil hôhe vliegen ſach. // ſi holten ûß den helmen · den heiße vließenden bach. // Dô ſach von Troneje Hagene · Volkêren tôt: // daß was zer hôhgezîte · ſîn aller meiſtiu nôt, // die er dâ hete gewunnen · an mâge und ouch an man. // ouwê, wie harte Hagene · den helt dô rechen began! // „Nu enſol ſîn niht genießen · der alte Hildebrant: // mîn helfe lît erslagene · von des heldes hant, // der beſte hergeſelle, · den ich ie gewan.“ // den ſchilt den ructer hôher: · dô gie er houwende dan. // Helfrîch der ſtarke · Dancwarten ſluoc. // Gunther unde Gîſelher · den was eß leit genuoc, // dô ſi in ſâhen vallen · in der ſtarken nôt. // er het mit ſînen handen · wol vergolten ſînen tôt. // Swie vil von manegen landen · geſamnet wære dar, // vil vürſten krefteclîche · gegen ir kleinen ſchar, // wæren die kriſten liute · wider ſi niht geweſen, // ſi wæren mit ir ellen · vor allen heiden wol geneſen. // Die wîle gie ouch Wolfhart · beidiu wider unde dan, // alleß houwende · die Guntheres man. // er was die driten kêre · nu komen durch daß wal: // dâ viel von ſînen handen · vil manec recke ze tal. // Dô rief der ſtarke Gîſelher · Wolfharten an: // „ouwê, daß ich ſô grimmen · vîent ie gewan! // edel rîter küene, · nu wendet gegen mîn. // ich wil eß helfen enden, · eß enmac niht lenger geſîn.“ // Ze Gîſelhere kêrte · Wolfhart in den ſtrît. // dô ſluoc ir ietwedere · vil manege wunden wît. // ſô rehte krefteclîche · er zuo dem künege dranc, // daß imß bluot undern vüeßen · al überß houbet geſpranc. // Mit ſwinden ſlegen grimme · der ſchœnen Uoten kint // enphie Wolfharten · den küenen recken ſint. // ſwie ſtark der degen wære, · er kunde niht geneſen. // eßn dorfte künec ſô junger · nimmer küener ſîn geweſen. // Dô ſluoger Wolfharten · durch eine brünne guot, // daß im von der wunde · nider ſchôß daß bluot: // er wunte zuo dem tôde · den Dietrîches man. // eßn hete âne einen recken · zwâre niemen getân. // Alſô der küene Wolfhart · der wunden enphant, // den ſchilt ließ er vallen: · hôher an der hant // huob er ein ſtarkeß wâfen, · daß was ſcharf genuoc: // durch helm und durch ringe · der helt dô Gîſelheren ſluoc. // Si heten bêde ein ander · den grimmen tôt getân. // do enlebte ouch nu niht mêre · der Dietrîches man. // Hildebrant der alte · Wolfharten vallen ſach: // im wæn vor ſînem tôde · ſô rehte leide nie geſchach. // Dô wâren gar erſtorben · die Guntheres man // und ouch die Dietrîches. · Hilprant was gegân, // dâ Wolfhart was gevallen · nider in daß bluot. // er umbeslôß mit armen · den recken küene unde guot. // Er wolde in ûß dem hûſe · mit im tragen dan; // er was ein teil ze ſwære: · er muoſe in ligen lân. // dâ blicte ûß dem bluote · der rêwunde man: // er ſach wol, daß im gerne · ſîn neve het geholfen dan. // Dô ſprach der tôtwunde: · „vil lieber œheim mîn, // irn mugt an diſen zîten · mir niht vrum geſîn. // nu hüetet iuch vor Hagene: · jâ dunket eß mich guot: // er treit in ſînem herzen · einen grimmigen muot. // „Und ob mich mîne mâge · nâch tôde wellen klagen, // den næhſten und den beſten · den ſult ir von mir ſagen, // daß ſi nâch mir iht weinen, · daß ſî âne nôt: // von eines küneges handen · lig ich hie hêrlîchen tôt. // „Ich hân ouch hier inne ſô · vergolten mînen lîp, // daß eß wol mugen beweinen · der guoten rîter wîp. // ob iuch des iemen vrâge, · ſô mugt ir balde ſagen: // vor mîn eines handen · lît wol hundert erslagen.“ // Dô gedâht ouch Hagene · an den ſpilman, // dem der alte Hildebrant · ſîn leben an gewan: // dô ſprach er zuo dem degene: · „ir geltet mîniu leit. // ir habt uns hinne erbunnen · vil maneges recken gemeit.“ // Er ſluog ûf Hildebrande, · daß man wol vernam // Palmunge dießen, · den Sîvride nam // Hagene der vil küene, · dâ er den helt ſluoc. // dô werte ſich der alte: · er was ouch küene genuoc. // Der Wolfhartes œheim · ſluog ein wâfen breit // ûf Hagenen von Troneje, · daß ouch vil ſêre ſneit. // done kunder niht verwunden · den Guntheres man. // dô ſluog aber in Hagene · durch eine brünne wol getân. // Alſô meiſter Hildebrant · der wunden reht enphant, // dô vorhte er ſchaden mêre · von der Hagenen hant. // den ſchilt warf über rucke · der Dietrîches man: // mit der ſtarken wunden · der helt dô Hagenen entran. // Dâ was nu nieman lebender · al der degene, // niuwan die zwêne aleine, · Gunther und Hagene. // mit bluote gie berunnen · der alte Hildebrant: // er brâhte leidiu mære, · dâ er Dietrîchen vant. // Dô ſach er trûreclîchen · ſitzen hie den man: // der leide michels mêre · der vürſte dô gewan. // er ſach ouch Hilprande · in ſîner brünne rôt: // dô vrâgter in der mære, · als im diu ſorge gebôt. // „Nu ſagt mir, meiſter Hildebrant, · wie ſît ir ſô naß // von dem verchbluote? · oder wer tet iu daß? // ich wæne, ir mit den geſten · zem hûſe habt geſtriten: // ich verbôt eß iu ſô ſêre: · dô het irß billîch vermiten.“ // Dô ſagte er ſînem hêrren: · „eß tet Hagene: // der ſluoc mir diſe wunden · in dem gademe, // dô ich von dem recken · wolde wenden dan. // mit mînem lebene · dem tiuvel kûme ich entran.“ // Dô ſprach der Bernære: · „vil reht iſt iu geſchehen, // dô ir mich vriuntſchefte · den recken hôrtet jehen, // daß ir den vride dâ brâchent, · den ich in hete gegeben: // het ichs niht immer ſchande, · ir ſoldet vlieſen daß leben.“ // „Nu erzürnet niht ſô ſêre, · mîn hêr Dietrîch: // an mir und mînen vriunden · der ſchade iſt alze rîch. // wir wolden Rüedegêren · hân getragen dan: // des enwolden uns niht gunnen · des künic Guntheres man.“ // „Sô wê mir dirre leide! · iſt Rüedegêr doch tôt? // daß muoß mir ſîn ein jâmer · vor aller mîner nôt. // Gotelint diu edele · iſt mîner baſen kint: // ach wê der armen weiſen, · die dâ ze Bechlâren ſint!“ // Riuwen unde leides · mant in dô ſîn tôt. // er begunde weinen: · des gie dem helde nôt. // „ouwê getriuwer helfe, · die ich verlorn hân: // jane überwinde ich nimmer mê · des künic Etzelen man. // „Megt ir mir, meiſter Hildebrant, · diu rehten mære ſagen, // wer der recke wære, · der in dâ hât erslagen?“ // er ſprach: „daß tet mit kreften · der ſtarke Gêrnôt: // von Rüedegêres handen · iſt ouch der helt gelegen tôt.“ // Er ſprach zuo Hildebrande: · „nu ſagt mînen man, // daß ſi ſich balde wâfenen, · wan ich wil dar gân, // und heißet mir gewinnen · mîn liehteß wîcgewant: // ich wil ſelbe vrâgen · die helde ûß Burgunde lant.“ // Dô ſprach meiſter Hildeprant: · „wer ſol zuo iu gên? // ſwaß ir habt der lebenden, · die ſeht ir bî iu ſtên: // daß bin ich alters eine: · die andern die ſint tôt.“ // do erſchricte er dirre mære: · des gie im wærlîchen nôt, // Wan er leit ſô grôßeß · zer werlde nie gewan. // er ſprach: „und ſint erſtorben · alle mîne man, // ſô hât mîn Got vergeßßen, · ich armer Dietrîch! // ich was ein künec gewaltec, · vile hêr unde rîch.“ // „Wie kunde eß ſich gevüegen,“ · ſprach aber hêr Dietrîch, // „daß ſi alle ſint erſtorben, · die helde lobelîch, // von den ſtrîtmüeden, · die doch heten nôt? // wan durch mîn ungelücke, · in wær noch vremde der tôt! // „Sît daß es mîn unſælde · niht langer wolde entweſen, // ſô ſagt mir, iſt der geſte · noch iemen dâ geneſen?“ // dô ſprach meiſter Hildebrant: · „daß weiß Got, nieman mêr // niuwan Hagene aleine · und Gunther der künic hêr.“ // „Ouwê, lieber Wolfhart, · ſol ich dich hân verlorn, // ſô mac mich balde riuwen, · daß ich ie wart geborn; // Sigſtab unde Wolfwîn · und ouch Wolfbrant: // wer ſol mir denne helfen · in der Amelunge lant? // „Helfrîch der vil küene, · und iſt mir der erslagen, // Gêrbart unde Wîchart, · wie ſolde ich die verklagen? // daß iſt an mînen vreuden · mir der leſte tac. // ouwê, daß vor leide · nieman wol ſterben mac.“ // 39. Âventiure // wie Gunther unde Hagene unde Kriemhilt wurden erslagen. Dô nam der hêrre Dietrîch · ſelbe ſîn gewant; // im half, daß er ſich wâfente, · der alte Hildebrant. // dô klagte alſô ſêre · der kreftige man, // daß daß hûs erdießen · von ſîner ſtimme began. // Do gewan er aber widere · rehten heldes muot. // in grimme wart gewâfenet · dô der degen guot. // einen ſchilt vil veſten · den nam er an die hant: // ſi giengen balde danne, · er unde meiſter Hildebrant. // Dô ſprach von Tronje Hagene: · „ich ſihe dort her gân // den hêrren Dietrîche: · der wil uns beſtân // nâch ſînem ſtarken leide, · daß im iſt hie geſchehen. // man ſol daß hiute kieſen, · wem man des beſten müge jehen. // „Jane dunket ſich von Berne · der hêrre Dietrîch // nie ſô ſtark des lîbes · und ſô gremlîch, // und wil erß an uns rechen, · daß im iſt getân,“ // alſô redete Hagene, · „ich getar in harte wol beſtân.“ // Diſe rede hôrte · Dietrîch und Hildebrant. // er kom, dâ er die recken · beide ſtênde vant // ûßen vor dem hûſe · geleinet an den ſal. // ſînen ſchilt den guoten · ſatzt hêr Dietrîch ze tal. // In leitlîchen ſorgen · ſprach hêr Dietrîch: // „wie habt ir ſô geworben, · Gunther, künic rîch, // wider mich ellenden? · waß het ich iu getân? // alles mînes trôſtes · des bin ich eine beſtân. // „Iuch endûhte niht der volle · an der grôßen nôt, // dô ir uns Rüedegêre · den helet ſluoget tôt: // nu habt ir mir erbunnen · aller mîner man. // jane het ich iu helden · ſolher leide niht getân. // „Gedenket an iuch ſelben · und an iuwer leit, // tôt der iuwer vriunde · und ouch diu arbeit, // ob eß iu guoten recken · beſwârt iht den muot. // ouwê, wie rehte unſanfte · mir tôt der Rüedegêres tuot! // „Eß geſchach ze dirre werlde · nie manne leider mêr. // ir gedâhtet übele · an mîn und iuwer ſêr. // ſwaß ich vreuden hête, · diu liget von iu erslagen: // ja enkan ich nimmer mêre · die mîne mâge verklagen.“ // „Jane ſî wir niht ſô ſchuldec,“ · ſprach dô Hagene. // „eß giengen ze dem hûſe · die iuwer degene // gewâfent wol ze vlîße · mit einer ſchar ſô breit. // mich dunket, daß diu mære · iu niht rehte ſint geſeit.“ // „Waß ſol ich mêr gelouben? · mir ſagt Hildebrant: // dô mîne recken gerten · von Amelunge lant, // daß ir in Rüedegêre · gæbet ûß dem ſal, // dô bütet ir niuwan ſpotten · den mînen recken her ze tal.“ // Dô ſprach der vogt von Rîne: · „ſi jâhen, wolden tragen // Rüedegêr von hinne: · den hieß ich in verſagen // Etzeln ze leide · und niht den dînen man, // unz daß dô Wolfhart · dar umbe ſchelten began.“ // Dô ſprach der helt von Berne: · „eß muoſe et alſô ſîn. // Gunther, künic edele, · durch die zühte dîn // ergetze mich der leide, · die mir ſint getân, // und ſüene eß, rîter küene, · ſô wil ich gar die ſchulde lân. // „Ergip dich mir ze gîſel, · du und dîn man: // ſô wil ich iuch behüeten, · ſo ich aller beſte kan, // daß dir hie zen Hiunen · niemen niht entuot. // du ſolt an mir niht vinden · niuwan triuwe und alleß guot.“ // „Daß enwelle Got von himele,“ · ſprach dô Hagene, // „daß ſich dir ergæben · zwêne degene, // die du ſô werlîche · noch ſiheſt gewâfent ſtân. // daß hieße ein michel ſchande · und wær ouch übele getân.“ // „Irn ſult eß niht verſprechen,“ · ſprach aber Dietrich. // „Gunther unde Hagene, · jâ habt ir beide mich // ſô ſêre beſwæret, · daß herze und ouch den muot, // und welt ir michs ergetzen, · daß irß vil billîchen tuot. // „Ich gibs iu mîne triuwe · und ſicherlîche hant, // daß ich mit iu wider heim · rîte in iuwer lant. // ich geleite iuch nâch den êren · oder ich gelige tôt // und wil durch iuch vergeßßen · der mînen grœßlîchen nôt.“ // „Nu enmuotet ſîn niht mêre,“ · ſprach aber Hagene. // „von uns enzimt daß mære · niht wol ze ſagene, // daß ſich iu ergæben · zwên alſô küene man. // nu ſiht man bî iu niemen · wan eine Hildebrande ſtân.“ // Des antwurte Hildebrant: · „iuch möhte wol gezemen // den vride mînes hêrren · ob ir den ruochtet nemen: // eß kumt noch an die ſtunde · vil lîhte in kurzer zît, // daß ir in gerne næmet · und in iu danne niemen gît.“ // „Jâ næme ich ê die ſuone,“ · ſprach ab Hagene, // „ê ich ſô leſterlîche · von eime degene // vlühe, meiſter Hildebrant, · als ir hie habt getân: // ich wânde ûf mîne triuwe, · ir kundet baß gein vînden ſtân.“ // Dô ſprach meiſter Hildebrant: · „zwiu verwîßet ir mir daß? // nu wer was, der ûfme ſchilde · vor dem Wasgenſteine ſaß, // dô im von Spâne Walther · ſô vil der mâge ſluoc? // ouch habt ir noch ze zeigen · an iu ſelben genuoc.“ // Dô ſprach der hêrre Dieterîch: · „daß enzimt niht helde lîp, // daß ſi ſuln ſchelden · ſam diu alten wîp. // ich verbiute iu, meiſter Hildebrant, · daß ir iht ſprechet mêr. // mich ellenden recken · twinget grœßlîchiu ſêr. // „Lât hœren, vriunt Hagene,“ · ſprach dô Dietrîch, // „waß ir ê redetet, · ir recken lobelîch, // dô ir mich gewâfent · zuo iu ſâhet gân? // ir jâhet, daß ir eine · mit ſtrîte woldet mich beſtân.“ // „Jane lougent iu des niemen,“ · ſprach Hagene der degen, // „ich enwelleß hie verſuochen · mit den ſtarken ſlegen, // eß enſî, daß mir zebreſte · daß Niblunges ſwert. // mir iſt zorn, daß unſer beider · hie ze gîſel iſt gegert.“ // Dô Dietrîch gehôrte · den grimmen Hagnen muot, // den ſchilt vil balde zucte · der ſnelle degen guot. // wie balde gein im Hagene · von der ſtiegen ſpranc! // Niblunges ſwert daß guote · vil lûte ûf Dietrîch erklanc. // Dô weſſe wol hêr Dieterîch, · daß der küene man // vil grimmes muotes wære: · ſchirmen im began // der hêrre von Berne · vor angeſtlîchen ſlegen. // vil wol erkander Hagenen: · er was ein ûßerwelter degen. // Ouch vorht er Balmunge, · ein wâfen ſtarc genuoc. // under wîlen Dietrîch · mit liſten wider ſluoc, // unz daß er Hagenen · mit ſtrîte doch betwanc. // er ſluog im eine wunden, · diu was tief unde lanc. // Do gedâht der hêrre Dieterîch: · „du biſt in nôt erwigen; // ich hâns lützel êre, · ſoltu nu tôt geligen. // ich wil eß ſus verſuochen, · ob ich entwingen kan // dich mir zeinem gîſel.“ · daß wart mit ſorgen getân. // Den ſchilt ließ er vallen: · ſîn ſterke diu was grôß; // Hagnen von Troneje · mit armen er beslôß. // des wart dô betwungen · von im der küene man. // Gunther der edele · dar umbe trûren began. // Hagene bant dô Dieterîch · und vuorte in, dâ er vant // die edelen küneginne, · und gab ir bî der hant // den küeniſten recken, · der ie ſwert getruoc. // nâch ir vil ſtarkem leide · dô wart ſi vrœlîch genuoc. // Vor liebe neic dem degene · daß Etzelen wîp: // „immer ſî dir ſælec · dîn herze und ouch dîn lîp. // du hâſt mich wol ergetzet · aller mîner nôt: // daß ſol ich immer dienen, · mich enſûme der tôt.“ // Dô ſprach der hêrre Dieterîch: · „ir ſult in lân geneſen, // vil edeliu küneginne. · eß mac vil wol noch weſen, // daß iuch ſîn dienſt ergetzet, · daß er iu hât getân: // er ſol des niht enkelten, · daß irn gebunden ſehet ſtân.“ // Dô hieß ſi vüeren Hagenen · an ſînen ungemach, // dâ er lac besloßßen · und dâ in niemen ſach. // Gunther der künic edele · rüefen dô began. // „war kom der helt von Berne? · der hât mir leide getân.“ // Dô gie im hin engegene · der hêrre Dietrîch. // Guntheres ellen · daß was vil lobelîch; // do enbeit ouch er niht mere, · er lief her vür den ſal. // von ir beiden ſwerten · huob ſich ein grœßlîcher ſchal. // Swie vil der hêrre Dieterîch · lange was gelobt, // Gunther was ſô ſêre · erzürnet und ertobt: // wan er nâch ſtarkem leide · dô ſîn vîent was. // man ſagt eß noch ze wunder, · daß dô hêr Dietrîch genas. // Ir ellen und ir ſterke · beide wâren grôß. // palas und türne · von ir ſlegen dôß, // dô ſi mit ſwerten hiuwen · ûf die helme guot. // eß hete der künic Gunther · einen hêrlîchen muot. // Sît twanc in der von Berne, · als Hagnen ê geſchach. // daß bluot man durch die ringe · dem helde vließen ſach // von einem ſtarken ſwerte, · daß truoc hêr Dietrîch. // doch het gewert hêr Gunther · nâch müede loblîchen ſich. // Der hêrre wart gebunden · von Dietrîches hant, // ſwie künege niene ſolden · lîden ſolhiu bant. // er dâht, ob er ſi ließe, · den künec und ſînen man, // alle, die ſi vünden, · die müeſen tôt vor in beſtân. // Dietrîch von Berne · der nam in bî der hant: // dô vuorte er in gebunden, · da er Kriemhilde vant. // dô was mit ſîme leide · ir ſorge ein teil benomen. // ſi ſprach: „künic Gunther, · ſît mir grôße willekomen.“ // Er ſprach: „ich ſold iu nîgen, · vil edel ſweſter mîn, // ob iuwer grüeßen mehte · genædeclîcher ſîn. // ich weiß iuch, küneginne, · ſô zornec gemuot, // daß ir mich und Hagenen · vil ſwacheß grüeßen getuot.“ // Dô ſprach der helt von Berne: · „vil edel küneges wîp, // eß enwart nie gîſel mêre · ſô guoter rîter lîp, // als ich iu, vrouwe hêre, · an in gegeben hân. // nu ſolt ir die ellenden · mîn vil wol genießen lân.“ // Si jach, ſi tæte eß gerne. · dô gie hêr Dietrîch // mit weinenden ougen · von den helden lobelîch. // ſît rach ſich grimmeclîche · daß Etzelen wîp: // den ûß erwelten degenen · nam ſi beiden den lîp. // Si lie ſi ligen ſunder · durch ir ungemach, // daß ir ſît dewedere · den andern nie geſach. // unz ſi ir bruder houbet · hin vür Hagenen truoc. // der Kriemhilde râche · wart an in beiden genuoc. // Dô gie diu küneginne, · dâ ſi Hagnen ſach; // wie rehte vîntlîche · ſi zuo dem recken ſprach: // „welt ir mir geben widere, · daß ir mir habt genomen, // ſô megt ir noch wol lebende · heim zuo den Burgunden komen.“ // Dô ſprach der grimme Hagene: · „diu rede iſt gar verlorn, // vil edeliu küneginne. · jâ hân ich des geſworn, // daß ich den hort iht zeige: · die wîle daß ſi leben, // deheiner mîner hêrren, · ſo enwirt er nieman gegeben.“ // „Ich bringeß an ein ende,“ · ſô ſprach daß edel wîp. // dô hieß ſi ir bruoder · nemen dâ den lîp. // man ſluoc im ab daß houbet: · bî hâre ſi eß truoc // vür den helt von Troneje: · dô wart im leide genuoc. // Alſô der ungemuote · ſîns hêrren houbet ſach, // widre Kriemhilde · dô der recke ſprach: // „du hâſt eß zeinem ende · nâch dîme willen brâht, // und iſt ouch rehte ergangen, · als ich mir hête gedâht. // „Nu iſt von Burgunde · der edel künic tôt, // Gîſelher der junge · und ouch Gêrnôt. // den ſchatz weiß nu nieman · wan Got unde mîn: // der ſol dich vâlentinne · immer gar verholn ſîn.“ // Si ſprach: „ſô habt ir übele · geltes mich gewert; // ſô wil ich doch behalten · daß Sîvrides ſwert. // daß truoc mîn holder vriedel, · dô ich in jungiſt ſach, // an dem mir herzen leide · vor allem leide geſchach.“ // Si zôch eß von der ſcheide: · daß kunder niht erwern. // dô dâhte ſi den recken · des lebenes behern. // ſi huob eß mit ir handen, · daß houbet ſi im abe ſluoc. // daß ſach der künic Etzele: · dô was im leide genuoc. // „Wâfen,“ ſprach der vürſte, · „wie iſt nu tôt gelegen // von eines wîbes handen · der aller beſte degen, // der ie kom ze ſturme · oder ie ſchilt getruoc! // ſwie vîent ich im wære, · eß iſt mir leide genuoc.“ // Dô ſprach meiſter Hildebrant: · „ja geniußet ſi es niht, // daß ſi in ſlahen torſte; · ſwaß halt mir geſchiht, // ſwie er mich ſelben brâhte · in angeſtlîche nôt, // iedoch ſô wil ich rechen · des küenen Tronjæres tôt.“ // Hildebrand mit zorne · ze Kriemhilde ſpranc: // er ſluoc der küneginne · eines ſwertes ſwanc. // jâ tet ir diu ſorge · von dem degene wê; // waß maht ſi gehelfen, · daß ſi vil grœßlîchen ſchrê? // Dô was gelegen über al · dâ der veigen lîp: // ze ſtucken lac gehouwen · dô daß edel wîp. // Etzel unde Dietrîch · weinen dô began: // ſi klageten jæmerlîche · beide mâge unde man. // Diu vil mîchel êre · was dâ gelegen tôt: // die liute heten alle · jâmer unde nôt. // mit leide was verendet · des küneges hôhgezît, // als ie diu liebe leide · an dem ende gerne gît. // Ine kan iu niht beſcheiden, · waß ſider dâ geſchach, // wan kriſten unde heiden · weinen man dâ ſach, // wîb unde knehte · und manege ſchœne meit: // die heten nâch ir vriunden · diu allergrœßiſten leit. // Ine ſage iu nu niht mêre · von der grôßen nôt; // die dâ erslagen wâren, · die lâßen ligen tot — // wie ir dinc aneviengen · ſît der Hiunen diet, // hie hât daß mære ein ende: · daß iſt {der Nibelunge liet}. // * * * * * [Statt der letzten fünf Strophen hat b folgende ſechs, die beiden letzten übereinſtimmend mit A.] Hilprant mit zorne · ze Kriemhilden ſpranc. // er ſluoc der küneginne · einen ſwæren ſwertes ſwanc, // enmitten dâ der borte · ir den lîp het umbegeben. // dô muoſe diu küneginne · verlieſen dâ ir werdeß leben. // Daß ſwert daß ſneit ſô drâte, · daß ſi ſîn niht enphant, // daß ſi het gerüeret · unſanft; ſi ſprach zehant: // „dîn wâfen iſt verplawen: · du ſolteß von dir legen; // eß zimt niht wol ze tragene · eim als zierlîchen degen.“ // Dô zôch er von dem vinger · einen rinc rôt guldîn; // er warf in ir vor die vüeße: · „hebt ir daß vingerlîn // ûf von der erden, · ſô habt ir wâr, edel wîp.“ // ſi neic ſich nâch dem golde: · dô viel entzwei ir werder lîp. // Nu iſt ouch gelegen Kriemhilt, · ouwê der nôt: // wie rehte gar unmüeßec · was dâ der tôt! // Dietrîch und Etzel · ſêre weinen dô began: // ſi klagten inneclîche · beide wîp unde man. // Diu vil michel êre · was dâ gelegen tôt. // die liute heten alle · jâmer unde nôt. // mit leide was verendet · des küneges hôchzît, // als ie diu liebe leide · ze aller jungiſte gît. // Ich enkan iu niht beſcheiden, · waß ſider dâ geſchach, // wan rîter unde knehte · weinen man dâ ſach, // dar zuo die edeln knehte, · ir lieben vriunde tôt. // hie hât daß mær ein ende: · ditze iſt {der Nibelunge nôt}. //