Es war an einem regneriſchen Auguſtabend des Jahres, das auf die tumultuariſche Abreiſe der Geſandtſchaft der Marsſtaaten aus Berlin gefolgt war, als ein Mann, in einen Reiſemantel gehüllt, haſtig die menſchenleere Straße hinaufſtieg, die nach der Sternwarte in Friedau führte. Ein dichter Bart und der tief ins Geſicht gerückte Hut ließen wenig von ſeinen Zügen erkennen. Hin und wieder warf er aus ſcharfen Augen einen ſcheuen Blick nach der Seite, als fürchtete er, beobachtet zu werden. Aber niemand bemerkte ihn. Die Laternen waren noch nicht angezündet, und der leiſe niederrieſelnde Regen verſchluckte das letzte Licht der Dämmerung.
Je näher der Fremde dem eiſernen Gittertor der Sternwarte kam, um ſo mehr verzögerte ſich ſein Schritt, als ſuche er einen Augenblick hinauszuſchieben, den er noch eben ſo eilig erſtrebte. Vor dem Tor ſtand er eine Weile ſtill. Er ſpähte nach den dunkeln Fenſtern des Gebäudes. Er nahm den Hut ab und trocknete die Stirn. Sein Geſicht war tief gebräunt und trug die Spuren harter Entbehrungen und ſchwerer Sorgen, die ihm das Haar gebleicht hatten. Mit einem plötzlichen Entſchluß zog er die Klingel.
Es dauerte lange, ehe ſich ein Schritt hören ließ. Ein junger Hausburſche öffnete die Tür.
„Iſt der Herr Direktor zu ſprechen?“ fragte der Fremde mit tiefer Stimme.
„Der Herr Doktor Grunthe iſt ausgegangen“, antwortete der Diener. „Aber um halb neun kommt er wieder.“
„Iſt denn Herr Dr. Ell nicht mehr hier?“
„Den kenne ich nicht. Oder — Sie meinen doch nicht etwa — aber das wiſſen Sie ja —“
„Ich meine den Herrn Dr. Ell, der die Sternwarte gebaut hat.“
„Ja — der Herr Kultor reſidieren doch in Berlin —“
Der Fremde ſchüttelte den Kopf. „Ich werde in einer Stunde wiederkommen“, ſagte er dann kurz.
Er wandte ſich um und ging. Der Herr Kultor? Was ſollte das heißen? Er wußte es nicht. Gleichviel, er würde ihn finden. Alſo Grunthe war hier. Das war ihm lieb, bei ihm konnte er Auskunft erhalten. Aber wohin inzwiſchen?
Einige Häuſer weiter, in einem Nebengäßchen, leuchtete eine rote Laterne. Er fühlte das Bedürfnis nach Speiſe und Trank. Er wußte, die Laterne bezeichnete ein untergeordnetes Vorſtadtlokal; von den Gäſten, die dort verkehrten, kannte ihn gewiß niemand, würde ihn niemand wiedererkennen. Dorthin durfte er ſich wagen.
Er trat ein und nahm in einer Ecke Platz. Das Zimmer war faſt leer. Er beſtellte ſich etwas zu eſſen.
„Wünſchen Sie gewachſen oder chemiſch?“ fragte der Wirt.
„Was iſt das für ein Unterſchied?“
Der Wirt ſah den Fremden erſtaunt an. Dieſer bedauerte ſeine Frage, da er ſah, daß er dadurch auffiel, und ſagte ſchnell: „Geben Sie mir nur, was das Beſte iſt.“
„Das iſt Geſchmacksſache“, ſagte der Wirt. „Das Gewachſene iſt teurer, aber wer nicht für das Neue iſt, zieht es doch vor.“
„Was eſſen Sie denn?“ fragte der Fremde.
„Immer chemiſch, ich habe eine große Familie. Und — es ſchmeckt auch beſſer. Aber, wiſſen Sie, man will es mit keinem verderben — und das Gewachſene gilt für patriotiſcher. Ich habe ſehr patriotiſche Gäſte.“
„Vor allen Dingen bringen Sie mir etwas, ich habe nicht viel Zeit. Alſo chemiſch.“
„Kohlenwurſt, Retortenbraten, Mineralbutter, Kunſtbrot, alles modern, aus der beſten Fabrik, à la Nume.“
„Was Sie wollen, nur ſchnell.“
Der Wirt verſchwand, und der Fremde griff eifrig nach einer Zeitung, die auf dem Nebentiſch lag. Es war das ‚Friedauer Intelligenzblatt‘. Mit einer plötzlichen Regung des Ekels wollte er das Blatt wieder beiſeite ſchieben, aber er überwand ſich und begann zu leſen. Zufällig haftete ſein Blick auf ‚Gerichtliches‘.
„Wegen mangelhaften Beſuchs der Fortbildungsſchule für Erwachſene wurden achtundzwanzig Perſonen mit Geldſtrafen belegt; eine Perſon wurde wegen dauernder Verſäumnis dem pſychologiſchen Laboratorium auf ſechs Tage überwieſen. Dem pſychophyſiſchen Laboratorium wurden auf je einen Tag überwieſen: drei Perſonen wegen Bettelns, eine Perſon wegen Tierquälerei, fünf Perſonen wegen Klavierſpielens auf ungedämpften Inſtrumenten. Die Klaviere wurden eingezogen. Der ehemalige Leutnant v. Keltiz, welcher ſeinen Gegner im Duell verwundete, wurde zu zehnjähriger Dienſtleiſtung in Kamerun, die beiden Kartellträger zu einjähriger Deportation nach Neu-Guinea verurteilt. Allen wurden die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt. Der vom Schwurgericht zum Tode verurteilte Raubmörder Schlack wurde zu zehnjähriger Zwangsarbeit in den Strahlenfeldern von Tibet begnadigt.“
Kopfſchüttelnd ſah der Fremde nach einer andern Stelle und las: „Die Petition, welche mit mehreren tauſend Unterſchriften aus Friedau an den Verkehrsminiſter gerichtet war und die Bitte ausſprach, unſerer Stadt eine Halteſtelle für das Luftſchiff Nordpol-Rom zu gewähren, hat wieder keine Beachtung gefunden. Unſere Leſer wiſſen wohl, warum unſere Stadt bei gewiſſen einflußreichen Numen ſchlecht angeſchrieben ſteht. Wir werden uns trotzdem nicht abhalten laſſen, immer wieder darauf hinzuweiſen, daß das rätſelhafte Verſchwinden unſeres großen Mitbürgers und Ehrenbürgers Torm im Mai vorigen Jahres noch immer nicht aufgeklärt worden iſt, wie unangenehm die Erinnerung daran auch für manche ſein mag.“
Das Blatt zitterte in der Hand des Fremden. Seine Augen überflogen noch einmal die Stelle. Da trat der Wirt mit den Speiſen herein. Der Gaſt legte die Zeitung möglichſt unbefangen beiſeite.
„Der Retortenbraten iſt leider ausgegangen“, ſagte der Wirt. „Aber die Kohlenwurſt iſt zu empfehlen, von richtiger Friedauer Schweinewurſt gar nicht zu unterſcheiden. Beſtes Mineralfett darin, nicht etwa Petroleum, die Kohle iſt aus atmoſphäriſcher Kohlenſäure gezogen, der Waſſerſtoff aus Quellwaſſer, der Stickſtoff iſt vollſtändig argonfrei, die Zellbildung nach neueſter martiſcher Methode im organiſchen Wachſtumsapparat hergeſtellt mit abſoluter Verdaulichkeit —“
„Es iſt wirklich ſehr gut“, ſagte der Gaſt, mit großem Appetit eſſend. „Aber wo haben Sie denn Ihre Chemie her?“
„Ich? Was meinen Sie denn? Muß ich nicht jeden Tag zwei Stunden in der Fortbildungsſchule ſitzen? Denken Sie, ich gehe nur hin, um meine zwei Mark Lern-Entſchädigung einzuſtreichen? Da war neulich einmal ſo ein König oder Herzog vom Mars hier durchgereiſt, der ſich die Erde beſchauen wollte, der wollte mich durchaus als chemiſchen Küchenchef mitnehmen, habe es aber abgeſchlagen, weil es auf dem Mars keine Hühner gibt. Und ein richtiges Rührei, das iſt das einzige Erdengut, wovon ich mich nicht trennen kann. Soll ich Ihnen vielleicht eins machen laſſen?“
„Ich danke, geben Sie mir noch ein Glas Bier.“
„Sofort. Nicht wahr, das iſt fein? Das exportieren wir ſogar nach dem Mars. So was haben ſie dort noch gar nicht gekannt, wie das Friedauer Batenbräu.“
„Verkehren denn auch Martier bei Ihnen?“
„Nume meinen Sie? Oh, ich könnte ſie ſchon aufnehmen, habe ein paar Extrazimmer. Gewiß verkehren ſie hier, ich meine, ſie werden noch verkehren, ich werde auf dem Mars annoncieren laſſen. Fritz, noch ein Bier für den Herrn! Das iſt mein Oberkellner. Iſt ſo vornehm daß er erſt abends um acht Uhr antritt. Sie werden gleich ſehen, wie voll mein Lokal wird, jetzt iſt nämlich die Fortbildungsſchule aus, dann kommen die Herren hierher.“
„Wo iſt denn die Fortbildungsſchule?“
„Die Kaſerne iſt gleich nebenan, in der nächſten Straße.“
„Das weiß ich, aber die Schule?“
Der Wirt machte wieder ein erſtauntes Geſicht. „Entſchuldigen Sie“, ſagte er, „ſind Sie denn nicht aus Europa? Dann müßten Sie doch wiſſen, daß die Kaſernen ſo ziemlich alle in Schulen umgewandelt ſind?“
„Ich war allerdings zwei Jahre verreiſt, in China und Indien —“
„Zwei Jahre! Ei, da wiſſen Sie wohl gar nicht —. Militär haben wir ja nicht mehr, bis auf fünf Prozent der früheren Präſenzſtärke. Dafür bekommt jeder eine Mark pro Stunde, die er in der Fortbildungsſchule ſitzt. Ich ſage Ihnen, gelehrt ſind wir ſchon, das iſt koloſſal. Nächſtens gebe ich ein philoſophiſches Buch heraus, auf das will ich Stadtrat werden, oder vielleicht Regierungsrat. Nämlich wegen der Schwerkraft. Auf dem Mars iſt doch alles leichter. Nun ſchlage ich vor, wenn man ſchwer von Begriffen iſt, ſo geht man auf den Mars, und dort — ah, guten Abend, Herr von Schnabel, guten Abend, Herr Doktor, guten Abend, Herr Direktor —, entſchuldigen Sie, ich will nur die Herren bedienen —“
Der Wirt wandte ſich zu den eingetretenen Gäſten, die ſich an ihren Stammtiſch ſetzten.
Der Fremde hatte ſeine Mahlzeit beendet. Er ſah nach der Uhr, es war noch zu früh, um Grunthe zu treffen. Er rückte ſich tiefer in die Ecke, blickte in die Zeitung und wandte den Gäſten den Rücken zu. Sie waren ihm bekannt. Seltſam, dachte er im ſtillen, während er, ſcheinbar in ſeine Lektüre vertieft, auf ihre Stimmen hörte, wie kommen die Leute in dieſe Vorſtadtkneipe? Früher hatten ſie ihren Stammtiſch im ‚Fürſt Karl Sigmund‘, dieſer Schnabel führte da das große Wort. Er ſcheint auch jetzt wieder zu ſchimpfen.
Die halblauten Stimmen der Stammgäſte waren deutlich vernehmbar, insbeſondere das hohe, quetſchige Organ Schnabels.
„Haben Sie wieder den Knicks von der Warſolska geſehen“, ſagte Schnabel, „wie der Kerl, der Dor, rausging? Und wie die Anton die Augen verdrehte? Und die haben am allermeiſten geſchimpft, als die erſten Inſtruktoren herkamen. Und jetzt fletſchen ſie vor Vergnügen die Mäuler.“
„Und bei Ihnen war’s umgekehrt, lieber Schnabel“, ſagte Doktor Wagner, mit einem Auge blinzelnd. „Jetzt ſchimpfen Sie, aber ich kenne einen, der an den erſten Inſtruktor Wol einen großen Roſenkorb geſchickt hat mit den ſchönen Verſen:
Sei mir gegrüßt, erhabner Nume,
Dich kränzet zu der Erde Ruhme
Ein Bat mit ſeiner ſchönſten Blume —“
„Ach, hören Sie auf“, rief Schnabel ärgerlich. „ich hatte mir die Geſchichte anders gedacht. Ich bin von den Numen enttäuſcht worden —“
„Und die Warſolska iſt wahrſcheinlich nicht enttäuſcht worden.“
„Die verdammten Kerle. Aber die Anton iſt doch eigentlich über die Jahre hinaus —“
„Pſt! meine Herren, Vorſicht!“ ſagte der Fabrikbeſitzer Pellinger, den der Wirt mit Herr Direktor angeredet hatte. „Das Klatſchgeſetz iſt bereits in erſter Leſung angenommen. § 1: Wer unberufenerweiſe das Privatleben abweſender Perſonen beurteilt, wird mit pſychologiſchem Laboratorium nicht unter zwölf Tagen beſtraft.“ Und ſein kahles Haupt über den Tiſch beugend, richtete er ſeine ſchwarzen Augen auf Schnabel und fuhr fort: „Wie ſagt doch der Dichter?
Denn herrlicher als Kant und Hume
Hebt uns die Weisheit hoher Nume
Empor zu freiem Menſchentume.“
Darauf brach er in ein kräftiges Lachen aus.
„Seien Sie endlich ſtill mit Ihren Verſen, es iſt gar nicht zum Lachen“, brummte Schnabel.
„Es ſind ja auch gar nicht meine Verſe.“
„Na, meine auch nicht.“
„Ei, ei“, ſagte Wagner, „von wem haben Sie ſie denn machen laſſen?“
„Ich glaube, Sie wollen mich beleidigen!“ rief Schnabel.
„§ 2 des Klatſchgeſetzes!“ ſagte Pellinger: „Der Begriff der Beleidigung iſt aufgehoben. Eine Minderung der Ehre kann nur durch eigene unwürdige Handlungen, niemals durch die Handlungen anderer erfolgen.“
„Das iſt die richtige dumme Martiermoral. Wie kann der Reichstag ſich auf ſolche Geſetze einlaſſen? Die Demokraten haben ja freilich die Majorität. Aber die Regierung! Sie dürfte ſich nicht von den Martiern einſchüchtern laſſen.“
„Die Regierung heißt Ell, Kultor der Numenheit für das deutſche Sprachgebiet in Europa“, ſagte Wagner.
„Dieſer Schuft“, rief Schnabel. „Der Kerl hat elend vor meiner Piſtole gekniffen und iſt auf den Mars ausgeriſſen. Und jetzt ſpielt er hier den Diktator. Ich werde den Burſchen —“
„Pſt, meine Herren, Vorſicht!“ flüſterte Pellinger. „Schimpfen können Sie, ſoviel Sie wollen, Herr von Schnabel. Sehen Sie, das iſt eben das Gute an der Numenherrſchaft, das müßten Sie doch dankbar anerkennen, es kann Sie niemand wegen Beleidigungen verantwortlich machen. Aber um Himmels willen nicht vom Fordern reden. Seien Sie froh, wenn Ell Gründe hat, nicht auf Ihre Affäre vor zwei Jahren zurückzukommen. mit dem Laboratorium iſt es dann nicht abgetan, Sie kommen nach Neu-Guinea oder auf die neuen Strahlungsfelder in der Libyſchen Wüſte.“
„Sie beſchönigen natürlich alles, Herr Pellinger.“
„Wieſo?“
„Wie war denn das, als wir neulich von Leipzig zurückkamen und gemütlich in unſerm Wagenabteil ſchliefen. In — Dingsda — auf einmal wird die Tür aufgeriſſen — ſteht ſo ein Nume da in abariſchen Stiefeln mit ſeiner Käſeglocke über dem Kopf und winkt bloß mit der Hand. Im Augenblick iſt alles hinaus, und der Kerl ſetzt ſich allein in unſern ſchönen Wagen. Wir mußten in die vollgepfropfte dritte Klaſſe kriechen. Da haben Sie auch geſagt: Das iſt ganz in der Ordnung, als Nume kann der Mann ein Coupé für ſich allein beanſpruchen.“
„Wo ſoll er denn ſonſt mit ſeinem Helm hin? Und wenn kein anderes frei iſt? Wir ſind doch einmal die Beſiegten!“
„Deswegen brauchen wir nicht ſo feig zu ſein. Aber Sie haben ja auch damals den Kerl, den Ell, verteidigt —“
„Das möchte ich wirklich wiſſen“, fiel Wagner ein, „ob er an dem Verſchwinden von Torm unſchuldig iſt. Man ſagt doch, Torm habe ihn gefordert und ſei deshalb von den Martiern beſeitigt worden.“
„Das iſt nicht möglich“, rief Pellinger. „Damals exiſtierte das Duellgeſetz noch nicht.“
„Aber es war Krieg, und die Martier brauchten unſere Geſetze nicht anzuerkennen.“
„Da ſehen Sie wieder einmal, wie ungerecht Sie urteilen“, ſagte Pellinger. „Torm iſt verſchwunden, ehe Ell überhaupt auf die Erde zurückkam. Ich weiß es ganz genau. Ell iſt erſt nach dem Friedensſchluß am 21. Juni vorigen Jahres zurückgekehrt, Torm iſt aber ſchon beim Ausbruch des Krieges im Mai verſchwunden. Die Sache muß alſo anders liegen. Und Grunthe iſt auch der Anſicht, daß Ell unſchuldig iſt.“
„Ach, Grunthe!“ rief Schnabel. „Das iſt ein Mathematikus, der ſich den Teufel um Weiberangelegenheiten kümmert. Davon verſteht er nichts. Und daß die Frau hier dahinterſteckt, da will ich meinen Kopf verwetten. Warum ſäße ſie denn ſonſt jetzt in Berlin?“
Der Fremde hatte ſich plötzlich auf ſeinem Stuhl bewegt, ſich aber ſogleich wieder hinter ſeine Zeitung zurückgezogen. Doch war Pellinger dadurch auf ihn aufmerkſam geworden, er bedeutete Schnabel, ſeine Stimme zu mäßigen.
„Erhitzen Sie ſich nicht“, ſagte er, „die Sache geht uns eigentlich gar nichts an. Ich möchte auch nicht gern nach dem neuen Klatſchgeſetz ins Laboratorium wandern.“
„Sie würden ſich aber ausgezeichnet zu Durchleuchtungsverſuchen des Gehirns eignen“, ſagte Wagner. „Das Opfer wären Sie eigentlich der Wiſſenſchaft ſchuldig. Sie brauchen ſich den Schädel nicht erſt raſieren zu laſſen.“
„Mein Gehirn iſt zu normal“, antwortete Pellinger. „Aber Sie müſſen ja wiſſen, Herr Doktor, wie’s dort zugeht, Sie ſind ja wohl ſchon einen Tag drin geweſen. Haben Sie nicht Übungen machen müſſen über die Ermüdung beim Kopfrechnen? Was hatten Sie denn eigentlich verbrochen?“
„Was Sie alles wiſſen wollen!“ ſagte Wagner etwas verlegen. „Ich wollte mir die Apparate einmal anſehen. Ich ſage Ihnen, da habe ich ein Inſtrument geſehen, mit dem kann man die Träume photographieren.“
„Ach was“, rief Schnabel, „flunkern Sie doch nicht ſo, ich war ja auch —“
„Ei, Sie waren auch ſchon einmal drin? Proſit, da gratuliere ich.“
Beide gerieten in ein Wortgefecht, während Pellinger aufmerkſam den Fremden am Nebentiſch beobachtete. Dieſer beglich jetzt ſeine Rechnung mit dem Wirt, ſtand dann auf, ſetzte den Hut auf den Kopf und verließ das Zimmer, ohne ſich umzublicken.
„Den Mann ſollte ich kennen“, ſagte Pellinger vor ſich hin.
„Wie meinen Sie?“
„Oh, nichts. Es kam mir nur ſo vor, als wäre der Herr, der eben fortging, ein alter Bekannter. Aber ich habe mich wohl geirrt. Sie wollten ja erzählen, wie Sie ſich im Laboratorium amüſiert haben. Hahaha!“