Als ich zum erſtenmale wieder zu Bewußtſein gelangte, war der Friede geſchloſſen — die Kommune überſtanden. Monatelang hatte ich — von meiner treuen Frau Anna gepflegt — in einer Krankheit dahingelebt, ohne zu wiſſen, daß ich lebe. Und was es für eine Krankheit war — ich weiß es heute noch nicht. Meine Umgebung nannte es zartſinnig: Typhus; ich glaube aber, daß es einfach — Wahnſinn war.
So ganz dunkel erinnerte ich mich, daß die letzte Zeit mit Vorſtellungen von knatternden Schüſſen und lodernden Bränden gefüllt war; vermutlich vermengte ſich da mit meinen Phantaſien die in meiner Gegenwart beſprochenen Ereigniſſe der Wirklichkeit, nämlich die Kämpfe zwiſchen Verſaillern und Kommunarden, die Brandlegungen der Petroleuſen. —
Daß — als ich meine Vernunft wieder erlangte und mit dieſer auch das Verſtändnis meines tiefen Unglücks: daß ich da mir kein Leid angethan oder daß der Schmerz mich nicht tötete, das lag wohl an dem Beſitze meiner Kinder. Durch dieſe konnte, für dieſe mußte ich leben. Noch vor meiner Krankheit — an dem Tage ſelber, an dem das ſchreckliche über mich hereingebrochen — hat mich Rudolf am Leben erhalten. Ich war laut jammernd auf die Knie geſunken, indem ich wiederholte: „Sterben — ſterben! … Ich muß ſterben!“ Da umfaßten mich zwei Arme und ein bittendes, ſchmerzhaft-ernſtes, wunderliebes Knabengeſicht ſah mich an:
„Mutter!“
Bis dahin hatte mich mein Kleiner nie anders als „Mama“ genannt. Daß er in dieſem Augenblick — zum erſtenmale — das Wort „Mutter“ gebraucht, das ſagte mir in zwei Silben: „Du biſt nicht allein — du haſt einen Sohn, der deinen Schmerz teilt — der dich über alles liebt und ehrt, der Niemand hat auf dieſer Welt, als dich — verlaß dein Kind nicht, Mutter!“
Ich preßte das teure Weſen an mein Herz; — und ihm zu zeigen, daß ich verſtanden hatte, ſtammelte auch ich:
„Mein Sohn, mein Sohn!“
Zugleich erinnerte ich mich meines Mädchens — ſeines Mädchens, und mein Entſchluß, zu leben, war gefaßt.
Aber der Schmerz war zu unerträglich: ich verfiel in geiſtige Nacht. Und nicht nur dieſes eine mal. Im Lauf der Jahre — in immer längeren Zwiſchenräumen — blieb ich Rückfällen von Tiefſinn unterworfen, von welchen mir dann in geneſenem Zuſtande gar keine Erinnerung blieb. Jetzt, ſeit mehreren Jahren, bin ich ſchon ganz frei davon. Frei von der bewußtloſen Schwermut heißt das, nicht aber von bewußten Anfällen bitterſten Seelenſchmerzes. Achtzehn Jahre ſind ſeit dem 1. Februar 1871 vergangen, aber der tiefe Groll und die tiefe Trauer, welche die Tragödie jenes Tages mir eingeflößt — die kann keine Zeit — und lebte ich hundert Jahre — verwiſchen. Wenn auch in letzter Zeit die Tage immer häufiger ſich einſtellen, da ich, von den Begebenheiten der Gegenwart eingenommen, an das vergangene Unglück nicht denke, da ich ſogar die Freude meiner Kinder ſo lebhaft mitempfinde, daß mich ſelber noch etwas wie Lebensfreude durchwallt, ſo vergeht doch keine Nacht — keine — in der mich mein Elend nicht erfaßte. Das iſt etwas ganz eigentümliches, das ich ſchwer beſchreiben kann, und das nur ſolche verſtehen werden, welche ähnliches an ſich erfahren haben. Es deutet wie auf ein Doppelleben der Seele. Wenn auch das eine Bewußtſein, im wachen Zuſtande, von den Dingen der Außenwelt ſo eingenommen ſein kann, daß es zeitweilig vergißt, ſo gibt es in der Tiefe meiner Perſönlichkeit noch ein zweites Bewußtſein, welches jene ſchreckliche Erinnerung immer mit dem gleichen treuen Schmerz bewahrt; und dieſes Ich — wenn das andere eingeſchlafen — macht ſich dann geltend, rüttelt das andere gleichſam auf, um ihm ſein Leid mitzuteilen. Allnächtlich — es dürfte immer um dieſelbe Stunde ſein — erwache ich mit einem unſäglichen Wehgefühl … Das Herz krampft ſich zuſammen und mir iſt, als ſollte ich bitter weinen, kläglich ſchluchzen. Das dauert ſo einige Sekunden, ohne daß das aufgeweckte Ich noch weiß, warum jenes andere unglückliche gar ſo unglücklich iſt … Das nächſte Stadium iſt dann ein weltumfaſſendes Mitleid, ein voll ſchmerzlichſten Erbarmens geſeufztes: „O ihr armen, armen Menſchen!“ Da nun ſehe ich unter hageldichten Mordgeſchoſſen aufſchreiende Geſtalten zuſammenbrechen — und jetzt erſt erinnere ich mich, daß auch mein Liebſtes ſo zuſammenbrach …
Aber im Traume, ſonderbar: da weiß ich nie etwas von meinem Verluſt. Da geſchieht es häufig, daß ich mit Friedrich ſpreche und verkehre, als wäre er noch am Leben. Ganze Auftritte aus der Vergangenheit — aber keine trüben — ſpielen ſich da ab: das Wiederſehen nach Schleswig-Holſtein; die Scherze an Sylvias Wiege; unſere Fußtouren in den ſchweizer Bergen; unſere Studienſtunden über geliebten Büchern und hier und da jenes gewiſſe Bild im Abendſonnenſchein, wo mein weißhaariger Mann mit ſeiner Gartenſcheere die Roſenzweige ſtutzt — — „Nicht wahr,“ lächelt er mir zu, „wir ſind ein glückliches altes Paar?“ — — —
Meine Trauerkleider habe ich niemals abgelegt — ſelbſt am Hochzeitstage meines Sohnes nicht. Wer einen ſolchen Mann geliebt, beſeſſen und verloren — ſo verloren — deſſen Liebe muß auch „ſtärker ſein als der Tod“, deſſen Rachegroll kann nimmer erkalten.
Aber wen trifft dieſer Zorn? An wem ſollte ich Rache üben? Die Menſchen, welche die That vollbracht, trifft nicht die Schuld. Der allein Schuldige iſt der Geiſt des Krieges und dieſem nur könnte mein — allzuſchwaches — Verfolgungswerk gelten.
Mein Sohn Rudolf ſtimmt mit meinen Geſinnungen überein — was ihn aber nicht hindert, natürlich, alljährlich die Waffenübungen mitzumachen und was ihn nicht hindern kann, wenn morgen der über unſeren Häuptern ſchwebende europäiſche Rieſenkrieg ausbricht, an die Grenze zu marſchieren. Und dann werde ich es vielleicht noch einmal ſehen müſſen, wie mein Teuerſtes auf der Welt dem Moloch hingeopfert — wie ein liebegeſegneter Herd, an welchem meinem Alter Ruhe und Friede winkt, in Trümmer geſchlagen wird.
Werde ich das noch erleben müſſen und dann unwiederbringlich dem Wahnſinn verfallen, oder werde ich den Triumph der Gerechtigkeit und Menſchlichkeit noch ſehen, der jetzt, gerade jetzt in weitverzweigten Bündniſſen und in allen Schichten der Völker ſo ſehnſuchtskräftig nach Bethätigung ringt?
Die roten Hefte — mein Tagebuch — weiſen keine weiteren Eintragungen auf. Unter das Datum 1. Februar 1871 habe ich ein großes Kreuz gemacht, und damit ſchloß auch meine Lebensgeſchichte ab. Nur das ſogenannte Protokoll — ein blaues Heft — welches Friedrich mit mir angelegt und in das wir die Phaſen der Friedensidee aufgezeichnet haben, iſt ſeither mit einigen Notizen bereichert worden.
In den erſten Jahren, welche dem deutſch-franzöſiſchen Krieg folgten, hätte ich — abgeſehen von meinem geiſteskranken Zuſtande — kaum Gelegenheit gehabt, eine Friedenskundgebung zu verzeichnen. Die zwei einflußreichſten Nationen des Feſtlandes ſchwelgten in Kriegsgedanken: die eine im ſtolzen Rückblick auf die errungenen Siege, die andere in ſehnender Erwartung einer bevorſtehenden Revanche. Allmählich legte ſich der Wogengang dieſer Gefühle. Diesſeits des Rheins wurden die Standbilder der Germania etwas weniger angejubelt und jenſeits diejenigen der Stadt Straßburg mit weniger Trauerfloren geſchmückt. Da, nach zehn Jahren, konnte die Stimme der Friedensjünger wieder gehört werden. Bluntſchli, der große Völkerrechts-Gelehrte — derſelbe, mit welchem mein Verlorener ſich in Verbindung geſetzt — war es, der bei verſchiedenen Würdenträgern und Regierungen ſich deren Anſicht über den Völkerfrieden einholte. Damals fiel des ſchweigſamen „Schlachtendenkers“ bekannter Ausſpruch: „Der ewige Frieden iſt ein Traum — und nicht einmal ein ſchöner Traum.“
„Je nun: wenn Luther den Pabſt gefragt hätte, was er von einem Abfall von Rom hält, die Antwort würde da auch nicht reformationsfreundlich ausgefallen ſein,“ ſchrieb ich damals neben Moltkes Worte in das blaue Heft.
Heute gibt es faſt Niemand mehr, der dieſen Traum nicht träumte oder der deſſen Schönheit nicht zugeben wollte. Und auch Wache gibt es — ganz helle Wache, — welche die Menſchheit aus dem langen Schlaf der Barbarei erwecken wollen und thatkräftig, zielbewußt ſich zuſammenſchaaren, um die weiße Fahne aufzupflanzen. Ihr Schlachtruf iſt: „Krieg dem Kriege“; ihr Loſungswort — das einzige Wort, welches noch im ſtande wäre, das dem Ruin entgegenrüſtende Europa zu erlöſen — heißt: „Die Waffen nieder!“ Allerorts — in England und Frankreich, in Italien, in den nordiſchen Ländern, in Deutſchland, in der Schweiz, in Amerika — haben ſich Vereinigungen gebildet, deren Zweck es iſt, durch den Zwang der öffentlichen Meinung, durch den gebieteriſchen Druck des Volkswillens die Regierungen zu bewegen, ihre zukünftigen Streitigkeiten einem — durch ſie ſelber vertretenen — internationalen Schiedsgericht zu übermitteln und ſo ein für allemal an Stelle der rohen Gewalt das Recht einzuſetzen. Daß dies kein Traum keine „Schwärmerei“ iſt, beweiſen die Thatſachen: Alabama, die Karolineninſeln und mehrere andere „Fragen“ wurden auf dieſe Art ſchon beigelegt. Und nicht nur Leute ohne Macht und Stellung — wie einſt der arme Grobſchmied — ſind es nunmehr, welche ſich zu dieſem Friedenswerk zuſammenthun, nein: Parlamentsmitglieder, Biſchöfe, Gelehrte, Senatoren, Miniſter ſtehen auf den Liſten. Dazu noch jene Partei, deren Anhänger ſchon nach Millionen zählen, die Partei der Arbeiter, des Volkes, auf deren Programm unter den wichtigſten Forderungen der „Völkerfrieden“ obenanſteht. — Mir iſt das alles bekannt (die Mehrzahl der Leute erfährt es nicht), weil ich mit jenen Perſönlichkeiten im Verkehr geblieben bin, mit welchen Friedrich im Hinblick auf ſein edles Ziel Verbindungen angeknüpft hatte. Was ich durch dieſe über die Erfolge und Pläne der Friedensgeſellſchaften erfahren, das ward getreulich in das „Protokoll“ eingetragen.
Die letzte dieſer Eintragungen iſt folgender Brief, den auf eine diesbezügliche Anfrage der Präſident der in London ihren Hauptſitz habende Liga an mich geſchrieben hat:
International Arbitration and Peace
Association. London 41, Outer Temple
July 1889.
Madame,
You have honoured me by inquiring as to the actual position of the great question to which you have devoted your life. Here is my answer: At no time, perhaps, in the history of the world, has the cause of peace and goodwill been more hopeful. It seems that, at last, the long night of death and destruction will pass away: and we who are on the mountain top of humanity, think that we see the first streaks of the dawn of the kingdom of Heaven upon earth. It may seem strange, that we should say this at a moment, when the world has never seen so many armed men and such frightful engines of destruction ready for their accursed work: — but when things are at their worst, they begin to mend. Indeed, the very ruin which these armies are bringing in their train, produces universal consternation and soon the oppressed Peoples must rise and with one voice say to their rulers: „Save us, and save our children from de famine which awaits us, if these things continue; — Save Civilisation and all the triumphs which the efforts of wise and great men have accomplished in its name; save the world from a return to barbarism, rapine and terror!“
„What indications“, do you ask, „are there of such a dawn of a better day?“ Well, let me ask in reply is not the recent meeting at Paris of the Representatives of one hundred Societies for de declaration of international concord, for the substitution of a state of law and justice for that of force and wrong, an event unparalleled in history? Have we not seen men of many nations assembled on this occasion and of elaborating with enthusiasm and unanimity, practical schemes for this great end? Have we not seen, for the first time in history, a Congress of Representatives of the parliaments of free nations declaring in favour of treaties being signed by all civilised States, whereby they shall bind themselves to defer their differences to the arbitrament of equity, pronounced by an authorised tribunal instead of a resort to wholesale murder.
Moreover, these representatives have pledged themselves to meet every year in some city of Europe, in order to considor every case of misunderstanding or conflict, and to exercise their influence upon Governments in the cause oft just and pacific settlements. Surely, the most hopeless pessimist must admit that these are signs of a future, when war shall be regarded as the most foolish and most criminal blot upon man’s record?
Dear Madam accept the expression of my profound esteem.
Yours truly
Hodgson Pratt. *)
*) Gnädige Frau. Sie haben mich mit einer Anfrage über die gegenwärtige Lage der großen Sache beehrt, der Sie Ihr Leben geweiht haben. Hier iſt meine Antwort: Zu keiner Zeit in der Weltgeſchichte ſtand die Sache des Friedens ſo hoffnungsvoll wie heute. Es will ſcheinen, daß nun endlich die lange Nacht des Totſchlags und der Zerſtörung aufhören ſoll, und wir, die wir auf der Bergeshöhe der Menſchheit ſtehen, glauben, daß wir die erſten Strahlen des Himmelreichs auf Erden ſehen. Es mag ſonderbar klingen, daß wir dies zu einer Zeit ſagen, da die Welt wie nie zuvor mit bewaffeten Männern angefüllt iſt und mit Schreckensmaſchinen, die zu ihrem fluchwürdigen Werke bereit ſtehen; — aber wenn die Dinge zum ſchlimmſten gelangt ſind, beginnen ſie, ſich zum beſſern zu wenden. In der That, der Ruin, den dieſe Rieſenheere nach ſich ziehen, bringt allgemeine Konſternation hervor: und bald müſſen die bedrückten Völker ſich erheben und mit einer Stimme ihren Lenkern zurufen: „Rettet uns und rettet unſere Kinder vor der Hungersnot, die uns droht, wenn die Dinge ſo fortgehen; — Rettet die Civiliſation und alle Errungenſchaften, welche in ihren Namen von großen und weiſen Männern vollbracht worden ſind; rettet die Welt vor einem Rückfall in Barbarei, Raub und Schrecken.
„Welche Anzeichen gibt es, fragen Sie, daß ſolche beſſere Zeiten herankommen?“ Nun denn, frage ich als Erwiderung, iſt nicht die eben in Paris ſtattgehabte Begegnung der Delegierten von mehr als hundert Geſellſchaften behufs Erklärung internationaler Eintracht und Einſetzung eines Zuſtandes der Gerechtigkeit und Geſetzlichkeit an Stelle des Gewaltzuſtandes iſt dies nicht ein in der Geſchichte noch nie dageweſenes Ereignis? Haben wir da nicht Männer aus allen Nationen verſammelt geſehen, die mit Begeiſterung und Einſtimmigkeit praktiſche Vorſchläge zu dem großen Ziele durchgearbeitet haben? Haben wir nicht auch — zum erſtenmale in der Geſchichte — einen Kongreß von Parlamentsmitgliedern verſchiedener Staaten geſehen, welche ſich zu Gunſten von Verträgen erklärten, denen ſich alle ziviliſierten Staaten anzuſchließen hätten und durch welche ſie ſich verbindlich machten, die Schlichtung ihrer Streitigkeiten dem Schiedsſpruch eines autoriſierten Tribunals zu überantworten, ſtatt ihre Zuflucht zu Maſſenmord zu nehmen.
Überdies: Dieſe Parlamentarier haben ſich verpflichtet, alljährlich in irgend einer europäiſchen Stadt zuſammenzutreten, um jeden zu Mißverſtändniſſen oder Konflikten Anlaß gebenden Fall zu unterſuchen, und ihren Einfluß auf die Regierungen zu gunſten von gerechten und friedlichen Löſungen geltend zu machen. Das ſind doch — dies muß der ärgſte Peſſimiſt auch zugeben — Anzeichen einer Zukunft, in welcher der Krieg als die verbrecheriſcheſte Thorheit betrachtet werden wird, welche die Menſchheitsgeſchichte aufzuweiſen hat.
Genehmigen Sie, gnädige Frau, die Verſicherung meiner tiefſten Verehrung.
Ihr ergebener
Hodgson Pratt.
Die interparlamentariſche Konferenz, auf welche Hodgson Pratt anſpielt — die erſte derartige Verſammlung, welche die Geſchichte aufweiſt — ward von Jules Simon präſidiert. Hier ein Bruchſtück aus ſeiner Eröffnungsrede:
Ich bin glücklich, in dieſen Räumen die autoriſierten Vertreter der Friedensfreunde verſchiedener Nationen gegenwärtig zu ſehen. Eine gewiſſe Anzahl hat ſich eingefunden. Ich wollte, es wäre eine Menge, oder ich wollte auch, die Zahl wäre kleiner, aber es wäre dies, ſtatt eines freiwilligen — ein offizieller diplomatiſcher Kongreß. Aber was wir nicht mit Geſetzeskraft verfügen können, dazu können wir doch wirkſam beitragen. Als Vertreter der verſchiedenen Staaten können wir von der größten Gewalt, die es gibt — nämlich die Gewalt, die uns von unſern Wählern übertragen iſt — den vortrefflichſten Gebrauch machen. Sie ſollen es wiſſen, meine Herren, die Majorität unſeres Landes iſt friedensfreundlich. Laſſen Sie mich denn in Übereinſtimmung mit den Franzoſen Sie Alle aus tiefſtem Herzensgrunde willkommen heißen etc. etc.
Die bei dieſer Konferenz anweſenden Mitglieder der däniſchen, ſpaniſchen und italieniſchen Parlamente haben beſchloſſen, im Verlauf der nächſten Seſſionen ihren betreffenden Regierungen den Antrag auf Einſetzung internationaler Schiedsgerichte vorzubringen. Die nächſte interparlamentariſche Konferenz ſoll im Juli 1890 in London zuſammentreten.
Auch ein Fürſtenmanifeſt findet ſich in dem blauen Heft — datiert März 1888 — ein Manifeſt, aus welchem endlich — mit altem Herkommen brechend — ſtatt des kriegeriſchen, ein friedlicher Geiſt hervorleuchtete. Aber der Edle, der jene Worte an ſein Volk erlaſſen, der Sterbende, der mit dem Aufwand ſeiner letzten Kraft nach dem Szepter griff, das er handhaben wollte, als wär’s einen Palmenzweig — der blieb machtlos an das Schmerzenslager gefeſſelt, und nach kurzer Friſt war Alles vorbei …
Ob ſein Nachfolger — der begeiſterungsglühende, der großes wollende — ſich für das Friedensideal begeiſtern wird?? Nichts iſt’s unmöglich.