Der Präſident traf erſt am Dreikönigstag, nach faſt vierwöchiger Abweſenheit, wieder in der Stadt ein. Die ihm naheſtehenden Perſonen wollten eine bedeutende Veränderung ſeines Weſens an ihm bemerken; er erſchien wortkarg und finſter, und ſein Anteil an den Amtsgeſchäften hatte bisweilen etwas von Lauheit.
Es fiel auf, daß er mehrere Tage verſtreichen ließ, ehe er ſich nach Caſpar erkundigte. Als ihn der Hofrat Hofmann während des gemeinſamen Nachhauſewegs unbefangen fragte, ob er den Jüngling ſchon geſehen habe, gab Feuerbach keine Antwort. Tags darauf erſchien der Polizeileutnant bei ihm. Hickel ſtellte ſich um die Sicherheit des Hauſer beſorgt und meinte, man ſolle für eine Überwachung ſorgen; der Präſident ging auf die Sache nicht weiter ein und ſagte bloß, er werde ſich’s überlegen. Am ſelben Nachmittag ließ er den Lehrer rufen und ſtellte ihn über Befinden und Betragen ſeines Zöglings zur Rede. Quandt ſagte dies und ſagte das; es war nicht ſchwarz noch weiß; zum Schluß zog er einen Brief aus der Taſche, es war das Schreiben der Magiſtratsrätin Behold, welches dem Präſidenten zu überreichen er ſich entſchloſſen hatte.
Feuerbach überlas das Schriftſtück, und eine Wolke von Mißmut lagerte ſich auf ſeine Stirn. „Sie müſſen auf derlei Zeug kein Gewicht legen, lieber Quandt,“ ſagte er barſch, „wo kämen wir denn hin, wenn wir auf das Gewäſch jeder ſolchen Närrin hören wollten? Sie haben ſich nicht mit der Vergangenheit des Hauſer zu beſchäftigen, das iſt nicht Ihres Amts; ich habe Sie dazu beſtellt, einen tüchtigen Menſchen aus ihm zu machen, wenn Sie in der Hinſicht zu klagen haben, bin ich ganz Ohr, mit andern Dingen verſchonen Sie mich.“
Es läßt ſich denken, daß eine ſo grobe Abfertigung die Empfindlichkeit des Lehrers tief verletzte. Er ging erbittert heim, und obwohl ihm der Präſident den Auftrag gegeben hatte, Caſpar am Sonntag früh zu ihm zu ſchicken, teilte er dies dem Jüngling erſt zwei Tage ſpäter, am Samſtag abend, mit.
Als Caſpar zur beſtimmten Stunde ins Feuerbachſche Haus kam, mußte er im Flur ziemlich lange warten, dann erſchien erſt Henriette, die Tochter des Präſidenten, und führte ihn ins Wohnzimmer. „Ich weiß nicht, ob der Vater Sie heute empfangen wird,“ ſagte ſie und erzählte dann, in der vergangenen Nacht ſei ein Einbruch in das Arbeitszimmer des Präſidenten verübt worden; die unbekannten Täter hätten alle Papiere auf dem Schreibtiſch durchwühlt und mit Nachſchlüſſeln die Laden geöffnet; es ſei anzunehmen, daß die Verbrecher irgend beſtimmte Briefe oder Handſchriften hätten an ſich bringen wollen, denn es ſei nichts geraubt worden, auch die gewünſchte Beute hätten ſie nicht machen können, da der Vater ſeine wichtigen Papiere gut verwahrt habe; nur die erbrochenen Fenſter und eine gewaltige Unordnung habe von ihrem Treiben Zeugnis gegeben.
Das Fräulein ſchritt während dieſes Berichts in männlicher Weiſe auf und ab, die Arme über der Bruſt verſchränkt, Groll und Zorn in Stimme und Miene. Sie ſagte, der Vater ſei natürlich außer ſich über den Vorfall; währenddeſſen öffnete ſich die Tür und der Präſident trat in Begleitung eines ſchlanken, etwa dreißigjährigen jungen Mannes auf die Schwelle. „Aha, da iſt Caſpar Hauſer, Anſelm,“ ſagte der Präſident. Der Angeredete ſtutzte und blickte Caſpar gedankenvoll und zerſtreut ins Geſicht. Caſpar war betroffen von der außergewöhnlichen Schönheit dieſes Menſchen; wie er ſpäter erfuhr, war es der zweitälteſte Sohn Feuerbachs, der, verfolgt von einem widrigen Geſchick, für einige Tage ins Elternhaus geflüchtet war, um Rat und Hilfe ſeines Vaters in Anſpruch zu nehmen. Caſpar liebte ſchöne Geſichter, zumal wenn ſie ſo voll Geiſt und Schwermut waren, bei Männern ganz beſonders; aber es war dies nur eine kurze Erſcheinung, er ſah ihn nicht wieder.
Der Präſident ließ Caſpar ins Staatsgemach treten und kam erſt nach einer Weile. Sofort fiel Caſpars Blick auf das Napoleonbildnis an der Wand. Wie wunderlich es war: ſolche Ähnlichkeit im Ausdruck der ſtolz-abweiſenden Majeſtät und der finſteren Trauer um die anmutig geſchwungenen Lippen mit jenem Mann, den er ſoeben geſehen! Dazu noch der prunkvolle Ornat, Krone, Halsſchmuck und Purpurmantel. Caſpar war bewegt; eine höhere Welt tat ſich ihm auf; am liebſten wäre er hingegangen, um, was an dem Bild geſtalthaft ſchien, mit Händen zu packen und, was ihn ſo hoheitsvoll daraus anredete, in laute Zwieſprach zu verwandeln. Unwillkürlich reckte er ſich auf, als zwinge ihn die königliche Figur zur Nachahmung; er machte ein paar Schritte hin und her und war freudig erſchrocken bei der Wahrnehmung, daß die Augen des Bildes ihn mit dunkler Glut verfolgten.
Alſo beſchäftigt fand ihn der Präſident und blieb überraſcht neben der Tür ſtehen. Mochte es Zufall genannt werden oder war es eine der unergründlichen Verkettungen, in denen dies nicht gewöhnliche Schickſal ſich offenbarte, Feuerbach ſah in dem zauberartigen Gegenüberſtehen von Bild und Jüngling etwas wie ein Ordal, eine Beglaubigung von oben. War doch Caſpars Mutter (ſeine Mutter, ja, ſofern der ganze Bau der furchtbaren Annahmen und halben Gewißheiten im Licht der Wirklichkeit nur irgend beſtehen konnte) durch verwandtſchaftliche Bande an jenen Heros geknüpft.
„Wiſſen Sie denn auch, wer das iſt, Caſpar?“ fragte Feuerbach mit lauter Stimme.
Caſpar ſchüttelte den Kopf.
„So will ich’s Ihnen ſagen. Das iſt ein Mann, der die Menſchheit davon überzeugt hat, daß ein großer Wille alles vermag. Haben Sie denn noch nie was vom Kaiſer Napoleon gehört? Ich kannte ihn, Caſpar, ich habe ihn geſehen, ich habe mit ihm geſprochen, ich war Mittelsmann zwiſchen ihm und unſerm König Max. Es war eine große Zeit und nicht mehr viel iſt von ihr übrig.“
Mit wehmütig-ſinnendem Blick wandte ſich Feuerbach ab. Er ſpürte die Laſt der Jahre; lange genug hatte er ſich gegen ihre Pranken gewehrt; faſt mit Angſt ſtreifte ſein Auge den immer noch ſchweigend daſtehenden Jüngling, als erwarte er von ihm das Richterwort, das ſeine nicht mehr zu verbergende Ohnmacht der Welt preisgeben mußte. Das zuletzt Erfahrene, dort bei den Mächtigen Erlittene überflutete ſein Herz mit Scham; eine Flamme des Ingrimms und des Haſſes gegen alles, was Menſchen hieß, loderte plötzlich in ihm auf, zähneknirſchend rannte er ein halbdutzendmal zwiſchen den Fenſtern und der Tür hin und her, und erſt der Anblick des vor Furcht erbleichten Caſpar gab ihm die Beſinnung einigermaßen zurück, und er ſtellte die mürriſche Frage, ob Caſpar bei Quandt genug zu eſſen bekomme.
„Darüber iſt nicht zu klagen,“ antwortete Caſpar.
Den zweideutigen Ton, in welchem er dies vorbrachte, ſchien Feuerbach zu überhören. „Und was iſt es mit dem Lord?“ fragte er weiter mit einem ſtarr-drohenden Blick, „haben Sie ſchon Nachricht von ihm? Haben Sie ſelbſt ihm ſchon geſchrieben?“
„Einmal jede Woche ſchreib’ ich ihm,“ ſagte Caſpar.
„Wo befindet er ſich?“
„Er will jetzt nach Spanien.“
„Nach Spanien; ſoſo; nach Spanien. Das iſt ſehr weit, mein Beſter.“
„Ja, das ſoll weit ſein.“
Dieſe einſilbige Unterhaltung wurde durch einen Polizeibeamten unterbrochen, der eine ſchriftliche Meldung wegen des nächtlichen Einbruchs brachte. Caſpar verabſchiedete ſich.
„Wo bleiben Sie denn ſo lang?“ empfing ihn Quandt ärgerlich.
„Ich war beim Präſidenten, das wiſſen Sie doch,“ verſetzte Caſpar.
„Schön; aber es verrät wenig Lebensart, daß Sie einen Beſuch nicht zu kürzen verſtehen, wenn man zu Haus mit dem Abendeſſen auf Sie wartet.“
Das Eſſen war nämlich eine wichtige Angelegenheit bei Quandts. Der Lehrer ſetzte ſich immer mit einer gewiſſen Rührung zu Tiſch, und ſein prüfender Blick ſchien alle Teilnehmer der Mahlzeit auf den Grad ihrer Andacht zu examinieren. Wenn Frau Quandt verkündigte, was man des Guten zu erwarten habe, begleitete der Lehrer ihre Aufzählungen entweder mit einem Kopfnicken oder bedenklichem Runzeln der Stirne. Schmeckte ihm ein Gericht, ſo wuchs ſeine gute Laune, fand es nicht ſeinen Beifall, ſo aß er jeden Biſſen mit einem Ausdruck weltüberlegener Ironie. Für manches hatte er eine beſondere Vorliebe, wie zum Beiſpiel für ſaure Gurken oder angewärmten Kartoffelſalat, und er unterließ es dann ſelten, während er ſich delektierte, die Einfachheit ſeiner Bedürfniſſe hervorzuheben. Die Lehrerin verſtand trefflich zu kochen, und wenn ihr eine Leibſpeiſe des Mannes gelungen war, blieb ſie für ſein Lob nicht unempfänglich, obſchon es bisweilen in eine zu gelehrte Form gekleidet war; ſo pflegte Quandt im Scherz zu ſagen, wenn er ſie nicht genommen hätte, wäre ſicherlich der ſelige Trimalchio wieder auferſtanden, um ſie zu heiraten. Nach dem Abendeſſen kam die gemütliche Stunde mit Pantoffeln, Schlafrock, Lehnſtuhl und Zeitungsleſen. Ins Wirtshaus ging Quandt faſt nie, einmal wegen der Koſten und dann, weil er keine Anſprache fand. Er zog die bequeme Ofenecke vor.
Aber ſeit Caſpar im Haus weilte, war dieſe idylliſche Abendſtimmung ohne rechten Reiz. Quandt war gequält und wußte manchmal kaum die Urſache. Stellen wir uns einen Hund vor, einen klugen, nervigen, wachſamen Hund. Stellen wir uns vor, daß dieſer Hund bei ſeinem Schnuppern in dem anvertrauten Revier irgendwo einen Brocken Gift erwiſcht hat und daß er nun, das verderbliche Feuer in ſeinem Leib, unbewußt das Dunkel ſucht, alle feuchten Winkel lechzend durchraſt, den Schatten verfolgt, die Fliege beknurrt, alles um ſich und über ſich nur auf das eine tolle Drängen bezieht und die ganze Welt für vergiftet hält, während es bloß ſeine armen Gedärme ſind, ſo hätten wir ein anſchauliches Bild von dem Zuſtand des bedauernswerten Mannes. Sein Dämon ſchmiedete ihn feſt an den Jüngling; es wurde ihm vor allen Dingen wichtig, „dahinterzukommen“; er hätte ein paar Jahre ſeines Lebens hergegeben, wenn er dadurch geſchwind zu der Kenntnis gelangt wäre, was „dahinterſteckte“.
Um acht Uhr kam der Polizeileutnant zu Beſuch; er war ſchlecht gelaunt, denn er hatte letzte Nacht im Kaſino fünfundſechzig Gulden beim Pharao verloren und war das Geld noch ſchuldig. Gegen Caſpar zeigte er ſich auffallend freundlich; er fragte ihn aus, was er mit dem Präſidenten geſprochen, nahm aber den getreuen Bericht des Jünglings, als zu belanglos, mit Mißtrauen auf.
„Ja, unſer guter Freund iſt recht zurückhaltend,“ beklagte ſich Quandt; „ich wußte gar nichts von dem Einbruch beim Präſidenten, und mit Müh und Not, daß er überhaupt davon erzählt hat. Wiſſen Sie Näheres, Herr Polizeileutnant? Hat man ſchon Spuren?“
Hickel erwiderte gleichmütig, man habe bei Altenmuhr einen verdächtigen Landſtreicher aufgegriffen.
„Was doch alles vorgeht!“ rief Quandt; „welche Frechheit gehört dazu, das Oberhaupt der Behörde zum Opfer eines ſolchen Anſchlags zu machen!“ Insgeheim aber räſonierte er: recht ſo; das wird den Unantaſtbarkeitswahn der Exzellenz ein bißchen erſchüttern; recht ſo; auch von den Spitzbuben können die großen Herren mitunter eine nützliche Lehre empfangen.
„Es ſollte mich ſehr wundern,“ ſagte Hickel mit vornehm geſchloſſenen Lippen — eine Fineſſe, die er dem Lord Stanhope abgeguckt —, „wenn dieſe Geſchichte nicht wieder irgendwie mit unſerm Hauſer zuſammenhinge.“
Quandt machte große Augen, dann ſchaute er ſchräg auf Caſpar, deſſen erſchrockener Blick dem ſeinen entglitt.
„Ich habe Gründe zu einer ſolchen Vermutung,“ fuhr Hickel fort und ſtarrte die blankgeſcheuerten Nägel ſeiner roten Bauernhände an; dieſe Hände flößten Caſpar ſtets einen namenloſen Widerwillen ein; „ich habe Gründe und werde vielleicht ſeinerzeit damit herausrücken. Der Staatsrat ſelber iſt geſcheit genug, um zu wiſſen, was die Glocke geſchlagen hat. Aber er will’s nicht Wort haben, es iſt ihm nicht geheuer dabei zumut.“
„Nicht geheuer zumut? Was Sie ſagen!“ verſetzte Quandt, und ein angenehmes Gruſeln lief ihm über den Rücken. Auch die Lehrerin hörte mit dem Strümpfeſtopfen auf und ſah neugierig von einem zum andern.
„Ja ja,“ fuhr Hickel fort und lächelte den Lehrer mit ſeinen gelbblinkenden Zähnen an, „ſie haben ihm dort unten in München gehörig eingeheizt, und er trägt den Kopf bei weitem nicht mehr ſo zuverſichtlich. Meinen Sie nicht auch, Hauſer?“ fragte er und ſah bald Quandt, bald deſſen Frau ſtrahlend an.
„Ich meine, es iſt nicht in der Ordnung, daß Sie ſo vom Herrn Staatsrat ſprechen,“ antwortete Caſpar kühn.
Hickel verfärbte ſich und biß ſich auf die Lippen. „Sieh mal an, ſieh mal an,“ ſagte er düſter. „Haben Sie das gehört, Herr Lehrer? Schon unkt die Kröte, es wird Frühjahr.“
„Eine höchſt unpaſſende Bemerkung, Hauſer,“ ließ ſich Quandt zürnend vernehmen. „Sie ſind dem Herrn Polizeileutnant Ehrfurcht und Beſcheidenheit ſchuldig ſo wie mir. Gegen den Baron Imhoff oder den Generalkommiſſär würden Sie ſich ſo etwas nicht unterſtehen, des bin ich ſicher. Und ein doppelt Geſicht, ein falſch Geſicht, heißt es. Ich werde das dem Grafen ſchreiben.“
„Echauffieren Sie ſich nicht, Herr Lehrer,“ unterbrach ihn Hickel, „es lohnt ſich nicht, man muß es ſeinem Unverſtand zugut halten. Im übrigen hab’ ich geſtern einen Brief vom Grafen bekommen;“ er griff in die Rockbruſt und zog ein zuſammengefaltetes Papier heraus. „Sie möchten wohl gerne wiſſen, was er ſchreibt, Hauſer? Na, gar ſo ſchmeichelhaft iſt es eben nicht für Sie. Der gute Graf macht ſich Sorgen wie immer und empfiehlt uns rückſichtsloſe Strenge, falls Sie nicht parieren.“
Caſpar machte ein ungläubiges Geſicht. „Das hat er geſchrieben?“ fragte er ſtockend.
Hickel nickte.
„Er hat ſich auch damals zu ſehr geärgert über die Heimlichtuerei mit dem Tagebuch,“ ſagte Quandt.
„Das werd’ ich ihm alles erklären, wenn er wiederkommt,“ verſetzte Caſpar.
Hickel rieb den Rücken an der Ofenecke und lachte. „Wenn er wiederkommt! Wenn! Wer weiß aber, ob er wiederkommt? Mir deucht, er hat nicht allzu große Luſt dazu. Glauben Sie denn, Sie Kindskopf, ſo ein Mann hat nichts Beſſeres zu tun, als ſeine Zeit dahier zu verſitzen?“
„Er kommt wieder, Herr Polizeileutnant,“ ſagte Caſpar mit triumphierendem Lächeln.
„Oho, oho!“ rief Hickel, „das klingt ja allerdings verläßlich. Woher weiß man denn das ſo genau?“
„Weil er es verſprochen hat,“ entgegnete Caſpar mit treuherziger Offenheit. „Er hat heilig verſprochen, in einem Jahr wieder da zu ſein. Am achten Dezember hat er’s verſprochen, ſind alſo noch zehn Monate und ſechzehn Tage bis dahin.“
Hickel ſah Quandt an, Ouandt ſah ſeine Frau an, und alle drei brachen in Gelächter aus. „Im Rechnen ſcheint er ſich ja geübt zu haben,“ meinte Hickel trocken. Dann legte er Caſpar die Hand auf den Kopf und fragte: „Wer hat Ihm denn die herrlichen Locken abgeſchnitten?“
Quandt erwiderte, Caſpar habe es ſelbſt gewünſcht, nachdem er ihm vorgeſtellt, daß es für einen erwachſenen Menſchen nicht ſchicklich ſei, mit ſo einem Haarwald herumzulaufen. „Sie können jetzt ſchlafen gehen, Hauſer,“ ſagte er hierauf.
Caſpar reichte jedem die Hand und ging. Als er draußen war, öffnete Quandt leiſe die Tür und lauſchte. „Sehen Sie, Herr Polizeileutnant,“ flüſterte er Hickel bekümmert zu, „wenn er weiß oder annimmt, daß man ihn hört, ſteigt er ganz langſam und bedächtig die Stiege hinan, wenn er ſich aber unbeachtet glaubt, da kann er wie ein Haſe ſpringen, gleich über drei Stufen auf einmal. Iſt’s nicht ſo, Frau?“
Die Lehrerin beſtätigte es; und wieviel Umſtände er einem mache, fügte ſie verdroſſen hinzu; jetzt ſei er ſechs Wochen im Haus und habe vierzehn Hemden in der Wäſche; immer müſſe er herausgeputzt ſein wie eine Docke, und ſchon in aller Herrgottsfrüh fange er an, ſeine Kleider zu bürſten.
Sie ſetzte dem Polizeileutnant ein Gläſchen Schnaps vor und ging ins Nebenzimmer, um den Säugling zu ſtillen, der ſich ſchreiend meldete.
„Ja, es iſt des Teufels mit ihm,“ ſetzte Quandt das Lamento ſeiner Gattin fort; „da hab’ ich neulich einmal aus der ‚Bayriſchen Deputiertenkammer‘ vorgeleſen. Der Hauſer ſtellt ſich hinter mich, und wie ich fertig bin, lieſt er den Titel der Zeitung halblaut für ſich hin, wie wenn ihn das Wort verwundere. Nun wird aber doch die ‚Bayriſche Deputiertenkammer‘ in jedem anſtändigen Hauſe geleſen, nicht wahr? Außerdem hat er Tag für Tag Gelegenheit gehabt, das Blatt auf unſerm Tiſch zu ſehen, und der Name konnte ihm unmöglich neu ſein. Ich frage alſo, ob er denn nicht wiſſe, was das ſei, eine Deputiertenkammer. Darauf ſagt er mir mit ſeinem unſchuldigſten Geſicht: das ſei wohl ein Zimmer, wo man Leute einſperre. Nun bitt’ ich Sie um alles in der Welt, das geht doch über den grünen Klee. Es muß ſchon ein Engel vom Himmel herunterkommen, damit ich ſolche Ungereimtheiten auf Treu und Glauben hinnehmen ſoll, und ſelbſt dann getrau’ ich mich noch zu bezweifeln, ob es auch ein richtiger Engel iſt und kein nachgemachter.“
„Was wollen Sie,“ antwortete der Polizeileutnant, „es iſt alles Schwindel, alles iſt Schwindel.“ Und indem er ſich auf den geſpreizten Beinen hin und her wiegte, loderte in ſeinen Augen ein unbeſtimmter, träger Haß.
Alles Schwindel; ein Urteil, das ſich nicht etwa bloß auf die vorgetragene Anekdote bezog, ſondern auf das ganze, ihm bis zum Ekel gleichgültige Treiben der Menſchen, ſofern es nicht mit ſeinem Wohlbehagen verknüpft war. Mochten ſie ſich einander die Köpfe abhacken, mochten ſie über Himmel und Hölle, um König und Land ſtreiten, mochten ſie ihre Häuſer bauen, ihre Kinder zeugen, mochten ſie morden, ſtehlen, einbrechen, ſchänden und betrügen oder ſich ehrlich rackern und edle Taten vollbringen, ihm war letzten Endes alles Schwindel, ausgenommen der Freibrief für ein ſorgenloſes Daſein, den ihm die Geſellſchaft nach ſeiner Anſicht ſchuldig war.
Der Ritter von Lang, der an Hickel wegen ſeines einſchmeichelnden Weſens Gefallen hatte, pflegte gern zu erzählen, wie Hickel einſt mit ſeinem, des Ritters, Sohn, einem jungen Doktor der Philoſophie, über die Landſtraße gegangen und wie der junge Mann, gegen das ausgeſtirnte Firmament deutend, angefangen habe, von den zahlloſen Welten dort oben zu reden; da habe Hickel mit ſeinem mokanteſten Geſicht erwidert: „Ja, glauben Sie denn im Ernſt, Doktor, daß dieſe hübſchen Lichterchen etwas andres ſind als eben — Lichterchen?“
Das war nicht etwa bloß Unbildung, ſondern nur der Ausdruck jener Überlegenheit, die in dem Worte gipfelte: alles Schwindel.
Man wußte in der ganzen Stadt, daß Hickel über ſeine Verhältniſſe lebte. Es war ſein Ideal, für einen Kavalier zu gelten, ſeine Leidenſchaft, elegant zu ſein, auch beſaß er die feinſte Naſe für die Echtheit und Legitimität aller damit zuſammenhängenden Dinge. Als vor einiger Zeit ſeine Aufnahme in den vornehmen Beamtenklub ſtrittig geweſen war, hatte man lange gezögert, denn er war keineswegs beliebt und außerdem war er von niedriger Abkunft, ſeine Eltern waren arme Kätnersleute in Dombühl; ſchließlich hatte er ſeinen Wunſch mit Hilfe einiger erſchlichener Familiengeheimniſſe durchgeſetzt, mit denen er den betreffenden Perſönlichkeiten bange zu machen verſtand. Der Hofrat Hofmann, ſein früherer Vorgeſetzter, gab dem vorherrſchenden Gefühl gegen ihn bezeichnenden Ausdruck, indem er verſicherte: „Er decouvriert ſich nicht; dieſer Hickel decouvriert ſich nicht.“ In der Tat hatte es ſtets den Anſchein, als ob der Polizeileutnant mit etwas Gefährlichem im Hinterhalt bleibe.
Ausgezeichnet verſtand er es, ſich mit dem Präſidenten zu ſtellen. Er durfte ſich ſogar erlauben, dem ſonſt ſo Unnahbaren gewiſſe Wahrheiten zu ſagen, die liebenswürdig oder ſorgenvoll klangen, im Grunde aber nichts waren als verzuckerte Bosheiten. Er beſaß eine nicht zu leugnende Geſchicklichkeit im Erzählen amüſanter Hiſtörchen und mancherlei einlaufenden Stadtklatſches. Dies ergötzte Feuerbach und ſtimmte ihn für vieles andre nachſichtig. „Rätſelhaft,“ ſagten die Leute, „was der Staatsrat an dem Hickel für einen Narren gefreſſen hat.“ Jedenfalls fand der Polizeileutnant ſtets williges Gehör bei Feuerbach, und mit Schlauheit ließ er ſich dafür gern gefallen, daß der Präſident in ſeiner bärbeißigen Manier an ihm herum erzog, ſeinen leichtſinnigen Wandel tadelte und ſeine ſchlechten Inſtinkte mit erſtaunlichem Scharfblick ſozuſagen in den Wurzeln entblößte. Iſt es nicht wahrſcheinlich, daß gerade dies den Präſidenten verführte und verſtrickte? Indem er ſo klar die Leerheit und Düſterkeit dieſer Seele durchſchaute, hatte er ſich vielleicht ſchon zu vertraut gemacht mit ihr, um ſie von ſich ſtoßen zu können.
Hickel wußte den Präſidenten nach und nach zu überreden, daß man Caſpar nicht ſo frei wie bisher herumgehen laſſen dürfe, und es wurde als Wächter ein alter Veteran beſtellt, der einen Stelzfuß hatte und einarmig war. Dieſer Wackere faßte ſeine neue Obliegenheit ſehr gewiſſenhaft auf und folgte Caſpar auf Schritt und Tritt zum Gelächter der Gaſſenjugend. Der Polizeileutnant hatte richtig ſpekuliert, wenn die ſo fürſorglich ausſehende Maßregel dazu dienen ſollte, die Bewegungsfreiheit des Jünglings möglichſt zu hemmen. Es gab Beſchwerden über Beſchwerden, bald von Quandt, bald von Caſpar, bald von dem Invaliden, den Caſpar nicht ſelten überliſtete, indem er ſich heimlich davonſtahl.
Er klagte dem Pfarrer Fuhrmann, bei dem er Religionsunterricht empfing, ſeine Not; dieſer ihm wohlgeſinnte Greis ermahnte ihn zur Geduld. „Was ſoll es nutzen, geduldig zu ſein!“ rief Caſpar trotzig, „wird ja doch immer ſchlechter!“
„Was es nutzen ſoll?“ verſetzte der Pfarrer mild. „Was nutzt es Gott, daß er unſerm unſinnigen Treiben zuſchaut! Durch Geduld führt er uns zum Guten. Geduld bringt Roſen.“
Dennoch wandte ſich Pfarrer Fuhrmann an den Präſidenten, und dieſer verſprach Abhilfe, ohne jedoch vorläufig etwas zu unternehmen. Die jährliche Inſpektionſreiſe durch den Bezirk entfernte ihn für drei Wochen aus der Stadt; als er zurückgekehrt war, ließ er eines Tages den Polizeileutnant auf ſein Arbeitszimmer rufen. „Hören Sie mal, Hickel,“ redete er ihn an, „Sie ſind doch in der hieſigen Gegend ziemlich gut bekannt? Schön. Haben Sie mal etwas über das Falkenhaus gehört?“
„Gewiß, Exzellenz,“ antwortete Hickel. „Das ſogenannte Falkenhaus iſt ein uraltes markgräfliches Jagdſchlößchen im Triesdorfer Wald.“
„Stimmt. Das Objekt intereſſiert mich ſchon ſeit einiger Zeit. Ich habe Nachforſchungen eingezogen und habe folgendes erfahren. Das Falkenhaus hat bis vor ungefähr vier Jahren als Förſterwohnung gedient, und zwar hat der letzte Förſter jahrzehntelang mutterſeelenallein dort gelebt. Der Mann hat nie mit irgendeinem Menſchen verkehrt, iſt nie in einem Wirtshaus geſehen worden und hat ſeine Einkäufe in den umliegenden Dörfern ſelbſt beſorgt. Eines Tages iſt er plötzlich verſchwunden geweſen, und ein verabſchiedeter Gendarm ſoll ihn im Schwäbiſchen als Beſitzer oder Verwalter eines Gutshofs wiedergeſehen haben. Ich bin auch dieſer Spur nachgegangen, und es hat ſich herausgeſtellt, nicht nur, daß es damit ſeine Richtigkeit hat, ſondern auch, daß der Mann im Oktober 1830 des Nachts in ſeinem Bett ermordet worden iſt.“
„Davon iſt mir nichts bekannt. Ich weiß nur, daß das Falkenhaus verödet und unbewohnt iſt und daß im Volk allerlei geſpenſterhaftes Zeug über die unheimliche Einſiedelei erzählt wird.“
„Richten Sie jedenfalls Ihr Augenmerk darauf,“ ſagte der Präſident; „am beſten, Sie ſenden einen ortskundigen Mann hin, der ſorgfältige Erhebungen einziehen ſoll.“
„Zu Befehl, Exzellenz. Darf ich fragen, um welchen Fall es ſich dabei handelt?“
„Es handelt ſich um Caſpar Hauſer und ſeine Gefangenſchaft.“
„Ah!“ Hickel räuſperte ſich und machte eine Verbeugung, Gott weiß warum.
„Ich glaube mit Beſtimmtheit annehmen zu dürfen, daß das Falkenhaus die Stätte ſeiner grauſamen Kerkerhaft iſt. Es war mir ſchon ſeit den erſten Erzählungen Caſpars über die Art ſeiner Wanderung mit dem Unbekannten zweifellos, daß der Ort in Franken ſelbſt, nicht allzu weit von Nürnberg oder Ansbach zu ſuchen ſei. Nun haben mich die Spuren zum Falkenhaus geführt.“
„Wahrſcheinlich brauchen Eure Exzellenz dieſes Indizium zu der Schrift über den Hauſer,“ bemerkte Hickel ſchmeichelnd.
„So iſt es.“
„Und ſoll die Veröffentlichung des Werks noch in dieſem Jahr vor ſich gehen? Exzellenz verzeihen meine Neugier, aber ich bin ja herzlich intereſſiert bei der Sache.“
„Sie fragen mich zu viel, Hickel. Laſſen Sie das. Da iſt ein Briefchen für den Hofrat Hofmann, geben Sie es draußen zur Beförderung. Ich will mit dem Hofrat und Caſpar morgen nach Falkenhaus fahren. Benachrichtigen Sie den Hauſer, daß er ſich bereithält, erwähnen Sie aber beileibe nichts von dem Zweck der Fahrt.“
Zur feſtgeſetzten Stunde fand ſich Caſpar ein und ſah ſich alsbald zu ſeiner Verwunderung in der bequemen Kaleſche gegenüber dem Präſidenten und dem Hofrat ſitzen. In ſelten unterbrochenem Schweigen ging es durch die ſonnige Frühlingslandſchaft.
Sie langten an. Ein Gang durch das verlaſſene Waldhaus und die eingehende Prüfung ſeiner Lokalitäten brachte nicht den geringſten Aufſchluß. War ein unterirdiſcher Raum zu jenem fürchterlichen Gebrauch vorhanden geweſen, ſo hatte der einſtige Bewohner ihn ſicherlich verſchüttet, und die Zeit hatte alle Merkmale unſichtbar werden laſſen.
Da entdeckte das ſcharf umherſuchende Auge des Präſidenten im Freien neben dem rechten Trakt des Gebäudes eine ſonderbar geſtaltete Erdgrube. Die Anzeichen ließen darauf ſchließen, daß ſich vordem ein Holzſchuppen oder dergleichen darüber erhoben hatte, denn ringsum lagen noch vermorſchte Bretter und Balken und riſſige Schindeln. Es führten ſieben in den Sand geſchlagene und ſchon verfallene Stufen hinab, und unten war die ſeltſam geglättete Erde von gelblichem Moos bedeckt.
Feuerbach verfärbte ſich, als er dieſes ſah. Nach langem Verſunkenſein ſtieg er hinunter, betaſtete einige Stellen der Wände, bückte ſich in einer Ecke auf den Boden, alles dies finſter und wortlos. Als er wieder heraufkam, ſah er Caſpar durchdringend an. Der aber ſtand ruhig da und ließ den unwiſſenden Blick in die Tiefen des Forſtes ſchweifen. Ahnt er nichts? dachte Feuerbach; ahnt er nicht, worauf ſein Fuß tritt? Weckt ihn kein Hauch der Vergangenheit? Sprechen die Bäume nicht zu ihm? Verrät ihm die Luft nichts? Und da es nicht ſo ſcheint, darf ich mich unterfangen, mit einem Ja oder Nein die ſchauerliche Ungewißheit zu entſcheiden?
Der Wagen hielt an der Heerſtraße draußen. Beim Rückweg durch den Wald blieb Caſpar, den plötzlich eine unbeſiegbare Schwermut überfallen hatte, die ihn zu langſamem Gehen zwang, ein großes Stück hinter den beiden Männern.
Der Hofrat Hofmann benutzte die Gelegenheit, um dem Präſidenten ſeine vernunftgemäßen Zweifel mitzuteilen. „Ich möchte nur eines wiſſen,“ ſagte er mit verkniffenem Geſicht, „ich möchte wiſſen, warum man den Menſchen, wenn er wirklich ſo lange in Gefangenſchaft geſchmachtet hatte, auf einmal freiließ, und nicht nur das, ſondern mitten in eine große Stadt gebracht hat, wo er das ungeheuerſte Aufſehen erregen, alſo notwendigerweiſe ſeine Peiniger verraten mußte. Eine ſolche Logik will mir nicht einleuchten.“
„Mein Gott, dafür laſſen ſich mancherlei Erklärungen denken,“ erwiderte der Präſident ruhig; „entweder man war ſeiner überdrüſſig geworden; ihn länger zu beherbergen war mit Schwierigkeit, ja mit Gefahr verknüpft; ſein Kerkermeiſter konnte den Auftrag erhalten haben, ihn zu töten, faßte jedoch in einer begreiflichen Regung des Erbarmens oder der Anhänglichkeit oder der Furcht den Entſchluß, ihn auf andre Art verſchwinden zu laſſen, und wo konnte das mit mehr Ausſicht auf Erfolg geſchehen als gerade in einer großen Stadt? Man dachte ſich die Sache ſo: der Rittmeiſter Weſſenig, dem mitgegebenen Schreiben folgend, ſteckt ihn unter die Soldaten; dort gibt es der Analphabeten und Halbidioten die Menge, dort wird er nicht weiter auffallen, vermeinte der Verbrecher in einem Optimismus, der freilich nur von ſeiner eignen Unbildung zeugt. Als aber die Dinge einen ganz andern Weg nahmen, bekam er’s mit der Angſt, teilte ſich, mußte ſich denen mitteilen, welche die Fäden von Anfang an in der Hand hielten, und dieſe mußten zuſehen, wie ſie den furchtbarſten Zeugen ihrer Schuld wieder unſchädlich machen konnten, der nun, geſchützt von einer Welt, ihnen als Auferſtandener gegenübertrat.“
„Sehr fein, ſehr fein,“ murmelte der Hofrat beifällig, ohne merken zu laſſen, daß er keineswegs überzeugt war.
Spät nachmittags kamen ſie in die Stadt zurück. Caſpar trennte ſich von den Herren und ging heimwärts. Auf dem Promenadeweg begegnete er Frau von Imhoff. Sie begrüßte ihn und fragte, warum er ſich ſo lange nicht bei ihr ſehen laſſe.
„Hab’ keine Zeit, hab’ viel zu arbeiten,“ antwortete Caſpar, doch mit ſo verlegenem Geſicht, daß die kluge Dame merkte, dies könne nicht der wahre Grund ſein. Sie unterließ es aber, ihn auszuforſchen, und fragte ablenkend, ob er ſich auch des Frühlings recht erfreue.
Caſpar ſchaute in die Luft und in die Kronen der Ulmen, als habe er den Frühling bis jetzt überſehen, und ſchüttelte den Kopf. Gern hätte er vieles geſagt, das Herz war ihm voll, übervoll, doch auf der Zunge lag es wie ein Stein, und er hatte nicht das Gefühl, daß dieſe Frau, ſo freundlich ſie ſich auch gab, wirklich für ihn aufgelegt ſei. Was kann es nutzen? dachte er.
„Ich habe Ihnen einen Gruß zu beſtellen,“ ſagte ſie dann beim Abſchied und nachdem ſie ihn für den Sonntag zu Tiſch gebeten hatte; „erinnern Sie ſich noch der Geſchichte meiner Freundin, die ich am Abend, als Lord Stanhope bei uns war, erzählt habe? Die läßt Sie grüßen. Und ein Gruß bedeutet bei ihr viel.“
„Wie heißt die Frau?“ fragte Caſpar, genau wie damals, nur nicht lächelnd und froh, ſondern zerſtreut.
Frau von Imhoff lachte; dieſe Wißbegier nach einem Namen erſchien ihr komiſch. „Kannawurf heißt ſie, Clara von Kannawurf,“ antwortete ſie gutmütig.
Ganz hübſch, daß ſie mich grüßen läßt, dachte Caſpar, während er ſeinen Weg fortſetzte, aber was kann es nutzen? Was ſoll’s mir nutzen?