Kurd Laßwitz: Auf zwei Planeten 50. Die Luft-Yacht Die Strahlen der aufgehenden Sonne vergoldeten ein prachtvolles Luftſchiff, das aus den äußerſten Höhen des Luftmeers von Norden her herabſchießend jetzt ſeine Geſchwindigkeit mäßigte und ſeine glänzenden Schwingen ausbreitend langſam und majeſtätiſch, in geringer Höhe über den Wogen, der nördlichen Küſte von Rügen entgegenſchwebte. Die Fiſcher in ihren Booten und die Badegäſte, die am Strand luſtwandelten, verfolgten das Schiff mit erſtaunten Blicken. An den Anblick von Luftſchiffen waren ſie gewöhnt, denn der direkte Weg vom Nordpol nach Berlin führte hier vorüber, wenn auch freilich dieſe Schiffe in viel größeren Höhen zu ziehen pflegten. Aber ein derartiges Fahrzeug hatten ſie noch nicht geſehen. Es war keines der furchtbaren Kriegsſchiffe, deren farbloſe Einfachheit nur die drohenden Öffnungen der Repulſitgeſchütze unterbrach, es war auch keines der langen und breiten Poſtſchiffe, die den Perſonenverkehr vermittelten. Für eines der Boote, die den höheren Beamten der Nume zur Verfügung ſtanden, war es zu groß und prächtig. Es war in der Tat ein Schiff, wie es bisher auf der Erde nicht verkehrt hatte, eine Privatyacht, von einem reichen Numen zu Vergnügungsreiſen erbaut. Seine glatte Oberfläche ſchimmerte rot und golden, auf beiden Seiten wie auf den jetzt ausgebreiteten Flügeln glänzte weithin ſichtbar der Name des Schiffes, als wäre er von rieſigen Edelſteinen gebildet, ein nach rechts offener Halbkreis. Wer martiſch zu leſen verſtand, erkannte darin den Namen ‚La‘. In der Mitte des Schiffes, auf deſſen unterer Seite, befand ſich ein kleiner Salon, ausgeſtattet in einer ebenſo koſtbaren als einfach wirkenden Eleganz und mit jeder Bequemlichkeit, die martiſche Kunſt zu erdenken vermochte. Eine hier zum erſtenmal angewandte Konſtruktion ließ nach beiden Seiten erkerartige Anſätze ſo hervortreten, daß ſie, ohne die Bewegung des Schiffes zu verhindern, eine freie Ausſicht nach den Seiten und nach unten geſtatteten. Auf einem freihängenden Polſter, wie auf einer Schaukel halb liegend, ruhte hier eine graziöſe weibliche Geſtalt in bequemem Morgenanzug, den der mit glänzenden Deli-Kriſtallen bedeckte Lisſchleier umhüllte. Es war Se. Sie beugte den ſchlanken Hals herab, um das Meer zu betrachten. Sobald ſie den Kopf bewegte, ſpielten die braunen Locken in den lichten Farben des Regenbogens. Von Zeit zu Zeit betrachtete ſie Einzelheiten durch ein Glas, dann ließ ſie wieder den Blick rückwärts über die ſchaumgekrönten Wogen in die uferloſe Ferne ſchweifen. Sie konnte ſich an dieſem Schauſpiel nicht ſattſehen. Daß es ſo viel Waſſer gab, Waſſer und immer Waſſer auf dieſer Erde, wie wunderbar kam es ihr vor, die bis jetzt nur das eisſchollenbedeckte und beſchränkte Meer am Nordpol erblickt hatte. Eine leiſe Berührung ihrer Schulter ließ ſie aufblicken. Die Herrin dieſes fliegenden Wunderbaus ſtand vor ihr. „Da biſt du ja, La“, rief ſie, ſich aufrichtend, der ihr zunickenden Freundin entgegen. „Haſt du endlich ausgeſchlafen?“ „Ich bin auch nicht ſo früh eingeſchlafen wie du. Ich glaube, du träumteſt ſchon, als wir geſtern vom Pol abreiſten.“ „Ich war furchtbar müde. Ich hatte ja den ganzen Tag gearbeitet, um mich noch rechtzeitig für dich freizumachen. Ach, La, das war doch einer deiner geſcheiteſten Gedanken, mich zu dieſer Reiſe einzuladen. Aber dieſe Eile! In der Nacht kommſt du mit dem ‚Glo‘ an, ganz unerwartet. Früh läßt mich dein Vater nach dem Ring holen, und abends muß ich ſchon mit dir fort nach Deutſchland. Ich habe noch gar keine Zeit gehabt, dich irgend etwas zu fragen.“ „Weil du geſtern gleich eingeſchlafen biſt.“ „Ich bin ganz ſtarr über dieſen fabelhaften Luxus, das heißt für ein Luftſchiff. Sonſt iſt es ja gerade ſo wie zu Hauſe, aber das auf einem Schiff zu haben, das iſt eben das Überraſchende. Wie biſt du nur dazu gekommen?“ „Das hat mir alles der Vater geſchenkt.“ „Und das konnte er?“ La nickte. „Aber du ſiehſt gar nicht ſo vergnügt aus, wie es ſich für eine ſolche Prinzeſſin ſchickt. Komm, ſetz dich her und geſtehe! Was iſt eigentlich mit euch vorgegangen? Ich verſuchte vorhin in dein Zimmer zu kommen, aber ich glaube gar, du haſt es mit einer akuſtiſchen Tür geſchloſſen, die nur auf das Stichwort aufgeht.“ La lehnte ſich auf die ſchwebenden Polſter und blickte zur Erde hinab. Dann ſagte ſie: „Du ſiehſt, wir ſind reiche Leute geworden. Der Vater hat eine wichtige Erfindung gemacht, eine Verbeſſerung am Fortbewegungsmechanismus der Raumſchiffe.“ „Das weiß ich natürlich, den Fru’ſchen Gleitrepulſor, der das Repulſit noch einmal ſo ſtark ausnutzen läßt. Das erſpart dem Staat Hunderte von Millionen im Jahr.“ „Nun ja, und einige davon haben wir als Ehrengabe bekommen. Dafür hat mir der Vater dies ſchöne Schiff geſchenkt und ein Reiſejahr für die Erde. Ich freue mich ſehr darüber.“ „Wenn du es nicht ſagteſt, würde man es kaum glauben. Was haſt du alſo noch für Sorgen?“ „Weißt du, Se, ſchreiben oder in die Ferne ſprechen kann man ſolche Sachen nicht. Drum hab ich dich vor allen Dingen abgeholt, denn das mußt du doch erfahren, daß wir mit Oß nicht mehr verkehren.“ „Aber Oß iſt doch an der Erfindung deines Vaters beteiligt, er war ja ſein Aſſiſtent bei den Verſuchen?“ „Ja, leider. Er hat auch vom Staat ſeine Million bekommen, und das iſt eben das Unglück, das iſt ihm in den Kopf geſtiegen.“ „Wieſo? Ein bißchen exzentriſch freilich war er ja immer. Weißt du noch? Damals am Pol, als Ill die Verſammlung abhielt und Grunthe und Saltner fortgegangen waren, da beantragte er doch, den Menſchen die perſönliche Freiheit abzuſprechen. Aber was hat er denn getan?“ „Es war damals nach dem Friedensſchluß mit der Erde, als der Vater die Verſuche machte, und Oß war deshalb viel bei uns, wir hielten uns auf der Außenſtation am Nordpol des Mars auf. Und da wollte er mich binden.“ „Im Spiel? Ja? Nun, das iſt doch noch kein Größenwahnſinn. Wer war denn dabei?“ „Ich wollte aber nicht.“ „Und das hat er übelgenommen, das kannſt du ihm nicht verdenken. Warum wollteſt du nicht?“ „Ich — ich war nicht in der Stimmung. Aber er hat das falſch verſtanden. Ich machte mir eben gar nichts aus ihm, und er bildete ſich ein, mir wäre das Spiel zu wenig. Er kam mit einem Antrag „Im Ernſt?“ La bewegte den Kopf bejahend. Ihre Augen blickten in die Ferne hinaus, aber ſie ſah nichts von der anmutigen Landſchaft, den buchengekrönten Kreidefelſen zu ihren Füßen. „Und du haſt ihn abgewieſen? La! Das iſt freilich ſchlimm. Das geht doch nicht. Du mußteſt das Spiel annehmen und dann ſo unausſtehlich ſein, daß er von ſelber —. Aber La, du Liebling, ich glaube gar, du weinſt?“ Sie zog ſie an ſich und ſtreichelte ihr die Wangen. „Warum regt dich das ſo auf, macht dich ſo traurig? Du bereuſt? Du liebſt ihn? Darf ich es wiſſen?“ „Wirklich nicht“, ſagte La mit ſo ruhiger Stimme, daß Se an ihrem Wort nicht zweifeln konnte. „Ich konnte nicht anders, ich mochte nichts von ihm wiſſen.“ „Ach ſo!“ Se faßte ihre Hand und drückte ſie leiſe. „Alſo ein anderer.“ Und bei ſich dachte ſie: „Alſo Ell!“ Aber das ſagte ſie nicht. Vor ſolchen Gewiſſensfragen blieb auch die Freundſchaft ſtehen. La erhob ſich heftig. „Laſſen wir das nun“, ſagte ſie. „Es iſt nichts daran zu ändern. Ich hätte auch jeden andern abgewieſen — das zu deiner Beruhigung. Ich wollte dir das nur mitteilen, damit du dich nicht wunderſt, wenn ich von Oß nichts mehr hören mag.“ „Und wo iſt er denn jetzt?“ „Ich weiß es nicht, ich habe mich nicht darum gekümmert. Der Nu iſt groß. Er iſt aus unſerer Umgebung verſchwunden.“ „Und deine Reiſe nach der Erde, nach Berlin? Hängt die damit zuſammen?“ fragte Se etwas neugierig. „Indirekt ja. Ich habe mich über die ganze Sache geärgert. Ich war, ich weiß nicht warum, in dieſem Jahr recht wenig zufrieden mit mir. Die Ärzte ſchickten mich hier- und dahin, aber ich war gar nicht krank, ich war nur — ich weiß nicht. Da kam der Vater auf die Idee, mich nach der Erde kommen zu laſſen. Er mußte wieder hierher zu den Erweiterungsbauten an der Außenſtation. Und da ſchenkte er mir vorher das ſchöne Schiff. Ich wollte die Mutter gern mitnehmen, aber es wäre für ſie zu anſtrengend geweſen. Da dachte ich an dich. Und nun hab ich dich ja.“ Sie küßte Se auf den Mund und ſprach weiter: „Sei mir gut und tu mir den einen Gefallen, wundere dich nicht über mich, ich weiß, was ich tue, auch wenn es dir ſeltſam vorkommt. Ich will nämlich einmal verſuchen, wie es ſich auf der Erde lebt, ob man überhaupt hier leben kann.“ Se lächelte ſtill für ſich. „In einem ſolchen Luftſchiff läßt es ſich ſchon leben“, ſagte ſie. „Und im Palaſt des Kultors wird es ſich wohl auch leben laſſen. Dort wirſt du ſicherlich dieſe La, ich meine die fliegende, in der wir ſitzen, unterbringen.“ „Nein, das werde ich nicht, ich will dir’s gleich verraten. Ich habe nur dem Vater nicht widerſprochen, als er es vorſchlug. Aber ich habe ganz andre Dinge vor. Ich will mir einmal die Bate in ihrer Heimat anſehen, nicht als Nume, ſondern wie ein Menſch möchte ich unter Menſchen verkehren. Wir wollen nicht in dem Schiff wohnen, ſondern in einem Hotel wie gewöhnliche Menſchen.“ Se ſah die Freundin erſtaunt an. „Was für Ideen du da ausheckſt“, ſagte ſie. „Zur Abwechslung wäre es vielleicht nicht übel, und ich wäre ganz gern dabei — wenn es nur ginge. Aber die Schwere, La, die Schwere! Wenn wir als Menſchen auftreten wollen, können wir doch nicht mit den Helmen über dem Kopf herumlaufen.“ „Könnten wir uns nicht ein bißchen an die Erdſchwere gewöhnen? Ein bißchen nur?“ fragte La, indem ſie Se ſchelmiſch anſah. „Nein“, rief Se abwehrend, „dazu bekommſt du mich nicht! Es iſt ja gar nicht dein Ernſt!“ „Höre einmal“, ſagte La, indem ſie ſich neben Se ſetzte und den Arm um ſie ſchlang. „Ich habe mir etwas ausgedacht und mir in Kla in aller Stille anfertigen laſſen. Darauf bin ich gekommen, wie ich in einem Blatt die neueſten Moden auf der Erde geſehen habe. Sieh einmal her.“ Sie holte vom Bücherbrett ein Journal der Erde und ſchlug es auf. „Siehſt du“, ſagte ſie, „man trägt jetzt dieſe merkwürdigen Hüte mit breiten Krempen, die bis über die Schultern hinausragen, und an beiden Seiten fallen Bänder herab. Ich vermute, daß unſre diabariſchen Glockenhelme das Muſter dazu geliefert haben, unſchön genug ſind ſie dazu. Da dachte ich mir, ſo ein Hut müßte ſich diabariſch herſtellen laſſen, und ich ließ einige Modelle aus Stellit anfertigen. Ich werde ſie dir dann zeigen. Sie ſehen aus wie dieſe Hüte. Die Verbindung geht durch dieſe Bänder, die allerdings an der Schulter befeſtigt werden müſſen. Von dort geht ſie an den Seiten unter den Kleidern fort bis an die Stiefel, die man aber unter den langen menſchlichen Frauenkleidern nicht ſieht. Dieſer Anzug ſchützt zwar nicht ſo gut wie der übliche Erdanzug mit Helm, aber in der Hauptſache genügt er völlig. Nur die Oberkleider und die Arme bleiben ohne Schutz, indeſſen das kann man ſchon aushalten, es iſt nicht ſo ſchwer; wir brauchen ja die Arme nicht zu bewegen, ſondern können ſie meiſt am Gürtel oder an einem Seitentäſchchen aufſtützen. Außerdem habe ich auch diabariſche Schirme gegen Sonne und Regen, die wir durch eine Stellitkette mit dem Anzug verbinden können. Auf der Straße können wir alſo überall ohne Beſchwerde gehen, nur dürfen wir die Hüte nicht abnehmen. Aber bei den menſchlichen Damen iſt es ja Sitte, bei vielen Gelegenheiten auch im Zimmer die Hüte aufzubehalten.“ „Das iſt fein. Man wird zwar gräßlich ausſehen, doch wir ſind ja auf der Erde, da nimmt man es nicht ſo genau. Aber ich bitte dich, wir können doch nicht zu Hauſe immer in Hüten ſitzen und damit zu Bett gehen.“ „Nein, das iſt nicht zu verlangen. Trotzdem, im Schiff möchte ich nicht wohnen, es braucht vorläufig niemand zu wiſſen, daß wir da ſind. Aber es gibt ja in Berlin Hotels für Nume, mit Zimmern, die abariſch gemacht werden können. Dort mieten wir uns ein, daß wir uns zu Hauſe erholen können. Das Schiff geht ſofort weiter, daß die Leute meinen, wir ſind mit irgendeinem Mietſchiff angekommen. Die Schiffer nehmen mit dem Schiff in einem der Vororte Quartier, ſo daß wir ſie jederzeit herbeirufen können.“ „Das haſt du alles ſehr hübſch ausgedacht. Aber wie kommen wir denn zu der nötigen menſchlichen Toilette?“ „Das iſt das wenigſte! Es gibt doch in Berlin große Magazine, wo man alles haben kann, was Menſchen brauchen. Sobald wir im Hotel angekommen ſind, laſſen wir uns von dort jemand kommen, und ich bin überzeugt, in einer Stunde ſind wir aufs Eleganteſte ausſtaffiert.“ „Du biſt gelungen! Was haſt du für Anſichten von meinem Geldbeutel!“ „Sei doch nicht töricht, Liebling. Du biſt mein Gaſt, und ich habe für dich zu ſorgen. Das iſt ganz ſelbſtverſtändlich.“ „Nun, meinetwegen. Ich will dir deine Freude nicht verderben.“ „Ich danke dir, gute Se. Und nun komm, ich will dir die Hüte zeigen. Wir wollen ſie einmal probieren. Auf dem Verdeck iſt Erdſchwere, und wir ſind dennoch gegen den Luftzug geſchützt.“ Die Probe wurde unter Lachen und Necken gemacht. Es ging alles nach Wunſch, und Se erklärte, daß ſie es wohl wagen würde, ſo ſpazieren zu gehen. Aber Geſicht und Haar müßten unter einem Schleier verborgen werden, und wenn ſie ſo ein bißchen gebückt einherhumpelten, werde man ſie ja wohl für zwei alte Erdmütterchen halten. „Aber wenn wir Ell beſuchen“, ſagte ſie fragend zu La, „da wirſt du doch nicht in dieſem Aufzug hingehen?“ Sie waren wieder in den Salon getreten, und La war gerade damit beſchäftigt, ihren Hut abzulegen. Währenddeſſen antwortete ſie unbefangen: „Ell zu beſuchen iſt gar nicht meine Abſicht. Wenigſtens nicht eher, als es die Höflichkeit unbedingt erfordert. Weißt du, wen wir zuerſt aufſuchen werden?“ „Nun dann vielleicht Grunthe?“ La lachte. „Das iſt wahr“, ſagte ſie, „den müßten wir eigentlich auch einmal heimſuchen. Aber im Ernſt, ich will zuerſt zu Isma. Wir haben uns einigemal geſchrieben.“ „Mir iſt alles recht“, antwortete Se. Und nach einer Pauſe begann ſie ein wenig zögernd, indem ſie La nur verſtohlen betrachtete: „Haſt du denn eigentlich wieder einmal etwas von Saltner gehört? Er iſt doch ſo ohne Abſchied vom Mars verſchwunden.“ La ergriff das neben ihr liegende Fernglas und richtete es auf die Landſchaft. Dabei ſagte ſie mit möglichſt gleichgültiger Stimme: „Nur indirekt, hin und wieder. Er lebt, ſoviel ich weiß, bei ſeiner Mutter da irgendwo in den Bergen. Übrigens hat er ſich bei mir verabſchiedet, aber, du weißt ja, er hat ſich damals auch mit Ell überworfen wegen der Briefe —“ Se ſah, wie Las Hand, die das Glas hielt, leiſe zitterte. Es war unmöglich, daß ſie etwas durch das Glas zu erkennen vermochte. „Ach ja“, ſagte Se, „ich weiß.“ Beide ſchwiegen. La ſah wieder angelegentlich nach der Landſchaft. Se blickte zu ihr hinüber. Sie konnte aus der Freundin nicht klug werden. Endlich ſagte ſie: „Übrigens, wenn wir ihn wiederſehen ſollten, die Bindung iſt aufgehoben. Ich will nicht mehr.“ La antwortete nicht. Es war ganz ſtill, man hörte das leiſe Ziſchen der treibenden Maſchine. Plötzlich unterbrach der laute Pfiff einer Lokomotive die Stille. Hundegebell wurde vernehmbar. „Oh“, rief Se, „das iſt Lärm, das iſt die Erde!“ „Ich glaube, wir müſſen ſchon weit über dem Binnenland ſein. Ich ſagte dem Schiffer, er ſolle von Sonnenaufgang an ganz tief und langſam fahren. Aber wir wollen nun etwas ſchneller vorwärts, die Landſchaft da unten iſt recht eintönig.“ La rief den Schiffer. „Können wir in einer Stunde am Ziel ſein?“ „In einer Viertelſtunde, wenn Sie wollen.“ „Eine Stunde genügt.“ Der Schiffer ging. „Wir wollen frühſtücken und Toilette machen, ganz einfach“, ſagte ſie zu Se. Das Schiff zog die Flügel ein. Wie ein Pfeil durchſchoß es die Luft. 51. Martierinnen in Berlin